Barcamp + Stationenlernen = ein perfekter Schulentwicklungstag 🙂

Ich war heute an der Alice Salomon Schule in Hannover zu einem Schulentwicklungstag zum Thema Künstliche Intelligenz (KI). Gemeinsam mit einer ganz wunderbaren Vorbereitungsgruppe aus dem Kollegium der Schule habe ich den Tag nicht nur mit einem Input und weiteren Angeboten gestaltet, sondern wir haben vor allem auch in mehreren Online-Treffen vorab ein Konzept dafür entwickelt und die weitere Vorbereitung abgestimmt. In diesem Blogbeitrag berichte ich über diese Konzeption und wie die Durchführung geklappt hat. (Spoiler vorab: Ich finde ziemlich gut 🙂)

Unsere Konzeption

Wir haben uns bei der Konzeption für eine Mischung aus Barcamp und Stationenlernen entschieden, was vor allem am Thema KI als dem gesetzten Thema des Schulentwicklungstages lag. Zu diesem Thema wollten wir aus mehreren Gründen nicht ’nur‘ ein Barcamp machen. Erstens hatten wir die Befürchtung, dass es bei diesem für viele Kolleg*innen doch noch sehr neuen Themen nicht genug Erfahrungen für einen erfolgreichen Austausch in den Sessions geben könnte. Zweitens wollten wir ausreichend Raum zum individuellen Ausprobieren und Erkunden geben. Drittens sahen wir den Bedarf für einen gemeinsamen Einstieg, der möglichst viel Offenheit zur Auseinandersetzung mit dem Thema ermöglichte. Und viertens hatten wir alle auch einfach große Lust, mal ein bisschen etwas anderes auszuprobieren ;-)

Wir hatten somit drei Bestandteile: den Einstieg, die Sessions im Barcamp und die Stationen.

  • Der Einstieg war mit 45 Minuten bewusst kurz gehalten. Und es war nicht nur ein frontaler Input, sondern er war durch drei Murmelrunden unterbrochen, so dass fortgeschrittene Kolleg*innen ebenso wie Kolleg*innen für die das Thema ganz neu war, mitgenommen werden konnten.
  • Im Barcamp waren alle Kolleg*innen bereits im Vorfeld des Tages dazu eingeladen, Sessions einzureichen. Das durften natürlich auch Input-Sessions sein. Vor allem ermunterten wir aber zur Einreichung von Austausch-Sessions.
  • Zum Stationenlernen konnten Kolleg*innen Inhalte teilen, die sie bei der Beschäftigung mit KI als hilfreich empfunden hatten. Das wurde allerdings kaum genutzt. Viel häufiger wurden einfach Fragen gestellt. Dazu kuratierten wir als Vorbereitungsteam dann entsprechende Materialien. Wir stellten die Stationen jeweils so zusammen, dass es immer ein Material (= einen H5P-Inhalt, eine Taskcard, einen Blogbeitrag, ein Video …) zum Erkunden gab – und dann daran anschließende Aufgaben als Anregung zum Ausprobieren.

Praktisch sah unser Zeitplan so aus, dass wir nach dem interaktiven Einstieg insgesamt vier Slots à 45 Minuten gefolgt von 15 Minuten Pause hatten, in denen sich die Kolleg*innen jeweils entscheiden konnten, ob sie eine Session besuchen wollten oder ob sie sich allein oder mit anderen die Inhalte von einer oder mehreren Stationen erarbeiten wollten.

Für die Barcamp-Sessions gab es feste Räume. Das Stationenlernen konnte an selbst gewählten Orten angegangen werden. Manche Gruppen saßen z.B. gemeinsam in der Cafeteria. Andere suchten sich einen leeren und ruhigen Unterrichtsraum. Natürlich waren die Kolleg*innen auch ansonsten frei darin, wie genau sie diese Stationen bearbeiten wollten. Es war z.B. möglich, individuell oder gemeinsam mit Kolleg*innen zu arbeiten.

Zusätzlich gab es während allen Zeitslots einen ‚Hilfe und Support‘-Raum. Hier konnte man sowohl Fragen zum Ablauf klären, als auch Herausforderungen besprechen, die sich beim Stationenlernen oder in Sessions ergeben hatten. Der Raum war immer mit zwei Personen aus der Vorbereitungsgruppe besetzt.

Hier ist der Sessionplan und die Stationen, um einen Eindruck von den Inhalten zu bekommen:

Sessionplan
Überblick der Stationen

Vor Ort haben wir vor allem online gearbeitet. Alle Inhalte waren über eine WordPress-Website erreichbar und nach Zeiten filterbar. Hierüber konnten wir vorab auch die Sessioneinreichung und die Einreichung von Stationen organisieren.

Lernwege der Teilnehmer*innen

In der Evaluation haben wir abgefragt, wie die Teilnehmenden ihre Lernwege gestaltet haben.

  • Fast 50 Prozent haben sowohl an Stationen als auch in Sessions gelernt.
  • Fast 50 Prozent haben nur Sessions besucht.
  • Ein sehr kleiner Teil hat nur an Stationen gelernt.

