Barcamp Pre-Workshop: Kollaborativ gute Fragen entwickeln!

Barcamps sind ein Veranstaltungsformat, bei dem Teilgebende auch und gerade dazu eingeladen sind, eine Session nicht als Input, sondern zu einer für sie relevanten Frage einzubringen und darüber mit anderen in Austausch zu kommen. Bei der Edunautika wird es vor diesem Hintergrund heute einen ‚Pre-Workshop‘ geben, der genau diese Orientierung unterstützt. Das Ziel des Workshops ist es, gemeinsam gute Fragen zu entwickeln, die lohnend sich, sich im Kontext von zeitgemäßer Pädagogik im digitalen Wandel (= dem Thema der Edunautika) zu stellen.

In diesem kurzen Clip habe ich das Vorhaben vorgestellt und zum Workshop eingeladen.

Diesen Blogbeitrag beginne ich auf der Hinfahrt nach Hamburg. Er ist ‚Work in Progress‘. Ich schreibe zunächst die Konzeption auf. Heute Abend ergänze ich unsere Ergebnisse und schreibe eine Einschätzung, wie ich den Workshop erlebt habe.

Danke vorab, an das Orga-Team der Edunautika für die Möglichkeit, den Workshop anzubieten. Ich selbst verbinde damit vor allem die Hoffnung, dass es uns durch die Entwicklung guter Fragen gelingt, in dem Thema gemeinsam weiterzukommen und auch neue Ideen anzugehen. Außerdem kann ich mir vorstellen, dass die Idee des Workshops auch für andere Barcamps von Interesse sein kann.

Konzeption des Workshops

Bei der Konzeption des Workshops habe ich mich an der Question Formulation Technique (QFT) orientiert. Passenderweise habe ich diese bei der allerersten Edunautika kennen gelernt und hier ausführlich darüber gebloggt. Kurz gefasst funktioniert die Methode so, dass Lernende einen vorab erstellten Frageinmpuls (= ein Bild, ein Zitat, …) erhalten und dazu dann so viele Fragen aufschreiben, wie ihnen einfallen. Anschließend werden die Fragen als offene bzw. geschlossene Fragen markiert – und dann je eine offene Frage in eine geschlossene Frage umgewandelt und umgekehrt. Anschließend werden die Fragen ausgewählt, mit denen man sich weiter beschäftigen will. Die Idee dahinter ist, dass durch die Beschäftigung mit den Fragen, längerfristig die Entwicklung von guten Fragen immer besser gelernt wird und ifür den konkreten Fall eine oder mehrere gute Fragen entwickelt werden.

In meiner Anpassung habe ich die Methode kollaborativer gestaltet und auch den Frageimpuls in die Hände der Teilnehmer*innen gegeben.

So sehen dann die einzelnen Schritte aus:

