Mit Twitter auf Veranstaltungen lernen

Mich erreichen in letzter Zeit häufiger Fragen zu Twitter: Ob es sich lohnt, sich dort zu registrieren, was erste Schritte sind oder wie man das soziale Netzwerk am besten für sich nutzt. Ziel dieses Blogbeitrags ist dennoch nicht eine allgemeine Einführung. Dazu verweise ich zum Beispiel auf die aus meiner Sicht sehr niederschwellig und offen nutzbaren Materialien von DreiWot (= ein schon länger zurückliegender Kurs, der Twitter in drei Wochen erklärt hat, aber dessen Materialien man nun auch weiterhin zum selbstorganisierten Lernen und ohne Kurs für sich nutzen kann). Um Twitter greifbarer zu machen – und auch aufzuzeigen, was ich daran vor allem spannend finde, möchte ich einen Aspekt herausgreifen, der mir besonders wichtig ist: das Twittern auf Veranstaltungen. Meine These ist, dass man Twitter gerade auf Veranstaltungen optimal als Lernwerkzeug nutzen kann. Warum und wie das funktioniert, möchte ich anhand von 5 Punkten erläutern.

1. Neues besser verstehen

Die Länge eines Tweets ist auf 280 Zeichen begrenzt. Das ist ziemlich wenig! Auf Veranstaltungen finde ich diese Zeichenbegrenzung unter dem Aspekt des Lernens besonders hilfreich. Denn ich bin dann herausgefordert, all das, was ich neu lerne und erfahre auf den Punkt zu bringen. Auf diese Weise merke ich sofort, ob ich etwas tatsächlich erfasst habe. Anders ausgedrückt: Wenn ich es nicht in 280 Zeichen aufschreiben kann, bin ich in der Regel zum Kern der Sache noch nicht vorgedrungen. Twittern zwingt mich deshalb zum konzentrierten Zuhören, Mitdenken und Mitüberlegen – und ermöglicht mir auf diese Weise sehr wirkungsvolles Lernen. Auch bei eher frontalen Veranstaltungen ermöglicht Twitter auf diese Weise aktives Lernen.

2. Das eigene Denken weiten

Veranstaltungen, bei denen getwittert wird, haben in der Regel einen Twitter-Hashtag. Über diesen Hashtag finden andere meine Tweets zu der jeweiligen Veranstaltung – und ich finde die Tweets von anderen. Für mich bedeutet Twitter-Nutzung auf Veranstaltungen vor diesem Hintergrund immer, nicht nur selbst zu twittern, sondern vor allem mitzulesen, was andere von und über die Veranstaltung twittern. Unter dem Aspekt des Lernens hilft mir das sehr, weil es das Denken weitet. Ich nehme dann nicht nur auf, was z.B. eine referierende Person erzählt oder worüber in einer Session diskutiert wird, sondern zugleich bekomme ich auch die Eindrücke, Wahrnehmungen und Überlegungen von anderen dazu via Twitter gespiegelt. Bei eher frontalen Veranstaltungsformaten kann das Mitlesen auf Twitter zudem helfen, ‘dran zu bleiben’. Wenn ich z.B. bei einem Vortrag den Faden verliere oder eine These erst einmal gar nicht verstehe, dann hilft mir oft der Tweet einer anderen Person dabei, wieder anschließen zu könen.

3. Wissen und Erfahrungen weiter geben und vernetzen

Lernen funktioniert auch durch Lehren. Denn nur wenn ich etwas verstanden habe, kann ich es auch an andere weitergebe. Und auch indem ich etwas weitergebe, lerne ich selbst Neues oder vertiefe mein Wissen. Auf Veranstaltungen habe ich mit Twitter dazu reichlich Gelegenheit. Nicht nur, dass viele unter dem Veranstaltungs-Hashtag auch Fragen stellen, die ich versuchen kann, zu beantworten. Vor allem kann ich mir überlegen, wenn ich in einem Thema bereits erfahrener bin, was ich zum Teilen für andere für relevant halte und das entsprechend weitergebe. Hilfreich ist es auch, Hinweise zu anderen Tweets zu ergänzen und auf diese Weise mitzuhelfen, Wissen für alle – und auch für mich selbst – zu kuratieren und zu vernetzen.

4. Persönliches Lern-Netzwerk aufbauen

Gerade bei offenen Veranstaltungsformaten gibt es meist reichlich Gelegenheit zu Austausch: sei es in der Mittagspause, in Sessions oder auch zwischendurch an der Candy-Bar. Ich stellle dabei immer wieder fest, dass der Austausch Face-to-Face für mich durch eine parallele Twitter-Nutzung sehr vereinfacht und oft auch überhaupt erst initiiert wird. Ein häufiger Gesprächseinstieg ist: ‘Ah, wir kennen uns ja von Twitter.“. Darüber hinaus macht es Twitter mir sehr einfach, mit Menschen auch über eine Veranstaltung hinaus in Kontakt zu bleiben. So fange ich meistens auf Veranstaltungen damit an, anderen Twitter-Nutzer/innen zu folgen. Und bleibe über diesen Weg dann längerfristrig mit ihnen in Kontakt.

5. Grundlage für Nachbereitung schaffen

Gerade bei neuen Themen oder sehr vielfältigen Veranstaltungen fahre ich mit so vielen neuen Eindrücken, Erfahrungen und Inspirationen nach Hause, dass ich für wirkungsvolles Lernen unbedingt eine Nachbereitung benötige. Twitter ist für mich hier dann der ‘rote Faden’, der mich rückblickend nochmals durch die Veranstaltung führt. Meist gehe ich dabei so vor, dass ich zunächst meine eigenen Tweets zu der Veranstaltung lese und Gelerntes auf diese Weise rekapituliere. Anschließend ergänze ich Lücken oder erweitere meine Sichtweise, indem ich nochmals die gesamten Tweets eines Hashtags lese.

Für solch eine Nachbereitung ist auch hilfreich, dass Twitter ja mehr als Text ist. Schon auf der Veranstaltung habe ich mir die Fragen gestellt: Welche der Links, die ich hier neu kennen gelernt habe, sind mir so relevant, dass ich sie twittern möchte? Welche Folie der referierenden Person bringt etwas sehr gut nachvollziehbar auf den Punkt? Was lohnt sich auch als Kurzvideo zu erfassen und zu teilen? Auf diese Weise steht mir auf Twitter eine sehr komprimierte Dokumentation zur Verfügung.

Fazit: Selbst ausprobieren macht schlau!

Das Lernen auf Veranstaltungen ist sicherlich nur eine der vielzähligen Lernmöglichkeiten, die Twitter bietet. Gerade für einen Einstieg in die Nutzung des Netzwerks halte ich diese Möglichkeit für sehr geeignet. Vielleicht kann dieser Blogartikel auch dazu dienen, das Twittern auf Veranstaltungen neu auszuprobieren und Twitter auf diese Weise als Lernwerkzeug kennen zu lernen. Gib ihn hierfür gerne an Kolleg/innen weiter, die bislang noch nicht oder nur passiv auf Twitter sind. Und ich bin natürlich immer neugierig darauf, wie andere Twitter als Lernwerkzeug nutzen.


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