2. Welche Rollen haben Lehrende in einer Kultur der Digitalität?

Video zum Einstieg

Überblick: 6 Rollen von Pädagog*innen in einer Kultur der Digitalität

Die Rolle von Pädagog*innen in einer Kultur der Digitalität ist eine andere als die Rolle von Pädagog:innen im Buchdruckzeitalter. Um sich den Wandel zu verdeutlichen, finde ich die aufgeschlüsselten 6 Rollen von Pädagog:innen hilfreich, die ich (englischsprachig) beim Netzwerk Ontario Extend entdeckt habe. Ich halte sie für eine gute Grundlage, um die heutigen pädagogischen Tätigkeiten in ihrer Vielfalt aufzuschlüsseln.

Es werden die folgenden 6 Rollen benannt (die Übersetzung/ Anpassung stammt von mir. Hier findest Du die 6 Rollen als Grafik zum Weiternutzen..)

Pädagog*innen sind ...

  • ... Lehrer*innen: Sie können Lernende durch die Gestaltung effektiver Lernaktivitäten und Erfahrungen unterstützen.
  • ... Kurator*innen: Sie können geeignete Bildungsressourcen finden, weiternutzen und selbst erstellen.
  • ... Technolog*innen: Sie können Lerntechnologien in pädagogisch effektiver Weise sicher nutzen.
  • ... Teamarbeiter*innen: Sie verbessern die eigenen Bildungsansätze im Austausch mit anderen.
  • ... Wissenschaftler*innen: Sie kennen forschungsbasierte, disziplinadäquate pädagogische Ansätze und schätzen sie wert.
  • ... Entdecker*innen: Sie sind offen, neugierig und lernbereit für neue Ansätze und Herausforderungen in Pädagogik und Technologie.

In meiner Rolle als Pädagogin in Verantwortung für diesen Online-Kurs habe ich alle 6 Rollen erlebt. Sie lassen sich anhand dieses Beispiels praktisch veranschaulichen:

  • Ich habe die Lernumgebung konzipiert und erstellt und unterstütze/ begleite darin Lernprozess (= Rolle als Lehrerin).
  • Ich habe (wahrscheinlich die Mehrzahl) der Inhalte nicht selbst erstellt, sondern kuratiert. Kuratierung hieß dabei nicht, alles zu verlinken, was ich kenne und finde, sondern gezielt auszuwählen und übersichtlich zu präsentieren und einzuleiten. (= Rolle als Kuratorin)
  • Ich habe den Kurs als Online-Kurs veröffentlicht und schlage offene Webtools wie z.B. das Etherpad zum Lernen vor (= Rolle als Technologin)
  • Ich habe viele Inhalte in Gesprächen mit anderen entwickelt - und stelle den Kurs offen zur Verfügung, um auch von anderen Feedback zu bekommen und mit anderen gemeinsam daran weiter arbeiten zu können (= Rolle als Teamarbeiterin).
  • Ich baue den kurs basierend auf meiner Ausbildung als Bildungswissenschaftlerin mit dem Fokus auf digitale Bildung auf (= Rolle als Wissenschaftlerin)
  • Ich gestalte den Kurs als Experiment - und kommuniziere das auch so. Gemeinsam mit Euch möchte ich erkunden, wie Online-Lernen in solch einer asynchronen, selbstorganisierten Weise funktioniert (= Rolle als Entdeckerin)
  • .

Wer ähnliches im Kontext Schule versucht, ist leider damit konfrontiert, dass es Lehrer*innen zur Wahrnehmung dieser Rollen oft an erforderlichen Freiräumen fehlt. Und dass in der Ausbildung von Leher*innen immer noch sehr andere Schwerpunkte gesetzt werden. Dennoch kann die Bewusstmachung der Rollen vielleicht mit zur Orientierung und einem Wandel in kleinen Schritten beitragen.

Die Bleistift-Metapher: Wie gehen Lehrende mit neuen Medien um?

Die oben geschilderten 6 Rollen thematisieren die Rollen, die Lehrer*innen in pädagogischer Hinsicht haben. Ein anderer Blick auf Rollen ist es, zu analysieren, wie Leghrer*innen (oder auch Menschen in anderen Berufen) auf Wandel durch Digitalisierung reagieren. Im englischsprachigen Raum ist dazu die so genannte Bleistift-Metapher entwickelt. Ausführlich beschrieben und ins Deutsche übersetzt ist sie in diesem Blogbeitrag.

