Ob in Zeitungen, in Blogs oder via Social Media: Infografiken sind allgegenwärtig! Sie haben das Potential, teils auch komplexe Sachverhalte prägnant zu visualisieren und das Verstehen zu erleichtern. Auf diese Weise können sie eine aufklärerische Wirkung entfalten. Doch auch das Gegenteil ist möglich: Sachverhalte können mithilfe von Infografiken verzerrt bzw. tendenziös dargestellt werden und deshalb zu Schlussfolgerungen führen, die angesichts der dahinter liegenden Daten nicht gerechtfertigt sind. Sowohl in der ersten als auch in der zweiten Variante lohnt es sich, Infografiken als Thema im Unterricht aufzugreifen. Denn sie können einerseits Lernen und Verstehen unterstützen. Andererseits kann die Reflexion über sie und insbesondere eine eigene Erstellung bei der Herausbildung eines ‘kritischen und hinterfragenden Blicks’ helfen.
Grundsätzlich lassen sich Infografiken sicherlich in allen Fächern und Klassenstufen aufgreifen. Inhalte, Unterstützung und Schwierigkeitsgrade sind aber natürlich je nach Alter und Thema sehr unterschiedlich. Der folgende Blogbeitrag ist deshalb auch weniger als praktische Unterrichtsanleitung gedacht, sondern vielmehr als Übersichts- und Inspirationsartikel, der hoffentlich zum Ausprobieren einlädt.
Was ist überhaupt eine Infografik?
Eine Infografik definiere ich im folgenden als Visualisierung von Informationen. Die Form ist häufig ein Bild. Möglich sind aber auch Gifs, Videos oder interaktive Animationen. Infografiken können auf Daten basieren, aber z.B. auch auf Prozessen oder Theorien. In der Regel wollen sie eine bestimmte Botschaft transportieren, d.h. einen bestimmten Sachverhalt aufnehmen und auf ihn aufmerksam machen. Nicht für den Bildungsbereich erstellte, aber als Inspiration nützliche Infografiken findet man z.B. bei Daily Infographik (jeden Tag wird hier eine Grafik ausgewählt und präsentiert -> im Ergebnis gibt es inzwischen eine sehr umfangreiche Sammlung). Und gut erklären, was überhaupt eine Infografik ist, lässt sich mit Lego: anstatt einen Haufen Legos kunterbunt durcheinanderzuwerfen, werden die Steine sortiert und aufgereiht (Hier als Infografik visualisiert).
Wie lassen sich Infografiken im Unterricht nutzen?
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um Infografiken zum Lehren und zum Lernen zu nutzen. Die wahrscheinlich einfachste Möglichkeit ist es, auf bereits fertige Infografiken zurückzugreifen. Diese lassen sich dann als Diskussionseinstieg nutzen (Was sagt diese Grafik aus? Was sagt ihr dazu), als Aufforderung zur Recherche (Was sagt diese Grafik aus? Stimmt das?) oder im Fall von interaktiven Grafiken zum Erkunden durch Schülerinnen und Schüler. Beispiele für Infografiken im deutschsprachigen Raum sind die Sammlungen des Handelsblatts oder der Bundeszentrale für Politische Bildung (beide mit dem Fokus auf Politik-, Wirtschafts- und Sozialkunde). Englischsprachige und zum Teil interaktive Beispiele sind auf der Website Information is beautiful oder FlowingData zu finden. Eine sehr umfassende Möglichkeit zur Exploration bietet auch das Gapminder-Tool: Hier werden unterschiedliche Faktoren auf der x und y Achse (z.B. Anzahl der Analphabeten und Lebenswerwartung) sowohl im Zeitverlauf dargestellt als auch für Regionen der Welt geclustert.
Die zweite Option ist eine Gestaltung von Infografiken von Lehrendenseiten, um Schülerinnen und Schüler beim Lernen zu unterstützen. In dieser Variante muss es nicht nur um Datenvisualisierung gehen. Weitere Möglichkeiten sind eine Schritt-für-Schritt-Anleitung (Wie gehe ich vor um xy zu machen?) oder eine illustrierte Zusammenfassung eines bestimmten Themas. Unterstützung bieten dabei zahlreiche Online-Anbieter, die meistens auf einem Freemium Modell basieren, d.h. die Basisversion ist kostenfrei, für mehr Auswahl bzw. besondere Features fallen Kosten an. Der Vorteil ist, dass die Benutzung meist sehr simpel ist und das Ergebnis dank der vorgefertigten Vorlagen, die zur Verfügung stehen, mit wenig Aufwand recht professionell aussieht. Nachteile sind eine schlechte Weiternutzbarkeit der Inhalte. Beispiele für Online-Anbieter sind Canva, Easily, Venngage, Snappa oder Visme. Es lassen sich aber noch zahlreiche weitere finden. Persönlich mag ich Canva am liebsten.
