2. Peer-to-Peer Lernen und die ‚Bleistiftspitze‘

Nachdem wir gerade die ‚Bleistift-Metapher‘ kennen gelernt haben, machen wir uns nun mit einem weiteren Begriff vertraut(er): dem Peer-to-Peer Learning.

Höre Dir dazu für einen schnellen Überblick zunächst das folgende Audio an:

Was ist Peer-to-Peer Lernen? In rund 3 Minuten erklärt.

Wir können also festhalten:

Mit Peer-to-Peer Lernen ist ein ‚Lernen unter Gleichen‘ gemeint. Das bedeutet: Die Menschen in einem Team bzw. einem Kollegium lernen voneinander und miteinander. Sie beschäftigen sich dabei genau mit den Themen, die für sie relevant sind und müssen nicht erst auf eine ‚passende‘ Fortbildung warten. Diese Art zu lernen funktioniert in einer digitalisierten und vernetzten Gesellschaft besonders gut, denn es gibt hier oft nicht die eine richtige Antwort zu einer Herausforderung. Stattdessen muss jede Gruppe für sich mögliche Antworten finden und diese vor allem auch praktisch erkunden.

Neben dem im Audio kurz vorgestellten möglichen Formaten (Mikrofortbildungen, Barcamps, Stammtische MeetUps) funktioniert Peer-to-Peer Learning auch unabhängig von einem bestimmten Format. Es liegt immer dann vor, wenn man eigene Ideen und Erfahrungen im Kollegium teilt oder eigene Fragen ins Kollegium trägt und von dort auf Unterstützung hofft.

Wie hängen nun aber Peer-to-Peer Lernen und die Bleistift-Metapher miteinander zusammen?

Optimalerweise entwickelt sich beim Peer-to-Peer Lernen eine möglichst gleichmäßige Beteiligung. Das bedeutet: Es beteiligen sich möglichst viele aus dem Team – und alle bemühen sich um eine ungefähre Ausgeglichenheit zwischen Geben und Nehmen. Genau an dieser Stelle kann es vor dem Hintergrund der ‚Bleistift-Metapher‘ aber zu Problemen kommen. Denn wer sich an der Bleistiftspitze befindet, läuft Gefahr wandelndes ‚Auskunftsbuch‘ für alle zu werden. Oder die eigenen Aktivitäten des Teilens werden blockiert bzw. ignoriert. In der Konsequenz kann solch eine Situation dazu führen, dass entweder gar kein Peer-to-Peer Lernen zustande kommt. Oder aber, dass das Peer-to-Peer Lernen das entsteht, genauer betrachtet gar nicht mehr viel mit Peer-to-Peer Lernen zu tun hat, sondern die Person von der Bleistiftspitze faktisch als Referent*in fungiert.

📝 Jetzt bist Du dran: Sammle und bewerte Deine Aktivitäten!

Um die eigene Rolle im Peer-to-Peer Lernen zu reflektieren und dabei etwaige Schwierigkeiten zu erkennen, hilft es, zu analysieren, welche Aktivitäten man selbst im Kollegium übernimmt bzw. welchen Reaktionen man ausgesetzt ist.

Bitte schreibe alle Aufgaben und Aktivitäten auf, die Dir einfallen, die Du im Kollegium übernimmst. Es geht hier um alle Aktivitäten und auch um alle – sowohl offiziell als auch nicht offiziell vergebenen – Aufgaben, die sich unter den Begriff ‚Lernen im Kollegium‘ fassen lassen (Das bedeutet: Wenn Du Stundenplaner*in bist, dann hat das nicht direkt etwas mit gemeinsamen Lernen zu tun. Aufgaben und Aktivitäten, die Du notieren solltest, wäre die Verantwortung zur Koordination von Mikrofortbildungen oder wenn Du von Kolleg*innen immer wieder darauf angesprochen wirst, wie sie den Beamer zum Laufen bekommen.) Außerdem solltest Du alles aufschreiben, was reaktiv bei Dir ankommt und in irgendeiner Form mit gemeinsamen Lernen zu tun hat. (Kritik an einer bestimmten Entscheidung, Blockade einer Veranstaltung …)

Schreibe die Aktivitäten, Aufgaben und Reaktionen möglichst kleinteilig auf. (Nicht: Ich helfe bei technischen Problemen. Sondern unterteilt in mehrere Einträge: Ich bekomme im Lehrer*innenzimmer Fragen gestellt, wenn mit dem Schulmoodle etwas nicht funktioniert, ich erhalte Mails/ Nachrichten mit der Bitte, etwas einzurichten, ich erkläre Kolleg*innen, wie sie sich registrieren können …)

Du kannst diese Sammlung einfach auf einem Zettel machen – oder z.B. ein Tool wie Mindwendel nutzen. Außerdem solltest Du markieren, ob Du die Aufgabe/ Aktivität/ Reaktion grundsätzlich gut findest oder nicht. (= Karte liken, wenn positive Bewertung oder auf einem Zettel einfach +/- davor setzen).

Wenn Du diesen Mini-Kurs in einer Gruppe mit anderen machst, dann könnt ihr Euch über Aktivitäten, Aufgaben und Reaktionen austauschen. Jede Person sollte aber eine eigene Liste für sich anlegen. Wir benötigen sie für die nächsten Schritte.