Edumail #74: KI-Experimente, das Fediverse erklärt & erste Adventskalender-Links

Willkommen zu einer weiteren Ausgabe der Edumail! 👋

Mich hat in den letzten Wochen sehr beschäftigt, wie wir das Internet gemeinsam demokratisch und nachhaltig gestalten können – und uns beispielsweise für unsere Online-Vernetzung nicht in schwarze Löcher begeben. Daneben ist das Thema KI-Sprachmodelle weiterhin sehr gefragt und ich habe dazu einige Ideen für Workshops entwickelt. Methodische Anregungen, Mini-Inhalte zum Weiternutzen und natürlich Internetquatsch gibt es in dieser Ausgabe wie gewohnt auch. Und weil bald schon wieder die Adventszeit beginnt, stelle ich Möglichkeiten für alle vor, die Online-Adventskalender gestalten möchten – und lade zum Mitmachen beim kollaborativen Web-Projekt ‚Adventsmagie‘ ein 💫  
Herzliche Grüße und viel Freude beim Erkunden

Nele Hirsch | eBildungslabor
🔬 Experimentieren mit Künstlicher Intelligenz
Ich habe weiter viel mit unterschiedlichen KI-Tools experimentiert und zahlreiche Lernangebote dazu gestaltet. Aus den gewonnen Erfahrungen möchte ich drei Tipps für Workshops zu KI teilen:

1. Es ist sowohl lehrreich als auch spaßig mit Scherzfragen in die Nutzung von Sprachmodellen einzusteigen. Denn an der Art und Weise wie ChatGPT oder andere Tools auf Scherzfragen ‚antworten‘, lässt sich sehr viel über die Funktionsweise der Tools lernen. Man erkennt vor allem, dass man sie weder überschätzen noch unterschätzen sollte. Ich habe darüber ausführlich mit Beispielen zum direkten Weiternutzen gebloggt.

2. Eine schöne Aufgabe für eine ‚Murmelrunde‘ im Rahmen eines Vortrags zu KI lautet: Was wäre Euer Prompt zur Visualisierung von KI? Ich habe das unter anderem beim Medienpädagogik Praxiscamp ausprobiert. Hier ist das Vorgehen genauer beschrieben und ich habe die Ergebnisse dokumentiert.

3. Ein schöner Einstieg zu KI, aber ganz ohne Nutzung von irgendwelchen KI-Tools ist ein Kennenlern-Kartentausch mit vorbereiteten, unterschiedlichen Statements und Meinungen zu KI. Jede Person erhält eine Karte. Alle bewegen sich durch den Raum. Wenn sich zwei Personen treffen, stellen sie sich gegenseitig das Statement ihrer Karte vor und sagen, wie sehr sie damit einverstanden sind oder wie sehr nicht. Dann werden Karten getauscht und ein weiteres Gespräch gesucht. Ich mag die Methode, weil Menschen, die schon sehr viel zu KI nachgedacht haben, ganz genauso gut mitmachen können wie Menschen, für die das Thema ganz neu ist – und weil alle schnell ein Gefühl für die Stimmung im Raum zu dem Thema bekommen. Wenn Du meine Karten weiternutzen willst, findest Du sie hier.

Über mein eigenes Ausprobieren und Erkunden habe ich in zwei Blogbeiträgen reflektiert:

1. Wie kann es gelingen, dass man bei Eingaben in Sprachmodellen gut passende Ergebnisse erhält? Wichtig dazu ist die Bereitstellung von Kontext in der Eingabe. Drei Möglichkeiten, die bei mir gut funktionieren, habe ich hier aufgeschrieben.
2. Prompting gilt als neue Zukunftskompetenz. Warum das nicht als ‚Zauberspruch-Prompting‘ missverstanden werden soll, bei dem Menschen versuchen auswendig zu lernen, was sie als Eingabe eingeben müssen, sondern es eher um Verstehen der Technik dahinter gehen sollte, habe ich hier gebloggt.

