Wie lassen sich ‚Klickschulungen‘ gut gestalten?

Unter einer ‚Klickschulung‘ verstehe ich ein Lernangebot, das auf sehr einstiegsorientierte Art und Weise den Erwerb von Nutzungskompetenzen in einer digitalen Anwendung unterstützt. Es geht also erst einmal überwiegend darum, wie die jeweilige Anwendung verwendet werden kann – nicht um den größeren pädagogischen Kontext.

Sind ‚Klickschulungen‘ zeitgemäß?

Ich hatte lange meine Schwierigkeiten mit ‚Klickschulungen‘ und habe mehrere Anfragen dazu auch abgelehnt.

Meine Begründung dazu war:

Wie ein Tool genutzt werden kann, dazu gibt es sehr, sehr viele Clips im Internet. Es ist viel sinnvoller, sich das im eigenen Tempo anzusehen und die Nutzung damit zu lernen. In einer großen Gruppe wird man nie so vorgehen können, dass es tatsächlich für alle Beteiligten weder zu schnell noch zu langsam ist. Und synchrone Zeit ist viel zu wertvoll, als dass wir sie mit solchen Kinkerlitzchen verschwenden sollten. Da gibt es wichtigere Themen, z.B. die Frage, wie sich mit der jeweiligen Anwendung gute Bildung gestalten lässt.‘

Bis zu einem gewissen Grad finde ich das auch immer noch stimmig. Allerdings musste ich zur Kenntnis nehmen, dass die Begründung hauptsächlich für fortgeschrittene Lernende passt – und dass es auch in diesem Fall noch Gründe gehen kann, warum eine ‚Klickschulung‘ hilfreich sein kann.

Warum braucht es ‚Klickschulungen‘?

Für das Angebot einer ‚Klickschulung‘ sprechen aus meiner Sicht mehrere Punkte:

  • Effizienz: Zahlreiche Anwendungen, die in der Bildung Verwendung finden, sind nicht unbedingt selbsterklärend. Wenn sich jemand in etwas eingearbeitet hat und gut erklären kann, dann kann der Einstieg für andere mit dieser Unterstützung sehr viel leichter und schneller gelingen.
  • Termin: Was auf den ersten Blick, wie ein Nachteil wirkt (= alle müssen sich zu einem bestimmten Zeitpunkt Zeit für die Schulung nehmen), kann aus Perspektive von Lernenden auch ein großer Vorteil kann: Mit einer Schulung gibt es einen festen Termin, den ich mir freihalte. Ansonsten würde mein Vorsatz, mir das Tool anzusehen, im Arbeitsalltag vielleicht untergehen …
  • Peer-to-Peer Austausch: In einer Gruppe lernt es sich oft besser als allein. Auch wenn das Tempo der Schulung vielleicht nicht für alle ganz genau passt, so wird man doch motiviert, mit anderen gemeinsam zu lernen.
  • Niederschwelligkeit: Gerade für digital weniger-affine Menschen ist es eine nicht zu unterschätzende Hürde, passende Clips zum Selbstlernen auszuwählen und damit zu lernen. Das ist dann natürlich dennoch immer auch ein Lernprozess, aber genau diesen kann man im Zuge einer ‚Klickschulung‘ unterstützen, anstatt Lernende von Anfang an auf sich allein gestellt zu lassen.
  • ‚Sowohl-als-auch‘-Denken: Es geht bei digitaler Bildung nicht primär um digitale Tools, sondern um ein verändertes Lernen in einer zunehmenden digital geprägten Welt. Das bedeutet aber nicht, dass es manches Mal eben doch auch um das Erlernen von der Nutzung von digitalen Tools gehen kann ¯\_(ツ)_/¯

Wie kann eine ‚Klickschulung‘ sinnvoll aufgebaut und gestaltet werden?

