KI als Lerngegenstand: Zeit für eine kalte Dusche!

Heute habe ich für die momuc_schule einen Online-Impuls zur KI-Debatte in der Bildung gehalten. es ging darum, KI nicht nur als Werkzeug zu betrachten, sondern auch als Lerngegenstand in den Blick zu nehmen. Überschrieben hatte ich den Impuls mit: ‚Zeit für eine kalte Dusche!‘

Startfolie des Vortrags

Menschen im naßkalten Dezember eine kalte Dusche anpreisen zu wollen, ist natürlich erst einmal keine leichte Aufgabe. Genau das ist aber das Gefühl, das ich nach zwei Jahren intensiver KI-Debatte in der Bildung habe. Ich erlebe immer häufiger, dass versucht wird, KI möglichst gut geregelt in bestehende Bildungsstrukturen einzubinden. Doch leider geschieht dies oft auf additive Weise: Es werden ein paar zusätzliche Aufgaben integriert oder einzelne Projekte zu KI umgesetzt. An der grundlegenden Gestaltung des Bildungssystems wird dabei jedoch selten gerüttelt.

Hier setzte meine „kalte Dusche“ an: Ja, so eine kalte Dusche kostet erst einmal Überwindung und ist alles andere als bequem. Aber wenn man sich darauf einlässt, wird man wacher und konzentrierter und hat mehr Kraft, um Dinge neu zu gestalten.

Ich glaube, dass die verstärkte Betrachtung von KI als Lerngegenstand genau diese kalte Dusche sein kann, die wir brauchen. Sonst bleibt es – trotz aller Appelle doch auch die Lernkultur in den Blick zu nehmen – dabei, KI lediglich als Werkzeug zu betrachten, das in bestehende Lernstrukturen eingebunden wird.

Ohne Betrachtung von KI als Lerngegenstand tendieren wir dazu, Bestehendes zu verfestigen. KI kann traditionelle Lernprozesse deutlich erleichtern. Unsere Hauptanforderung an KI-Tools bleibt dann, dass sie einfach zugänglich und zuverlässig funktionieren.

Wenn wir KI aber stärker auch als Lerngegenstand betrachten, dann muss KI vor allem verstehbar und gestaltbar sein. Genau diese Perspektive kann die Grundlage dafür schaffen, dass sich auch unser Lehren und Lernen weiterentwickelt.

Ein solcher Wandel im pädagogischen Prozess wird durch KI nicht einfacher – im Gegenteil, er wird komplexer. Doch genau hierfür brauchen wir die kalte Dusche: Wir müssen erkennen, dass Vereinfachung und Automatisierung in vielen Bereichen ihre Berechtigung haben, doch bei der Gestaltung von Bildung geht es vielmehr darum, Menschen zu ermächtigen, handlungsfähig in einer zunehmend komplexen Welt zu werden.

Für einen kurzen 20minütigen Impuls war das ganz schön viel Inhalt. Trotzdem hoffe ich, dass die Anregung bei der einen oder anderen Person auf fruchtbaren Boden fällt und wir gemeinsam daran weiter denken und gestalten können.


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