3. Was ist und wie funktioniert eine Kultur des Teilens an der Schule?

Video zum Einstieg

Urheberrecht und Open Educational Resources (OER)

Im Einstiegsvideo oben habe ich Dich schon vorgewarnt: Um eine Kultur des Teilens zu realisieren, benötigt man leider erst einmal ein bißchen rechtliches Grundlagenwissen und ein wenig praktisches Handwerkszeug dazu. Zu kompliziert ist es nicht. In dieser Lerneinheit wird es Schritt für Schritt erklärt. Ich empfehle Dir sehr, Dir die Zeit für diesen Einstieg in Open Educational Resources (OER) zu nehmen. Denn - wie ebenfalls im Video gesagt - sind die Potentiale der Kultur des Teilens riesig groß :-)

Was sind OER?

OER (Open Educational Resources) sind Bildungsmaterialien, die man aufgrund ihrer freien Lizenz beliebig weiterverwenden kann. Sie liegen häufig, aber nicht zwangsläufig digital vor und können in Umfang und Komplexität sehr unterschiedlich sein: vom einfachen Arbeitsblatt bis hin zu einem umfassenden Online-Kurs!

Beliebige Weiterverwendung bedeutet, dass für die Materialien die so genannten ‚5V‘ gelten. Man darf die Materialien verwahren/vervielfältigen, verwenden, verarbeiten, vermischen und verbreiten.

Beispiel: ein OER-Arbeitsblatt darf ich mit eigenen Informationen anreichern, ein weiteres Bild aus einem anderen Material hinzufügen – und das Ergebnis dann meinen Lernenden auf einer virtuellen Lernplattform zur Verfügung stellen.

Vielleicht sagst Du jetzt: Aber das ist doch nichts besonderes; das mache ich doch ohnehin mit allen Materialien so, die ich im Netz finde. In diesem Fall ist für Dich ein grundlegendes Verständnis zum Urheberrecht wichtig. In diesem Video ist es für Nicht-Juristen einfach erklärt:

Wir halten fest:

  • Wenn eine Person etwas erstellt, dann ist das Ergebnis automatisch urheberrechtlich geschützt. Bsp: Ich mache ein Foto → das Foto unterliegt dem Urheberrecht
  • Das Urheberrecht setzt der Nutzung von erstellten Dingen sehr enge Grenzen. Es gilt die Faustregel: privat darf ich damit so gut wie alles machen; öffentlich prinzipiell gar nichts. Öffentlich ist dabei alles, was nicht nur mich und direkt mit mir bekannte Personen betrifft.
  • Wenn eine Person will, dass für das von ihr erstellte Produkt die engen Grenzen des Urheberrechts gelockert werden, dann kann sie dieses unter einer freien Lizenz veröffentlichen. Dazu muss sie die freie Lizenz dazu schreiben. Wenn sie das nicht tut, ist der Inhalt automatisch geschützt - auch wenn die Person das eigentlich gar nicht möchte.

Wie funktionieren die CC Lizenzen?

Für den Bildungsbereich nutzen wir als freie Lizenz die so genannten Creative Commons Lizenzen – abgekürzt mit CC. Eine Veröffentlichung unter einer CC Lizenz kann mit unterschiedlichen Bedingungen verküpft sein. Diese werden als Kürzel an die CC Buchstaben drangesetzt:

  • BY – der Name soll mit genannt werden.
  • SA – es soll nur unter gleichen Bedingungen geteilt werden
  • NC – es darf nicht kommerziell genutzt werden
  • ND – es darf nicht verändert werden.

Diese Bedingungskürzel können miteinander kombiniert werden. Zum Beispiel zur Bedingung BY-SA. Diese bedeutet, dass der Name der urhebenden Person genannt werden muss und der Inhalt nur unter den gleichen Bedingungen geteilt werden kann. Aber keine Sorge: Zu unübersichtlich wird es bei OER nicht, denn CC Lizenzen mit sehr vielen Bedingungen wie z.B. CC BY-NC -ND zählen nicht mehr zu den OER-Lizenzen. Schließlich ist dann weder offene Weiternutzung, sondern nur Nutzung im nicht-kommerziellen Kontext möglich und vor allem können keine Veränderungen am Inhalt vorgenommen werden. Das widerspricht dem OER-Gedanken.