Für mich hat sich ein dreiteiliger Aufbau einer ‚Klickschulung‘ als sinnvoll herausgestellt:

  1. In einer maximal dreistündigen Auftaktveranstaltung zeige ich die Grundlagen der Anwendung und lade zum Ausprobieren ein.
  2. In einer asynchronen Werkstattphase sind alle eingeladen, an ihrer jeweiligen Herausforderung mit der Anwendung zu arbeiten. Alle Beteiligten haben meine Mailadresse als Backup, falls sie irgendwo hängen und Unterstützung benötigen.
  3. In einer abschließenden synchronen Veranstaltung vertiefen wir die Aspekte, die von den Lernenden als Fragen eingebracht werden. Wer mag kann außerdem vorstellen, was gestaltet wurde – und erhält dazu Feedback.

Alle drei Schritte lassen sich wunderbar als Online-Angebot durchführen.

Besonders wichtig finde ich eine gute Gestaltung des Auftakts. Dazu gehören für mich insbesondere diese Punkte:

  • Als referierende Person stelle ich die Nutzung nicht als ‚den richtigen Weg‘ dar, sondern zeige, wie ich vorgehe und was sich für mich als sinnvoll herausgestellt hat. Damit mache ich deutlich, dass es durchaus unterschiedliche Wege geben kann, um die Anwendung zu nutzen – und lade dazu ein, diese auch selbst zu erkunden.
  • Die lernenden Personen haben direkten Zugriff auf die zu lernende Anwendung und können direkt ausprobieren und gestalten. Ich gehe immer in einem Dreischritt vor: Erst etwas zeigen, dann selbst ausprobieren lassen, dann Fragen dazu klären. Anschließend kommt das nächste Thema.
  • Ich ermuntere fortgeschrittenere Lernende dazu, auch eigene Wege zu gehen. Das bedeutet, dass ich sie explizit dazu einlade, aus dem gemeinsamen Programm ‚auszusteigen‘ und schon für sich selbst weiter zu probieren. Der Fokus des synchronen Zeigens richtet sich nach den langsamsten Beteiligten.

Außerdem finde ich es wichtig, dass Lernende im Rahmen der Auftaktveranstaltung auch Raum haben, sich mit Peers zu vernetzen und für die Werkstattphase zu einem gemeinsamen Ausprobieren zu verabreden.

Was sind Voraussetzungen für das Gelingen einer solchen ‚Klickschulung‘?

Ich finde drei Voraussetzungen wichtig. Wenn ich für ‚Klickschulungen‘ angefragt werde, dann kläre ich diese vor einer Zusage:

  • Am besten klappen ‚Klickschulungen‘ für Menschen, die eine Anwendung ganz neu kennenlernen wollen. Dann ist es aus meiner Sicht am einfachsten, zumindest eine ungefähr homogene Lerngruppe zusammenzustellen und auch die Effizienz ist hier am größten. (Fortgeschrittene Lernende dürfen sich natürlich trotzdem beteiligen, aber der Fokus des Einstiegs sollte vorab transparent kommuniziert werden.)
  • Wichtig finde ich, dass Menschen sich freiwillig beteiligen. Zu einer ‚Klickschulung‘ ohne eigenes Interesse verpflichtet zu werden, führt zu überhaupt nichts. (Das ist eigentlich bei jedem Lernen so, aber bei ‚Klickschulungen‘ finde ich es als Referentin besonders nervig)
  • An die freiwillige Beteiligung schließt an, dass die Lernenden vor einer Herausforderung stehen, in der sie die Anwendung nutzen wollen. Das ist vor allem deshalb entscheidend, weil sonst die Werkstattphase leicht verpuffen kann.

Beispiel: Einstieg in Moodle

Für die Deutsche Aidshilfe habe ich in dieser Woche mit einer Moodle-Schulung gestartet. Hier waren alle oben genannten Voraussetzungen erfüllt – und das Auftakt-Treffen hat vor diesem Hintergrund ganz wunderbar geklappt. Jetzt bin ich gespannt auf die Werkstattphase und das dann folgende Abschlusstreffen.

Und Du?

Welche Erfahrungen hast Du als lernende oder lehrende Person mit ‚Klickschulungen‘ gemacht? Ich freue mich, wenn Du auch Deine Erfahrungen teilst.

Das Beitragsbild „Click“ von Daquella manera steht unter der Lizenz CC0 1.0.


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