🌸 Edumail #70 🌸 |
Herzlich willkommen bei der Edumail im April! Mich beschäftigt weiter das Thema künstliche Intelligenz und ich habe dazu ein offenes Lernangebot zum Weiternutzen erstellt. Außerdem teile ich einen Aufruf für mehr Offenheit bei KI und eine Schritt-für-Schritt Anleitung zur Entwicklung von Tools mit Zufallsauswahl, die Du einfach nachmachen und ChatGPT für Dich auf diese Weise praktisch ausprobieren kannst. Weitgehend ohne KI gibt es Methoden für das Lernen in komplexen Zeiten, eine durchsuchbare Sessionübersicht von der Edunautika 2023, neue Ideen aus meinem Ideentagebuch und natürlich auch ein bisschen Internetquatsch. Viel Freude beim Stöbern und herzliche Grüße an Dich Nele Hirsch | eBildungslabor |
📖 Lernangebot und Aufruf: Wie gestalten wir gute Bildung in einer zunehmend von ‚KI‘ geprägten Welt? |
Ich habe in den letzten Wochen weiter zum Thema Sprachmodelle im pädagogischen Kontext gearbeitet. Ein Ergebnis, das ich gerne mit Dir teilen möchte, ist das offene Online-Lernangebot KI-Orientierung.de. Ich habe es so gestaltet, dass es Pädagog*innen am besten gemeinsam mit Kolleg*innen sehr flexibel einsetzen können. Zu Beginn gibt es eine kleine Sammlung an ‚Flipped-Inhalten‘ und Anregungen zum Ausprobieren. Den Kern bilden dann ‚Widerspruchskarten‘, die ausgehend vom Leitbild guter Bildung formuliert sind und auch den gesamtgesellschaftlichen Kontext einbeziehen. Die Karten können online genutzt werden. Alternativ findest Du auf der Website Druckvorlagen, die Du gerne offen weiternutzen kannst. |
(Mehr zum Hintergrund des Lernangebots findest Du in diesem Blogbeitrag im eBildungslabor) |
Auch bei der Edunautika war KI ein viel diskutiertes Thema. Gemeinsam mit anderen habe ich an einem Aufruf bzw. besser an einer Einladung zum gemeinsamen Weiterdenken gearbeitet, der den Aspekt der Offenheit in der Debatte beleuchtet. Wir gehen nicht davon aus, dass mit einer ‚offenen KI‘ alle Herausforderungen gelöst sind. Vor dem Hintergrund der erwünschten demokratischen Gestaltung von Bildung erscheint uns Offenheit aber unerlässlich. Mehr dazu kannst Du im Aufruf lesen. Wenn Du an dem Thema Interesse hast und/ oder auch schon konkret dazu arbeitest, freuen wir uns sehr, wenn Du Dich bei uns meldest. |
⛴️ Edunautika zum Weiternutzen |
Es war sehr schön, viele von Euch in Hamburg bei der Edunautika vor Ort zu treffen und sich austauschen zu können. Für die Nachbereitung – und auch für alle, die nicht mit dabei sein konnten – habe ich eine einfach durchsuchbare Sessionübersicht erstellt, die Du gerne offen weiternutzen kannst. |
Und hier sind direkt drei Links, die in unterschiedlichen Sessions geteilt wurden und die ich für mich besonders hilfreich fand: Herausforderungen: An der gastgebenden Winterhuder Reformschule der Edunautika gibt es das Projekt ‚Herausforderungen‘. Schüler*innen planen und führen eine Herausforderung außerhalb der Klassenräume durch. Wie so etwas genau funktioniert und welche Beispiele es gibt, steht auf dieser Website. Konsent-Prinzip: In einer Session wurde das so genannte ‚Konsent‘-Prinzip vorgestellt. Die Grundidee ist, dass Einwände zu einem Vorschlag nicht zu einer Blockade führen, sondern zur Verbesserung dieses bzw. in ‚Beobachtungsaufgaben‘ bei der Umsetzung transformiert werden. Für Schulentwicklungsprozesse und andere Beratschlagungen stelle ich mir da sehr hilfreich vor. In dieser pdf-Übersicht ist das Konsent-Prinzip erklärt. KI verstehen: In dieser Taskcard finden sich zahlreiche Tools und Ideen, wie Erwachsene und Kinder KI erleben und verstehen können. |
🗨️ Drei methodische Ideen zum Ausprobieren |
