Workshop-Raster mit Perspektive Kollaboration und selbstgesteuertes Lernen

Ich mag offen gestaltete Lernangebote, in denen insbesondere auch mit asynchronen Lernphasen experimentiert werden kann. In der Realität sind aber immer noch die meisten Anfragen sowie häufig auch die Erwartungshaltung bzw. Möglichkeiten von Lernenden sehr klassisch. Gesucht wird nach einem Workshop zu einem bestimmten Thema – meist im Zeitrahmen von ca. 3 Stunden. Um in diesem Fall dennoch möglichst gutes Lernen für alle zu ermöglichen und die Perspektive für mehr Selbstständigkeit zu eröffnen, habe ich für solche Anfragen ein weiternutzbares Raster entwickelt.

Es besteht aus drei Zeitblöcken.

Im Folgenden beschreibe ich, was sich hinter den einzelnen Blöcken verbirgt.

1. Input

Der Workshop startet mit einem klassischen Input. Wichtig ist es hier, das Thema vorzustellen, dafür zu motivieren und zu zeigen, was daran wichtig ist. Solch ein Input lässt sich gut auch interaktiv gestalten. Wird aber darauf verzichtet, dann ist es gut möglich, diesen Part aufzuzeichnen, so dass er später weiter genutzt werden kann. (Ich habe auch schon damit experimentiert, vorab etwas aufzuzeichnen – und den Teilnehmenden dann freizustellen, ob sie es sich direkt vor Ort gemeinsam anschauen wollen – oder auch schon zeitlich zuvor.)

2. Selbstüberprüfung in Gruppen

An den Input schließt sich eine Selbstüberprüfung an. Diese erfolgt allerdings optimalerweise nicht in einer individualisierten Form, sondern in einem Peer-to-Peer Kontext. Dazu teilen sich die Lernenden in Kleingruppen auf und bearbeiten gemeinsam von mir vorbereitete Aufgaben, die auf das direkte Verständnis des Inputs abzielen.

Wenn ich solch einen Workshop z.B. zu Open Educational Resources (OER) mache, dann gibt es anschließend eine Übung dazu einen Lizenzhinweis zu einem Bild zu schreiben, einen offenen Inhalt zu recherchieren oder eine Lizenz für einen fiktiven, eigenen Inhalt zu erstellen.

Es ist hilfreich für diesen Block eine kollaborative Schreibumgebung (Etherpad) anzulegen, über die sich die Lernenden auch gruppenübergreifend austauschen können.

Ich mag an diesem Block den kollaborativen Ansatz in der Gruppe und das konkrete Tun sehr gerne. Denn während es bei klassischen Inputs im Anschluss oft direkt zu einer Frage/ Antwort Runde kommt, versuchen sich die Lernenden hier zunächst gegenseitig zu helfen und mit einem Ansatz des Ausprobierens auf das Thema zu blicken.

Nur wenn noch Fragen offen bleiben, die in den Gruppen nicht geklärt werden können, werden sie ins Plenum zurückgebracht und dort von mir beantwortet.

3. Werkstattphase

Den Abschluss dieses Dreiklangs bildet eine Werkstattphase. Hier geht es darum, das Gelernte auf den eigenen Kontext zu übertragen. Ich stelle hierfür ‚Impulse zum Anfangen‘ zur Verfügung, aus denen die Teilnehmenden auswählen können. Meiner Erfahrung nach ist solch ein ‚Impuls zum Anfangen‘ ein guter Schubs, um tatsächlich ins Tun zu kommen. Es ist aber immer auch möglich den ‚Joker‘ zu wählen und sich ganz frei etwas zu überlegen.

Im Online-Kontext verabschieden sich erfahrungsgemäß immer ein paar Menschen vor Beginn dieser Werkstattphase und nehmen sich diese individuell für einen späteren Zeitpunkt vor. Wer mit dabei bleibt, hat den Vorteil, dass in der Gruppe gelernt werden kann und ich für aufkommende Fragen ebenfalls noch mit dabei bin.

Konkretes Beispiel

Für einen Workshop zu OER habe ich zuletzt diese Übungen und Impulse genutzt. Sie stehen unter der Lizenz CC0 1.0. Du kannst sie Dir gerne für einen ähnlichen Workshop klauen und anpassen:

Übungen zur Selbstüberprüfung in Gruppen

Übung 1: Teste Dein Wissen mit dieser Selbstlernübung

Übung 2: Du möchtest diesen Blogbeitrag von Nele auf in Deinen eigenen Blog übernehmen. Wie sieht der Lizenzhinweis aus?

Übung 3: Du gestaltest ein Arbeitsblatt zur gewaltfreien Kommunikation und möchtest dort ein Bild von Marshall Rosenberg einfügen. Was wäre der wahrscheinlich einfachste Weg um ein weiternutzbares Bild zu finden und einen Lizenzhinweis zu gestalten?

Übung 4: Du hast auf Deinem Rechner dieses Bild gefunden.

Darfst Du es für ein geplantes OER-Material verwenden und wenn ja unter welchen Bedingungen?

Impulse für die Werkstattphase

  1. Wandle ein bestehendes Material von Dir in ein OER um (= evtl. vorhandene nicht-offene Inhalte ersetzen und mit dem Licence Chooser eine offene Lizenz wählen und dazu schreiben)
  2. Suche Illustrationen für ein Lernmaterial und versehe sie mit einem Lizenzhinweis. Je nachdem was Du brauchst, kannst Du im Openverse stöbern oder auch in anderen offenen Bilddatenbanken.
  3. Lege einen Adventskalender mit H5P an. Nutze dazu den Adventskalender-Inhaltstyp und z.B. die Web-App von Lumi.
  4. Erstelle einen beliebigen anderen Inhalt mit H5P. Eine Übersicht über mögliche H5P-Inhaltstypen findest Du hier.
  5. Remixe ein Kennenlernbingo für den eigenen Kontext. Die Vorlage ist hier.
  6. Suche nach vorhandenen OER-Materialien für Deinen Kontext (z.B. via Wir Lernen Online) und passe sie an.
  7. Joker: Mache einen anderen, selbstgewählten, ersten Schritt hin zu OER und zum Teilen.

Fazit

Gerade für Lernende, die noch wenig Efahrung mit selbstständigem Lernen mitbringen und viel Orientierung nachfragen, kann dieser dreiteilige Ansatz helfen, um Schritt für Schritt sicherer zu werden. Als besonders hilfreich empfinde ich, dass schon im zweiten Zeitblock praktisch erfahren wird, dass man sich in einer Gruppe gegenseitig helfen kann und die externe ‚Expert*in‘ oft gar nicht mehr direkt benötigt wird.


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