Und schließlich noch…
… ein schönes Tool: Wer QR-Codes mag, kann diese mit QRGPT mit Hintergrundbild gestalten und dazu einen Prompt eingeben.
… mein aktueller Lieblings-Hack: Das Transkript eines Videos oder Audios bei ChatGPT mit dem Prompt eingeben, dass dazu eine kurze Zusammenfassung geschrieben werden soll. Das Ergebnis eignet sich wunderbar für ein kurzes Intro zu dem jeweiligen Medium. Und/ oder es ist oft hilfreicher, weil besser lesbar, als das vollständige Transkript.
… und mein lustigster Fail: Für die Visualisierung von ‚Flipped Lernen‘ wollte ich ein Bild von einem Pfannkuchen generieren, der in einer Pfanne nach oben geworfen wird, um ihn zu drehen. Das Ergebnis war … nun ja … schau selbst ;-)
Ein Mensch mit blauer Mütze vor einem Berg mit Pfannkuchen aus denen Teig spritzt.
🗨️ Einen Vortrag in ein interaktives Austauschformat verwandeln
Ich mag Vorträge, bei denen von der vortragenden Person sowohl Impulse eingebracht werden, als auch zugleich Austausch unter Teilnehmer:innen stattfindet – und der klassische frontale Input auf diese Weise immer wieder unterbrochen wird. Wie das konkret aussehen kann, habe ich anhand eines ‚Vortrags‘ zum Thema ‚Peer-to-Peer Lernen im Online-Kontext‘ aufgeschrieben. Zugleich sind dabei weiternutzbare Inhalte zu diesem Thema entstanden. Hier findest Du den Blogbeitrag.
⏱️ Tool-Tipp: Zeit-Slots buchen!
Es gibt viele Fälle, in denen eine bestimmte Anzahl an Personen sich auf unterschiedliche Angebote in mehreren Zeit-Slots verteilen soll. Beispielsweise kann es Zeit-Slots für Elterngespräche geben oder mehrere Angebote an einem Projekttag zur Auswahl oder Coaching-Termine … Mit diesem Terminplaner-Tool lässt sich die Bereitstellung und Buchung solcher Zeit-Slots ganz einfach bewältigen. Nötig ist eine kostenfreie Registrierung. Dann kann es direkt losgehen, indem Du auf der Website die Option ‚Buchungsliste‘ wählst.
🌐 Fediverse: Soziale Online-Vernetzung demokratisch!
Vor rund einem Jahr hat Elon Musk das soziale Netzwerk Twitter für einen unvorstellbar hohen Betrag gekauft – und seitdem für mich und auch für viele andere praktisch unbenutzbar gemacht. Die wichtigste Lehre, die ich aus dieser Erfahrung ziehe, lautet, dass ich bei der Wahl eines sozialen Netzwerks für meine Online-Kommunikation und -Vernetzung zukünftig vor allem auf Nachhaltigkeit achten werde. Nachhaltigkeit ist – das hat der Twitter-Kauf gezeigt –  ein Netzwerk nicht, wenn es nicht demokratisch reguliert und gestaltet werden kann, sondern sich Geschäftsinteressen von einem Tag auf den anderen ändern können.  

Vor diesem Hintergrund habe ich mich aktuell auch dagegen entschieden, mich beim sozialen Netzwerk ‚Bluesky‘ zu registrieren. Über meine Entscheidung habe ich gebloggt. Vielleicht kann der Blogbeitrag auch Dir bei der Entscheidung für oder gegen ein soziales Netzwerk helfen. Wenn Du Dich für Mastodon oder einen anderen Dienst im Fediverse entscheidest, dann helfe ich sehr gerne beim Einstieg!  