Auch in den letzten Wochen habe ich mit zum Teil neuen Methoden in Lernangeboten experimentiert. Hier kommen drei Ansätze, die ich zum Nachmachen empfehlen kann. Unboxing als Impulsformat: Wenn man in einer kleineren Runde mehrere Themen oder Methoden vorstellen will, dann ist das ‚Unboxing‘-Format dazu wunderbar geeignet. Für alle vorzustellenden Aspekte wird ein symbolischer Gegenstand gesucht und alles in ein Paket gepackt. Vor Ort kann dann gemeinsam ausgepackt und dabei erklärt werden. xXx-Writing: Anstatt direkt in eine Diskussion einzusteigen, lohnt es sich, dass alle Beteiligten zunächst für sich vorgegebene Fragen beantworten. (Beispiel: Welcher Aspekt ist Dir bei diesem Thema besonders wichtig? Was wäre ein sehr absurder Gedanke dazu? Was kannst Du aus Deinen Erfahrungen beisteuern?). Die Zeit der Beantwortung sollte nur recht knapp sein (pro Frage ca. eine Minute). Danach können die jeweiligen Antworten in Kleingruppen geteilt werden. (Diese Methode habe ich bei den Liberating Structures gefunden) Impulse als ‚Stille Post‘: Vieles, was man normalerweise als Vortrag präsentieren würde, lässt sich auch mit der ‚Stille Post‘ Methode weitergeben – und damit sehr viel Beteiligung erreichen. Dabei werden die zu präsentierenden Impulse vorab auf Zettel geschrieben. Die Teinehmenden stehen in einem Kreis und jede zweite Person erhält einen Zettel. Diese liest den Zettel und stellt ihn dann der Person, die im Uhrzeigersinn nach ihr kommt kurz vor. Dabei ergänzt sie, was ihre Einschätzung dazu ist. Dann wird der Zettel an die zuhörende Person übergeben, die wiederum zur nächsten Person im Kreis geht und wiederum vorstellt und die eigene Einschätzung dazu gibt. Anders als beim klassischen ‚Stille Post‘ Spiel muss also nicht weitergegeben werden, was die erste Person gesagt hat. Es lässt sich aber beobachten, dass die Einschätzungen der Teilnehmenden im Verlauf durch den Kreis immer qualifizierter werden – und alle beschäftigen sich aktiv mit den Themen. |
Bei der Edunautika habe ich am Freitag eine ‚Methoden-Station‘ (übrigens im ‚Unboxing-Format‘) angeboten und dort diese und weitere Methoden vorgestellt. Zur Nachbereitung und für alle, die nicht mit dabei sein konnten, stehen sie auch in diesem Blogbeitrag. |
🖌️ Zum Nachmachen: Zufallsgeneratoren mithilfe von ChatGPT entwickeln |
Es gibt viele Möglichkeiten für Zufallsgeneratoren in Lernangeboten. Beispielsweise können Teilnehmende per Zufall eine bestimmte Rolle angezeigt bekommen, aus deren Perspektive sie eine Herausforderung reflektieren sollen oder einen zufälligen Gegenstand, der als Impuls beim Brainstorming eingesetzt werden kann. Ich habe mit solch einem Zufallsprinzip zuletzt ein Nachbereitungstool für Veranstaltungen erstellt. Teilnehmende erhalten zum Abschluss einen QR-Code oder Link. Wenn sie die Website aufrufen, erhalten sie eine zufällig ausgewählte Idee, was sie zur Nachbereitung der Veranstaltung machen könnten. Hier ist das erstellte Beispiel als Link – und als QR-Code: |
Gerne kannst Du das obige Beispiel für Deine Lernangebote verwenden. Viel spannender ist es aber oft, solche Anwendungen selbst zu entwickeln und dann spezifisch gestalten zu können. Mithilfe des Chatbots ChatGPT ist das relativ niederschwellig möglich. Es ist zugleich ein gutes Beispiel dafür, wie man ChatGPT praktisch nutzen kann. Ich bin folgendermaßen vorgegangen: ChatGPT nach Ideen fragen. Präzisieren, in welcher Form die Ideen geschrieben werden sollen. Aus allen generierten Ideen die besten auswählen und evtl. umschreiben, wo nötig oder auch weitere Ideen ergänzen. Die Auswahl wiederum an ChatGPT geben mit dem Prompt, eine statische HTML-Website mit Zufallsauswahl zu generieren. Den erhaltenen Code kopieren, wo nötig anpassen und dann via GitHubPages oder anderswo veröffentlichen. Ich habe dieses Vorgehen als Schritt für Schritt Anleitung in Form eines Screencasts aufgezeichnet. |
💡 Viele, neue Ideen im Ideentagebuch |
