Online-Fortbildungsformat ‚Gestaltungswerkstatt‘: Gemeinsam lernen, entdecken und entwickeln

Am Berlin-Brandenburger Fortbildungsinstitut LISUM endete gestern eine dreiteilige Fortbildungsreihe zum cloudbasierten Lernen. Ich habe dazu das bereits in den Vorjahren erprobte Konzept einer ‚Gestaltungswerkstatt‘ genutzt. Da die Durchführung dieses Formats nun bereits zum wiederholten Mal sehr erfolgreich verlief, möchte ich das Konzept in diesem Blogbeitrag vorstellen. Vielleicht passt es auch für andere Themen und Zielgruppen.

Ausgangspunkt und Herausforderungen

Ausgangspunkt war die Suche nach Fortbildungsformaten für fortgeschrittene Lernende, bei denen Peer-to-Peer Austausch eine große Rolle spielen sollte. Es sollte viel Freiwilligkeit, aber dennoch eine gewisse Rahmung geben. Vor allem sollte jeweils ein bestimmtes Thema aufgegriffen und dazu gelernt werden. (In den ersten Durchgängen war das Hybridität im Bildungskontext. In diesem Schuljahr haben wir die oben erwähnte Reihe zum cloudbasierten Lernen gemacht).
Die Teilnehmer*innen waren jeweils rund 20 Lehrkräfte und/ oder Fortbildner:innen. Die Veranstaltungen sollte online stattfinden, um eine flexible Beteiligung zu ermöglichen.

Idee: eine Gestaltungswerkstatt

Vor dem Hintergrund der skizzierten Herausforderungen haben wir das Format einer ‚Gestaltungswerkstatt‘ entwickelt, bei dem die Teilnehmenden zunächst zu einem Thema lernen, dann darauf aufbauend je nach eigenen Vorerfahrungen Neues für sich erkunden konnten und schließlich bei einer eigenen Konzeptentwicklung begleitet wurden.

Vorgesehen waren damit drei Module, die jeweils über ca. 2-3 Wochen liefen.

  • Modul 1: Orientierung und Reflexion
  • Modul 2: Erweiterung der eigenen Komfortzone
  • Modul 3: Entwicklung und Feedback

Alle Module hatten synchrone Termine in Form von Videokonferenzen (maximal 2 pro Modul mit jeweils 1-2 Stunden) sowie asynchrone Bestandteile zum eigenen Lernen und Entwickeln.

Modul 1: Orientierung und Reflexion

Beim ersten Modul ging es um eine Orientierung zum Thema. Ich habe das jeweils so gestaltet, dass wir in einer Videokonferenz zum Auftakt Vorerfahrungen der Teilnehmenden zusammengetragen haben, Austausch zu vorbereiteten Thesen stattfand und wir dann zu einer ersten Arbeitsdefinition kamen, d.h. also z.B. ‚Wie definieren wir Hybridität im Bildungskontext?‘

Anschließend folgte die Selbstlernphase. Dazu gab es kuratierte Impulse mit Reflexionsfragen in einer Online-Lernumgebung, die die Teilnehmer*innen in ihrem eigenen Tempo durcharbeiten konnten.

Zum Abschluss des Moduls gab es eine zweite Videokonferenz, in der die Teilnehmenden Peer-to-Peer und basierend auf ihrem jeweiligen Kontext reflektierten, was für sie an dem Thema besonders spannend ist und wozu sie in der Fortbildungsreihe gerne etwas entwickeln würden. Gesucht waren Ideen mit einer hohen Praxisrelevanz für die Teilnehmenden, d.h. sie sollten möglichst etwas entwickeln, was sich zur Umsetzung für sie eignete. Es war sowohl möglich, eine Idee zu entwickeln, die man als Team umsetzen wollte, als auch für sich allein zu arbeiten.

Modul 2: Erweiterung der eigenen Komfortzone

Im zweiten Modul lag der Fokus auf dem Selbstlernen im eigenen Tempo und basierend auf den eigenen Interessen. Dazu wurden Selbstlernmaterialien in der Lernplattform zur Verfügung gestellt und die Möglichkeit zur kollaborativen Erweiterung von spannenden Links durch die Teilnehmenden gegeben.

Die Kuratierung und Gestaltung der Selbstlernmaterialien erfolgte auf Basis der zum Abschluss des ersten Moduls entwickelten Ideen der Teilnehmenden. Diese hatten nun die Möglichkeit, sich mit genau den Inhalten und Anleitungen zu beschäftigen, die sie für die im dritten Modul anstehende Entwicklung ihres Konzepts benötigten. Die Empfehlung war hier, dass jede Person für sich nach etwas suchen sollte, mit der sie ihre eigene Komfortzone erweitern würde. Wer also z.B. noch nie mit H5P gearbeitet hat, konnte sich vornehmen, das im Rahmen des geplanten Konzepts zu nutzen und sich hierfür in diesem zweiten Modul darin einzuarbeiten.

Neben der somit individuell sehr unterschiedlichen Gestaltung des Selbstlernens, sammelten wir in einem Forum in der Lernumgebung die nun konkretisierten Ideen. Es war in diesem Rahmen auch möglich, aus dem Kreis der Teilnehmenden noch weitere Mitstreiter*innen für die jeweils eigene Idee zu finden.

In diesem Modul gab es nur eine Videokonferenz zum Auftakt, in dem die Materialien vorgestellt wurden. Während der Bearbeitung war ich per Mail für Nachfragen erreichbar.

Modul 3: Entwicklung und Feedback

Im letzten Modul trafen wir uns zu einer Auftakt-Videokonferenz, bei der wir kurz sortierten, wer nun an welchem Konzept arbeitete. Vor allem diejenigen, die in Teams arbeiteten, nutzen dann die Zeit, um in dazu eingerichteten BreakOut Räumen direkt an ihrem Konzept weiterzuentwickeln. Andere verabredeten sich zu einem anderen Zeitpunkt oder entschieden sich für eine asynchrone Zusammenarbeit. Mindestanforderung war die Formulierung eines Konzepts auf ca. einer Din A4 Seite. Natürlich konnten auch andere Formate gewählt werden.

Bei der abschließenden Videokonferenz stellten sich die Teilnehmenden ihre entwickelten Konzepte dann gegenseitig vor. Das Ziel dieser Vorstellung war, dass Peer-Feedback aufgenommen werden konnte und auch, dass alle Beteiligten durch die Konzepte der anderen noch weitere Anregungen für ihre Arbeit erhielten. Die fertigen Konzepte sollen nun perspektivisch als OER auf dem eCampus (= der Online-Lernplattform des LISUM) für alle Interessierten zur Verfügung gestellt werden.

Fazit: Zum Nachmachen empfohlen!

Ich finde diese Form von Fortbildungen sehr hilfreich. Mir gefällt daran vor allem, dass sie den Teilnehmer*innen zu einem großen Teil das bietet, was ansonsten im Schulalltag häufig fehlt: nämlich Zeit! Diese Zeit kann von ihnen zielgerichtet eingesetzt werden, um genau daran weiter zu lernen, was gerade für den jeweiligen Praxiskontext die größte Relevanz hat.

Die Entwicklung eines eigenen Konzepts sorgt zudem für Nachhaltigkeit, denn es ist sichergestellt, dass die Fortbildung nicht einfach verpufft, sondern etwas daraus entstehen kann. Zugleich erleben sich die Teilnehmer*innen immer auch selbst als Expert*innen und können in dem bereitgestellten Rahmen von- und miteinander lernen.


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