Keynotes gestalten – mit ChatGPT und Midjourney

Ich war heute beim eBazar an der Pädagogischen Hochschule Wien. Über meine dortigen Erkundungen und Entdeckungen an den vielfältigen Stationen werde ich später noch in meinem Blog berichten habe ich inzwischen hier berichtet. In diesem Beitrag möchte ich zunächst den Entstehungsprozess meiner Keynote skizzieren. Es war für mich nämlich die erste Keynote, die ich bewusst anders als ‚früher‘ entwickelt und gestaltet habe – nämlich mit einer gezielten Nutzung von KI-Tools.

Meine Schritte im Überblick

1. Annäherung und Gliederung

Das Thema meines Vortrags war recht offen gehalten. Es gab mit dem Motto des eBazar „Digital bilden – Fächer verbinden“ einen groben Rahmen und einen von mir vorgeschlagenen Titel: „Mehr Bildung wagen! Lehren und Lernen in einer komplexen Welt mit Offenheit, Kollaboration und Selbstwirksamkeit.“ Was genau ich dazu erzählen würde, war mir jedoch noch nicht klar, als ich den Vorschlag gemacht habe. In einem ersten Schritt war also eine inhaltliche Festlegung notwendig.

Früher wäre ich hier so vorgegangen, dass ich zunächst ein bisschen im Internet gelesen hätte, dann für mich nachgedacht hätte, wahrscheinlich spazieren gegangen wäre und dann Schritt für Schritt eine grobe Gliederung erarbeitet hätte. Diesen Schritt habe ich nun ähnlich gemacht – allerdings in einem Chat mit ChatGPT. Wichtig war für mich hierbei, dass ich bewusst nicht nach „fertigen“ Gliederungen oder Themenvorschlägen gefragt habe. Stattdessen habe ich mich in ein „Gespräch“ begeben. Ich habe skizziert, worum es gehen soll, und meine ersten Ideen geschildert. Dazu habe ich dann jeweils nachgefragt, was dazu passen würde, was vielleicht noch fehlt, was aus der Perspektive von eher digital-skeptischen Lehrkräften eine Rolle spielen könnte …

Auf Basis dieses Chats konnte ich weiter selbst nachdenken (und auch spazieren gehen) und dabei dann eine Gliederung mit 10 Punkten entwickeln.

2. Formulierungen finden

Ich habe meine Keynote so aufgebaut, dass ich 10 Aspekte vorgestellt habe, die jeweils die Form hatten: „Mehr … statt …“ (z.B. Mehr Kollaboration statt Einzelkämpfertum). Um diese Formulierungen zu finden bzw. meine ersten Ideen zu verbessern, konnte ich wieder mit ChatGPT arbeiten. Es war hilfreich, z.B. nach einem möglichen Gegenteil für einen Begriff zu fragen oder eine Formulierung von mir einzugeben und prägnanter formulieren zu lassen.

Früher habe ich manchmal nach Synonymen oder Antonymen über Suchmaschinen recherchiert. Aber im wesentlichen musste ich damit vorlieb nehmen, was mir eben einfiel …

3. Visualisierungen gestalten

Im nächsten Schritt habe ich die Präsentation gestaltet. Meine Idee war es, einen Unboxing-Vortrag zu halten, d.h. zuerst eine Box zu zeigen und daraus dann 10 Visualisierungen zu „entnehmen“, die für die 10 entwickelten Aspekte standen.

Früher hätte ich mir Visualisierungen überlegt und dann nach gut passenden Bildern recherchiert. (Mit viel Muße auf der Plattform Openverse nach CC lizenzierten Bildern. Wenn es schneller gehen musste via Unsplash und damit nur mit eingeschränkter Weiternutzungsmöglichkeit.)

Nun konnte ich erstens dort, wo mir nichts einfiel, was als Visualisierung passen würde, wiederum mithilfe von ChatGPT brainstormen.

Die Bilder habe ich dann zweitens mit Midjourney gestaltet. Wie in diesem Blogbeitrag beschrieben, lohnt es sich, Bilder direkt im Präsentationsformat zu erstellen (Promptergänzung: –ar 16:9) und durchgängig einen Stil zu verwenden (bei mir: Watercolor Style).

Das Generieren der Bilder mithilfe von ChatGPT fand ich gleichermaßen spannend wie zeitlich doch relativ aufwändig. Ich war erstaunt, dass es oft recht schwierig war, ein aus meiner Sicht relativ einfaches Bild wie z.B. einen Schlüssel zu generieren. (Die Ergebnisse waren bei mir nie wirklich gut als Schlüssel erkennbar). Besser funktionierte es, wenn ich Gegenstände mit Personen kombinierte (z.B. ein glücklicher Junge mit einem großen Schlüssel in der Hand).

Mein Ergebnis

Meine entstandene Präsentation kannst du dir hier herunterladen.

Ich habe mich für die Freigabe unter der Lizenz CC0 1.0 entschieden und transparent gemacht, dass die Bilder mit Midjourney generiert wurden.

Weil mir die Bilder gut gefallen haben und weil ich die so ermöglichte nachträgliche asynchrone Interaktion zu einer Keynote schön finde, habe ich sie zusätzlich noch auf einer extra dafür eingerichteten Website veröffentlicht. Hier ist das Ergebnis. (Beim Korrekturlesen der geschriebenen Texte hat mir ChatGPT erneut geholfen.)

Fazit: Mein wichtigstes Learning (und meine Empfehlung für dich!)

KI-Tools werden medial vor allem als Arbeitserleichterung propagiert: „Gib einen Prompt ein und schon hast du einen fertigen Vortrag!“ Genau das ist aber aus meiner Sicht die wahrscheinlich dümmste Nutzungsvariante. Viel besser ist es, nicht nach fertigen Vorschlägen zu fragen – unabhängig davon, ob man sie dann übernimmt oder daran weiterarbeitet. Stattdessen sollte man das Tool als eine Art „Internet, das mit mir sprechen kann“ verstehen. Dazu muss man sich jedoch in einen Chat begeben und sich Zeit nehmen. (Anfangs habe ich mich dagegen gesträubt, das Tool auf diese Weise zu verwenden, da ich es gesamtgesellschaftlich schwierig finde, wenn Maschinen immer menschenähnlicher gestaltet werden. Da die Tools jedoch nun einmal so gestaltet sind, lässt sich genau durch solch eine Nutzung auch das meiste aus ihnen herausholen.)

Und: Das Generieren von guten Bildern mit dem Midjourney-Tool braucht Zeit, macht aber viel Freude und lohnt sich aus meiner Sicht sehr!


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