Mein ‚Start – Stop – Continue‘ für 2024

‚Start-Stop-Continue‘ ist eine schöne Methode für eine Retrospektive in kollaborativen Projekten. Wie der Name vermuten lässt, gibt es drei Kategorien, die man während eines Rückblicks auf eine erfolgte Zusammenarbeit aufruft und gemeinsam reflektiert:

  • Start: Was möchten wir neu beginnen?
  • Stop: Womit möchten wir aufhören?
  • Continue: Was möchten wir fortsetzen?

Ich mag die Methode nicht nur in kollaborativen Projekten, sondern auch zur Selbstreflexion. Gerade jetzt zum Jahresende gefällt mir daran, dass es nicht einfach nur um ‚gute Vorsätze‘ geht (die man wahrscheinlich ohnehin spätestens im Februar schon wieder über Bord geworfen hätte). Stattdessen nimmt man sich bewusst Zeit für Reflexion und realistische Weiterentwicklung seiner beruflichen Aktivitäten.

Meine Liste – mit je drei Vorhaben in jeder Kategorie – teile ich in diesem Blogbeitrag. Vielleicht findest du darin auch für deine Arbeit die eine oder andere Anregung:

Start: Was ich neu beginnen oder ausprobieren will!

1. Ein analoger und ein digitaler Schreibtisch

Ich möchte eine Teilung meines Arbeitsplatzes in einen analogen und einen digitalen Schreibtisch versuchen. Der Hintergrund ist, dass ich beim Arbeiten bisher eigentlich fast immer vor einem Laptop sitzen. Hin und wieder schiebe ich diesen zwar zur Seite und kritzle oder schreibe etwas auf. So richtig weg vom Rechner komme ich aber eigentlich nur, wenn ich aufstehe und spazieren gehe. Diese Praxis steht im großen Widerspruch zu dem, was ich in meinen Veranstaltungskonzeptionen lebe: Dort nutzen wir immer sehr bewusst auch haptische Materialien – vor allem in Ideenentwicklungsphase. Mit der Trennung in einen digitalen und einen analogen Schreibtisch möchte ich mir genau diesen Raum und diese Möglichkeiten auch mehr in meiner täglichen Arbeit ermöglichen. Zu viel musste ich dafür gar nicht umbauen, da ich einen recht langen Schreibtisch habe. Der größte Teil davon war bisher aber einfach Ablage. Wenn diese aufgeräumt ist, ist Platz für zwei Arbeitsbereiche darauf: digital und analog.

Bild: Doppelter Schreibtisch – digital und analog (im noch aufgeräumtem Zustand)

(Die Idee habe ich ursprünglich im Buch ‚Steal like an artist‘ von Austin Kleon gefunden.)

2. Eine halbe Stunde ‚offene‘ Zeit pro Tag

Ich möchte mir jeden Tag 30 Minuten freie Zeit zum Nachdenken, Reflektieren und Planen nehmen. In meinem Tagesablauf bekomme ich das wahrscheinlich am besten dadurch hin, dass ich meinen Wecker 30 Minuten früher stelle. Die gewonnene halbe Stunde soll eine Zeit sein, die ich nicht schon vorab mit irgendwelchen Vorhaben fülle (z.B. meine To Do Liste für den Tag sortieren, den vorigen Tag reflektieren, drei gute Dinge aufschreiben …). Stattdessen soll es tatsächlich ‚offene‘ Zeit sein – ohne irgendwelche Verpflichtungen oder Vorhaben. Und ich kann schauen, was ich damit dann jeweils konkret anstelle. Der Hintergrund dieses Vorhabens ist, dass mir in Leerlauf-Phasen oft die besten Ideen kommen und ich nach Leerlauf-Phasen in den darauffolgenden Arbeitsphasen oft viel produktiver bin. Aber ohne festen Vorsatz dafür fehlen solche Leerlauf-Phasen im Tagesablauf.