Seit dem 1. Januar diesen Jahres schreibe ich ein öffentliches Ideentagebuch. Das bedeutet: Ich notiere jeden Tag mindestens eine Idee und teile sie. (Ich bin ein bisschen stolz darauf, dass ich inzwischen schon fast ein Drittel des Jahres durchgehalten und über 130 Ideen veröffentlicht habe 😊). Wichtiger als die Ideen selbst ist die Entwicklung einer offenen und neugierigen Grundhaltung, weil man ja durch die selbst auferlegte Aufgabe eigentlich immer auf Ideensuche ist. Das funktioniert für mich tatsächlich – und darum kann ich Ideentagebuch-Schreiben sehr empfehlen! Klar ist somit aber auch, dass sehr viele Ideen (wahrscheinlich sogar die meisten) kompletter Blödsinn sind. Aber manchmal entstehen dann doch auch Ideen, die lohnend sind zum Weiterverfolgen – oder die ich direkt umsetze. Hier sind fünf solcher Beispiele aus den letzten Wochen: Soundstorm: Brainstorming lässt sich gut mit Bildimpulsen oder auch mit Gegenständen unterstützen. (= Was assoziierst Du mit diesem Bild und auf welche weitere Idee bringt Dich das?). Ich hatte die Idee, dafür auch auditive Impulse zu nutzen – und habe die Website Soundstorm entwickelt. Ohrwurm gegen KI-Hype: Künstliche Intelligenz ist etwas, das viele Menschen fasziniert – und diese Faszination führt dann oft zu Mystifizierung. Ich finde es hilfreich, immer wieder daran zu erinnern, dass wir es mit Technik und nicht mit Magie zu tun haben. KI wurde von Menschen entwickelt und kann von Menschen gestaltet werden. Dazu passt ein ‚Ohrwurm‘ auf die Melodie der Haribo-Werbung, den ich weiternutzbar schnell mit meiner Tochter aufgenommen habe. CatContent.AI: Mit KI-Anwendungen können jede Menge schlechter Dinge gemacht werden. Als Gegengewicht könnte man die Website catcontent.ai starten – und dafür schöne Inhalte prompten und veröffentlichen – zum Beispiel eben süße Katzenbilder. (Diese Idee ist noch nicht umgesetzt. Klaue sie Dir gerne, wenn sie dir gefällt 🙃) Haptische Methoden-Börse: Bei einem Barcamp werden alle dazu eingeladen, einen Gegenstand mitzubringen, der methodisch eingesetzt werden kann. Zum Beispiel einen Ball für eine Vorstellungsrunde. Im Vorfeld des Barcamps können anhand der Gegenstände Methoden vorgestellt werden – und wer mag kann direkt etwas davon in den Sessions ausprobieren. Educamp in Halle: Beim Educamp an der Westküste entstand die Idee, das nächste Educamp im Herbst in meinem Wohnort Halle stattfinden zu lassen. Das ist noch nicht fertig entschieden, aber vielleicht klappt es – und ich kann Euch alle im Herbst einladen. Ich würde mich sehr freuen! Diese und viele weitere Ideen findest Du im Ideentagebuch. |
🙃 Internetquatsch zum Abschluss |
Eine spaßige Spielerei für Zwischendurch ist diese ‚Kamera-Meme-Website‘. Wenn Du sie öffnest, wirst Du aufgefordert, Deine Kanera freizugeben. Nachdem das erfolgt ist, kannst Du ein Selfie aufnehmen oder irgendetwas anderes in Deiner Umgebung fotografieren. Mithilfe einer Bilderkennungssoftware wird das Bild dann wie ein Meme untertitelt. (Standardmäßig ist als Sprache Englisch eingestellt; es lässt sich aber auf Deutsch umstellen. Zusätzlich lässt sich ‚Kontext‘ beisteuern, wenn man z.B. ein bestimmtes Thema aufgreifen will.) Hier ausprobieren! Und wer lieber kritzeln will: Hier kannst Du etwas zeichnen – unter Beobachtung von Kulleraugen, die Dein Kunstwerk interessiert betrachten – und zugleich Teil davon werden 👀. Außerdem kannst Du zoomende Mandalas zeichnen oder mit Konfetti-sprühenden Stiften 🎉 |
👋 Tschüß bis zur Edumail im Mai! |
Ich hoffe, Du konntest in dieser Edumail für Dich Inspirationen finden und vielleicht auch manches praktisch ausprobieren. Wenn Du Rückmeldungen hast, dann antworte mir gerne direkt auf diese Mail. Ich freue mich immer über Fragen und Anregungen! Bei mir steht in den nächsten Wochen unter anderem ein Hackathon mit dem DGB Bildungswerk zur Entwicklung niederschwelliger Methoden zur politischen Bildungsarbeit im Kalender, ein experimenteller Hybrid-Workshop mit Bildung und Begabung und die Teilnahme an der eQualification (bei der ich gespannt bin, wie es mit OER-Förderung weitergeht). Ich hoffe, dass auch auf Dich spannende Projekte und Herausforderungen warten. Wenn Du Lust hast, etwas gemeinsam mit mir zu konzipieren und umzusetzen, dann melde Dich gerne 🙂 Ich wünsche Dir eine gute Zeit und sage ‚Tschüß‘ bis zur Edumail im Mai. |