Ideenauswahl mit Veränderung als Ziel

In Workshops, die die Entwicklung und Ausarbeitung von Ideen zum Ziel haben, gelangt man meist irgendwann an den Punkt, an dem die Beteiligten eine Vielzahl an Ideen überlegt haben. Manche davon sind Blödsinn, denn im ersten Schritt der Ideen-Entwicklung gilt meist ‚Quantität vor Qualität‘. Und auch unabhänig davon können nicht so viele Ideen auf einmal ausgearbeitet werden. Deshalb muss zunächst eine Auswahl getroffen werden. Mit dieser Auswahl wird dann weitergearbeitet.

Für den Schritt der Ideen-Auswahl eignet sich eine 2×2-Matrix gut. Diese gibt zwei Kategorien für die x- und die y-Achse in einem Koordinatensystem vor. Je stärker die beiden Kategorien ausgeprägt sind, desto lohnenswerter ist die Idee. Vor diesem Hintergrund können die Beteiligten alle ihre entwickelten Ideen in die 2×2-Matrix einsortieren. Die Ideen, die sich dann im rechten oberen Quadranten befinden, kommen in die nähere Auswahl. Auf diese Weise kommt man relativ schnell zu einer hilfreichen Vor-Sortierung der zuvor gesammelten Ideen.

Schön an der 2×2-Matrix ist aus meiner Sicht vor allem, dass die Kategorien jeweils spezifisch festgelegt werden können. Zum Beispiel könnte man die Kategorien ‚Geringe Kosten‘ und ‚Wenig Zeit‘ nutzen, wenn man (fast) kein Geld und keine Zeit zur Umsetzung der Ideen hat. Oder man legt die Kategorien ‚Nachhaltigkeit‘ und ‚Lernendenorientierung‘ fest, wenn es um pädagogische Ideen geht, die besonders gut weiternutzbar sein sollen und dem Anspruch der Lernendenorientierung genügen sollen.

In den meisten meiner Workshops lasse ich die Teilnehmenden die Kategorien für die 2×2-Matrix nicht selbst entwickeln, sondern gebe sie passend zum jeweiligen Kontext vor. Sehr gerne habe ich bisher immer die Kategorien ‚cool‘ und ‚machbar‘ gewählt, weil sie relativ universell einsetzbar sind.

  • Mit ‚cool‘ ist hier gemeint, dass die Beteiligten die Idee attraktiv finden und von ihr begeistert sind.
  • Mit ‚machbar‘ ist gemeint, dass die Umsetzung in ihrem Handlungsspielraum liegt.

So sah dann das Koordinatensystem zur Einordnung der Ideen aus:

In den oberen Quadranten werden dann alle Ideen sortiert, die die Beteiligten gut finden und die auch eine realistische Chance zur Umsetzung haben. Das ist in sehr vielen Fällen eine gute Grundlage zur weiteren Ausarbeitung.

Inzwischen merke ich aber an immer mehr Stellen, dass es in der Pädagogik Ideen braucht, die grundlegende Veränderungen auf den Weg bringen. Genau für die Auswahl solcher Ideen, stößt man mit der dargestellten Form der 2×2-Matrix dann an Grenzen. Denn die ‚cool‘-Kategorie kann durchaus zur Verantwortungsverschiebung beitragen (Beispiel: ‚Der Schulträger sollte sich darum kümmern!‘). Und die ‚machbar‘-Kategorie verleitet sehr dazu, nur im bestehenden Rahmen zu denken (Beispiel: ‚Projektarbeit? Das geht nicht angesichts der aktuellen Fächerfülle und des starren Stundenplans.‘) …

Wenn es deshalb um die Auswahl von Ideen geht, die am besten zu grundlegender Veränderung beitragen können, finde ich stattdessen die Koordinaten ‚aktivierend‘ und ‚mobilisierend‘ besser.

  • Mit aktivierend ist gemeint, dass die Beteiligten bei der Idee selbst aktiv werden, sich auf den Weg machen und die Sache in die Hand nehmen.
  • Mit mobilisierend ist gemeint, dass die Idee gut erklärbar ist, man auch andere dazu begeistern und zum Mitmachen motivieren kann.

So sieht dann die 2×2-Matrix aus:

Mit dieser 2×2-Matrix erhält man im oberen Quadranten solche Ideen, bei denen die Beteiligten selbst aktiv werden und von denen sie überzeugt sind, dass sich dafür auch weitere Mitstreiter*innen finden lassen. Genau diese beiden Aspekte sind aus meiner Sicht eine wichtige Voraussetzung dafür, damit Veränderung gelingt.

Fazit

Ich werde die ‚Aktvierend/ Mobilisierend‘-Matrix bei kommenden Workshops in jedem Fall ausprobieren. Vielleicht hast auch du Lust, damit zu experimentieren und von deinen Erfahrungen damit zu berichten. Ich wünsche dir viel Freude dabei!

PS. Außerdem möchte ich auch gerne ändern, dass die Beteiligten mehr Raum zur eigenen Reflexion möglicher Kategorien zur Auswahl haben und das nicht nur durch mich vorgegeben wird, siehe dazu diese Idee in meinem Ideentagebuch.


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