Als OER-Lizenzen musst Du Dir nur drei merken: CC BY (mit Namensnennung weiternutzen) und CC BY SA (mit Namensnennung weiternutzen und unter gleichen Bedingungen teilen). Außerdem kann man auch CC0 nutzen. Das ist die einfachste Lizenz. Bei ihr wird sogar auf Namensnennung verzichtet, das bedeutet, dass man gar nichts dazu schreiben muss.

Wo finde ich OER?

Wir haben bereits gelernt: Grundsätzlich sind alle Inhalte urheberrechtlich geschützt. OER erkennst Du daran, dass (direkt beim Inhalt oder z.B. im Impressum/ den Nutzungsbedingungen auf einer Website) eine offene Lizenz dabei steht. Nach OER zu recherchieren ist sehr zu empfehlen, wenn man Online-Lernangebote gestaltet. Denn dann muss man das Rad nicht immer neu erfinden, sondern kann - wo vorhanden - einfach bestehende Materialien weiternutzen.

Du hast mehrere Möglichkeiten, um OER gezielt zu finden:

  1. Du kannst eine Websuche nutzen und unter den erweiterten Einstellungen bei Nutzungsrechten ‘Zur Wiederverwendung und Veränderung’ auswählen. Direkt erreichst Du diese Einstellungen bei Google via kurzelinks.de/oersuchen

  2. Für OER-Projekte im deutschsprachigen Raum gibt es das OERhörnchen. Hier kannst Du nach Deinem Suchbegriff auf OER-Plattformen recherchieren. Im Aufbau befindet sich außerdem die Suchmaschine WirLernenOnline. Hier kann OER mit einem Schieberegler ausgewählt werden.

  3. Für ‘Rohmaterialien’ (ein Bild für Dein Arbeitsblatt) ist die CCSuche hilfreich. Direkt findet man auch sehr viel bei Wikimedia Commons oder (mit Filter bei CC Lizenz) bei Flickr

In diesem Screencast werden einige Suchmöglichkeiten gezeigt

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Wie nutze ich OER?

Bei der Weiternutzung von OER von anderen (wenn Du z.B. ein offen lizenziertes Bild in Dein Arbeitsblatt einfügst oder ein gesamtes Arbeitsblatt von jmd anders veröffentlichst) musst Du erstens die angegebenen Bedingungen der Lizenz beachten und zweitens einen so genannten Lizenzhinweis zu dem OER dazu schreiben. Ein Lizenzhinweis muss den Titel, den Urheber, den Link zur Lizenz, die Lizenz und den Ursprungsort beinhalten. Du kannst Dir dafür als Eselsbrücke TULLU merken. Ausführlich ist die Regel hier erklärt

Ausnahme: Ein Inhalt unter CC0 kann ohne Lizenzhinweis weiter genutzt werden.

Am besten probierst Du das Schreiben einbes Lizenzhinweises selbst aus. Angenommen Du möchtest einen Bildungsinhalt zu Elefanten gestalten - und nutzt dazu dieses Elefantenbild von Flickr. Wie müsste der Lizenzhinweis aussehen? Die Lösung findest Du im folgenden Screencast, in dem das Schreiben eines Lizenzhinweises Schritt für Schritt erklärt ist (und hier ist der fertige Lizenzhinweis)

Pro-Tipp: In der CC-Suche steht der Lizenzhinweis beim gewünschten Bild schon mit dabei. Bei Inhalten der Wikipedia muss ich ihn nicht selbst schreiben, sondern kann den Lizenzhinweisgenerator nutzen.

Wie erstelle ich selbst OER?

Um selbst ein OER zu erstellen, musst Du nicht mehr tun, als es unter einer offenen Lizenz zu veröffentlichen. Damit auch Suchmaschinen Dein Bildungsmaterial als OER erkennen, muss Deine Lizenz maschinenlesbar sein. Damit das gelingt, nutzt Du zum Erstellen der Lizenz am besten den Licence Chooser von Creative Commons. Wie das genau funktioniert, ist in diesem Screencast erklärt.

Übrigens: In der Testphase befindet sich der Chooser Beta. Du kannst ihn bereits ausprobieren und nutzen. Eine deutsche Übersetzung liegt leider noch nicht vor und es kommt noch zu einzelnen Fehlern. Es ist aber davon auszugehen, dass dieses Tool das Erstellen von maschinenlesbaren Lizenzen in Kürze noch einfacher und übersichtlicher machen wird.

