Schöne Einstiegsmethoden – (nicht nur) für Barcamps

Ich war in dieser Woche beim Medienpädagogik-PraxisCamp in Fulda, ein Barcamp zu allen Themen rund um Medienpädagogik. Das Orga-Team hat den Einstieg mit zwei Methoden etwas anders gestaltet, als ich es von anderen Barcamps kenne. Weil ich beide sehr gelungen fand, möchte ich sie hier in meinem Blog dokumentieren. Vielleicht kann es dir zur Inspiration dienen, wenn du auch Barcamps oder andere offene Veranstaltungsformate gestaltest. Eine weitere Methode, die ich in meinem Impuls genutzt habe, ergänze ich zusätzlich.

Methode 1: Kennenlern-Challenge

Wenn bei einer Veranstaltung, viele Menschen zusammen kommen, die sich oft untereinander noch nicht kennen, dann gibt es unter anderen die Methoden des Kennenlern-Bingos oder des Kennenlern-Kartentausches. In Fulda haben wir stattdessen eine Kennenlern-Challenge gemacht. Dazu gab es zwei vorbereitete Pinnwände: eine mit ‚To Do‘ und eine mit ‚Done‘. Auf der ‚To Do‘ Pinnwand gab es zu Beginn mehrere DinA4 Zettel mit unterschiedlichen ‚Challenges‘. Die Teilgeber*innen sahen diese Challenges erst, als das Spiel startete, d.h. erst dann wurden die Pinnwände umgedreht.

Beispiele:

  • Finde 15 Kindheits-Berufswünsche der Teilgeber*innen heraus.
  • Finde heraus, wieviel Zeit die Teilgeber*innen gestern durchschnittlich am Smartphone verbracht haben.
  • Finde heraus, wer die kürzeste und wer die weiteste Anreise hatte.
  • Sammle mindestens 10 Urlaubsziele der Teilgeber*innen aus dem Sommer.
  • Stellt eine Liste mit 12 empfehlenswerten Edu-Podcasts zusammen.

Auf den Zetteln war direkt Platz, um die Lösungen einzutragen. Alle, die wollten, konnten sich einen Zettel nehmen. Dann ging das Gewusel im Raum los, um – bei uns in 10 Minuten – alle Challenges gemeinsam zu schaffen. Wer eine Challenge fertig hatte, pinnte sie an die ‚Done‘-Pinnwand.

‚Done‘-Pinnwand beim Abschluss. Alles geschafft :-) Foto von @placid@bildung.social

Die Methode sorgte für sehr viel Spaß und sehr viel Austausch. Die Challenges können natürlich passend für die jeweilige Zielgruppe formuliert werden.

Methode 2: Barcamp-Erklärung als Gruppenquiz

Ich finde es immer wieder wunderbar, dass bei Barcamps jedes Mal ein großer Teil von Menschen dabei ist, die ein Barcamp zum ersten Mal besuchen. Vor diesem Hintergrund gibt es zum Einstieg oft eine Erklärung zur Methode des Barcamp. Um dem Umstand Rechnung zu tragen, dass es bei Barcamps aber neben vielen ‚Newbies‘ auch viele ‚Alte Häs*innen‘ gibt, wurde die Barcamp-Erklärung in Fulda interaktiv gestaltet – und zwar in Form eines Barcamp-Quiz. Dazu fanden sich die Teilnehmer*innen in Kleingruppen zusammen. Nacheinander wurden Fragen gestellt (z.B. ‚Wo ist das Programm beim Barcamp?‘, Was kann das Thema einer Session sein?‘, Wieviele Menschen müssen sich mindestens an einer Session beteiligen? …). Jede Frage wurde kurz in den Kleingruppen beraten und dann ‚aufgelöst‘.

Im Nachhinein haben wir uns noch überlegt, dass sich diese Methode ganz wunderbar mit einer Raumaufstellung koppeln lässt. Dazu würde man die Teilgeber*innen bitten, sich in einer Reihe aufzustellen, sortiert nach der Anzahl der Barcamps, die sie bereits besucht haben. Ausgehend von dieser Reihe könnte man dann Newbies und Alte Häs*innen ganz wunderbar in gemischte Kleingruppen zusammenbringen.