Wenn Du jetzt sagst oder von Kolleg:innen hörst: „Fediverse und Mastodon – das könnte ja vielleicht ganz schön sein, aber ich verstehe das echt nicht und weiß auch nicht, warum das so wichtig sein soll …“ Dann habe ich dafür auch etwas für Dich: zum einen ein knapp 20minütiges Video, in dem ich all das versuche ganz niederschwellig zu erklären. Und zum anderen eine dazu passende Mikrofortbildung, die Du zusammen mit Kolleg:innen selbstorganisiert nutzen kannst.
🎄 Fast schon Dezember: Adventskalender zum Mitmachen und selbst gestalten!
Bald ist schon wieder Dezember – und damit auch die Zeit von ganz vielen Online-Adventskalendern. Wenn Du Lust hast, bei einem kollaborativen Online-Adventskalender mitzumachen und hierfür einen schönen, ermutigenden oder spaßigen Inhalt beizusteuern, dann schaue unbedingt auf Adventsmagie vorbei.
Wenn Du für und mit Deinem Kollegium oder Deiner Lerngruppe einen Online-Adventskalender gestalten willst, dann können die folgenden Tools dabei helfen:  

1. Der H5P-Adventskalender: Pünktlich zur diesjährigen Adventszeit in einer neuen Version. Eine Beispielsversion gibt es auf der Website der Software. Gestaltbar und teilbar zum Beispiel via Lumi – oder über das H5P-Plugin in Moodle oder auf einer WordPress-Website.

2. Der Glitch-Adventskalender: Einen Online-Adventskalender gestalten und nebenbei ein bisschen Coding lernen? Wenn Du darauf Lust hast, dann remixe Dir dieses Glitch-Projekt.

3. Der WordPress-Adventskalender: Für alle die einen Adventskalender als Website gestalten wollen, gibt es im Relilab Tipps, Tricks und Vorlagen für die Gestaltung in WordPress.  

Und falls Du gar keinen Online-Adventskalender, sondern einen ‚zum Anfassen und Auspacken‚ gestalten willst, dann schaue doch mal beim Adventskalender zum Anfassen vorbei. Es ist ein früheres Projekt von mir – und Du kannst es unter anderem als Inspiration nutzen, welche Gegenstände und Mini-Geschenke für Bildungsmenschen eingetütet werden können.
💡 Niederschwellige methodische Ideen mit viel Potential
Ich mag beteiligungsorientierte Workshops mit viel Interaktion. In diese Richtung weisen auch die folgenden drei methodischen Vorschläge, die Du gerne für Dich anpassen und weiternutzen kannst:

1. Speeddating als Gewusel im Raum: Beim Speeddating sitzen sich normalerweise zwei Personen gegenüber und haben eine begrenzte Zeit zur Verfügung, um sich gegenseitig vorzustellen. Dann werden die Plätze gewechselt. Ich habe eine Variation dieser Methode entwickelt, bei der Teilnehmer:innen sich zunächst eine Vorlage mit Schlagworten zu sich und ihren Erwartungen gestalten. Danach wuseln alle durch den Raum. Das Ziel ist es, Menschen mit gleichen Begriffen auf der ausgefüllten Vorlage zu finden. Auf diese Weise kommen alle sehr schnell miteinander ins Gespräch.
Du kannst für diese Methode gerne meine entwickelte Vorlage verwenden oder Dir darauf aufbauend etwas ähnliches gestalten.

2. Kollaboratives Tortendiagramm: Diese Methode ist immer dann hilfreich, wenn es um Leitbildentwicklung oder Definition von Herausforderungen geht. Die Teilnehmer:innen teilen sich dazu in Gruppen von ca. 5 Personen auf. Im ersten Schritt wird aufgeschrieben, was einem zu dem Thema alles einfällt (z.B. Was gehört zu guter Bildung dazu?). Dies kann auf Post-Its gesammelt werden. Anschließend erhält jede Gruppe einen großen ausgeschnittenen Kreis (z.B. aus Flipchart-Papier). Die Aufgabe lautet nun, die gesammelten Themen als Tortendiagramm zu gestalten: Was ist uns wie wichtig? Diese Aufgabe sorgt für lebhafte Diskussionen und bringt Klarheit in das Thema. Wenn gewünscht können die gestalteten Tortendiagramme anschließend z.B. in einem Gruppenpuzzle gegenseitig vorgestellt werden.