Vor Ort habe ich zum Beispiel diese (Ausschnitte von) Lernwegen mitbekommen:

  • Eine Kollegin war in einer Session, in der zahlreiche KI-Tools vorgestellt wurden. Anschließend nahm sie sich einen Slot Zeit, um die kennen gelernten Tools auszuprobieren und einen konkreten Einsatz in ihrem Unterricht zu überlegen.
  • Aus einer austauschorientierten Session zu KI in den Fremdsprachen kamen zwei Kolleg*innen anschließend in den Support-Raum, um Fragen zu klären, die während der Session entstanden waren.
  • Zwei Kolleg*innen fanden sich in einer Mini-Session zusammen, um gemeinsam Transkriptionstools auszuprobieren und die für sie jeweils besten Tools herauszufinden.
  • Im letzten Slots waren mehrere Sessions als Austauschrunden von einzelnen Fachbereichen angekündigt. Hier kamen dann Kolleg*innen zusammen, um in ihrem Fach-Team ein Fazit der Learnings des Tages zu ziehen.

Weiterführende Überlegungen

Durch das Stationenlernen ermöglicht solch eine Konzeption eine ‚Verlängerung‘ der Lernzeit. So haben wir die Stationen bereits vorab an alle Kolleg*innen geschickt, was viele auch zur Vorbereitung genutzt haben. Von vielen anderen habe ich gehört, dass sie sich jetzt darüber freuen, dass die Stationeninhalte weiter zur Vertiefung online stehen. Besonders gefreut habe ich mich über eine Teilnehmerin, die anfragte, ob sie die Stationeninhalte auch in ihrem Unterricht verwenden dürfe. Die Antwort war natürlich ‚Ja‘ und so können nun lernende Lehrende und Lernende zu diesem Thema gemeinsame Materialien nutzen.

Erkenntnisse aus der Evaluation

Laut der (von rund 80 % der Beteiligten ausgefüllten) Evaluation waren die Teilnehmenden fast alle sehr zufrieden oder zufrieden mit dem Lerntag. Als Verbesserungsmöglichkeit wurde vor allem eine Verringerung der Sessions-Slots auf nur vier (statt bei uns fünf) Slots vorgeschlagen. Dafür hätte man den Tag dann einfach etwas kürzer oder mit längeren Pausen gestalten können. Da der Tag doch ziemlich lang und damit auch anstrengend war, halte ich das für einen bedenkenswerten Vorschlag für zukünftige, ähnlich gestaltete Fortbildungstage.

Zum Abschluss sollen die Teilnehmer*innen der Veranstaltung zu Wort kommen. Ich habe bei der Evaluation nach O-Tönen gefragt, die ich in meinem Blog veröffentlichen darf. (Ich gebe hier nur die geteilten O-Töne wieder, die sich auf das Konzept beziehen – nicht auf die allgemeine Einschätzung zu KI)

  • „Der KI-Lerntag war perfekt zusammengestellt und auf die Wünsche und individuellen Bedürfnisse der Lehrenden abgestimmt“
  • „Tolle Einführung danke! Prima das Murmeln nach jedem Input. Informative Sessions, aus denen ich viel mitnehmen konnte Empfehlenswert am Ende des Tages: Letzte Session für das eigene Team für Umsetzungsideen nutzen“
  • „Die Abwechslung zwischen intensivem Austausch und Selbstlernstationen, an denen man in Ruhe für sich arbeiten konnte, fand ich sehr gelungen. Auch die Möglichkeit sich zurückzuziehen um Inhalte aus den Sessions nachzuarbeiten habe ich gut für mich genutzt und damit einen Unterricht vorbereitet, den ich noch am Ende der Woche halte.“
  • „Ich finde super, dass die Veranstaltung so offen geplant war, dass man selbstständig eben erlerntes im Anschluss ausprobieren könnte. Bisher war ich von der Fülle von Infos häufig etwas erschlagen, sodass ich mich am Ende des Tages nicht mehr an den Input des Morgens erinnern konnte. Dieses Mal konnte ich gezielt und effizient lernen! Danke“
  • „Gute Atmosphäre; guter Wechsel zwischen Vortrag, Austausch und Ausprobieren allein. Viele Anregungen, mit KI konstruktiv, aber kritisch umzugehen.“
  • „Super war, endlich einmal Zeit zu haben einige KI Tools ausprobieren zu können!“
  • „Spontan, situativ, ganz nach dem persönlichen Interesse und aktuellen Bedarfen.“

Fazit

Ich finde, dass man sich durch diese O-Töne sehr darin bestärkt fühlen kann, etwas Ähnliches auszuprobieren. Ich fand den Tag in jedem Fall sehr gelungen. Besonders gut hat mir gefallen, dass die oft sehr unterschiedlichen Erfahrungsniveaus beim Thema KI (‚fast schon Expert*innen‘ versus ’noch nie ausprobiert‘) produktiv aufgegriffen werden konnten. Außerdem hoffe ich, dass der Fortbildungstag durch die direkten Erkundungs- und auch Gestaltungsmöglichkeiten nicht verpufft, sondern zu vielen Folge-Aktivitäten in den jeweiligen Lehrkontexten führen wird.

Herzlichen Dank für die Offenheit und Erkundungsfreude aller Beteiligten und vor allem die konstruktive Zusammenarbeit mit der Vorbereitungsgruppe. Mir hat es sehr viel Freude gemacht 🙂.

PS. ‚Hinter den Kulissen‘ (= in meinem Lerntagebuch) habe ich in den letzten Wochen immer wieder über die Konzeption und Vorbereitung geschrieben. Darüber kannst du mit dem Schlagwort CBS (= Coworking und Barcamp Space) weitere Einblicke erhalten.


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