Auflösung meines Neujahrsexperiments: Mensch versus (menschengemachte) Maschine

Im Fediverse habe ich gestern zu einem kleinen Neujahrsexperiment zu kreativen Vorsätzen zu mehr Achtsamkeit aufgerufen. Was bei dem Aufruf nicht transparent war: Es ging mir weniger darum, kreative Achtsamkeits-Vorsätze zu sammeln (auch wenn ich mich sehr über viele wunderbare und oft auch sehr kritischen Einsendungen freue, Danke!), als vielmehr einen Vergleich zu starten:

Wenn ich das Tool ChatGPT auf der einen Seite nach kreativen Vorsätzen für Achtsamkeit frage und mein persönliches Lernnetzwerk auf der anderen Seite, was kommt dann dabei heraus?

Und als Folgefragen:

  • Welche Konsequenz lässt sich daraus für eine sinnvolle Nutzung von Tools wie ChatGPT ziehen?
  • Wie lässt sich solch ein Experiment für Fortbildungen zum ‚Lernen mit KI‘ nachmachen?

Welche Ergebnisse habe ich jeweils erhalten?

Ich habe das Experiment so aufgebaut, dass ich zuerst über das Tool ChatGPT nach kreativen Neujahrsvorsätzen für mehr Achtsamkeit gefragt habe.

Ich habe hier die folgende Liste erhalten:

  1. Verbringe jeden Tag mindestens 10 Minuten in Stille.
  2. Meditiere regelmäßig.
  3. Verwende bewusstes Atmen, um Stress abzubauen.
  4. Mache jeden Tag einen Spaziergang an der frischen Luft.
  5. Setze dich regelmäßig mit deinen Gefühlen auseinander.
  6. Verbringe Zeit mit Menschen, die dir guttun.
  7. Achte auf eine gesunde Ernährung.
  8. Nimm dir täglich Zeit für dich selbst.
  9. Verbringe Zeit in der Natur und genieße die Schönheit um dich herum.
  10. Mach jeden Tag etwas, das dir Freude bereitet.
  11. Vermeide Ablenkungen und konzentriere dich auf die Dinge, die wirklich wichtig sind.
  12. Setze dir realistische Ziele und arbeite daran, sie zu erreichen.
  13. Lache jeden Tag.
  14. Sei dankbar für das, was du hast.
  15. Vermeide negative Gedanken.
  16. Höre auf deinen Körper und achte auf seine Bedürfnisse.
  17. Nimm dir Zeit, um zu entspannen und zu regenerieren.
  18. Finde eine ausgleichende Tätigkeit, um Stress abzubauen.
  19. Vermeide es, dich zu übernehmen.
  20. Setze dir Grenzen und lerne, nein zu sagen.
  21. Verbringe Zeit alleine und lerne, dich selbst zu unterhalten.
  22. Finde eine kreative Tätigkeit, die du regelmäßig ausüben kannst.
  23. Lass los von Dingen, die dich belasten.
  24. Verbringe Zeit mit Tieren und genieße ihre Anwesenheit.
  25. Vermeide es, dich mit negativen Menschen zu umgeben.
  26. Höre auf dein Herz und folge deinen Träumen.
  27. Mach Sport und halte dich fit.
  28. Nimm dir Zeit, um zu reflektieren und zu lernen.
  29. Sei geduldig mit dir selbst und anderen.
  30. Mach jeden Tag etwas Gutes für andere.
  31. Lerne, dich selbst anzunehmen, wie du bist.
  32. Verbringe Zeit in der Stille und genieße das Alleinsein.
  33. Vermeide es, dich von deinen Emotionen überwältigen zu lassen.
  34. Nimm dir Zeit, um dich selbst zu pflegen und zu verwöhnen.
  35. Finde eine sinnvolle Tätigkeit, die dich erfüllt.
  36. Vermeide es, dich zu vergleichen oder in Konkurrenz mit anderen zu treten.
  37. Höre auf deine Intuition und vertraue auf dein Bauchgefühl.

(Transparenzhinweis: Weil das Tool nach ca. 15 Nennungen abbrach, habe ich nach 10 Neujahrsvorsätzen gefragt, dann nach 10 weiteren … bis ich die obige Liste zusammen hatte. An den Antworten habe ich nichts geändert – und gebe sie hier auch in der erhaltenen Reihenfolge weiter.)