Als OpenSource Tool (mit der Option zur Nachnutzung der erstellten Infografik) empfehle ich (wie auch ansonsten häufig) die Software H5P. Aus der Vielzahl von möglichen Inhaltstypen bietet sich für interaktive Infografiken insbesondere die Vorher/Nachher Bilddarstellung, der Zeitstrahl oder das anklickbare, weil mit Informationen hinterlegte Bild an.
Die dritte Option ist schließlich eine eigene Erstellung von Infografiken durch Schülerinnen und Schüler.
Wie können Schülerinnen und Schüler selbst Infografiken erstellen?
Wenn Schülerinnen und Schüler selbst Infografiken erstellen, geht es um viel mehr, als den Schritt der praktischen Gestaltung. Vielmehr muss zunächst das Thema eingegrenzt, Informationen und Daten recherchiert und eine zentrale Aussage herausgearbeitet werden. Erst darauf aufbauend findet dann die Visualisierung statt. Digital-unterstütztes Lehren und Lernen gehört zu diesen Arbeitsschritten selbstverständlich dazu – insbesondere bei der Datenrecherche.
Bis jetzt ist die Nutzung der offiziellen Statistiken von Bund und Ländern noch etwas mühsam. In Kürze wird der Datengui.de Abhilfe schaffen. Hilfreich ist zudem die auf Zahlen und Daten basierende ‘Suchmaschine’ Wolfram Alpha. Wer Daten erst noch erfragen muss, kann das Portal FragDenStaat nutzen. Mehr zum Thema Daten finden und analysieren gibt es in einer empfehlenswerten Handreichung der Demokratielabore.
Für die Erstellung von Infografiken durch Schülerinnen und Schüler bieten sich insbesondere Tools an, für die keine Anmeldung/ Registrierung erforderlich ist, um eine Erstellung im Unterricht einfach via Browser zu ermöglichen. Das wahrscheinlich einfachste Tool für simple Daten-Grafiken ist Chartify: Grafik-Art (Balkendiagramm, Tortendiagramm, Cluster etc.) auswählen, Daten eingeben, Überschrift dazu schreiben, als Bild herunterladen. Ähnlich (aber mit Option zum Einbetten bzw, als Link teilen und mit mehr Gestaltungsmöglichkeiten) funktioniert der ChartsBuilder. Zum Zeichnen/ Diagramme erstellen geeignet ist Sketchboard und Draw.io. Schließlich gibt es – wunderbar zur kollaborativen Datensammlung und -auswertung – mit Ethercalc ein ‘Etherpad in Spreadsheet-Form’ (d.h. wie ein Tabellenblatt bei Excel nur Online und mit Link zum Teilen, so dass es viele gleichzeitig bearbeiten können).
Wer eine einfache Aufgabe für den Einstieg sucht, kann Schülerinnen und Schüler (ebenfalls ohne Anmeldung oder Registrierung) ein VergleichsGif erstellen lassen. Verglichen und als Gif dargestellt werden zwei Zahlen, die optimalerweise 50:50 sein sollten, aber in der Realität abweichen (z.B. Zahl der weiblichen und der männlichen Professor/innen an deutschen Hochschulen). Umsetzbar ist das mit dem DataGifMaker. Und wenn es erst einmal nur um die Visualisierung einer These/ einer prägnanten Ausdsage geht, dann kann das Tool PhraseIt zum Einsatz kommen. Hier kann ein beliebiges Bild hochgeladen und mit Gedanken-/Sprechblase mit eignen Text ergänzt werden.
Fazit
Infografiken haben zum Lehren und Lernen großes Potential und der Umgang mit ihnen gehört zu einer zeitgemäßen Bildung unbedingt dazu. Der hier veröffentlichte Blogbeitrag bietet sicherlich keine abschließende Darstellung dazu, aber hoffentlich einen guten Einstieg und erste Inspirationen. Über Ergänzungen freue ich mich (am besten per Mail oder Twitter).
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