Zwischen Macht und Mythos: Eine kritische Einordnung aktueller KI-Narrative

Wer einen eher grundsätzlichen Blick und eine (vor allem in technischer Hinsicht sehr realistisch-pragmatische) Einordnung auf aktuelle Narrative in der KI-Debatte sucht, dem könnte dieser Text gefallen:

Rehak, Rainer (2023) Zwischen Macht und Mythos. Eine kritische Einordnung aktueller KI-Narrative. In: Dossier „In Sachen KI. Zur Diskussion um eine schillernde Technologie“.
Online unter: https://www.soziopolis.de/zwischen-macht-und-mythos.html

Der Text startet mit einer historischen Darstellung zu KI-Entwicklungen, differenziert dann zwischen einer so genannten starken und schwachen KI und erörtert schließlich aktuelle KI-Narrative. Diesen letzten Teil fand ich für mich besonders hilfreich. Unter anderem geht es hier um das Narrativ der Autonomie (= gibt es bei Sprachmodellen nicht, technisch geht es um Wahrscheinlichkeiten), Wissen (= gibt es auch nicht, sondern es geht um Vektorraum-Wortdarstellungen und ihren Abruf auf einen Prompt hin), Neutralität (= können KI-Systeme niemals sein, weil sie immer mit einem menschlichen Interesse gestaltet werden) und viele mehr.

Besonders hilfreich zum Weiterdenken finde ich dieses Zitat aus dem Fazit:

„(…) Auch wenn schon viele theoretische und praktische Vorarbeiten existieren, sind die Einsatzmöglichkeiten von KI und anderen digitalen Technologien jenseits von Profit und Markt noch nicht einmal ansatzweise erdacht und entwickelt worden – von kritischer Informatik und anarchistischer Softwaregestaltung über das digitale Commoning und herrschaftsfreie Informationssysteme bis hin zur Unterstützung der Nachhaltigkeitstransformation und der Rückeroberung der Computationsmittel. (…)“

Denn spätestens hier wird deutlich, dass es nicht um Technologie-Ablehnung, sondern um eine grundsätzlich veränderte strukturelle Gestaltung und Nutzung von Technologie im Interesse eines guten Lebens für alle geht.