Anfang des Jahres habe ich die Methode ‚Kennenlern-Kartentausch‘ entwickelt. Kurz gefasst funktioniert die Methode folgendermaßen:
- Jede Person erhält eine Karte mit einem spezifischen Inhalt darauf.
- Alle wuseln durch den Raum. Sobald sich zwei Personen treffen, stellen sie sich gegenseitig die Inhalte ihrer Karten vor.
- Anschließend können Karten getauscht werden – und das nächste Gespräch wird gesucht.
In meinem damaligen Blogbeitrag habe ich die Methode mit fiktiven Rollen und mit Future Skills ausgearbeitet. Das spielerische Ziel der Methode war hier, sich in den Gesprächen genau die Rollenkarte bzw. die Zukunftskompetenz zu ertauschen, die am besten zu einem passt bzw. einem selbst am wichtigsten ist.
Meine neue Variante dieser Methode für den Einstieg in KI-Workshops sind nun diese Karten mit (fiktiven) Zitaten zum Thema KI im Bildungskontext:
Die Karten sind freigegeben unter der Lizenz CC0 1.0 (= nutze sie gerne weiter. Ein Lizenzhinweis ist nicht erforderlich. Über einen freiwilligen Hinweis auf das eBildungslabor freue ich mich).
Hier gibt es die Zitate als Text (ChatGPT hat daran ein bisschen mitgeschrieben):
- Bildung kann besser werden, wenn mithilfe von KI-Tools der Lernfortschritt von Lernenden in Echtzeit überwacht und angepasst werden kann.
- Bis Klarheit über die Nutzung von KI-Tools besteht, müssen wir sie im Bildungskontext verbieten.
- Das wichtigste Potential von KI-Tools ist für mich, Bildungsbarrieren für Menschen mit besonderen Bedürfnissen abzubauen.
- Der Datenschutz sollten bei der Nutzung von KI-Tools in der Bildung höchste Priorität haben. Vieles von dem, was technisch möglich ist, kann aktuell nicht guten Gewissens verwendet werden.
- Der Einsatz von KI-Tools in der Bildung kann dazu führen, dass Lernende weniger selbst denken, lesen und schreiben. Das kann zu Verdummung führen.
- Die Gefahr von Algorithmen, die Vorurteile reproduzieren, ist gestamtgesellschaftlich, aber vor allem in der Bildung besorgniserregend.
- Die große Chance von KI sehe ich darin, dass sie ein Impuls zur Veränderung der Lernkultur sein könnte. d.h, wegführt von abfragebasiertem Faktenwissen.
- Die Implementierung von KI-Tools erfordert mehr Zusammenarbeit zwischen Bildungsexpert:innen und Technologieentwickler:innen.
- Die Möglichkeiten von KI als ‚Sparring-Partner‘ für Feedback oder bei der Entwicklung von Lernangeboten finde ich beeindruckend.
- Diese ganze KI-Diskussion ist ein Hype, der auch wieder vorbei geht.
- Es ist für mich ein Dilemma, dass KI-Tools zwar super faszinierend sein können, aber zugleich eine immense Ressourcenverschleuderung darstellen.
- Es ist wichtig, dass Lernende KI-Tools verstehen und, wo nötig, auch kritisch hinterfragen können.
- Ich bin ziemlich erschlagen, von all den KI-Tools, die aktuell gefühlt jeden Tag neu veröffentlicht werden. Wer soll denn da noch den Überblick behalten?
- Ich fühle mich in der ganzen KI-Debatte ziemlich dumm, weil ich noch kaum Erfahrungen habe und auch nicht so recht weiß, was ich wie nutzen kann.
- Ich habe viel Freude dabei, immer wieder unterschiedliche KI-Tools zu erkunden.
- Ich nutze KI-Tools bereits sehr regelmäßig in meiner beruflichen Tätigkeit.
