Partizipative Workshops dank Bewegung und theaterpädagogischer Elemente

Neben weiterhin vielen Online-Angeboten bin ich nun auch wieder häufiger zu Veranstaltungen vor Ort eingeladen. Wie schon im vergangenen Jahr gebloggt, finde ich es dabei sehr gut, das gemeinsame ‚Vor Ort sein‘ gezielt zu nutzen. Deshalb arbeite ich beim Lernen an einem gemeinsamen physischen Ort aktuell sehr gerne mit Bewegung und einzelnen theaterpädagogischen Elementen. Das würde bis zu einem gewissen Grad natürlich ganz genau so auch online gehen. Vor Ort macht es zumindest mir aber ganz besonders viel Freude und ich finde es eine ausgezeichnete Möglichkeit, um für viel Interaktion und Partizipation beim Lernen zu sorgen.

Hier kommen ein paar konkrete Vorschläge, die sich alle sehr gut für unterschiedliche Themen und Gruppen anpassen lassen:

1. Energizer: Über sich selbst lachen

In der Theaterpädagogik gibt es sehr viele spielerische Konzentrations-Gruppen-Spiele, die auch in nicht-explizit theaterpädagogischen Veranstaltungen zum Auftakt genutzt werden können. Weil dabei fast zwangsläufig immer auch Fehler passieren, schafft solch ein Einstieg eine gute Grundlage für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit in der Gruppe. Denn immerhin konnten alle schon mal ein bisschen über sich selbst lachen … Auch mit Corona-Abstandsregeln gut umsetzbar ist beispielsweise der Energizer ‚Zipp-Zapp-Boing-Wusch‘:

  • Alle stehen im Kreis. Die moderierende Person klatscht in Richtung Uhrzeigersinn und sagt dabei ‚Zipp‘. Die Person neben hier gibt das Klatschen und auch das Zipp weiter. Zur Übung lässt man Klatschen und Zipp einige Male im Kreis laufen.
  • Im nächsten Schritt werden mit Zapp und Boing zwei weitere Befehle eingeführt: Bei wem ein ‚Zipp‘ ankommt, kann das Zipp nicht nur mit Klatschen weitergeben, sondern stattdessen auch beide Hände hochhalten und ‚Boing‘ sagen. Das Zipp prallt dadurch an dieser Person ab und dreht die Richtung. Entgegen dem Uhrzeigersinn wird statt Zipp beim Klatschen, Zapp gesagt. Mit Zipp, Zapp und Boing kann man schon jede Menge Spaß haben – und oft reicht das schon.
  • Wer noch mehr sucht, kann als viertes Wort noch ‚Wusch‘ dazu nehmen. ‚Wusch‘ ermöglicht es, Zipp oder Zapp an eine andere Stelle im Kreis zu senden. Dazu werden beide Hände in Richtung des neuen Weiterlaufen-Punktes für Zipp oder Zapp gestreckt, d.h. auf eine Person, an einer anderen Stelle im Kreis gezeigt, die Zipp oder Zapp entgegennimmt und wiederum mit Klatschen weitergibt.

Der Energizer braucht nur ein paar Minuten. Diese lohnen sich meiner Erfahrung nach aber sehr: Alle sind wach, alle haben gemeinsam gelacht und alle haben ein erstes Gefühl für die Gruppe und ihre Rolle darin bekommen.

2. Worum geht es? Assoziationskette zum Veranstaltungs-Thema

Um sich inhaltlich dem Thema der Veranstaltung zu nähern, kann eine Assoziationskette gebildet werden. Dazu stehen wiederum alle im Kreis. Die moderierende Person startet mit einem Begriff des Veranstaltungsthemas – zum Beispiel: Digitalisierung. Die Person neben hier muss ganz schnell eine Assoziation zu diesem Begriff finden – zum Beispiel: Smartphone. Die Person, die neben ihr steht, muss eine dazu passende Assoziation entwickeln – zum Beispiel: Ladegerät. So geht die Reihe immer weiter.

Wichtig ist, dass die Assoziationen immer direkt zum zuvor genannten Begriff – und nicht zum ersten Begriff gebildet werden und dass die Assoziation möglichst schnell genannt wird. Erfahrungsgemäß entfernt man sich sehr schnell vom Einstiegswort, aber lernt erstens aufeinander Bezug zu nehmen und bekommt zweitens schon zum Einstieg eine Ahnung davon, wie umfassend das Thema ist und wie unterschiedlich Assoziationen bei unterschiedlichen Menschen.

