Am 5. Oktober 2023 bin ich im Relilab Junior zu Besuch und gebe einen kurzen Input zu digitalen Projekten & Nachhaltigkeit. Die drei Fragen, die ich aufwerfe und meine Antworten dazu, fasse ich hier mit weiterführenden Links zur Weiternutzung zusammen.
1. Was ist wichtig bei Bildung für Nachhaltiger Entwicklung (BNE) und Digitalisierung?
Ich möchte hierzu drei Thesen vorstellen:
These 1: Bei Nachhaltigkeit und bei Digitalisierung geht es gleichermaßen darum, widersprüchliche Prozesse auszuhalten und gestalten.
Aus dem BNE-Kontext kennen wir das ‚Dreieck der Nachhaltigkeit‘.
Die Grundidee davon ist, dass sich bei der Gestaltung nachhaltiger Prozesse Widersprüche ergeben können. Die Herausforderung ist es, mit diesen Widersprüchen zu einer Gestaltung zu kommen. Ähnlich ist auch die Digitalisierung ein in sich widersprüchlicher Prozess (Digitalisierung ist toll, hat viele Potentiale und bringt gesellschaftliche Entwicklung voran. VERSUS: Digitalisierung ist profitgetrieben und verschlechtert die Lebens- und Arbeitsbedingungen vieler Menschen.). Auch hier besteht die Kunst darin, in/ mit/ trotz dieser Widersprüchlichkeit zu gestalten.
These 2: Digitalisierung braucht ein Leitbild, was im BNE-Kontext gefunden werden kann: Menschen ermächtigen für sich und andere ein gutes Lebens zu gestalten – jetzt und in Zukunft.
Diese erwünschte Gestaltungskompetenz muss sich in einer zunehmend digitalisierten Gesellschaft auch auf die Digitalisierung beziehen. Es gilt somit auch dazu zu ermächtigen, der Digitalisierung nicht ausgeliefert zu sein, sondern diese gestalten zu können.
These 3: Digitalisierung ist auch selbst Herausforderung für Nachhaltigkeit. Pädagog*innen sind Multiplikator*innen und Vorbilder, um Digitalisierung nachhaltig zu gestalten.
Digitalisierung ist grundsätzlich erst einmal wenig nachhaltig, sondern verbraucht zahlreiche Ressourcen. Mit diesen Ressourcen aber bewusst und achtsam umzugehen, ist eine wichtige Herausforderung. Konkrete Ansatzpunkte finden sich im Manifest für ein nachhaltiges Internet.
In diesem Blogbeitrag gibt es ausführliche Erläuterungen dazu.
2. Was können wir tun?
Für mich sind hier 5 Aspekte entscheidend:
- Kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Umwelt ermöglichen: Lernende lernen durch die Konfrontation mit Widersprüchen in ihrer eigenen Umwelt. Vor allem bei älteren Kindern und Jugendlichen sind das vielfach auch digitale Lebensräume.
- Von den Fragen der Lernenden ausgehen: Lernen passiert am besten ausgehend von den eigenen Fragen der Lernenden. Eine hilfreiche Methode, um Lernende z unterstützen, für sich gute Fragen zu entwickeln, ist die Question Formulation Technique (QFT).
- Vorbild sein bei der Digitalisierung: Pädagog*innen, denen Nachhaltigkeit wichtig ist, achten auf nachhaltiges Handeln in ihrem Alltag und auch in ihrer pädagogischen Praxis. Das sollte auch für den digitalen Raum gelten.
- Selbstwirksamkeit ermöglichen: Gutes Lernen ist Lernen mit Selbstwirksamkeit. Lernende müssen durch ihre Handlungen etwas bewirken können. Das Internet hat dazu ein riesiges Potential z.B. zur Vernetzung oder zur Veröffentlichung von Inhalten.
- Vernetzung und Kultur des Teilens leben: Gemeinsam kann Lernen besser gestaltet werden, als allein. Das Relilab ist solch ein Raum der Vernetzung. Teilen bedeutet, dass nicht alle das Rad immer wieder neu erfinden müssen.
3. Wie kann das praktisch aussehen?
Eine gute Quelle für Inspirationen ist der bundesweite Schulwettbewerb ‚Eine Welt für alle – Alle für eine Welt‚. Der Wettbewerb ist offen für alle Schulklassen. In jeder Wettbewerbsrunde gibt es ein Schwerpunktthema, aber das Oberthema ist immer Nachhaltigkeit in einer global vernetzten Welt.
Zu den Preisträger-Projekten werden jeweils kurze Videos gestaltet, die einen guten Eindruck vermitteln, was gemacht wurde – und dazu einladen, die Ideen für die eigene pädagogische Praxis anzupassen.
(Wer speziell für die Grundschule Ideen sucht, sollte sich die Preisträger in Kategorie 1 ansehen.)
Hier sind Beispiele von früheren Projekten:
- Eine Schulklasse drehte einen Werbespot für das lokale Kino zu den 17 Nachhaltigkeitszielen.
- Eine Schuklasse überlegte sich, wie Geburtstage nachhaltig gefeiert werden können.
- Eine Schuklasse malte gemeinsam mit Partnerschulen ein Memory zu Nachhaltigkeitsthemen, die ihnen wichtig sind.
- Eine Schulklasse schrieb das eBook ‚Frag uns Kinder‘ mit Vorschlägen, was alle im Alltag für mehr Nachhaltigkeit tun können.
- Eine Schulklasse sammelte in einer Befragung von Passant*innen in der Fußgängerzone Vorschläge für mehr Toleranz miteinander und veröffentlichte alle Ideen zur Weiternutzung.