Ich mochte an der Methode, dass alle beteiligt und aktiv waren. Außerdem denke ich, dass solche direkten Gespräche bei der Erklärung zum Barcamp noch einmal viel mehr helfen, als frontaler Input.

Methode 3: Finde drei Tools!

Dem Interesse an wahrscheinlich fast allen Teilgeber*innen an empfehlenswerten Tools (bei allen Veranstaltungen, die irgendwie mit digital zu tun haben), kann man im Plenum Rechnung tragen, indem man eine schnelle ‚Tool-Challenge‘ macht. Das Vorgehen ist sehr simpel: Auf ein Startzeichen hin wuseln die Teilnehmer:innen durch den Raum und befragen sich gegenseitig zu empfehlenswerten Tools. Wer zuerst drei Tools genannt bekommen hat, die er oder sie vorher noch nicht kannte, gewinnt.

In Fulda habe ich das im Anschluss an meinen Vortrag zu KI gemacht – und dann auf ‚Ki-Tools‘ beschränkt. Natürlich kann man auch alle anderen möglichen Eingrenzungen machen, z.B. offene Tools, Tools zu Kollaboration, Internetquatsch-Websites …

(Natürlich geht es bei Lernen in einer zunehmend digital geprägten Gesellschaft nicht vorrangig um digitale Tools. Viel wichtiger ist die Veränderung der Lernkultur. Trotzdem ist es bei Veranstaltungen immer wieder eine gute Sache, von anderen Tipps zu empfehlenswerten Tools oder guten Anwendungen von Tools zu bekommen.)

Fazit

Alle drei Vorschläge habe ich als sehr niederschwellig und gewinnbringend für alle Beteiligten erlebt. Viel Freude, falls Du sie auch ausprobieren willst.


Update: 24. September 2023

Wir haben die Methode der Kennenlern-Challenge beim Educamp in Halle (22.-24. September) erneut – mit leicht angepassten Challenges – genutzt. Auf Wunsch der Teilgeber*innen stellen wir die Challenge-Zettel hier zur offenen Weiternutzung zur Verfügung. In der ursprünglichen Form stammen sie maßgeblich von Susan Panzer. Danke für das Entwickeln und für Deine Zusage, dass andere sie offen weiternutzen können. Die Lizenz der folgenden Inhalte Dateien ist somit CC0 1.0 (= es ist kein Lizenzhinweis erforderlich)

Challenges als Text (= eigene Zettel gestalten)

  1. Findet heraus, wer die kürzeste und wer die weiteste Anreise hatte.
  2. Macht zusammen 100 Kniebeugen, die von einer Person angeleitet werden. Es müssen mindestens 10 Leute beteiligt sein.
  3. Malt ein gemeinsames Kunstwerk, bei dem die „Handschrift“ von mindestens 15 Leuten zu erkennen ist.
  4. Findet heraus, was Eure Top 10 Traumberufe aus Euren Kindertagen oder aktuell sind.
  5. Stellt 5 bekannte Filmzitate nach und haltet Sie Jeweils in einem Foto fest.
  6. Wie viel Zeit habt ihr durchschnittlich am gestrigen Tag am Handy verbracht?
  7. Findet heraus, wo ihr diesen Sommer Urlaub gemacht habt – erstellt eine Karte und trag die Orte ein.
  8. Sammelt eure 25 liebsten Podcast-Empfehlungen.
  9. Findet heraus, wie viele Handys ihr alle gemeinsam schon besessen habt.
  10. Sammelt mindestens 20 besondere Fähigkeiten, die Es hier in der gruppe gibt.
  11. Findet heraus, welche Person(en) bisher an den meisten Barcamps teilgenommen hat und welche, das erste Mal an einem teilnehmen.
  12. Schreibt mindestens drei berühmte Orte und Gebäude des Veranstaltungsortes auf.
  13. Sucht mindestens 5 Menschen, die heute weiße Socken tragen und schreibt die Namen auf.
  14. Singt die erste Strophe eines Liedes zusammen.
  15. Tanzt einen aktuellen TikTok Tanz.
  16. Sammelt 5 gute Orte zum Verstecken am Veranstaltungsort.

Challenges als pdf

Direkter Remix: via Canva

Hier der Link zum Weiternutzen.


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