Edumail #69

Herzlich willkommen zur Edumail im Februar! Ich möchte mit einem kleinen Frühlingsbild beginnen. Denn ich hoffe, dass Du in den kommenden Wochen ein bisschen Zeit findest, um die beginnende hellere Jahreszeit zu genießen und die ersten Anzeichen des Frühlings zu erkunden 🌱  



Vor allem aber teile ich in dieser Ausgabe verschiedene Inhalte zum Lernen und Lehren mit Dir. Dazu gehört eine kollaborative Abschluss-Methode, die Du weiterverwenden kannst, ein neues und etwas nerdiges Tool, das ich ausprobiert habe, eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für den H5P Inhaltstyp Information Wall, Reflexionen über KI in der Bildung, ein Bericht über mein Experiment mit dem Lernformat BarCircles, eine Einladung zur Edunautika (einschließlich eines Pre-Workshops von mir), ein bisschen Internetquatsch und vieles mehr. Such Dir das aus, was für Dich am hilfreichsten ist.

Ich wünsche Dir alles Gute und viel Freude beim Erkunden!

Nele Hirsch | eBildungslabor  
🗓️ Einladung: Gemeinsam gute Fragen zu zeitgemäßer Pädagogik im digitalen Wandel entwickeln und bei der Edunautika diskutieren
Vom 31. März bis 2. April 2023 findet die diesjährige Edunautika in Hamburg statt. Die Edunautika ist ein Barcamp zu zeitgemäßer Pädagogik im digitalen Wandel – und eine meiner Lieblings-Veranstaltungen. Das liegt vor allem daran, dass bis jetzt immer sehr spannende Menschen dabei waren, die mit einem neugierig-offenen und zugleich kritisch-konstruktiven Blick darauf schauen, wie sich in einer zunehmed vernetzten und digitalisierten Gesellschaft gute Bildung für alle gestalten lässt. Besonders produktiv finde ich, dass viele dabei auf reformpädagogische Ansätzen aufbauen und diese kreativ weiterentwickeln.

Im Vorfeld der Edunautika biete ich einen Pre-Workshop an, zu dem ich Dich herzlich einlade. Der Workshop ist eine kollaborative Sprint-Challenge, bei der wir mithilfe von Design-Thinking-Kreativitätsmethoden lohnenswerte Fragen entwickeln, die sich im Kontext von zeitgemäßer Pädagogik und Digitalität stellen lassen. Einige davon können wir direkt als Sessions in die Edunautika einbringen. Die Teilnahme am Workshop bietet nicht nur zahlreiche Denkanstöße, sondern auch einen Einblick in die Gestaltung kollaborativer Sprints und die passenden Kreativitätsmethoden und Materialien. Der Pre-Workshop findet am Freitag ab 14:15 Uhr statt und ist auf 20 Personen begrenzt. Eine separate Anmeldung per E-Mail bei mir ist erforderlich. Wenn Du bereits für die Edunautika angemeldet bist und im Vorfeld Lust auf ein experimentelles Austauschformat und viele Inspirationen hast, dann antworte mir einfach auf diese Mail, um auch beim Pre-Workshop dabei zu sein. Wenn Du die Edunautika bis jetzt noch nicht auf dem Schirm hattest, dann überlege Dir, ob Du es zeitlich einrichten kannst und Lust hast, bei dieser Veranstaltung mit dabei zu sein – und vielleicht dann ja auch beim Pre-Workshop :-)

Alle Infos zur Edunautika (inklusive zum Pre-Workshop am Freitag) findest Du auf der Veranstaltungswebsite.
Zur Edunautika-Website
📝 Drei methodische Anregungen zum direkten Weiternutzen
Hier sind drei Anregungen, die ich in den letzten Wochen in Lernangeboten von mir ausprobiert habe und die für mich gut funktioniert haben. Vielleicht willst Du sie für Dich weiternutzen.

1. Drei-Fragen-Check: Ist das ein gutes und relevantes Thema?

Bevor man sich (für sich selbst oder in einer Gruppe mit anderen) näher mit einem Thena auseinandersetzt, ist es hilfreich mit den folgenden drei Fragen gegen zu checken, ob eine Auseinandersetzung damit lohnend ist (oder ins Leere läuft bzw. sehr wahrscheinlich nur Frust produziert)

1. Haben wir (zumindest teilweise) einen Einfluss auf das Thema bzw. können wir Einfluss erreichen?
2. Haben wir Lust und Motivation, bei diesem Thema voranzukommen?
3. Benötigt das Thema Kreativität und gemeinsames Nachdenken oder liegen die Anworten auf dem Tisch und müssen nur umgesetzt werden? Diese Fragen kann man für die ganze Gruppe visualisieren und gemeinsam überlegen, inwieweit man sie für die jeweils gefundene Idee bejahen kann. Wenn das der Fall ist, kann im nächsten Schritt die Umsetzung überlegt werden.