(Ich kann mir vorstellen, dass das Vorhaben, 30 Minuten früher aufzustehen, für Menschen, die gerne lange schlafen, ziemlich gruselig klingt. Für mich ist es so, dass ich nicht so viel Schlaf brauche und schon zu Schulzeiten gerne Zeit für mich genutzt habe, bevor alle anderen aufstanden. Daran kann ich mit diesem Vorsatz wunderbar anknüpfen. Grundsätzlich kann man sich sicher aber auch eine andere halbe Stunde am Tag für sich reservieren. Dazu muss man eben den eigenen Tagesablauf und die eigenen Bedürfnisse reflektieren)

3. Mehr Graphic Novels erkunden

Ich habe zu Weihnachten die Graphic Novel ‚Unflattening‘ von Nick Sousanis geschenkt bekommen. Für mich ist das eine mediale Form, die ich bisher noch wenig kannte. Der Inhalt klang von Anfang an spannend: Es geht um die Frage, wie Menschen die Wirklichkeit wahrnehmen bzw. konstruieren – und die Herausforderung, dabei auch neu denken zu können. Vor allem war ich davon überrascht, wieviel Freude mir das mit dem Buch ermöglichte erkundende, konstruktivistische Lesen gemacht hat. Daran möchte ich gerne anschließen und mich nach weiteren Empfehlungen in diese Richtung umhören. Ich sehe das Format als eine sehr gute Möglichkeit, um sich selbsterkundend insbesondere theoretische Entwürfe und Konzepte zu erschließen.

Stopp: Was ich anders machen oder womit ich aufhören will!

1. Immer alles schnell alleine machen

Ich versuche oft, Ideen und Vorhaben sehr schnell und effizient umzusetzen. Das hat sicherlich sehr oft eine Berechtigung. Manches Mal wäre es aber hilfreicher, wenn ich mehr Energie darauf verwenden würde, andere zum Mitmachen zu motivieren, anstatt das Vorhaben einfach schnell selbst umzusetzen. Denn nur wenn mehr Menschen aktiver Teil von einem Vorhaben sind, lässt sich auch tiefgreifender etwas verändern. Deshalb ist mein Vorsatz, bei Ideen und Aktivitäten erst einmal kurz abzuwägen: Ist es gut, wenn ich das schnell allein mache und dann ist es fertig – oder dient es der Weiterentwicklung guter Bildung an dieser Stelle vielleicht mehr, wenn ich – anstatt meine Energie direkt in die Umsetzung zu stecken – sie lieber erst einmal darauf verwende, anderen das Vorhaben zu erklären und zum Mitmachen zu begeistern.

2. Zu lange Blogbeiträge schreiben

Ich nutze meinen Blog viel zur Reflexion im Sinne eines Learning Out Loud. Das bedeutet: Ich lasse andere teilhaben, worüber ich nachdenke, wie ich arbeite oder was ich erkunde. Das mag ich grundsätzlich sehr gerne und werde es sicherlich auch fortsetzen. Wenn ich etwas mehr Zeit investieren würde, könnte ich manches aber wahrscheinlich auch deutlich kürzer verschriftlichen und teilen. Ein einfacher ‚Trick‘ dazu könnte sein, mir einen Blogbeitrag vor der Veröffentlichung immer noch einmal unter dem Blickwinkel durchzulesen, ob und wenn ja was ich daran kürzen könnte.

3. Zu viele Domains bestellen

Wenn ich eine Idee habe, dann ist damit oft verbunden, dass ich eine Domain bestelle und eine Website zur Umsetzung einrichte. Für meinen Jahresrückblick habe ich meine Domains gezählt und kam auf 65 Stück. Das ist so viel, dass selbst ich manches Mal den Überblick verliere. Deshalb bin ich schon jetzt dabei auszumisten – und nehme mir für die Zukunft vor: Vor der Bestellung einer neuen Domain erst nachdenken, ob es für das Vorhaben wirklich eine eigene Domain braucht – oder ob nicht auch eine Subdomain auf meiner Website oder ein einfacher Blogbeitrag genügt. (Das ist ein sehr vernünftiger Vorsatz, von dem ich schon jetzt weiß, dass ich ihn wahrscheinlich nicht einhalten werde, aber vornehmen und aufschreiben schadet ja nichts 😉)

Continue: Was hilfreich war und was ich fortsetzen will!

