Edumail #63

(Bis Ende 2022 habe ich die Edumail über das niederländische Start-Up Revue versandt, das sich von Twitter hat aufkaufen lassen und dann eingestampft wurde. Ich habe meine über dieses Tool versandten Ausgaben auf meine Website kopiert und so gesichert. Das Layout konnte ich allerdings nicht gut anpassen. Ab 2023 versende ich die Edumail direkt über meine Website. Hier kannst Du sie abonnieren.)

Hallo an Dich,diese Edumail schreibe ich in großer Vorfreude auf die Edunautika, die am 17./ 18. Juni 2022 in Hamburg an der Winterhuder Reformschule stattfindet. Die Edunautika ist ein Barcamp zu ‘zeitgemäßer Pädagogik im digitalen Wandel’. Für mich ist es die beste Veranstaltung, um ganz viel Inspirationen darüber zu finden, wie Bildung in einer vernetzten Welt für alle gut gestaltet werden kann. In den letzten Jahren fand die Edunautika online statt. Nun wird es endlich wieder eine ‘kohlenstoffliche’ Veranstaltung sein. Ich freue mich darauf, viele Menschen wieder – und hoffentlich ganz viele auch neu zu treffen. Wenn Du eine neugierige Person bist und gute Bildung vor dem Hintergrund so vieler aktueller Herausforderungen in unserer heutigen vernetzten Gesellschaft gestalten willst und dazu Austausch suchst, dann bist Du bei der Edunautika in jedem Fall richtig – völlig unabhängig davon in welchem Bildungsbereich Du aktiv bist oder ob/ wieviele Erfahrungen Du schon gesammelt hast. Hier findest Du alle Infos und gelangst zur Anmeldung. Ich sage schon einmal jetzt vielen Dank an die Veranstalter*innen für die Organisation!Neben dieser Vorfreude will ich mit Dir in der heutigen Edumail noch viele andere Dinge teilen: Unter anderem gebe ich einen Einblick in das Fediverse – das dezentrale soziale Netzwerk, erläutere, was für mich individuelle Fehlerkompetenz ist und wie Jugendliche aber auch Erwachsene einen resilienten Umgang mit digitalen Medien lernen können. Außerdem gibt es ein paar methodische Ideen, die Du Dir direkt ‘klauen’ kannst und auch ein bisschen Internetquatsch. Viel Freude beim Lesen und ErkundenNele Hirsch | eBildungslabor
Social Media als Barcamp? Willkommen im Fediverse!
Ich war bislang fast nur in sozialen Netzwerken aktiv, die zentral und kommerziell gestaltet sind. Dazu gehört Twitter – ganz genau so aber auch Instagram oder TikTok. Der angekündigte Twitter-Kauf von Elon Musk hat viele Menschen nun aufgeschreckt und nach Alternativen suchen lassen. Auch ich habe mir vor diesem Hintergrund das Fediverse, ein dezentrales und offenes soziales Netzwerk, genauer angesehen. Mein bisheriger Eindruck ist sehr positiv – und gerade aus Bildungsperspektive finde ich es sehr empfehlenswert. Ich mag es, dass alle gemeinsam Verantwortung tragen. Das Fediverse bzw. Mastodon wirkt auf mich im Vergleich zu Twitter wie ein Barcamp gegenüber einer klassischen Konferenz. Ich mag es, ganz ohne Algorithmus mein Netzwerk und spannende Inhalte zu kuratieren. Ich empfinde es als sehr bereichernd und vielfältig an Perspektiven, während eine Algorithmen-gesteuerte Timeline eher zu einer mir teils zu engen ‘Filterblase’ führte. Ich mag die strukturell andere Diskussionskultur, die weniger auf Empörung, sondern mehr auf Fragen und Zuhören setzt.
Wenn Du Dich im Fediverse auch einmal umschauen willst, dann findest Du mich dort unter dieser Adresse: @ebildungslabor@digitalcourage.social. Wie Du Dir selbst einen Account einrichten und erste Schritte gehen kannst, habe ich in diesem Blogbeitrag beschrieben:
Kurzanleitung für die Twitter-Alternative „Mastodon“Unterstützung für alle, die ein offenes und dezentrales Netzwerk ausprobieren wollen.ebildungslabor.de
Und wenn Du nach Argumenten für Dich oder andere und nach mehr Hintergrundinformationen suchst, dann gibt es auch dazu einen Blogbeitrag (mit einem von meiner Tochter gemalten Mastodon-Elefanten als Beitragsbild 😀) .