- KI ist ein technisch nicht klar definierter Begriff, der uns in der Debatte nicht weiterhilft. Wir sollten erst einmal definieren, worüber wir eigentlich genau reden.
- KI kann dazu beitragen, Bildungsinhalte in vielfältigen Formaten anzubieten, um unterschiedlichen Bedürfnissen von Lernenden gerecht zu werden.
- KI kann den Bildungssektor effizienter gestalten, indem sie administrative Aufgaben automatisiert.
- KI wird niemals menschliche Lehrer:innen ersetzen können.
- KI-Tools führen dazu, dass das Internet schon jetzt mit Dumping-Inhalten überflutet wird. Das wird perspektivisch noch zunehmen.
- KI-Tools können für sozial isolierte Menschen zumindest eine erste Hilfe als ‚emotionaler Buddy‘ sein. Das ist oft besser als nichts.
- KI-Tools können Ungleichheit verschärfen. Wer Geld bezahlt, hat Zugriff auf bessere KI-Tools.
- KI-Tools können uns klüger machen. Wir sollten sie zum Lernen nutzen.
- KI-Tools sollten nicht nur als Werkzeug (Wie nutze ich das?), sondern vor allem auch als Lerngegenstand (Was ist das?) betrachtet werden.
- Kinder sollten frühzeitig lernen, wie KI funktioniert, um besser auf die Zukunft vorbereitet zu sein.
- Lernen zu KI ist eine gesamtgesellschaftliche Bildungsherausforderung. Nötig ist dafür mehr Zeit und Geld an Schulen und anderen Bildungseinrichtungen.
- Mit KI-Tools haben jetzt alle einen ‚Nachhilfelehrer‘ bei Bedarf zur Verfügung – nicht nur Lernende aus einkommensstarken Familien.
- Wir brauchen eine Mega-Initiative der EU zur Entwicklung einer demokratisch regulierten und offenen KI, um nicht von den jetzigen Unternehmen abhängig zu sein.
- Wir sollten sicherstellen, dass KI-Tools nicht dazu führen, dass Bildungsinhalte zu stark standardisiert werden und die Kreativität der Schüler:innen einschränken.
Das Prinzip der Methode bleibt gleich: Alle wuseln durch den Raum, stellen sich vor, was auf ihren Karten steht und tauschen dann. Ich habe die Anleitung allerdings dahingehend ergänzt, dass man jeweils dazu sagt, inwieweit man sich selbst in diesem Zitat wiederfindet oder eben auch gerade nicht wiederfindet.
Das Spiel lässt sich zum einen in der Form spielen, dass jede Person herausgefordert ist, das für sich passendste Zitat zu ertauschen. Zum anderen kann auch grundsätzlich nach jedem Gespräch getauscht werden. Dann geht es einfach darum, unterschiedliche Meinungen kennenzulernen und dazu in Reflexion zu kommen.
Ich mag die Methode vor allem deshalb sehr gerne, weil sie wunderbar zu den – meiner Wahrnehmung nach – immer heterogeneren Erfahrungen der Teilnehmer:innen zum Thema KI in Workshops passt. Bei dieser Methode können sich alle gleichermaßen beteiligen – egal ob sie noch so gut wie gar keine Vorerfahrungen gesammelt haben oder schon sehr viele. Durch die vorgegebenen Zitate ist eine klare Struktur vorgegeben und man tauscht sich sehr konzentriert zu unterschiedlichen Aspekten von KI aus. Zugleich erhalten alle einen guten Überblick über Stimmungen und Meinungen in der Gruppe.
Mein Fazit lautet also: Das Vorgehen ist sehr zum Nachmachen zu empfehlen und sehr niederschwellig umsetzbar.
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1 Kommentar
@neleDoppelwumms. Vielen Dank für die Anregung zum Tool inkl. der Handreichungen/Erläuterung zur Nutzung.Toll auch der Link zum Kommtieren aus dem Fediverse. Gleich genutzt und doppelt gelernt.