Einstiegsworkshop: Kollaboration mit digitaler Unterstützung Schritt für Schritt erkunden

Auf der heutigen bundesweiten Expertentagung Lehrkräftefortbildung in Dresden biete ich den Workshop ‘Kollaborationstools zum Lehren und Lernen an. Mein Ziel mit dem Workshop ist es, Kollaboration mit digitaler Unterstützung mithilfe von 7 Erkundungen praktisch und zugleich sehr niederschwellig erlebbar zu machen. Ich kann mir vorstellen, dass dieses Ziel auch in anderen Kontexten von Interesse ist. Darum teile ich in diesem Blogbeitrag mein Workshopkonzept samt Materialien als Open Educational Resources (OER) zum offenen Weiternutzen. Der Workshop ist für 1,5 Stunden angelegt kann aber durch Streichung/ Hinzunahme von Erkundungen zeitlich flexibel variiert werden. An technischer Ausstattung braucht es WLan für alle und einen Beamer. Als Gerät der Teilnehmenden reicht ein Smartphone aus.

Einordnender Einstieg

Zum Einstieg möchte ich mit drei Thesen kurz in das Thema einleiten.

  1. Zeitgemäße Bildung braucht Kollaboration
  2. Offene Webtools unterstützen Kollaboration!
  3. Kollaboration mit offenen Webtools fördert Digital Literacy!

Diese Thesen sind weder neu noch wahrscheinlich sonderlich strittig. Sie halten aber erstens nochmals für alle fest, dass und warum das Thema Kollaboration überhaupt so entscheidend ist für zeitgemäße Bildung. Zweitens erläutern sie, warum ich während der folgenden Erkundungen ausschließlich auf offene Webtools zurückgreife, die in der Regel OpenSource sind und die von Lehrenden und Lernenden ohne Anmeldung oder Registrierung genutzt werden können. Denn auf diese Weise ist es möglich, dass der virtuelle Raum sehr selbstverständlich als Kollaborationsraum entdeckt werden kann, an dem sich potentiell alle beteiligen können. Es geht dann eigentlich gar nicht mehr primär um Tools, sondern um die Haltung, sich offen gemeinsam mit anderen auszutauschen bzw. etwas erarbeiten und andere dabei selbstverständlich teilhaben lassen zu können.

7 Erkundungen

Bei der Auswahl der 7 Erkundungen war es mir insbesondere wichtig, Teilnehmende Schritt für Schritt an Kollaboration heranzuführen. Da es – wie oben beschrieben – weniger um die Tools, sondern vielmehr um die Haltung geht, sollte Kollaboration praktisch und nachvollziehbar erlebt werden können. Dazu habe ich mir ein Lernsetting überlegt und – für diese Tagung unter dem Aspekt Lehrkräftebildung ausgearbeitet – das sich Teilnehmende beliebig auf andere Lernanlässe übertragen können. Es beginnt mit einer Vorstellung, lässt Teilnehmende dann diese Vorstellungen teilen, anschließend wird zum Thema der Tagung gesammelt, dann an den gesammelten Ideen weiter gearbeitet, diese präsentiert und schließlich offene Fragen geklärt und der Workshop evaluiert.

Erkundung 1: sich selbst virtuell vorstellen

Zum Einstieg habe ich eine Vorlage mit Quicknote erstellt, die Teilnehmende sich kopieren, ausfüllen und dann veröffentlichen können. Teilnehmende schreiben hier also noch nicht kollaborativ, aber alle auf gleiche Art und Weise.

Erwünschter Aha-Effekt: Es ist sehr einfach möglich, Informationen auf ansprechende Weise im Internet für alle zugänglich zur Verfügung zu stellen.

Erkundung 2: die eigene Vorstellung mit anderen teilen

Der Link zur erstellten Mini-Website wird im nächsten Schritt in einem vorbereiteten Etherpad geteilt. Ich nutze die Installation auf yourpart.eu. Gewählt wird somit also sehr bewusst eine sehr einfache Form des kollaborativen Schreibens, da Teilnehmende nicht tatsächlich an einem gemeinsamen Text schreiben, sondern ihren eigenen Link einfügen und sich dann die Links von anderen ansehenm können. Darauf aufbauend besteht die Möglichkeit, die Personen hinter einer ‘Vorstellungs-Website’, die man sich ansieht, im Workshop real zu suchen.