Anschließend schrieb ich einen Aufruf im Fediverse (und auf Linkedin, wo er aber kaum Beachtung fand). Folgende Einträge habe mich in den ersten 10 Stunden erreicht:

  1. Sich dieses Jahr WIRKLICH dazu zu bringen, Achtsamkeitsübungen regelmäßig zu machen – der ganz kreative Ansatz dazu fehlt mir leider, da alle Erinnerungen vom inneren Schweinehund bisher wegargumentiert werden, nach einer bestimmten Zeit.
  2. Übe Dich im aufmerksamen Zuhören und höre mit dem Herzen was Andere zu Dir sagen.
  3. Beim Gassigehen nicht aufs Handy schauen 😂
  4. Nimm dir die Zeit, um gründlich zuzuhören und zu beobachten, bevor du aus persönlicher Betroffenheit voreilig reagierst, denn deine Gefühle, Bedürfnisse und Erfahrungen sind nicht zwangsläufig diejenigen deines Gegenübers.
  5. Nicht über Achtsamkeit sprechen ohne den Satzteil „… nicht individualisieren“ anzuhängen.
  6. Slow Fashion: wieder mehr Kleidung selbst herstellen und dabei die bereits vorhanden Woll- und Stoffvorräte nutzen, statt neues zu kaufen.
  7. Im Zen-Buddhismus gibt es die Empfehlung, sich im Alltag mit mehr „Anfänger-Geist“ zu bewegen. Offen, „curious“, möglichst ohne vorgefertigte Konzepte in Begegnungen, Teamkonstellationen und Zusammenarbeiten einsteigen.
  8. Wenn ich Zeit mit meinem Kind verbringe (alleinerziehend), bleibt das Handy ganz weit weg. Ich nehme mir vor, mehr im ‚Hier und Jetzt‘ zu sein und mit meinen Gedanken fokussiert und eben nicht bei der nächsten U-Stunde oder der Einkaufsliste.
  9. Keine Vorsätze. Einfach machen. Lieber kleine Schritte, die zu Routine werden (können), statt ambitionierte Vorhaben, die doch nur wieder Spiegelbild der Leistungsgesellschaft sind.
  10. Meine „Achtsamkeitstrainings“ sind: 1. Pilze suchen – mich dabei an all dem Schönen freuen, das mir (abgesehen von den Pilzen) begegnet. 2. Vogelstimmen bewusst hören und versuchen, der richtigen Vogelart zuordnen 3. Gartenarbeit 4. Wandern
  11. Ich möchte jeden Freitag nach der Arbeit nach Hause laufen, dabei bewusst meine Umgebung wahrnehmen und mir den Kopf „freilaufen“.
  12. Ich werde jeden Wochentag mit zwei Focus-Sessions à 50 min. beginnen, in denen ich mich meinen wichtigsten Projekten widme. Jede Session wird mit Intention-Setting & einer kurzen Tanz-/Bewegungseinheit zu einem energiegeladenen Song eingeleitet.
  13. Mein Körpergefühl als Hinweis nehmen, wenn mein inneres Kind Unterstützung braucht und mir dann mit Hand aufs Herz gelegt Selbstmitgefühl schenken. Ziel ist die Regulation von Emotionen zu trainieren und zu automatisieren.
  14. Vor dem Aufstehen und Einschlafen 10 Minuten Autogenes Training
  15. An gut sichtbaren Stellen im Alltag die Ziffer 8 anbringen und sich damit – ohne dass andere das verstehen – selbst daran erinnern, im Alltag immer wieder achtsam innezuhalten: z. B. auf Notizbuch, am Spiegel, als Handy-Hintergrund, Infinity-Armband.
  16. Jeden Tag allein einen Spaziergang in einer schönen Umgebung machen, eine Viertelstunde reicht schon.
  17. Als nicht-meditierende, nicht-Esoterikerin täglich bewusst einen Moment tief in mein Herz atmen.
  18. Während Dein Tee zieht, schreibe jeden Tag an einem Märchen/an einer Geschichte weiter, in dem Du ein eigenes Abenteuer erlebst.
  19. Einfach mal aus dem Fenster schauen, übers Wasser, ins Feuer,… und die Gedanken einladen zu fliegen …
  20. Drehe Dich mit geschlossenen Augen und ausgebreiteten Armen an einem Ort Deiner Wahl im Kreis. Wenn Du stehst, folge mit den Augen, worauf Dein rechter Zeigefinger zeigt und mache Dir eine Minute darüber Gedanken, was Du siehst
  21. Ich möchte Podcast nur noch mit einer maximalen Geschwindigkeit von 1,25 fach hören.
  22. Kein eigenes Auto mehr nutzen.
  23. Einen Konzentrationssport trainieren, z. B. Billard, Darts, …
  24. Ich möchte (zumindest an freien Tagen/Wochenenden) ohne Wecker aufstehen.
  25. Innehalten, stehenbleiben, sich umsehen, dabei die kleinen und faszinierenden Dinge entdecken, sich nachhaltig darüber freuen.
  26. Kampf dem Gejammer! Indem ich bei jeder „schlechten Nachricht“, die uns im neuen Jahr anspringt, egal ob neuer Stundenplan, ChatGTP, etc., mir nicht ausmale, was das für üble Folgen haben könnte, sondern sofort die Chancen suche und ausprobiere.
  27. Ich möchte meinem Bauchgefühl mehr Achtsamkeit schenken und meine Entscheidungen mehr danach ausrichten.
  28. Beim Öffnen einer Tür sagt man sich „Ich öffne mich gegenüber… “ Beim Schließen einer Tür sagt man sich „Ich lasse … hinter mir!“
  29. Achtsamkeit in der Sprache miteinander = einfühlsame (gewaltfreie) Kommunikation nach M. Rosenberg – für mich der wichtigste, effektivste Vorsatz für mein ganzes Leben!
  30. Mindestens einen Tag in der Woche zurückhalten, an dem keine Termine anstehen. An dem kann ich dann einfach für mich selbst entscheiden, was ich machen will.
  31. Nimm den Tag, wie er ist.
  32. Eine Abschlussarbeit in Indologie über den Achtsamkeitsbegriff schreiben, weil es eigentlich „Spürsamkeit“ heißen müsste und viel mehr meint als mentale Aufmerksamkeit.
  33. Mehrmals täglich kurz innehalten und den Himmel betrachten.
  34. Händewaschen mit Genuss
  35. Einst, als Achtsamkeit überall auftauchte, war ich nach einer Fortbildung völlig perplex. Meine Interpretation bezog sich primär auf Achtsamkeit Anderen gegenüber. Jetzt: Täglich 20Min den Kater streicheln! :)
  36. Ich versuche meine Wut für den Moment aufzusparen, an dem sie wirklich notwendig ist.
  37. Ich nehme mir vor, darauf zu achten, sobald ich das Wort „Achtsamkeit“ lese, so schnell wie möglich umzublättern oder STRG+W zu tippen.

