Konferenz: Yes, we are open!?

Gestern war ich in Berlin bei der Konferenz ‚Yes, we are open!?‘ im Weizenbaum-Institut. Mein Part war die Moderation des World Café am Nachmittag. Neben den dabei gemachten methodischen Erfahrungen nehme ich von der Konferenz vor allem viele inhaltlichen Anstupser mit.

Methodisch möchte ich erstens gerne das genutzte Warm-Up / Check In teilen und zur Weiternutzung empfehlen. Es war eine Kombination aus Kartenaustausch und Erwartungsabfrage:

  1. Alle notierten für sich auf einer Karte, was sie sich für den Nachmittag erwarten bzw welche Lernziele und Bedürfnisse sie haben.
  2. Alle suchten sich eine Gesprächsperson und stellten sich gegenseitig die geschriebenen Karten vor.
  3. Die Karten wurden getauscht und alle suchten sich neue Gesprächspersonen. Nun war man herausgefordert, die Karte von jemand anders vorzustellen und darzustellen, wie man selbst dazu steht.

Das Ziel der Methode ist, mit so vielen Menschen wie möglich ins Gespräch zu kommen und sich mit so vielen Erwartungen wie möglich auseinander zu setzen.

Zweitens teile ich gerne den Aufbau unseres World Cafés, was ich als sehr gelungen empfunden habe. Wir haben nämlich die einzelnen Runden zeitlich unterschiedlich gestaltet. Grob erklärt nahm die Dynamik im Laufe des Nachmittags immer weiter zu:

  • Die erste Runde ging eine gute Stunde und hatte zum Ziel, die grundlegenden Thesen zum jeweiligen Thema gemeinsam zu erarbeiten.
  • Es folgten zwei halbstündige Runden mit dem Ziel zu Reflexion, Ergänzung und Kommentierung der Thesen.
  • Den Abschluss bildete eine halbstündige Wuselphase, wo man gar nicht fest an einem Tisch blieb, sondern das ‚Gesetz der zwei Beine‘ der Normalzustand war. Alle konnten überall noch kurz reinschnuppern und ergänzen.

Inhaltlich sind es fünf Impulse, die ich vor allem spannend fand und die ich mitnehme:

  1. Die Aussage, dass Wissenschaft immer aus einer bestimmten Perspektive gemacht wird und in diesem Sinne nicht neutral ist. Schönes Beispiel dazu: Geschlecht wird als Kategorie meist binär abgefragt.
  2. In Hinblick auf KI die These, dass LLM zu einem neuen Massenmedium werden. Wenn man in dieser Situation den Öffentlich Rechtlichen Rundfunk (ÖRR) ernst nimmt, dann müsste man ihn zu einer umfassenden Medieninfrastruktur umbauen.
  3. Den Appell, dass freies Wissen keine automatisch verfügbare Naturressource ist, sondern gestaltet wurde und gepflegt werden muss. Uns fehlte ein bisschen eine plakative Forderung, mit der man das gut auf den Punkt bringen kann. Eine erste Idee war die Forderung nach Transparenz bei den verwendeten Trainingsdaten.
  4. Die Forderung, dass der Kern von Open Source, wenn man es sinnvoll machen will, vielleicht gar nicht mal so sehr die offene Lizenz ist, sondern der Community-Ansatz. Es würde eine sehr andere ‚KI‘ dabei herauskommen, wenn man das bei vermeintlichen Open Source Modellen ernst nehmen würde.
  5. Die These, dass es ‚offene‘ Software-Lizenzen gibt, die bestimmte Bereiche, zum Beispiel eine militärische Nutzung ausschließen. Meine Recherchen konnten das bis jetzt noch nicht wirklich bestätigen. Aber auch unabhängig davon, ob es das schon gibt oder nicht, entsteht daraus die Frage, ob so etwas grundsätzlich weiter überlegt werden sollte. Zum Beispiel wäre dann eine Lizenz denkbar, die Weiternutzung nur unter der Bedingung erlaubt, dass diese orientiert an den SDGs erfolgt. Das führt natürlich zur Schwierigkeit, dass sich das eigentlich nicht kontrollieren lässt und wahrscheinlich im Widerspruch zu Offenheit steht.


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