Liebe neugierige, offene und lernende Menschen – kommt ins Fediverse zu Mastodon!Ganz viele gute Gründe für zweifelnde Menschen.ebildungslabor.de
Backflipped-Angebot bei Veranstaltungen
Mit dem Begriff ‘Flipped’-Angebot ist meist gemeint, dass ein bestimmter Teil des Lernangebots ‘vorab’, d.h. vor einem synchronen Veranstaltungsteil stattfindet. Solch ein ‘Flippen’ klappt besonders gut mit Input. Dann können sich Lernende diesen Input in eigenem Tempo aneignen – und beim synchronen Treffen ist dann Raum für Austausch, Fragen und Weiterdenken. Mit der Bundeszentrale Politische Bildung habe ich nun auch mit ‘BackFlipped’-Materialien experimentiert. Dabei wird nicht vorab, sondern nachträglich geflipped. Das bedeutet: Für die Nachbereitung werden vertiefende Inhalte zur Verfügung gestellt. Hier kannst Du Dir mein Beispiel (zu einer Veranstaltung zur Zukunft der Politischen Bildung) anschauen. Vielleicht willst Du bei einer Deiner nächsten Veranstaltungen, ähnliches ausprobieren.
Zukunft digitaler und hybrider VeranstaltungKleines Experiment mit ‚Backflipped-Materialien‘ zum Weiterlernen und zur Vertiefungebildungslabor.de
Bei Veranstaltungen an einem gemeinsamen physischen Ort passt solch ein Backflipped-Angebot übrigens auch gut auf eine Goodie-Bag als QR-Code. Darin könnte eine kleine Stärkung für die Heimfahrt sein – und über den QR-Code gibt es ein paar Anregungen zur Nachbereitung dazu.
Der QR-Code kann zu dieser Vorlage führen. Für den Text erhebe ich keinen urheberrechtlichen Anspruch (= freigegeben unter CC0 1.0). Kopiere ihn Dir gerne und passe ihn für Deine Veranstaltung an.
Dinge digital geregelt kriegen
Jöran (von der Agentur J&K in Hamburg) hat mich Ende März in seinen ‘uneigentlich’-Podcast eingeladen. In diesem Podcast geht es um die Frage, wie Menschen Dinge digital geregelt kriegen. Die dazu mit mir aufgezeichnete Folge – und auch alle früheren Folgen – kannst Du Dir hier anhören:
#uneigentlich – Dinge digital geregelt kriegenSouverän Arbeiten und Lernen im Angesicht ständig verfügbarer Raum-und-Zeit-Reisenuneigentlich.edufunk.fm
Mir hat das Gespräch gut gefallen. Es war fast ein bisschen eine ‘angeleitete Selbstreflexion’, in der mir viele Sachen (wie ich meinen Kalender nutze, warum ich Blogbeiträge erst einmal im Kopf schreibe oder warum ich Mails eigentlich immer schnell lösche) überhaupt erst selbst richtig bewusst geworden sind.
Haptische Vorträge – mit digitalem Erinnerungs-Spickzettel
Zu Vorträgen – egal ob an einem gemeinsamen physishen Ort oder online – gehört im allgemeinen Verständnis eine Präsentation, d.h. Folien, die ich in groß an die Wand projeziere oder über meinen Bildschirm teile – und anhand derer ich meinen Vortrag gestalte. Es gibt viele gute Ideen, wie sich solche Folien gut gestalten lassen (auch mit interaktiven Elementen, mit wenig Text und viel Illustration, nur mit Bildern …). Mindestens ebenso gut und vor allem als Abwechslung sehr zu empfehlen, finde ich ‘haptische’ Vorträge. Diese gestalte ich so, dass ich mir zu jeder These/ jedem Baustein, den ich erläutern will, einen passenden Gegenstand suche, mit dem ich den Inhalt möglichst gut erklären kann. Beim Vortrag halte ich dann einfach einen Gegenstand nach dem anderen hoch (entweder in die Kamera oder direkt vor die zuhörenden Personen) und rede dazu. Für eine Nachbereitung und Erinnerung lässt sich (z.B. mit H5P) ein kleiner Spickzettel gestalten, auf dem alle genutzten Gegenstände zu sehen und jeweils kurz erläutert sind. Hier siehst Du ein Beispiel für einen solchen Spickzettel, den ich für einen Vortrag an der Uni Hohenheim gestaltet habe:
‚Spickzettel‘ zum Beitrag von Nele Hirsch beim Hohenheimer Zukunftsgespräch All diese Gegenstände stehen symbolisch für etwas, wie gute Bildung nicht sein sollte. Per Klick erfährst Du mehr – und was jeweils eine Alternative sein könnte.ebildungslabor.de
Positive Fehlerkultur – und individuelle Fehlerkompetenz
Ich habe darüber nachgedacht, was zu individueller Fehlerkompetenz gehört. Wichtig finde ich hierfür zwischen dummen Fehlern und produktiven Fehlern zu unterscheiden – und die ersten möglichst zu vermeiden, aber sich auch selbst vergeben können. Während die zweiten ganz bewusst gewagt und auch geteilt werden sollten. Mehr dazu in diesem Blogbeitrag:
Wie ich versuche, mit Fehlern klarzukommen und Fehler produktiv zu nutzen7 Ideen für mehr Fehlerkompetenzebildungslabor.de
Wie kann ein resilienter Umgang mit digitalen Medien erlernt werden?