(Transparenzhinweis: Ich habe offensichtliche Rechtschreib- und Kommatafehler korrigiert, wenn auch sicher nicht alle – und persönliche Anmerkungen – z.B. schöne Idee von Dir und LG – entfernt. Ansonsten habe ich nichts geändert.)

Was zeigen uns diese Ergebnisse?

Die Antworten, die ich von dem Tool ChatGPT erhalten habe, decken sich genau mit dem, was ich erwartet hatte: Es ist eine gut formulierte Zusamenstellung von Achtsamkeitsvorsätzen, die mir selbst ganz sicher nicht so schnell eingefallen wären – und die ziemlich gut widerspiegeln, welche Achtsamkeitsvorsätzen in unserer Gesellschaft häufig kommuniziert werden.

Ich habe das Experiment deshalb gestartet, weil ich wissen wollte, ob sich die Antworten aus meinem Netzwerk maßgeblich von den Antworten des Tools ChatGPT unterscheiden. Ich hatte erwartet, dass es Unterschiede geben würde, allerdings war ich selbst überrascht, wie deutlich diese Unterschiede im Ergebnis ausgefallen sind. Es gibt zwar vereinzelt Beiträge, die durchaus auch auf der ChatGPT-Liste stehen könnten (was keine Kritik an diesen Beiträgen ist, denn auch ChatGPT greift ja auf von Menschen geschriebene Beiträge zurück), die übergroße Mehrheit ist aber anders:

  • Es sind sehr konkret geschilderte Vorsätze (was genau nimmt man sich wie vor?)
  • Ich erfahre häufig etwas über die persönliche Lebenssituation der Schreibenden (alleinerziehend, hat einen Kater, ist pädagogisch tätig …)
  • Die Vorsätze sind oft zugleich eine Meinungsäußerung – und die Meinungen sind sehr unterschiedlich (Ich finde, dass man mit Achtsamkeit vorsichtig umgehen und nicht individualisieren sollte, ich halte nichts von Esoterik, ich finde, dass der Begriff Achtsamkeit gemeinhin nicht immer stimmig verwendet wird, Ich finde das Gerede um Achtsamkeit ziemlichen Blödsinn, Ich beschäftige mich sehr viel mit Achtsamkeit und will das grundsätzlich verstehen …)
  • Es sind Vorsätze, die auf bestimmte Situationen eingehen, die vielleicht nur für einzelne Menschen relevant sind (Vorsätze über die Art des Podcasts hören, übers Gassigehen, über die Nutzung von Woll- und Stoffvorräten …)
  • Es sind oft Vorsätze, die mir neu sind und von denen ich nicht den Eindruck habe, dass ich sie schon irgendwo gelesen habe bzw. dass sie überall passen könnten (Fortsetzungsgeschichte schreiben, mit geschlossenen Augen drehen, mit Genuss Händewaschen, eine 8 anbringen …)
  • Ich meine, in einzelnen Beiträgen Ironie zu erkennen.

