Edumail #73: Gemeinsam für gute Bildung!

Der Sommer ist fast vorbei. Ich hatte einen wunderbar erholsamen Urlaub und viel Freude bei den ersten Projekten nach dieser Pause. Hoffentlich geht es Dir ebenfalls gut und Du hattest (bzw. hast noch) erholsame Tage und Freiraum für Erholung und ‚Kopf lüften‘. In dieser Edumail teile ich neu entdeckte Tools, Microcontent zum offenen Weiternutzen unter anderem zu agiler Schulentwicklung, ein umfangreiches Konzept zu kreativen Methoden und beteiligungsorientierten Lernformaten ein neues Selbstlernangebot zum Arbeiten im Kontext der Digitalisierung und ein bisschen kuratierten Internetquatsch. Also jede Menge Inspirationen zum Erkunden und Ausprobieren 🙂

Ich wünsche Dir dabei viel Freude und sende herzliche Grüße

Nele Hirsch | eBildungslabor
📚 Microcontent (= Mini-Inhalte) zum offenen Weiternutzen
Open Educational Resources (OER) sind offen lizenzierte Bildungsinhalte, die weitergenutzt und angepasst werden können. Besonders gut klappt solch eine Weiternutzung erfahrungsgemäß bei kleineren Inhalten (Microcontent), der auch für sich allein funktioniert und vor diesem Hintergrund einfach so genutzt oder auch in größere Lernangebote eingefügt werden kann. Vielleicht kannst Du in diesem Sinne mit den folgenden von mir gestalteten Microcontent-OER etwas anfangen – entweder um für Dich selbst zu lernen oder um die Inhalte an andere weiterzugeben bzw. in Deinen Lernangeboten zu nutzen.
Zum einen habe ich neue Folgen in meinem Podcast ‚3 Minuten Pädagogik‘ aufgenommen. (Ich erkläre darin in maximal drei Minuten Begriffe, die in progressiver Pädagogik eine Rolle spielen)
Was sind die Liberating Structures?
Was ist Ko-Kreation?
Was ist Intersektionalität?

Außerdem habe ich ein kurzes Impulsvideo (ca. 5 Minuten) zu den Grundideen agiler Schulentwicklung aufgenommen. Hier kannst Du es Dir ansehen und es gerne auch weiternutzen.
🌐 OER – neu entdeckt!
Zum Thema Open Educational Resources (OER) gibt es in dieser Edumail noch mehr zum Teilen. Nicht nur meinen eigenen Microcontent (siehe oben), sondern auch Sammlungen mit offenen Inhalten von anderen, die ich neu entdeckt habe. Besonders schön ist an den folgenden drei Links, dass die Inhalte unter der Lizenz CC0 stehen. Das bedeutet kurz gefasst, dass Du sie ‚einfach so‘ ohne Lizenzhinweis weiternutzen darfst. (Über einen Credit und Dank freuen sich die Ersteller*innen aber sicherlich gerade auch bei dieser am weitesten offenen Lizenz.)

Transhumans.xyz ist eine offene Sammlung von Charakteren, die ihre biologischen Grenzen erweitern (geeignet nicht nur zur Illustration, sondern auch zur Diskussion).
Retroflix ist eine Plattform, die alte (oft in Vergessenheit geratene) Clips, Filme und Cartoons sammelt und zur Verfügung stellt. Durch ihr Alter sind all diese Medien gemeinfrei.
Und schließlich noch eine Taskcard-Sammlung mit jeder Menge sehr liebevoll gezeichneter Symbol-Grafiken, auf die ich im Fediverse gestoßen bin und an der man sich sicher beteiligen darf.
💡 Methodische Ideen – neu bzw. wieder erprobt – zum Nachmachen
Ich hatte Anfang dieser Woche einen sehr schönen Workshoptag zu beteiligungsorientierten Lernformaten und kreativen Methoden im Gustav Stresemann Institut in Bonn mit der dortigen Abteilung Politische Bildung. Über mein Vorgehen habe ich ausführlich gebloggt und darin auch die verwendeten Inhalte zur Weiternutzung aufbereitet.   Drei (neu bzw. wieder) ausprobierte Methoden, die ich an diesem Tag besonders gewinnbringend fand, möchte ich hier herausgreifen und vorstellen.  