So wie der Online-Raum aktuell funktioniuert und strukturiert ist, kann er zu einem Nutzungsverhalten verleiten, dass nicht unbedingt gut tut. Das können wir zum Teil an uns selbst beobachten – z.B. wenn wir wieder mal irgendwo im Netz hängen bleiben, obwohl wir eigentlich nur kurz unsere Mails checken wollten. Ebenso erleben wir es auch bei der pädagogischen Begleitung von Jugendlichen oder anderen Erwachsenen. Eine oft entwickelte Lösungsstrategie ist vor diesem Hintergrund eine Begrenzung von Mediennutzung – bis hin zu einem Verbot. Ich finde einen anderen Weg besser. Dieser besteht aus vier Komponenten: Reflexion: Verstehen und damit veränderbar machen, wie man digitale Medien nutzt. Routinen: Routinen entwickeln für eine gewinnbringende Mediennutzung. Lernen: Verständnis entwickeln, über die Funktionsweise des Internets. Gestalten: Das Internet als gestaltbar erleben und akiv mitgestalten. Was damit jeweils genau gemeint ist und wie sich diese Schritte in Lernprozessen umsetzen lassen, habe ich gebloggt:
Digitale Resilienz-PädagogikPädagogische Ansätze für eine resiliente Nutzung digitaler Medienebildungslabor.de
Was Du statt „Gibt es noch Fragen?“ am Ende von Veranstaltungen sagen kannst
‘Gibt es noch Fragen?’ ist am Ende eines Vortrags oder Workshops fast schon ein geflügeltes Wort, was aber leider oft wenig hilfreich ist, sondern entweder Schweigen oder Ko-Referate produziert. Ich mag zwei Alternativen – die erste eher bei einem Input, die zweite eher bei workshop-artigen Angeboten. Was wollen Sie für sich mitnehmen/ angehen/ ausprobieren? Wo benötigen Sie dafür noch Unterstützung von mir? Wie groß ist in unserer Lerngruppe Deiner Wahrnehmung nach das gemeinsame Verständnis von dem vorgestellten Thema/ der Aufgabe: Zeige es an mit 1 (= kaum vorhanden) bis 5 Fingern (= sehr gut vorhanden). -> Wenn man nur wenige Finger sieht, kann man anschließen: Wer könnte das vielleicht noch einmal besser erklären, so dass das gemeinsame Verständnis größer wird?
Internetquatsch
Eine Edumail ohne Internetquatsch wäre unvollständig 🙃. Hier kommen ein paar spaßige Links:
Schon seit zwei Jahren ist eine Website online, die sich selbst zerstören würde, wenn niemand mehr etwas an sie schreibt. Das ist eine gute Gelegenheit, um die Website zu besuchen, in den netten Nachrichten von so vielen Menschen zu stöbern – und vielleicht auch selbst eine Nachricht zu hinterlassen, damit die Website sich auch zukünftig nicht selbst zerstören muss. Mit automatischen Übersetzungstools kann man viel Spaß haben. Bei diesem Tool lässt sich ‘Stille Post’ spielen: Du gibst eine Nachricht ein, diese wird in verschiedene Sprachen hin- und herübersetzt – bis am Ende sehr wahrscheinlich irgendein Blödsinn rauskommt: Wer Gifs auf Papier zeichnen und dann digital teilen will, wird dieses Tool super finden. Du kannst Dir eine Vorlage ausdrucken, darauf malen, dann das Gemalte mit Deiner Smartphone-Kamera einscannen – und schon hast Du ein Gif zum Teilen. Ich finde das übrigens auch eine sehr schöne Pausenbeschäftigung bei Veranstaltungen.
Und nach all diesem Quatsch gibt es zum Abschluss auch noch etwas Nützliches. Mit dieser Website kannst Du eine Pausenfolie gestalten. Dazu gibst Du ein, wann es weitergehen soll und den gewünschten Text dazu – und erhältst dann direkt eine Folie, die Du zeigen kannst, auf der die Uhrzeit steht – und ein Countdown bis dahin runterläuft.
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