Diese Assoziationskette kann auch nacheinander mit mehreren Oberbegriffen der Veranstaltung durchgespielt werden. Also beispielsweise: Digitalisierung, Schulentwicklung und Kollaboration.

3. Pantomime: Inhalte in Kopf und Körper verankern

Richtig ‚theatermäßig‘ wird es mit Pantomime. In der einfachsten Variante lässt sich einfach ein ‚Pantomime-Lauf‘ machen. Das heißt: Alle laufen im Raum, die moderierende Person kündigt an, was dabei dargestellt werden soll. Diese Ansagen passen zum Thema der Veranstaltung. Zum Beispiel: ‚Ich komme nach einer Schulkonferenz nach Hause‘, ‚Ich bekomme einen Unterrichtsbesuch‘, ‚Ich schaue mir das neue Learning Management System an unserer Schule an‘ … Die Teilnehmenden laufen weiter, aber passen ihren Gang und ihre Mimik passend zu der Ansage an.

Daneben mag ich ‚Standbilder‘ sehr gerne. Dabei finden sich Menschen in Kleingruppen zusammen und stellen gemeinsam eine Mini-Episode zum Veranstaltungsthema vor, das ihnen wichtig ist (z.B. ‚Wir sitzen in einer stundenlangen Schulkonferenz‘, ‚Ich bin immer die einzige Person, die im Kollegium teilt‘, ‚Meine Unterrichtsidee geht gründlich schief‘ …). Die Standbilder werden nacheinander vorgeführt und dabei kurz aufgelöst, was gezeigt wurde.

Mit Standbildern bekommt man einen guten Überblick darüber, was zu einem bestimmten Thema in der Gruppe aktuell wichtig ist. Durch den Körpereinsatz bei der Pantomime wird eine intensive Beschäftigung damit angeregt.

4. Austausch: Gesprächsinseln mit Aufstellung

Eine weitere Möglichkeit zu Bewegung bei Veranstaltungen sind soziometrische Aufstellungen. Dabei werden Teilnehmende aufgefordert, sich nach bestimmten Merkmalen im Raum zu sortieren. Das funktioniert mit Fragen zum Einstieg (Wo kommst Du her: Von Süden bis Norden? Wie oft warst Du schon bei einem Barcamp: Von 0 bis unendlich? …) und auch mit Fragen zum Inhalt der Veranstaltung (Ich bezeichne mich als eher digital-affin oder eher nicht. Ich habe noch gar nichts geteilt – schon sehr viel geteilt. Ich arbeite lieber allein / lieber im Team …)

Soziometrische Aufstellungen finde ich vor Ort besonders dann hilfreich, wenn sie mit Gesprächen verknüpft werden. Nach der Aufstellung kann also noch kurz Zeit gelassen werden, um mit den Menschen, die in der Nähe stehen, sich kurz zu dem Thema der Aufstellung auszutauschen. Dabei kann man auch bewusst ‚Mix-Teams‘ zusammenstellen, indem man dazu anregt, dass alle Personen, die sich auf der einen Seite eingeordnet haben, sich mit einer Person austauschen, die auf der anderen Seite steht.

5. Abschluss: Sich gegenseitig feiern

Sich selbst auf die Schulter zu klopfen, fällt vielen schwer. Um das zu üben und um sich auch als Gruppe ein bisschen zu feiern, für alles, was man geschafft hat, kann das ‚Applaus-Spiel‘ eine schöne Methode sein. Dabei geht nacheinander immer eine Person aus der Gruppe nach vorne auf eine imaginäre Bühne – und der Rest klatscht für sie und ihre Beteiligung bei der Veranstaltung. Wer die Methode noch etwas ausweiten will, kann vor dem Applaus Komplimente und Dank für diese Person aus der Gruppe rufen lassen.

Manches Mal ist es gar nicht so einfach, das ‚Beklatscht werden‘ zuzulassen und sich sogar darüber freuen zu können. Wenn sich dann aber alle darauf einlassen, ist es ein umso schönerer Abschluss für die ganze Gruppe.

Was sind Deine Ideen für Veranstaltungen vor Ort? Welche Erfahrungen hast Du gesammelt? Ich freue mich, davon zu lesen. Mitdiskutieren kannst Du auch unter diesem Tweet.


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