Tool-Einführungen für Lernende

Am Montag geht es in der OERcamp-Webtalk Reihe zu ‘Offenen Webtools’ um Tool-Einführungen für Lernende. Ursprünglich hatte ich hier als alleinigen Fokus die Vorstellung einfacher Webtools für Screenshots und Screencasts überlegt. Ich finde dies nach wie vor relevant und es wird Teil des Webtalks sein. Zugleich habe ich mich bei der Vorbereitung aber dazu entschieden, das Thema etwas breiter zu fassen. In diesem Sinne werde ich nicht nur die Frage beantworten, wie man Lernende und Kolleg/innen bei Fragen zu Tools und Technik mit Screenshots und Screencasts unterstützen kann, sondern darüber hinaus auch, wie Tools und Technik im Internet kollaborativ erkundet und auf diese Weise selbstbestimmt erlernt werden können. Hierfür stelle ich zusätzlich das Open Source Tool Hypothes.is vor.

Der Webtalk findet statt am Montag, 25. Mai um 16 Uhr. Den Zugangslink bzw. nach dem Webtalk die Aufzeichnung und alle vorgestellten Tools finden sich auf der #OERcamp Website. Dieser Blogbeitrag kann auch unabhängig von dem Webtalk genutzt werden. Wer das Thema spannend findet, kann mit dem Webtalk wunderbar einsteigen und/ oder das hier Gelesene vertiefen.

Tool-Einführungen mit Screenshots und Screencasts

Wenn mit digitalen Tools gelehrt und gelernt wird, dann gibt es erfahrungsgemäß viele Fragen zu ihrem Einsatz. Als lehrende Person ist man hier häufig in einer Doppelrolle: Zum einen lernt man viele Tools selbst neu kennen und hat Fragen dazu. Zum anderen ist man mit Fragen von Lernenden und oft auch von Kolleg/innen konfrontiert. Sowohl für die fragende als auch für die antwortende Rolle gilt: Je konkreter/ genauer und je anschaulicher, desto hilfreicher.

Praktisch bedeutet das für Fragen: Nicht nur schreiben, dass etwas nicht funktioniert, sondern was genau nicht funktioniert. Nicht nur schreiben, dass eine Fehlermeldung angezeigt wird, sondern welche und was man davor versucht hat. Nicht nur allgemein schreiben, dass man das Tool nicht versteht, sondern was man machen wollte und was dabei nicht klappte …

Und auch bei den Antworten hilft es sehr, möglichst konkret zu erklären. Das geht mit Text. Einfacher, schneller und für die Empfänger/innen hilfreicher ist aber in den meisten Fällen ein kurzer Screenshot oder ein Screencast. Ich empfehle hierzu die folgenden Tools:

  • Für Screenshots nutze ich in dem von mir verwendeten Browser Firefox die integrierte Möglichkeit, die in diesem kurzen Screencast gezeigt wird. Ähnliche Funktionen gibt es auch in anderen Browsern.
  • Zum Bearbeiten/ Annotieren der Screenshots hilft CopyPastedesign
  • Zum Weitergeben der kommentierten Screenshots (wenn nicht direkt in einem Messenger oder als Anhang einer Mail) kann z.B. Quicknote genutzt werden. Hier lassen sich Texte/ Bilder/ Links ohne Registrierung veröffentlichen. Es hat den Vorteil, dass man bei häufig auftretenden Fragen, dann immer auf den gleichen Link verwesen kann.
  • ShareIt.Video ist ein hilfreiches Tool für kurze Screencasts. Ich mag es, dass die Aufnahme anschließend direkt hochgeladen und der Link dazu geteilt werden kann.
  • Wer längere Screencasts inklusive Audio sucht, kann recordscreen nutzen.

Fragen zu stellen, aber vor allem auch Antworten zu geben zur Tool-Nutzung gelingt mit diesen Anwendungen erfahrungsgemäß gut. Was aber wird benötigt, wenn es gar nicht um ein konkretes Tool und dazu spezifische Fragen geht? Was ist, wenn stattdessen viel allgemeiner überlegt werden soll, welches Tool und auch welche Informationsquelle aus dem Internet in einem Lernprozess genutzt werden kann? In diesen Fällen gibt es keine einfachen Antworten, wie sie mit Screenshots und Screencasts gegeben werden können. Stattdessen gilt es eine Umgebung zu schaffen, in dem Austausch und gemeinsames Erkunden stattfinden kann.

