Auf Twitter ist mir heute diese Website in die Timeline gespült worden. Ich bin sofort neugierig, denn es soll dort jede Menge offen nutzbarer Grafiken geben. So etwas ist in der täglichen Arbeit ja immer hilfreich. Ein genauerer Blick auf der Website bringt mich aber schon nach wenigen Minuten zum Schluss, dass ich Grafiken von dieser Website nicht nutzen werde. Wie ich zu dieser Entscheidung gekommen bin, möchte ich hier kurz skizzieren.
Prüfung in drei Schritten
- Die Website an sich ist erst einmal nicht sehr vertrauenserweckend. Ich bin mit jeder Menge aggressiver Werbeeinblendungen konfrontiert. Zur Sicherheit gebe ich die URL bei der Tracking-Check-Website Dataskydd ein – und finde heraus, dass es über 80 Anfragen an Drittanbieter gibt. Während ich verstehe, dass es Menschen gibt, die ihre Internet-Aktivitäten über Werbung finanzieren müssen, scheint mir hier der eigentliche Zweck der Seite das Sammeln von Daten zu sein, nicht die Kuratierung von Bildern. Nicht schön!
- Ich suche nach Angaben, wer dahinter steht und was das für Bilder sind. Die Angabe, die ich ohne größeren Aufwand finde ist, dass auf der Website von Pixabay modifizierte Bilder sind, die dann unter der offenen Lizenz CC0 veröffentlicht werden. Das ist die offenste aller Lizenzen, bei der ich nicht mal einen Lizenzhinweis dazu schreiben muss. Das scheint mir alles doch zu hakelig. Ich weiß, dass ich Pixabay-Bilder nicht offen lizenzieren kann – eben weil die nicht unter einer offenen Lizenz, sondern unter einer spezifischen Pixabay-Lizenz stehen. Ob über den Umweg einer Modifikation das dann doch irgendwie geht, kann vielleicht sein – mir ist es aber eindeutig rechtlich zu unsicher. Dann suche ich lieber gleich nach richtig offen lizenzierten Bildern – oder gehe eben direkt zu Pixabay.
- Auch wenn ich mich an dieser Stelle eigentlich schon gegen die Nutzung der Website entschieden habe, mache ich die Probe aufs Exempel und gebe ein süßes Katzenbild, was ich auf der Website gefunden habe, bei der Bilder-Rückwärtssuche auf Tineye an. Und siehe da: Gleich eines der ersten Katzenbilder, das ich finde, finde ich über Tineye auch bei Shutterstock und anderen kostenpflichtigen Bild-Portalen. Auch hier gilt: Vielleicht ist das durch welchen juristischen Kniff auch immer dennoch kein Problem – aber warum sollte ich mich diesem Risiko aussetzen oder viel Zeit für eine fundierte juristische Prüfung investieren?
Ergebnis meiner Prüfung
Ich bin Pädagogin und keine Juristin. Vielleicht tue ich der Website mit dieser Schnell-Prüfung unrecht, weil sie doch irgendeinen schlauen juristischen Kniff nutzt, mit der Pixabay-Bilder in CC0 verwandelt werden können. Für meine Praxis ist das aber völlig egal. Weil ich rechtlich sicher arbeiten will und weil offene Lizenzen mir Zeitersparnis und nicht Ärger bringen sollen, lohnt sich das Risiko für mich an dieser Stelle überhaupt nicht. Ich suche mir mein niedliches Katzenbild lieber woanders – z.B. in der WordPress-Photo-Datenbank, wo ich auch selbst Bilder unter CC0 hochlade und teile.
Warum habe ich all das gebloggt?
Die Prüfung hat mich nur wenige Minuten gekostet. Ich finde: Das ist gut investierte Zeit! Ich habe die Schritte vor allem deshalb aufgeschrieben, dass Du sie auch für Dich nachmachen – und so rechtlich sicher, weil mit viel weniger Risiko arbeiten kannst.
Hinzu kommt: Meine Erfahrung aus Workshops zu Open Educational Resources (OER) ist, dass insbesondere kleinere, zivilgesellschaftliche Organisationen, die relativ viel im Netz veröffentlichen in Bezug auf OER skeptisch sind, weil sie schlechte Erfahrungen mit Abmahnungen gemacht oder davon gehört haben. Wenn man genauer nachfragt, dann ist in fast allen Fällen nicht ein ordentlich CC-lizenziertes Bild das Problem gewesen, sondern die Menschen haben vermeintlich offene Bilddatendatenbanken wie Pixabay, Unsplash oder ein Design-Tool wie Canva verwendet – oder eben auch irgendwelche solche Websites, wie die, die ich mir hier angesehen habe.
Wenn OER deshalb mehr Verbreitung erfahren sollen, dann ist es wichtig, dass wir alle gemeinsam auf ein paar Punkte achten:
- Keine Websites mit angeblich offenen Bildern nutzen – ohne die Seiten selbst schnell zu prüfen.
- Möglichst immer ‚richtige‘ CC-lizenzierte Bilder verwenden. Das schafft rechtliche Sicherheit – irgendwelche spezifische Lizenzen scheinen auf den ersten Blick sehr einfach, aber führen oft zu Problemen.
- Anderen helfen und aufklären – so wie ich es mit diesem Blogbeitrag versucht habe.
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