Die Bleistift-Metapher kann als Diskussions-Einstieg hilfreich sein - zum Beispiel, indem sich jede Person selbst verortet bzw. beschreibt, wie sie eine andere Person erlebt.

Das Problem an der Bleistift-Metapher ist aus meiner Sicht insbesondere, dass es keine Einordnung gibt für konstruktive Kritik. Aber genau so etwas lässt sich dann vielleicht in einer gemeinsamen Diskussion herausarbeiten.

Ein fiktiver Blick: "Wenn digital normal wäre ..."

Ein weiterer Blick auf das Thema 'Rollen von Lehrenden in einer Kultur der Digitalität' wird mit einem Videoprojekt von Björn ermöglicht. Er hat im Sommer 2020 unterschiedliche Menschen im Bildungsbereich nach einem kurzen Statement zum Satzanfang 'Wenn digital normal wäre ..." gebeten. Dahinter steht die Überlegung, dass es aktuell meist so ist, dass man gewünschte Veränderung rechtfertigeh muss. Das Gedankenexoeriment in den Statements ist hier, wie es denn wäre, wenn eine Kultur der Digitalität an Schulen schon Normalität wäre. Der Clip gibt auf diese Weise wunderbare und vielfältige Einblicke in Ansichten, Wünsche und Ideen von digital-affinen Pädagogin*innen.

Hier kannst Du Dir den Clip anschauen:

Der Clip eignet sich gut als Diskussionseinstieg bei Schulentwicklungsprozessen. Doch auch wenn Du ihn Dir erst einmal nur für Dich ansiehst, kannst Du mit den kurzen Statements zahlreiche Inspirationen und Anregungen mitnehmen, wo Schulentwicklung hingehen kann.


Jetzt bist Du dran!

😺 Im Netz aktiv werden!

Wenn Du diesen Kurs chronologisch durchgehst, dann kennst Du es schon: In dieser Rubrik geht es darum, die Kultur der Digitaltät durch aktives Medienhandeln im Netz zu erkunden, auf diese Weise darin einzutauchen und sie besser zu verstehen. Die Aufgabe in dieser Lerneinheit lautet: Nimm ein eigenes kurzes Video-Statement auf mit dem Satzanfang 'Wenn digital normal wäre' auf.

Der Sinn der Übung liegt insbesondere darin, Mut zu machen für einfache und schnelle Videos - und sich selbst zu zeigen dass Video nicht automatisch aufwendige Produktion mit umfangreicher Technik bedeuten muss. Ich empfehle Dir in diesem Sinne, Dein Statement ganz einfach mit dem Smartphone aufzunehmen. Ein paar Hinweise und Tipps dazu erhältst Du in dieser Webtalk-Aufzeichnung:

Dein Statement kannst Du anschließend in unserer Telegram-Gruppe teilen - oder auch (falls vorhanden) in einem Youtube-Account oder auf einer anderen Plattform hochladen und darüber teilen

💬 Mit anderen lernen!

In dieser Lerneinheit hast Du mit den 6 Rollen von Pädagog*innen, der Bleistift-Metapher und dem fiktiven Perspektivenwechsel zahlreiche Anstöße zur Reflexion erhalten. Lasse andere an Deinen Überlegungen dazu teilhaben. Mögliche Fragen können z.B. sein: Welche Rollen erlebst Du in Deiner Arbeit? (Wie) lassen sich die sechs Rollen auf die Herausforderung der Schulentwicklung übertragen? Welchen Aspekt aus dem Perspektivwechsel-Video fandest Du besonders spannend - und warum? Nutze dazu das Etherpad

💡 Strategie entwickeln!

Die Aufgabe zur Strategieentwicklung ist in jeder Lerneinheit gleich: Halte für Dich fest, was Dir für die Schulentwicklungsprozesse aus dieser Lerneinheit an Inhalten wichtig ist. Dabei kannst Du die folgenden Leitfragen als Raster nutzen - und Deine Notizen in jeder Lerneinheit weiter ergänzen. Natürlich und sehr gerne kannst Du Deinen Notizzettel auch online führen - und über unser gemeinsames Etherpad verlinken (siehe Rubrik: Willkommen).

  • Welche niederschwelligen Ideen hast Du entdeckt/ sind Dir eingefallen, die Du an Deiner Schule direkt ausprobieren und umsetzen kannst?
  • Welche theoretischen Konzepte/ Ideen findest Du als Grundlage wichtig?
  • Wo hast Du noch offene Fragen? Wozu möchtest Du mehr lernen und Deine Kompetenzen vertiefen?
  • Was nimmst Du Dir mittel- bis langfristig vor?