Wichtig ist: Nicht jedes Bildungsmaterial kann ich als OER veröffentlichen, indem ich es offen lizenziere. Denn wenn in meinem Material urheberrechtlich geschützte Inhalte enthalten sind, dann steht das im Widerspruch zu einer Weiternutzung und zu einer offenen Lizenzierung. In diesem Fall muss ich diese Inhalte zunächst entfernen oder nach offen lizenzierten Alternativen suchen. Offen lizenzierte Materialien, die ich im Rahmen meines Materials weiternutze, muss ich mit einem Lizenzhinweis versehen, wie wir es oben mit der Tullu Regel gelernt haben.

Ich helfe anderen, wenn ich auch bei gemeinfreien Medien und Materialien, die unter CC0 veröffentlicht sind, einen kurzen Credit ergänze, woher das Bild stammt. Rechtlich erforderlich ist das nicht.

Wie realisiere ich mit OER eine Kultur des Teilens an meiner Schule?

Der erste Schritt hin zu einer Kultur des Teilens an der Schule ist sehr wahrscheinlich Aufklärung über OER im Kollegium. Die hier sehr komprimiert dargestellten Inhalte findest Du ausführlich aufbereitet im Online-Selbstlernkurs EinstiegOER, den Du gerne an Kolleginnen und Kollegen weiter geben und nutzen kannst.

Mit dem Wissen zu OER sind dann zahlreiche weitere Schritte möglich:

  • Kolleg*innen recherchieren gemeinsam nach OER, die sich zur Weiternutzung eignen - und erstellen eine kuratierte Sammlung für alle.
  • Kolleg*innen erstellen gemeinsam Bildungsmaterialien und veröffentlichen sie als OER
  • Die Schule richtet sich ein OER-Repository ein - und macht die Materialien auch über die eigene Schule hinaus zur Weiternutzung öffentlich.

Jetzt bist Du dran!

😺 Im Netz aktiv werden!

Das wahrscheinlich größte und erfolgreichste Projekt einer Kultur des Teilens ist die Wikipedia - und Du kannst Dich sehr niederschwellig daran beteiligen. Für die meisten Änderungen ist nicht einmal eine Registrierung nötig. Somit kannst Du direkt praktisch starten: Recherchiere, ob es bereits enen Eintrag zu Deiner Schule/ Deinem Wohnort/ Deinem Lieblings-Hobby ... gibt und ändere/ ergänze wichtige Aspekte, die aus Deiner Sicht fehlen. Oder Du korrigierst auch einfach nur Rechtschreibfehler, die Dir auffallen. Deine Änderungen werden zunächst gesichtet, d.h. sie sind nicht sofort öffentlich, aber dennoch hast Du mit dem Absenden Deiner Änderungen Dich an einem kollaborativen Projekt im Netz beteiligt - und etwas mit anderen aktiv geteilt. Dazu herzlichen Glückwunsch :-) Fragen/ Erfahrungen kannst Du im Etherpad teilen.

Übrigens: Wenn Du einen systematischeren Einstieg in die Wikipedia suchst und dort vielleicht auch mehr mitarbeien willst, findest Du im Online-Kurs Wikipediastart eine gute Grundlage.

💬 Mit anderen lernen!

Was ist Dein erster Eindruck von OER? Wie erfolgreich sind Suchen nach OER, die Du ausprobierst? Welche Überlegungen und Odeen hast Du, OER in Schulentwicklungsprozessen als ein Element einzuführen? Deine Reflexionen zu diesen und weiteren Fragen kannst Du in unserem Etherpad teilen.

💡 Strategie entwickeln!

Die Aufgabe zur Strategieentwicklung ist in jeder Lerneinheit gleich: Halte für Dich fest, was Dir für die Schulentwicklungsprozesse aus dieser Lerneinheit an Inhalten wichtig ist. Dabei kannst Du die folgenden Leitfragen als Raster nutzen - und Deine Notizen in jeder Lerneinheit weiter ergänzen. Natürlich und sehr gerne kannst Du Deinen Notizzettel auch online führen - und über unser gemeinsames Etherpad verlinken (siehe Rubrik: Willkommen).

  • Welche niederschwelligen Ideen hast Du entdeckt/ sind Dir eingefallen, die Du an Deiner Schule direkt ausprobieren und umsetzen kannst?
  • Welche theoretischen Konzepte/ Ideen findest Du als Grundlage wichtig?
  • Wo hast Du noch offene Fragen? Wozu möchtest Du mehr lernen und Deine Kompetenzen vertiefen?
  • Was nimmst Du Dir mittel- bis langfristig vor?