3. Kennenlern-Challenge: Insbesondere bei offenen Veranstaltungsformaten wie Barcamps kann eine Kennenlern-Challenge ein schöner Einstieg sein. Die Teilnehmer:innen erhalten dazu ein Set von Herausforderungen (die Anzahl richtet sich nach der Gruppengröße. Eine Herausforderung kann z.B. sein: Stelle eine Liste mit 10 Berufen zusammen, die ihr in Eurer Kindheit hattet)). Die Herausforderungen sind auf einer Pinnwand in der Spalte ‚To Do‘ angepinnt. Die Aufgabe besteht nun darin, in einer festgelegten Zeit alle Herausforderungen in die Spalte ‚Done‘ zu verschieben. Die Herausforderungen, die wir beim Educamp genutzt haben, findest Du hier und kannst sie gerne für Dich anpassen und weiternutzen. 
👂 Microcontent (= Mini-Lerninhalte zum offenen Weiternutzen): zwei neue Folgen in der Reihe ‚3 Minuten Pädagogik‘
Ich habe zwei neue Folgen in meiner Audio-Reihe ‚3 Minuten Pädagogik‚ aufgenommen, in der ich Begriffe, die für eine progressive Pädagogik wichtig sind, in maximal 3 Minuten erkläre. Gedacht ist die Reihe vor allem zur einfachen Weiternutzung in Lernangeboten.  

Hier sind die beiden neuen Folgen:

Was ist Adultismus?
Was bedeutet 4K?

(Es gibt jetzt einen Button zum Folgen/ Abonnieren der Reihe bei den einzelnen Episoden.)    
🙃 Internetquatschige Lieblings-Websites für alle!
Im Internet gibt es für alle schöne Websites. Hier ist hoffentlich auch eine für Dich dabei:

Für Menschen, die selbst Websites gestalten und diese mit spaßigen Textanimationen auflockern wollen, empfehle ich das Mimic.CC.

Für Menschen die gerne kochen und sich Rezepte, die sie im Internet finden, gerne ohne das ganze Drumherum der jeweiligen Websites über ihr Mailprogramm organisieren wollen, empfehle ich die sehr schlaue Mailanwendung yums.email. (Besonders hilfreich zu nutzen, bevor man einkaufen geht).

Für Menschen, die kollaborative Internet-Experimente mögen, empfehle ich ‚One Word Story‘. Wer mag kann hier eine begonnene Geschichte mit genau einem Wort weiterschreiben. 

Für Menschen mit historischem Interesse an der Internet-Entwicklung empfehle ich diese virtuelle Austellung mit Artefakten seit 1977.

Für Menschen, die neue Musik mögen und damit online experimentieren möchten, empfehle ich diese Website (Danke an @padeluun fürs Teilen im Fediverse)

Für Menschen, die gerne kunterbuntes ActionPainting mögen, empfehle ich diese Website.

Für Menschen, die gerne Mauern zum Einstürzen bringen – und schon mal virtuell ein bisschen üben wollen, empfehle ich Smash The Walls.

Und für Menschen, die zuviel Zeit oder keine Lust mehr auf ihre eigene To Do Liste haben, empfehle ich das Checkbox Race.

Das war es auch schon wieder für diese Ausgabe. Viel Freude beim Erkunden und einen wunderbaren Herbst wünscht Dir –
Nele 🙂  

PS. Wie immer gilt: Feedback geben, Kritik üben, Kontakt aufnehmen, Thema wünschen oder etwas für die nächste Ausgabe empfehlen, freut mich sehr bzw. hilft mir. Hier kannst Du Kontakt aufnehmen.
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