Kollaborative Web-Annotierung für kollaborative Web-Erkundungen

Kollaborative Web-Annotierung kann man sich technisch, wie eine Art ‘Folie’ vorstellen, die über den eigentlichen Internet-Inhalt gelegt wird. Nutzer/innen können diese Folie aktivieren oder deaktivieren – und im aktivierten Zustand nicht nur sehen, was andere auf der Folie kommentiert und annotiert haben, sondern auch selbst etwas dazu schreiben. Umgesetzt wird diese Möglichkeit mit dem Open Source Tool Hypothes.is, dessen Potential für die Bildung aus meiner Sicht noch viel zu wenig ausgeschöpft wird.

Anschaulich wird das Tool anhand eines Beispiels. Ich habe dazu die OERcamp Website mit dem bereits oben angekündigten Webtalk mit einigen Kommentaren annotiert. Du kannst diese Kommentare sehen, wenn Du nicht der ‘normalen’ URL folgst, sondern via.hypothes.is davor schreibst. Um Dir das Beispiel anzusehen, habe ich hier die dann entstehende vollständige URL verlinkt. Wenn Du diesem Link folgst, dann sieht Du, dass einzelne Teile des Textes auf der Website gelb markiert sind. Wenn Du die Markierung anklickst, wird dir der dazugehörige Kommentar angezeigt. Wenn Du selbst kommentieren möchtest, musst Du Dich zunächst kostenfrei registrieren bzw. bei einem bereits bestehenden Account anmelden.

Ich finde schon diese Möglichkeit der Kommentierung einzelner Websites von Hypothes.is ziemlich nützlich. Noch cooler wird das Tool aber durch die Verwendung von Hashtags und Gruppen.

  • Mit Grupen kann ich Annotierungen nur für eine bestimmte Gruppe posten.
  • Hashtags kann ich zu jeder Annotierung ergänzen.

In meinem Hypothes.is-Account kann ich mir dann alle Annotationen zu einem bestimmten Hashtag und/ oder in einer bestimmten Gruppe anzeigen lassen.

Wie lässt sich dieses Tool nun praktisch nutzen, wenn es ums Lernen im Netz geht? Angenommen eine Lerngruppe nimmt sich vor, gemeinsam kollaborativ im Netz zu schreiben. Einige kennen bereits Etherpads als Kollabotationstools; andere sind ganz neu in diesem Thema. Gemeinsam richten sie eine Hypothes.is-Gruppe ein – und posten in diese Gruppe, alles was sie zum Thema kollaboratives Schreiben im Netz finden und ausprobieren. Bei den Annotierungen kann es sich um einfache Hinweise handeln (“Das sieht vielversprechend aus”), um Fragen (“Ich weiß noch nicht, ob sich hier Bilder hochladen lassen. Was meint ihr?) oder um Aufforderungen an die Lerngruppe (“Bitte schreibt hier mal mit und haltet fest, was ihr dazu denkt”).

In solch einer Form der kollaorativen Annotierung ist das einfache Frage-Antwort Schema, das wir oben bei Screenshots und Screencasts kennen gelernt haben, aufgehoben. Alle sind Lernende – und sie lernen gemeinsam. Bei ihrer Suche sind sie nicht von vorneherein auf ein bestimmtes Tool festgelegt, sondern sie überlegen von der gewünschten Funktion her.

Für mich ist diese Form von ‘Tools und Technik lernen durch kollaborative Web-Annotation’ eine sehr zeitgemäße und spannende Art und Weise der Kompetenzentwicklung zum Lernen im und mit dem offenen Netz. Meine Empfehlung ist deshalb: Unbedingt ausprobieren!

Und zur Erinnerung: Genaueres Kennenlernen und Fragen stellen ist unter anderem möglich beim Webtalk am Montag :-)


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