2. Assoziative Ideenmatrix (= Brainstorming Upgrade)

Die assoziative Ideenmatrix ist eine relativ umfangreiche Methode. Ich habe für die Gestaltung von Ideenentwicklungs-Workshops nur einen Teil davon remixt, aber dabei die Grundidee übernommen: Ideen aus einem ersten Brainstorming werden miteinander in Verbindung gebracht – um daraus wiederum weitere Ideen zu entwickeln. Das sind die Schritte zum Nachmachen:
1. In Kleingruppen wird ein Brainstorming zu einer bestimmten Herausforderung gestaltet. Anschließend werden die Ideen geclustert und priorisiert. Im Ergebnis sollte die Gruppe eine bestimmte Anzahl an Ideen (ca. 10 Stück) entwickelt und zusammenfassend aufgeschrieben haben.
2. Die Kleingruppen geben sich ihre entwickelten Karten verdeckt weiter, d.h. jede Gruppe erhält den Ideenstapel einer anderen Gruppe. Die Karten werden verdeckt in zwei Spalten auf den Tisch ausgelegt.
3. Nun beginnt das zweite Brainstorming mithilfe der Assoziationstechnik: Die erste Karte aus der ersten Spalte und die erste Karte aus der zweiten Spalte werden aufgedeckt – und überlegt, welche weiteren Ideen aus der Verbindung dieser beiden Ideen entstehen könnten. Danach werden Schritt für Schritt weitere Karten aufgedeckt – und so immer weitere Assoziations-Ideen generiert. Wichtig ist, dass erst dann die nächste Karte aufgedeckt wird, wenn zu einer bereits aufgedeckten Verbindung keine Ideen mehr entwickelt werden können.
Diese Methode lässt sich übrigens auch mit KI-Unterstützung durchführen. Als Prompt werden bei ChatGPT die gewünschte Anzahl an Begriffen zu einer Herausforderung erfragt. Die Begriffe kommen auf Karten – und man kann damit dann direkt bei Schritt 3 starten. 

3. Anonyme Einwände


Nach der Vorstellung eines bestimmten Themas ist es gerade im Online-Kontext ein sehr verbreitetes Verfahren, zunächst kollaborativ noch offene Fragen zu sammeln, diese zu gewichten und erst dann Schritt für Schritt zu beantworten. Auf ähnliche Art und Weise lässt sich auch mit Kritik und Einwänden zu einem Vorschlag umgehen – und auf diese Weise oft konstruktiver beratschlagen.

Ich gehe dazu folgendermaßen vor:
Nachdem ein Vorschlag/ ein Vorgehen/ eine Idee vorgestellt wurde, wird der Link zu einer Brainstorming-Umgebung geteilt. (Ich nutze dafür sehr gerne Mindwendel, z.B. via Kits.blog)
Alle sind eingeladen ihre Kritik und Einwände in Frageform als Karten anonym einzureichen.
In der anschließenden Beratschlagungsrunde startet dann eine Person, wählt sich eine Einwands-Karte aus und bringt den Einwand in die Diskussion ein. Darüber kann dann gemeinsam diskutiert werden. Anschließend wählt die nächste Person eine Karte aus …

Ich habe auf diese Weise sehr konstruktive Diskussonen erlebt und schätze es auch aus Teilnehmer*innen-Perspektive, mich in die Perspektive von Kritiker*innen durch das Einbringen von Einwänden von anderen hineinzuversetzen.  
🤖 ChatGPT: Wie weiter mit künstlicher Intelligenz in der Bildung?
In der letzten Edumail habe ich Dich zum Ausbaldowercamp – dem Online-Barcamp zu Lernen mit KI eingeladen. Ich freue mich sehr, dass so viele mit dabei waren und finde es wunderbar, wieviele Ideen, Fragen und konkrete Ansatzpunkte entstanden sind. Gerne möchte ich drei Inhalte teilen, die Dir nun im Anschluss vielleicht beim Weiterdenken helfen können. 