1. Weiter ein Ideentagebuch schreiben

Ich habe das ganze letzte Jahr hindurch (nur unterbrochen von insgesamt ca. 5 Wochen Urlaub und Krankheit) ein Ideentagebuch geschrieben. Viele Ideen davon sind Blödsinn und manchmal fast etwas peinlich beim Lesen im Rückblick. Alles insgesamt betrachtet hat mir das Schreiben dieses Ideentagebuchs aber sehr viel Freude gemacht und dazu geführt, dass ich an vielen Stellen Sachen neu und anders versucht habe, die ich ansonsten wahrscheinlich ’so wie immer‘ gemacht hätte. Nach einem Jahr ist das Schreiben zu einer festen Routine geworden – und ich werde unbedingt auch zukünftig dabei bleiben. Damit das Ideentagebuch zugleich auch etwas besser auffindbar ist, habe ich es von der bisherigen Subdomain 365ideen.ebildungslabor.de als Kategorie direkt hier auf meine Haupt-Website umgezogen.

2. Wieder eine richtige Auszeit nehmen

Im letzten Sommer war ich drei Wochen im Urlaub. Ich hatte vorher lange überlegt, ob ich meinen Laptop mitnehme und zumindest sporadisch am Ball bleibe und Mails beantworte. Dann habe ich mich aber dagegen entschieden, mich bei allen Kooperationspartnern abgemeldet und einen Auto-Responder bei meinen Mails eingestellt. Rückblickend war das die wahrscheinlich beste Entscheidung des letzten Jahres. Denn ‚richtig‘ im Urlaub zu sein, fand ich so viel erholsamer, bereichernder und schöner, als nur ‚ein bisschen‘ im Urlaub sein. Das möchte ich deshalb auch 2024 sehr gerne wiederholen.

3. Mikro-Inhalte zum Lernen gestalten

Während der Corona-Lockdowns habe ich sehr viele umfangreiche Online-Kurse zum Selbstlernen gestaltet. Zum Teil als Auftrag; zum Teil aber auch einfach so. Im letzten Jahr bin ich mehr und mehr zur Erkenntnis gelangt, dass Mikro-Inhalte mindestens ebenso hilfreich zum Lernen und auch zur Gestaltung von Lernangeboten sind. Ich habe deshalb mehr Zeit darauf verwendet, solche Mikro-Inhalte zu gestalten. Das waren zum Beispiel kurze Videos, ein interaktives Buch mit H5P oder eine einzelne Selbstüberprüfung zu einem bestimmen Thema … Aus meiner Sicht hat das gut funktioniert und ich möchte es deshalb fortsetzen.

Vor diesem Hintergrund habe ich auch bereits hier meine Website angepasst: Während es früher die Kategorie ‚Selbstlernkurse‘ gab, sammle ich jetzt Selbstlernkurse und eben auch hoffentlich noch viele weitere Mikro-Inhalte in der neuen und übergreifenden Rubrik: Lernangebote.

Und Du?

Hast Du auch Lust, mit der Start-Stop-Continue Methode oder auch ganz anders über Vorsätze für das Neue Jahr zu reflektieren? Ich bin gespannt, darüber zu lesen! In jedem Fall wünsche ich Dir einen guten Jahreswechsel und einen schönen Start in das neue Jahr.


Beitrag merken & teilen

Hier kannst Du dir den Link zum Beitrag kopieren - beispielsweise um ihn für Dich zu speichern oder mit anderen zu teilen. Wenn Du den Link in den Suchschlitz im Fediverse einfügst, kannst Du den Beitrag von dort aus kommentieren. Die Kommentare erscheinen dann nach Freigabe hier auf der Website.