Kollaboration praktisch erkunden: Über Kollaboration (= die Form der Zusammenarbeit, bei der alle gemeinsam Verantwortung übernehmen) lässt sich viel und lange reden. Deutlich besser ist es oft, das Prinzip auch praktisch zu erleben. Übungen, die dazu besonders hilfreich sind, sind zum einen, dass eine Gruppe ein langes Seil, das alle festhalten mit verbundenen Augen zu einem Quadrat formen und dann ablegen muss. Zum anderen kann sich die Gruppe in zwei Reihen gegenüberstehen, die Hände ausstrecken, einen Stab auf die Fingerkuppen gelegt bekommen und dann versuchen, diesen Stab auf den Boden zu legen, wobei alle durchgehend den Kontakt zum Stab mit den Fingerkuppen halten müssen. Beides klingt beim Lesen wahrscheinlich leichter als es ist. Gelingen werden die Herausforderungen nur, wenn man kollaborativ vorgeht – und genau das zu reflektieren und zu erleben ist ja der Sinn der Übungen.

Ideen mit unterschiedlichen ‚Denkhüten‘ bewerten: Von de Bono stammt die Methode der 6 Farb-Denkhüte. Jede Farbe steht hier für eine bestimmte Rolle, gelb z.B. für Optimismus, blau für Struktur und Ordnung usw. Es kann sehr hilfreich sein, entwickelte Ideen in einer Gruppe anschließend in einer Art Rollenspiel weiterzuentwickeln, bei dem sich jede Person einen Denkhut von de Bono ‚aufsetzt‘ und dann in dieser Rolle agiert. Die Person, die die Idee einbringt, beteiligt sich nicht aktiv an der Diskussion, sondern hört nur zu und fasst später zusammen, was sie aus der Diskussion zur Weiterentwicklung der Idee mitnimmt.

Walk & Talk mit Inspirationsdusche: Ich mag es vor allen an langen Workshoptagen sehr gerne, wenn die Teilnehmer*innen zwischendrin die Möglichkeit haben, über das Gelernte bei einem gemeinsamen Spaziergang zu zweit oder dritt zu reflektieren. Dieses Mal habe ich das Walk& Talk mit einer alternativen Input-Weitergabe gekoppelt – und die Inspirationen, die ich weitergeben wollte, in ‚Wundertüten‘ gepackt, die sich die Lernenden bei ihrem Spaziergang dann auspacken, durchlesen und daran weiterdenken konnten. Ausführlich findest Du diese und weitere Methoden (z.B. ein Mikro-Barcamp, das ich auch sehr weiter empfehlen kann) in meinem Blog.  
➡️ Prototypische Lernformate: Gestaltungswerkstatt & Klickschulung
Lernangebote funktionieren fast nie ‚von der Stange‘, sondern müssen je nach Rahmen und Lerngruppe spezifisch konzipiert und gestaltet werden. Hilfreich finde ich aber die Orientierung an prototypischen Lernformate-Rastern, die gerade bei Vorbesprechungen hilfreich sein können. Über zwei solcher prototypischen Lernformate habe ich gebloggt.

Das Format ‚Klickschulung‘, was anders als vielleicht zunächst gedacht durchaus ‚zeitgemäßes‘ Potential haben kann. Hier geht es zur Vorstellung!

Das Format ‚Gestaltungswerkstatt‘ – eine meist dreiteilige Lernreihe zum Lernen und Gestalten. Hier geht es zur Vorstellung! Beide Formate setze ich in der Regel als Online-Formate um.
⚒️ Schnelle Tool-Tipps
Ich mag das Internet ja auch deshalb so gerne, weil ich darin immer mal wieder auf offene und browserbasierte Tools stoße, die ich bisher noch nicht kannte, aber die ich sehr cool finde … Hier kommen drei solcher Fundstücke. Vielleicht findest Du sie für Dein Arbeiten und Dein Lernen und Lehren auch hilfreich:

Systemisches Konsensuieren bei Online-Abstimmungen: Normale Abstimmungstools verfahren nach dem Muster ‚Ja, Nein, Enthaltung‘. Viel hilfreicher wäre es dagegen, wenn Menschen angeben könnten wie sehr sie bei etwas zustimmen bzw. etwas ablehnen. Genau dieses Prinzip des systemischen Konsensuierens versucht das Tool Moodpoll auf Online-Abstimmungen zu übertragen. Es können Abstimmungen angelegt und jeweils angegeben werden, wieviele Stufen der Zustimmung bzw. Ablehnung angeboten werden sollen. Moodpoll ist Open Source Software. Hier kannst Du das Tool testen.

