Buchnotizen: The Art of Gathering

Ich habe das (englischsprachige) Buch ‚The Art of Gathering‘ von Priya Parker gelesen. Der Titel lässt sich wahrscheinlich am besten mit ‚die Kunst des Zusammenkommens‘ übersetzen. Zusammenkommen meint damit nicht nur berufliche Treffen oder Bildungsveranstaltungen, sondern ganz genau so auch private Treffen oder Familienfeiern.

Die Kapitel des Buches rufen die einzelnen Schritte eines Treffens auf: von der Entscheidung für ein Treffen, über die Frage der Beteiligten und des Ortes, den Einstieg und die weitere Gestaltung bis hin zum Abschluss. Es ist kein klassisches ‚Sachbuch‘ in dem Sinne, dass diese Schritte systematisch dargestellt und bearbeitet werden. Stattdessen besteht das Buch zum größten Teil aus Erzählungen über Treffen, die entweder scheiterten oder gut gelangen – und den dann folgenden Reflexionen der Autorin darüber. Ich musste mich vor diesem Hintergrund manches Mal ein bisschen zwingen, dranzubleiben und weiterzulesen, weil es mir über weite Stellen (vor allem wenn es z.B. um Familienfeiern ging, was beim Lesen nicht mein Erkenntnisinteresse war) etwas zu langatmig war. Das kann allerdings auch mit daran liegen, dass ich Englisch nicht so einfach und schnell runterlese, wie es wahrscheinlich auf Deutsch der Fall gewesen wäre …

Insgesamt ziehe ich ein positives Fazit und kann einige Denkanstöße für die Gestaltung von Lernangeboten für mich mitnehmen. Viele davon waren mir nicht wirklich neu, aber haben mich in meiner grundsätzlichen Orientierung bei der Gestaltung von Veranstaltungen bestärkt:

  • Die wichtigste Regel für gute Treffen ist eine bewusste Gestaltung. Das fängt an bei der Frage, wer teilnimmt und wo das Treffen stattfindet bis hin zu einer klaren ‚Regelsetzung‘, was bei dem Treffen erlaubt ist und was nicht. Das sollte natürlich nicht in bevormundend-autoritärer Art und Weise passieren, sondern freundlich und entgegenkommend. Verzichtet man aber darauf, kann für die ganze Gruppe kein gemeinsamer Raum entstehen.
  • Es gibt viele Möglichkeiten, Treffen durch zeremonielle oder feierliche Aktivitäten zu etwas Besonderem zu machen. Das hat dann nichts mit verstaubt und erstarrt zu tun, sondern ermöglicht Beteiligung von allen und sorgt dafür, dass etwas von dem Zusammenkommen in der Erinnerung bleibt.
  • Besonders gut fand ich die Darstellungen zum Einstieg und zum Ende von Veranstaltungen. Denn gerade an diesen Stellen entscheidet sich, ob es für alle ein gutes Treffen ist oder nicht. Und umso blöder ist es, dass genau diese Parts einer Veranstaltung oft mit Logistik oder Danksagungen bestritten werden.
  • Damit Zusammenkommen funktioniert, ist es grundlegend, dass die Beteiligten Verbindungen untereinander aufbauen können.
  • Zu einer guten Gestaltung von Treffen gehört es auch, etwaige vorhandene Konflikte nicht zu umschiffen, sondern bewusst aufzugreifen und bearbeitbar zu machen. Mir gefiel hier das dargestelltes Beispiel einer bewussten Überspitzung eines Konflikts, indem beide Parteien spielerisch in einem Wettkampf gegeneinander antreten sollten.