All das führt dazu, dass mich die Liste aus meinem Netzwerk deutlich mehr irritiert, lernen, lachen und nachdenken lässt, als die vom Tool ChatGPT generierte Liste.

Update: Zu Recht weisen Menschen in der Diskussion des Artikels im Fediverse darauf hin, dass die Gegenüberstellung weniger eindeutig gewesen wäre, wenn ich die Frage an das Tool verfeinerter gestellt hätte, z.B. mit der Bitte eine individuelle Lebenssituation einzubeziehen, den Achtsamkeitsvorsatz ausführlicher darzustellen oder einen individuellen Schreibstil zu wählen. Ich habe auf diese Weise auch viel rumgespielt: Vorsätze mit einer Meinung/ einem Anliegen und Ironie konnte ich dennoch nicht generieren und der allgemeine Eindruck von Antworten ‚von der Stange‘ blieb bestehen. Außerdem finde ich: Natürlich kann ich einem Tool wie ChatGPT sehr genau sagen, was ich als Antworten erhalten will. Ein Prompt im Sinne von ‚Beziehe in den Neujahrsvorsatz Deine persönliche Lebensituation ein und stelle dar, wie Du zu Achtsamkeit stehst. Nimm hier bei der Hälfte der Vorsätze eine kritische Haltung zu Achtsamkeit einwäre hier ja erst aus den Erfahrungen mit der Liste aus meinem Lernnetzwerk entstanden.

Was lässt sich von solch einem Experiment ableiten?

Ich finde solch eine Gegenüberstellung sehr hilfeich, um zu erkennen, wie mir ChatGPT beim Arbeiten, Lernen und Lehren helfen kann – und wie nicht.

  • Das Tool ist wunderbar geeignet, um mir auf einen Blick und blitzschnell zu zeigen, was es zu einem bestimmten Thema an allgemein und häufig kommuniziertem Wissen gibt (Einschränkung: Manches Mal ist die Technik noch nicht ganz ausgereift und ich erhalte Blödsinn, aber das wird meiner Einschätzung nach mit der Zeit weniger werden).
  • Das Tool kann mir lästige Arbeiten abnehnme, denen ich keine Bedeutung zumesse und mit denen ich kein eigenes Anliegen verbinde. Beispiel: Ich soll einen Artikel zum Thema xy schreiben, was mich nicht interessiert und der ohnehin nirgends veröffentlicht wird. Dann kann ich das über das Tool ChatGPT schreiben lassen. (Ich selbst stand seit Abschluss meines Studiums allerdings nicht mehr vor so einer Situation)
  • Das Tool ist deutlich weniger dazu geeignet, mich zu irritieren oder mir neue Perspektiven zu vermitteln. (Um das zu überprüfen, habe ich ChatGPT auch gezielt nach Vorsätzen gefragt, die für mich neu sein könnten, aber auch da kam das Tool über Kalendersprüche nicht heraus)
  • Das Tool ist so gut wie gar nicht dazu geeignet, mich mit individuell begründeten und unterschiedlichen Meinungen zu konfrontieren, die ich in der Form vorher nicht geahnt oder die mir vorher so nicht klar waren und die sich im besten Fall dennoch mit Vorerfahrungen verknüpfen lassen.
  • Und wahrscheinlich am wichtigsten: Das Tool kann mich so gut wie gar nicht amüsieren – und in mir den Wunsch wecken ‚Mit der Person, die diese Antwort geschrieben hat, würde ich mich gerne mal auf einen Kaffee treffen.‘

Für die pädagogische Nutzung von Tools wie ChatGPT folgt daraus: Ihre Stärke liegt nicht darin, mir eine fertige Antwort zu liefern, sondern ein Ausgangsmaterial, mit dem ich weiter arbeiten kann. Und grundlegend für diese Weiterarbeit ist Austausch mit anderen Menschen – sowohl mit Peers als auch mit Lehrenden.