MixMax-Gedichte: Proseplay ist ein wie ich finde sehr kreatives Tool, um Texte mit verschiebbaren Elementen zu erstellen. Ein Text würde dann zum Bespiel lauten: Heute gehe ich an den Strand | ins Kino | zu meiner Freundin. Leser*innen sind dann eingeladen, die Regler so lange zu verschieben, bis sie zu einer Bedeutung kommen, die ihnen gefällt – so ähnlich eben wie bei einem MixMax-Spiel mit Bildern. Dadurch, dass man beliebig viele Optionen an allen Stellen des Textes einfügen kann, können sehr kreative Textproduktionen gestaltet und genutzt werden. Hier ausprobieren! (Bitte beachte: Man verschiebt die Wörter durch Scrollen/ Wischen nach oben, nicht nach unten. Das hatte ich erst nicht kapiert …) 

Online-Zeichen-Tools mit Wiedergabe-Funktion: Online-Zeichen-Tools gibt es viele. Ich möchte hier auf draw.oooo.so hinweisen. Du kannst damit nicht nur etwas Kritzeln und Herunterladen, sondern auch einen Link teilen, in dem der Prozess der Erstellung Deiner Kritzelei aufgezeichnet ist, so dass sich andere ansehen können, wie das Bild Schritt für Schritt entstanden ist.
🗓️ September-Vorfreude (inklusive Einladungen zum Mitmachen)
In den nächsten Wochen gibt es sehr viele spannende Veranstaltungen, an denen ich mich beteiligen darf. Manche sind offen zur Anmeldung und ich freue mich dann sehr, wenn Du dazu kommst. Andere teile ich zur Inspiration, die Du vielleicht an Deiner Bildungseinrichtung nachmachen kannst.  

Eine Schule, mit der ich zusammenarbeite, hat sich gegen einen klassischen Pädagogischen Tag und für eine Schulentwicklungswerkstatt unter Einbeziehung von Schüler*innen und Eltern entschieden, um sich auf den Weg zu einer veränderten Lernkultur im Kontext der Digitalisierung zu machen. Ich bin sehr gespannt, wie der Tag klappen wird. Die vorbereitenden Materialien, in denen Du auch Einblicke in die geplante Methode erhältst (und damit so etwas vielleicht auch bei Dir vorschlagen kannst), findest Du hier.

Vom 22.-24. September ist das wahrscheinlich älteste Bildungs-Barcamp im deutschsprachigen Raum, das Educamp, in meinem Wohnort Halle im wunderbaren Bildungshaus Riesenklein zu Gast. Angemeldet sind inzwischen rund 100 Erwachsene und rund 30 Kinder und Jugendliche. Du kannst ebenfalls noch (sehr gerne mit Kindern und Partner*in, wenn Wochenende eigentlich Familienzeit ist) teilnehmen. Hier geht es zur kostenfreien Anmeldung und zu weiteren Informationen. (Sollte es mit Übernachtungssuche schwierig werden: einige Educamper*innen übernachten mit Schlafsack und Isomatte im Bildungshaus. Du kannst Dich da gerne anschließen. Es gibt genug Platz.)

Vom 19.-27- September findet online (finanziert von Baden Württemberg und maßgeblich konzipiert in Hamburg, mt Referent*innen und Teilnehmer*innen von überallher) das ShareCamp statt – eine Online-Themenwoche zu offenen Inhalten, zum Teilen und zu Zusammenarbeit, zu der Du Dich hier kostenfrei anmelden und dann an den für Dich interessanten Programmpunkten teilnehmen kannst. 
Und als Ausblick: Wikimedia plant ein mehrteiliges Forum zu mehr Offenheit bei Künstlicher Intelligenz, das mit einer Online-Werkstatt am 29. November, 14-17 Uhr startet. Danach folgt asynchrone und synchrone Weiterarbeit bis ins Frühjar 2024 hinein. Das Ziel ist die Erarbeitung von politischen Handlungsempfehlungen. Die Beteiligung wird flexibel möglich sein. Den Auftakt-Termin könntest Du Dir schon einmal notieren, wenn Du an dem Thema Interesse hast. Mehr zum Hintergrund findest Du im Aufruf OEAI.EU aus dem Frühjahr.
⁉️ Und sonst?
Es gibt dieses Mal noch mehr zum Teilen, aber damit die Edumail nicht zu lang wird, mache ich das nur in Stichpunkten:

