re:publica24 Nachlese 2/3: Methodische Ideen zum Remix

Ich war zwei Tage lang auf der netzpolitischen Konferez re:publica in Berlin, die in diesem Jahr (2024) unter dem Motto „Who cares?“ stand. In Teil 1 meiner dreiteiligen Nachlese-Blogserie habe ich bereits meine inhaltlichen Learnings geteilt. Neben diesem inhaltlichen Lernen ist solch eine Konferenz auch immer gut, um sich methodische Ideen von anderen abzuschauen. Fünf Ideen, die sich aus meiner Sicht recht einfach remixen und auf diese Weise für unterschiedliche Kontexte anpassen lassen, teile ich in diesem Blogbeitrag.

1. Meme-Abschluss bei Vorträgen

Celestine Kleinesper hat ihren Vortrag „Beyond Binary“ mit einer Mini-Meme-Umfrage beendet. Das funktionierte so:

  1. Sie hat im Vorfeld drei Memes erstellt, die die Inhalte ihres Vortrags gut auf den Punkt bringen.
  2. Zum Abschluss des Vortrags teilte sie die Memes via QR-Codes. Die Zuhörer*innen waren eingeladen, das aus ihrer Sicht passendste Meme zu wählen.
  3. Das Gewinner-Meme wird Celestine später auf Social Media teilen.

Ich mag diese Methode, weil Memes immer spaßig sind und in dieser Verwendung eine gute inhaltliche Rekapitulation darstellen. Außerdem eröffnet die Methode eine Brücke in eine spätere Nachbereitung via Social Media. Vielleicht kümmern sich manche der Zuhörer*innen direkt um eine Vernetzung, weil sie später das Ergebnis mitbekommen wollen. Schließlich ist die Methode auch noch sehr niederschwellig in der Umsetzung.

2. Gewinnspiel-Challenge zum Einstieg

Franz Sitzmann ist in seinen Vortrag zu Quantencomputer mit einer Mini-Challenge eingestiegen. Dazu hat er diese Katzenpuzzle von der Tüftel-Akademie verteilt. Wer es schaffte, das Puzzle zu lösen, bekam eine Tüte Gummibärchen als Preis. Hintergrund der Challenge war, dass sich mit diesem Puzzle sehr gut erklären lässt, dass ein paar mehr Puzzleteile, zu viel, viel mehr Möglichkeiten führen – und ein 2×2 Puzzle deshalb noch gut lösbar ist, ein 3×3 oder gar ein 4×4 Puzzle aber schon deutlich langwieriger wird.

Diese Challenge passte natürlich ganz wunderbar zum Thema der Quantencomouter und im Vortrag konnte später immer wieder darauf eingegangen werden. Wenn man die Methode remixen will, muss man also eine Challenge finden, die zum eigenen Thema passt. Ich denke, dass das bei vielen Themen möglich ist. Und dann ist solch ein spielerisches Ausprobieren ein sehr aktivierender Einstieg in ein Thema, der sicher gut im Gedächtnis bleibt. Außerdem braucht er fast keine Zeit. Bei uns war es nur eine gute Minute.

3. Glücksrad-Definitionen

Beim Panel zu gemeinwohlorientierter Digitalisierung starteten die Kolleg*innen damit, die aus ihrer Sicht wichtigsten Grundbegriffe zu dem Thema zu klären. Es ging also unter anderem um Software Infrastruktur, Digital Public Goods, Digital Commons oder Open Source. Wenn man all diese Begriffe einfach nacheinander erklärt hätte, wäre das wahrscheinlich eine ziemlich dröge Angelegenheit geworden. Stattdessen hatten die Kolleginnen den Weg eines digitalen Glücksrads gewählt. Alle Begriffe waren darauf eingetragen. Dann wurde das Glücksrad gedreht. Der Begriff der angezeigt wurde, wurde erklärt. Dann folgte das nächste Drehen und der nächste Begriff. So lange bis schließlich alle Begriffe erklärt waren.

Ich kann mir diesen Ansatz sehr gut zum Remix vorstellen, da es gerade in erklärenden Vorträgen sehr oft so ist, dass zu Beginn mehrere Grundlagenbegriffe erklärt werden müssen. Das funktioniert mit solch einem Glücksrad ganz ausgezeichnet. Ich kann mir hier auch gut einen Wettstreit zwischen zwei Gruppen im Publikum vorstellen. Immer abwechselnd ist entweder die linke oder die rechte Seite an der Reihe und man muss eine Person aus den eigenen Reihen finden, die den gedrehten Begriff erklärt.

Die Kolleginnen des Panels beim Drehen des digitalen Glücksrads. Im Hintergrund der Stage-Moderator.

4. Mosaik-Ansatz

Der Mosaik-Ansatz ist gar keine Methode, die ich bei der re:publica real erlebt habe. Stattdessen wurde in einem Workshop zu Storytelling über sie berichtet. Die Idee der Methode ist, dass man nicht davon ausgeht, dass man ein komplexes Thema wirklich erschöpfend in einem Inhalt oder Material darstellen kann. Stattdessen versucht man, so viele ‚Steinchen‘ wie möglich zu sammeln oder zu gestalten und diese dann als offenes Mosaik zur Verfügung zu stellen. Die Nutzenden können sich die einzelnen Steinchen dann ansehen und sich Schritt für Schritt ihr eigenes Bild zu dem Thema machen. Umgesetzt wurde dieses Prinzip zum Beispiel im Yemen Listening Project, mit dem über den Krieg im Jemen berichtet wurde. Ich kann mir sehr gut eine Übertragung aus dem Journalismus auf die Bildung vorstellen.

5. Button-Austausch

Nicht teilgenommen, sondern nur beobachtet habe ich das re:connect-Projekt, das eine Art Großgruppenspiel zum offenen Mitmachen war. Wer Lust hatte konnte sich bei Patricia Cammarata einen Button und einen Zettel abholen. Auf dem Button war groß re:connect aufgedruckt. Auf dem Zettel stand ein Witz ohne Pointe oder nur eine Pointe. Den Button steckte man sich gut sichtbar an die Kleidung. Den Zettel steckte man sich in die Tasche. Das Ziel war es dann, sein jeweiliges Gegenstück zum Zettel zu finden. Dazu konnte man alle Menschen ansprechen, die einen re:connect Button trugen.

Ich mag an dieser Methode, dass sie auf freiwillige Beteiligung setzte. Wer keine Lust auf das Spiel hatte, holte sich einfach keinen Button und wurde dann auch nicht in diese Richtung angesprochen. Alle anderen konnten sich mithilfe des Buttons leicht gegenseitig finden. (Eine Hürde fand ich bei der Umsetzung bei der re:publica, dass man zum Mitspielen erst einmal die verteilende Person finden musste. Eine Verteilung/ Abhoung über einen Info-Counter oder ähnliches hätte ich niederschwelliger gefunden).

Die Methode eignet sich sicherlich nur bei größeren Veranstaltungen. Dann ist sie aber leicht umsetzbar – und die Inhalte der Zettel können passend zur jeweiligen Veranstaltung gestaltet werden.

Fazit: jede Menge Ideen zum Ausprobieren!

Ich freue mich auf Remix und eigenes Ausprobieren von diesen und weiteren Ideen, die ich vielleicht noch beim Ansehen von Talk-Aufzeichnungen finden werde. Wenn du dich für meine inhaltlichen Learnings der re:publica interessierst, findest du sie in Teil 1 meiner Nachlese. Teil 3 zu meinem eigenen Ausprobieren findest du hier.


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