Wie lässt sich das Experiment weiternutzen?

Ich kann solch ein Experiment mit dem Ziel einer Gegenüberstellung sehr empfehlen. In den letzten Wochen habe ich solche Gegenüberstellungen kaum gesehen, dafür aber unzählige Veröffentlichungen, in denen Menschen sich erfreut/ fasziniert/ begeistert gezeigt haben über Antworten, die sie auf ihre Fragen von dem Tool ChatGPT erhalten haben. Ich teile diese Begeisterung in weiten Teilen und bin ebenfalls fasziniert davon, wie ausgereift das Tool bereits ist. Umso wichtiger finde ich, dass wir uns parallel dazu auch solche Vergleiche anschauen, weil sie sehr eindrücklich zeigen, was ChatGPT eben auch nicht ist bzw. nicht sein kann.

(Die Gegenüberstellungen, die ich gesehen habe, waren Vergleiche von Antworten von Schüler*innen auf so etwas wie Erörterungsaufgaben und denen von ChatGPT. Dass diese Gegenüberstellungen sich kaum unterscheiden, finde ich allerdings wenig verwunderlich, wenn die Schüler*innen vorher ähnlich wie das Tool ‚programmiert‘ wurden.)

In den kommenden Monaten wird es zahlreiche Lernangebote zu KI in der Bildung geben. Auch mir liegen einige Anfragen dazu vor. Ich denke, dass mein Experiment im Rahmen solcher Lernveranstaltungen einfach reproduzierbar ist: Die Lernenden erhalten vorab eine Frage, die sie beantworten. Die gleiche Frage wird dem Tool ChatGPT gestellt. Die Ergebnisse werden gegenübergestellt – und können als Einstieg in die gemeinsame Reflexion genutzt werden.

Mit solch einem Einstieg verbinde ich insbesondere die Hoffnung, dass sich ein Entweder-Oder Denken in der Nutzung des ChatGPT überwinden lässt (‚Das ist Teufelszeug‘ versus ‚Das ist absolut sensationell‘). Damit wäre dann Raum für eine reflektierte Nutzung (Was kann das Tool? Was kann es nicht? Was bedeutet das für uns als Pädagog*innen?)

Zum Abschluss: Mehr Mut zu Veröffentlichung & Danke fürs Mitmachen!

Abschließend möchte ich noch eine kleine Nebenbei-Beobachtung teilen, die nicht direkt etwas mit dem Experiment zu tun hat, aber für das Thema dennoch spannend sein kann: Das Formular auf meiner Website wurde innerhalb der 9 Stunden meiner Sammlung weit über 1.000 mal aufgerufen. Davon haben allerdings nur 37 Personen eine Antwort übermittelt. Das kann vielfältige Gründe haben (z.B. gab es im Fediverse Beiträge dazu, dass man mit der Frage wenig anfangen könne). Es macht aber auch eine Gefahr deutlich: Das Tool ChatGPT kann sehr schnell sehr viel Inhalt produzieren. Als Individuum überlegt man sehr genau, ob und wenn ja, was man veröffentlicht. Ich finde es eine gruselige Perspektive, dass das Internet angesichts von Tools wie dem ChatGPT noch viel mehr als ohnehin schon von schnell produzierten Massen-Inhalten überschwemmt sein könnte. Die Herausforderung wird sein, darin auch individuelle Inhalte zu finden. Vor diesem Hintergrund wird ein persönliches Lernnetzwerk immer wichtiger – und die Kompetenz, sich zu vernetzen muss eine sehr viel größere Bedeutung in der Bildung bekommen.

Ohne solch ein Netzwerk hätte ich auch dieses Experiment gar nicht starten können. Deshalb: Herzlichen Dank an alle, die mitgemacht haben. (Ich hoffe, niemand ist böse, dass der hauptsächliche Zweck des Experiments nicht direkt beim Aufruf ersichtlich war. Damit hätte das Experiment nicht funktioniert.) Ich freue mich über die weitere Diskussion zur Nutzung von Tools wie ChatGPT in der Bildung. (Und vielleicht haben nebenbei Menschen auch Freude an der entstandenen Fediverse-Sammlung zu kreativen Neujahrsvorsätzen zu Achtsamkeit).

Mein wichtigstes Fazit aus dem Experiment:

Weder sollten wir Menschen etwas beibringen, was Maschinen besser können, noch hilft es uns, wenn wir Maschinen in eine Richtung trainieren, das Menschen besser können.


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