Selbstlernangebot: Gemeinsam mit dem Projekt Digi-v.nrw, das sich um das Lernen von Mitarbeiter*innen in Hochschulverwaltungen im Kontext der Digitalisierung kümmert, habe ich ein offenes Selbstlernangebot zum Lernen und Arbeiten im Kontext der Digitalisierung entwickelt. Es versucht, Einsteiger*innen bei ersten Schritten zu unterstützen. Die Inhalte (u.a. zu Agilität, Kollaboration, Kultur des Teilens …) lassen sich sicherlich auch in andere Kontexte übertragen. Hier geht es zum Lernangebot.

Wiedereinstieg nach der Sommerpause: Ich habe drei Methoden und Ideen gebloggt, mit denen sich der Wiedereinstieg nach der Sommerpause für sich selbst und in Lerngruppen gut gestalten läst – unter anderem mit einem Sommer-Selfie als Resilienz-Puffer über dem Schreibtisch ;-) Hier geht es zum Blogbeitrag.

Image-Hotspots für Pinnwand-Fotos: Mit einfachen Fotokollen (= eine Zusammenstellung von Bildern von abfotografierten Pinnwänden nach einem Workshop) fängt man – zumindest meiner Erfahrung nach – in der Dokumentation nicht wirklich viel an. Hilfreicher wird es, wenn man diese Pinnwand-Bilder mit dem H5P-Inhaltstyp ‚Image Hotspots‘ mit weiterführenden Anmerkungen versieht. Hier habe ich dazu gebloggt und teile ein Beispiel.
🙃 Edumail – nur echt mit Internetquatsch
Bitte sehr, für Dich kuratiert:

Perfekte Ablenkung während unnützer Videokonferenzen oder einfach so zur Prokrastination bieten diese Mini-Puzzle mit steigendem Schwierigkeitsgrad.

Es ist ziemlich erstaunlich, wie viele Möglichkeiten es gibt, drei oder eine andere Anzahl von Fingern zu zeigen. Das belegt anschaulich die Website Random Fingers – und lässt sich sicher cool für eine Art Lotto-Spiel in Lernangeboten nutzen (= alle zeigen x Finger, dann wird das Tool geöffnet und eine zufällige Anordnung angezeigt. Wer mit seinen Fingern die gleiche zeigt, gewinnt)

Welche Farbe verbindest Du mit Begriffen wie Vertrauen, Zuversicht oder Angst? Das kannst Du im Online-Tool ColorWorld durch Auswahl einer Farbe anzeigen. Du erhältst dann eine Farb-Collage, die Dir anzeigt, welche Farben andere Nutzer*innen gewählt haben.

Und streng genommen kein Internetquatsch, sondern eine Website, die auf sehr sympathische Weise ein völlig analoges 🦆-Spiel für Draußen vorschlägt, das so banal ist, dass Du es wahrscheinlich ab sofort immer im Kopf haben wirst, wenn Du mit anderen nach draußen gehst …
(Wenn Du diese Edumail Abends liest, dann ist vielleicht diese Einschlafhilfe der aktuell passendere Link für Dich: die Datenschutzbestimmungen von Plattformen wie Instagram, TikTok oder Facebook werden sehr monoton vorgelesen. Wetten, dass Du da nicht bis zum Ende durchhältst? 😴)  
👋 Tschüß bis zum nächsten Mal!
Ich wünsche Dir einen schönen, inspirationsreichen September und freue mich, Dich vielleicht ja in Halle beim Educamp persönlich zu sehen!  

Herzliche Grüße,
Nele  

PS. Feedback und Anregungen zur Edumail sind immer gerne gesehen. Antworte mir einfach auf diese Mail. Und wenn Du Lust hast, ebenfalls ein spannendes und kreatives Bildungsvorhaben mit mir gemeinsam umzusetzen, dann freue ich mich über Deine Anfrage 🙂 (Termine für Workshops vor Ort gehen dieses Jahr nicht mehr bzw. nur sehr vereinzelt im Dezember, aber vielleicht plant ihr auch schon für nächstes Jahr vor oder habt eine Anfrage für ein Online-Format, zur Materialerstellung oder zu einer Strategie-Beratschlagung. Das passt auch noch in diesem Jahr!)
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