1. Deskriptive Beoachtungen: KI in der Bildung (nutzbar zur Raumaufstellung bzw. Diskussionseinstieg)

Für einen kurzen Impuls bei keelearning habe ich 9 deskriptive Beobachtungen zusammengestellt, wie KI in der Bildung aktuell wirkt. Hier gibt es die Folien zum Download als pdf Leicht umformuliert können die Fragen gut als Diskussionseinstieg in Lernangeboten genutzt werden. Die Teilnehmenden tauschen sich dann (über eine Raumaufstellung oder auch im Rahmen von Murmelrunden) darüber aus, welche der Fragen warum für sie besonders relevant sind (und evtl. auch direkt welche weiteren Fragen sie haben.)

Die folgende Fragen-Liste habe ich für diese Methode zuletzt genutzt – und Du kannst sie gerne ebenfalls verwenden: Was ist KI und wie betrifft mich das als lehrende und lernende Person? Was bringen angesichts von den Möglichkeiten der KI-Technologie jetzt noch klassische Abfragen und Prüfungen? Wie kann ich KI-Tools und Inhalte zum selbst Denken und Reflektieren nutzen? Wie kann ich KI aus der Bildung raushalten? Was sind die gesamtgesellschaftlichen Folgen von KI und wie gestalten wir sie? Wie können wir erreichen, dass durch KI die soziale Schere in der Bildung nicht noch weiter auseinandergeht? Was sind die wichtigsten Aufgaben der menschlichen Lehrkraft? Wie kann ich zu KI lernen und erkunden? Darf ich KI-Tools überhaupt nutzen und wem gehören erstellte Inhalte?

2. Dokumentation des Ausbaldowercamp (Zum Weiternutzen und Weiterdenken)

Ich habe mich darum bemüht, die Dokumentationen der Sessions des Ausbaldowercamp möglichst gut weiternutzbar zu machen. Wenn Du also nachlesen willst, was am 2. Februar diskutiert wurde, dann findest Du auf der Website des Barcamp die durchsuchbare Dokumentation.

(Die Dokumentation ist mit H5P und hier speziell mit dem Inhaltstyp Information Wall umgesetzt. Ich kann das sehr für alle möglichen Arten von Zusammenstellungen empfehlen. Du kannst Deine eigenen Felder definieren, mit Inhalten füllen und entscheiden, was davon durchsuchbar sein soll. Hier ist ein schneller Screencast zum Nachmachen.)

3. Und was mache ich ganz konkret mit ChatGPT? (Praxiseinblicke in meine Nutzung als Inspiration oder zum Nachmachen)

Ich habe aufgeschrieben, wie ich ChatGPT aktuell zum Lernen und Arbeiten nutze: als ‚Erster Schritt‘-Unterstützung für Zusammenfassungen bei ‚Mini‘-Programmierungen für Aha-Effekte fürs Brainstorming zur Selbstüberprüfung Ausführlich habe ich diese Nutzungsvarianten in meinem Blog beschrieben. Vielleicht ist das für Dich interessant, um ähnliches auszuprobieren oder auch, um vor diesem Hintergrund über Deine Nutzung zu reflektieren.
Zum Blogbeitrag
🗂️ Abschlussmethode: CheckOut mit Fragenvielfalt
Gute Erfahrungen habe ich mit der Abschlussmethode ‚CheckOut mit Fragenvielfalt‘ gemacht. Die Grundidee ist, dass es nicht eine Frage oder ein Set an Abschlussfragen gibt, das alle nacheinander beantworten. Stattdessen erhält jede Person eine andere Frage. Durch die Beantwortung all dieser Fragen entsteht dann kollaborativ ein vollständiges Bild der Veranstaltung. Jede Person trägt dazu einen Baustein bei. Meine Fragekarten zum Weiternutzen und eine genauere Beschreibung des Vorgehens (sowohl bei großen, als auch bei kleineren Gruppen) findest Du in diesem Blogbeitrag:
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🧪 Lernformat-Experiment: Barcamp + Learning Circles = BarCircles
Bei einer Veranstaltung der IG Metall im Januar habe ich mit einem Lernformat experimentiert, das wesentliche Elemente eines Barcamps und von Learning Circles zusammenbringt. Auf diese Weise wird Peer-to-Peer Austausch zu selbst gewählten Fragen mit gleichzeitigem Input ermöglicht.Wie genau das funktioniert, habe ich gebloggt. Ich empfehle das Format sehr zum Nachmachen z.B. auch für pädagogische Tage.
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💡 Ganz viele Ideen im Ideentagebuch
Schon über 50 Tage schreibe ich ein Ideentagebuch. Das bedeutet: Ich notiere jeden Tag mindestens eine Idee zum Lernen und Arbeiten in einer vernetzten Gesellschaft und teile sie öffentlich. Stand heute habe ich 72 Ideen aufgeschrieben. Sehr viele davon sind banal oder Blödsinn. Einige habe ich aber auch schon umgesetzt. Und zu manchen bin ich auch mit anderen in Austausch gekommen. Vor allem merke ich, dass das Entwickeln und Teilen von Ideen mehr und mehr zu einer Routine für mich wird. Drei (noch nicht umgesetzte) Lieblings-Ideen aus dem Tagebuch möchte ich direkt nennen:

1. Eine schulische Projektwoche könnte als ‚Schulentwicklungsexperiment‘ umfunktioniert werden.
2. In einer Barcamp-Session oder einer anderen Austauschrunde könnten Menschen einen KI-Knigge entwickeln (Was gehört zum guten Ton in der Zusammenarbeit mit anderen, wenn zunehmende auch KI-Technologien diese beeinflussen).
3. Nach dem Teilen von Inhalten trägt man sich mit etwas zeitlichem Abstand einen ‚Wow-Termin‚ in den Kalender , um da bewusst zu überlegen, was aus der Veröffentlichung geworden ist und sich daran zu freuen.

Diese und viele weitere Ideen findest Du in meinem Ideentagebuch.
Mein Ideentagebuch
😎 Für Nerds (und Menschen, die Nerdkram nicht abschreckt): Nutshell nutzen!
Nutshell ist ein offenes und sehr cooles Tool, mit dem man Texte im Internet mit einem Codeschnipsel versehen – und auf diese Weise sowohl ausklappbar als auch einbettbar machen kann. Ebenso kann man dank Nutshell Textschnipsel von anderen Websites, die Nutshell nutzen, bei sich einbetten – und auch von Seiten wie Wikipedia und Youtube. Ich habe mit dem Tool ein bisschen rumgespielt und eine Anleitung zur Nutzung geschrieben.
Zum Blogbeitrag
🙃 Drei völlig nutzlose Links!
Was wäre die Edumail ohne Internetquatsch? Zum Abschluss kommen hier deshalb drei völlig nutzlose Links für Dich:

1. Fast alle kennen inzwischen ChatGPT, dabei ist CatGPT viel cooler: Chatte mit einer Katzen-KI. Meow 😸 Hier ausprobieren!
2. Bauklötze bauen geht immer – und mit dieser recht neuen und noch experimentellen OpenSource Bibliothek auch kollaborativ. Wenn Du die Website öffnest, wirst Du auf eine Zufalls-URL geleitet. Den Link aus der Browserzeile kannst du dann mit anderen teilen und gemeinsam bauen. Alleine macht es aber auch schon viel Freude. Hier ausprobieren!
3. Auf der Website Petswitch kannst Du ein Bild von Dir hochladen und ein Bild Deines Haustieres (oder Du nutzt eines der Beispiel-Bilder). Im Ergebnis erhältst Du ein Bild von Dir im Haustier-Look.
Hier ausprobieren!

Mein Petswitch-Ergebnis 😉
👋 Tschüß, bis zur Edumail im März!
Hoffentlich konntest du in dieser Edumail für Dich hilfreiche Ideen und Inspirationen finden. Wenn Du Anregungen für eine der nächsten Ausgaben hast, dann maile mir gerne. Auch ansonsten freue ich mich immer über Rückmeldungen und Feedback. Du kannst dazu einfach auf diese Mail antworten.

Alles Gute für Dich und ein herzlicher Gruß

Nele 🙂

PS. Ein letzter Hinweis: Ich habe mein Tool Mailnudge aktualisiert, mit dem Du Deinem zukünftigen Ich eine Mail schreiben kannst. Vielleicht willst Du es direkt jetzt ausprobieren und aufschreiben, welche pädagogischen Fragen Dich aktuell bewegen und Dein zukünftiges Ich (in drei Monaten?) dazu einladen, sich zu überlegen, was es dazu denkt. (Das ist meine Lieblings-Nutzungs-Variante dieses Tools). Hier geht es zu Mailnudge.
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