Erwünscher Aha-Effekt: Digital und analog greifen ineinander. Wenn ich digital etwas teile, kann das zum Beispiel für Gesprächsanlässe im analogen Kontext sorgen und andersherum. Außerdem: Kollaborativ in einem Online-Dokument ohne ausgefeilte Berechtigungsstruktur zu schreiben, endet nicht im Chaos :-)

Erkundung 3: Kollaborativ brainstormen

Nach Einstieg und Vorstellung wenden wir uns den Inhalten zu. Mit dem Tool Flinga kann hier auf einfache Art und Weise unter verschiedenen Fragestellungen/ Blickwinkeln gesammelt werden, was für Teilnehmende relevant ist, Im Fall der Expertentagung ist das Thema die Lehrkräftebildung. Unsere Fragen (mit jeweiligen Farben) sind: Grün: Was läuft gut in der Lehrkräftebildung? Rot: Was gefällt mir nicht in der Lehrkräftebildung? Gelb: Welche Ideen habe ich für die Lehrkräftebildung? Blau: Welche Fragen habe ich zur Lehrkräftebildung?

Erwünschter Aha-Effekt: Gemeinsam entwickeln wir mehr Ideen als allein -und mit digitaler Unterstützung können wir diese wunderbar einfach für alle sammeln. Auch hier greift digital und analog ineinander (Ich rede mit neben mir sitzenden Person und überlege; zugleich posten wir für alle an die ‘virtuelle Pinnwand’)

Ekundung 4: Kollaborativ bewerten und weiternutzen

Im nächsten Schritt werden die gesammelten Themen/ Fragen/ Ideen zunächst bewertet und dann als Tabelle exportiert. Dieser Schritt wird nur von mir am Beamer gezeigt. Die gesammelten Aspekte übertrage ich dann in vier vorbereitete Hackpads der Software CodiMD. Jedes Hackpad hat dabei die Brainstorming-Ergebnisse einer Farbe.

Erwünschter Aha-Effekt: Auf Brainstorming-Ergebnissen lässt sich ausgezeichnet aufbauen. Es gibt mehr Optionen zur Weiternutzung als ein ‘Photokoll’, was meist ohnehin kaum jemand nachträglich ansieht.

Erkundung 5: Kollaborativ etwas erarbeiten

Im nächsten Schritt teilen sich die Teilnehmenden in vier Gruppen (= die vier Farben) ein und arbeiten in ihrem Hackpad kollaborativ weiter an den Ergebnissen. Es wird gezeigt, wie sie mit diesem Tool, nicht nur schreiben, sondern auch formatieren, Inhalte einfügen und ihr Ergebnis schließlich für andere präsentieren können.

Erwünschter Aha-Effekt: Kollaboration im virtuellen Raum verfügt über sehr ausgefeilte Technik. Zum Beispiel kann ich gemeinsam mit anderen schreiben – und unsere Ergebnisse dann direkt für alle präsentieren.

Erkundung 6: Kollaborativ Fragen stellen und ranken

Nach dieser inhaltichen Erarbeitung geht es um die Klärung von möglicherweise noch offener Fragen. Diese werden mit dem Tool Frag.jetzt gesammelt, von allen gerankt und dann je nach Relevanz für alle beantwortet.

Erwünschter Aha-Effekt: Es bringt alle weiter, wenn die Fragen vorrangig beantwortet werden, die für alle relevant sind. Anonyme Frageeinreichung ermöglicht auch ‘stilleren’ Workshop-Teilnehmenden eine Beteiligung.

Erkundung 7: Gemeinsam Veranstaltungen evaluieren

Zur abschließenden Evaluation der Veranstaltung wird die Zielscheibe von Oncoo verwendet. Die Visualisierung der Rückmeldungen der Teilnehmenden für alle, ermöglicht eine gemeinsame Workshop-Reflexion.

Erwünschter Aha-Effekt: Auch Evaluation kann für alle offen sein.

(Höchstwahrscheinlich kommt es bei den Teilnehmenden zu sehr anderen Aha-Effekten, als ich mir das hjier vorstelle, was aber ja auch bzw. gerade sehr in Ordnung ist. Ich bin gespannt!)

Material zum Weiternutzen

Gerade wenn Teilnehmende sich zum ersten Mal mit Kollaborationstools beschäftigen, ist Orientierung meiner Erfahrung nach sehr wichtig. Vor diesem Hintergrund habe ich die 7 Erkundungen als HandOut mit Kurzlinks und QR Codes vorbereitet. Ergänzt habe ich eine Tool-Übersicht, bei der Teilnehmende nochmals alle 6 verwendeten Tools im Überblick finden und dazu nachlesen können. Du findest beides hier als remixbares GoogleDoc oder als .docx zum Herunterladen. Die Mini-Präsentation zum Einstieg findet sich in meinem Github Account und kann von dort remixt werden.

Gutes Remixen – über Feedback freue ich mich!


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