  • Ankommen: In der Ankommenszeit erhalten alle Teilnehmer*innen ein Set an Legosteinen und die Aufgabe, zu bauen, was für sie miese Pädagogik im digitalen Wandel ist. Dieser ‚Kopfstand‘ soll das Denken öffnen und helfen, miteinander ins Gespräch zu kommen.
  • Einfinden: Im nächsten Schritt erhalten die Teilnehmer*innen per Zufall eine Karte mit entweder dem Aufdruck Zuhörer*in oder dem Aufdruck Redner*in. Alle bewegen sich um den Raum und die Zuhörer*innen sammeln sich um eine redende Person in ihtrer Nähe. Diese hat auf ein Signal hin genau eine Minute Zeit, um zu berichten, was sie bei guter Bildung im digitalen Wandel gerade beschäftigt. Danach werden Karten getauscht. Insgesamt gibt es drei solcher Runden.
  • Selbstreflexion: Anschließend nutzen wir die Methode xXx Writing. Die Teilnehmerinnen erhalten drei Satzanfänge und je eine Minute Zeit, um diese Satzanfänge zu vervollständigen.
    • Die Gestaltung von gutem Lernen ist für mich aktuell vor allem herausfordernd, weil …
    • Wenn ich die Digitalisierung beobachte, fasziniert mich/ beängstigt mich ….
    • Wie wäre es, wenn wir darüber nachdenken würden, ….
  • Zusammenführung: Nach der Selbstreflexion kommen die Teilnehmer*innen dreimal für je 5 Minuten in 3er Gruppen zusammen und berichten sich, was sie zu den Fragen notiert haben. In der ersten Runde werden die Antworten auf die erste Frage geteilt und gemeinsam verständigt sich die Gruppe auf einen aktuellen Aspekt, der allen Beteiligten wichtig ist. Dieser wird auf eine Karteikarte geschrieben und abgegeben. Ebenso wird in den nächsten Runden verfahren. Ziel von Runde 2 ist die Einigung auf einen relevanten Aspekt bei der Digitalisierung. Bei Runde 3 geht es um einen Aspekt zum Weiterdenken.
  • Fragen-Brainstorming: Aus den kollaborativ entwickelten Karteikarten wird dann der Frageimpuls gebildet. Die Teilnehnmer*innen finden sich in Gruppen von ca. 5 Personen zusammen und erhalten per Zufall drei Karteikarten zu jedem Thema aus den zuvor gestalteten Zusammenführungen. Die Aufgabe ist es nun, in 5 Minuten so viele Fragen wie möglich aufzuschreiben, die der Gruppe zu diesem Frageimpuls einfällt.
  • Fragen-Weiterentwicklung: Anstatt wie bei der klassischen QFT nur auf offene und geschlossene Fragen hin zu analysieren, bekommen die Kleingruppen im nächsten Schritt, so genannte ‚Fragestarter‘. Diese lauten: Wie können wir …? Inwiefern …? Was wären alle Möglichkeiten ….? Die Aufgabe ist es, einzelne der gefundenen Fragen auszuwäöhlen und sie mithilfe dieser ‚Fragestarter‘ noch offener/ besser zu gestalten.
  • Fragen-Auswahl: Zur Frageauswahl können verschiedene Kriterien angewandt. Zunächst werden alle Fragen gestrichen, deren Antworten auf der Hand liegen bzw. keine gemeinsame Bearbeitung erfordern. Anschließend können alle Fragen umkreist werden, die einen individuell besonders begeistern. Wenn noch Zeit ist, kann auch eine ‚kollegiale Beratung‘ zur Auswahl stattfinden. (= aus anderen Kleingruppen schwärmen Beteiligte aus und geben Feedback, welche Frage sie besonders spannend finden würden.) Im Ergebnis sollte sich jede Gruppe au 1-3 Fragen einigen.
  • Teilen: Zum Abschluss teilen alle Gruppen ihre entwickelten Fragen im Plenum. Wer möchte kann daraus direkt eine Sessioneinreichung zum Barcamp der Edunautika gestalten.

Unsere Ergebnisse

Weiter geht es nun mit dem Schreiben am Ende des ersten Tages der Edunautika. Hier ist eine Übersicht über alle Fragen, die wir gemeinsam erarbeitet haben.

Meine Einschätzung

Als konzipierende und moderierende Person fehlt es mir an einem ‚Innenblick‘ zur Einschätzung der Diskussionen. Darüber müssten Teilgebende berichten. Soweit ich den Workshop beurteilen kann, waren alle sehr aktiv dabei. Die entwickelten Fragen finde ich sehr spannend.

Inwieweit nun direkt Sessions beim Barcamp daraus werden, kann ich noch nicht einschätzen. Ich erwarte es erst einmal nicht. Doch auch unabhängig davon finde ich solch einen Workshop zum Einstieg in ein Barcamp-Thema eine gute Idee. Ich empfehle es zum Nachmachen auch für andere Veranstaltungen.


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