Finale beim Bundeswettbewerb Künstliche Intelligenz in Tübingen

Heute war das Finale des Bundeswettbewerbs Künstliche Intelligenz in Tübingen. Ich war vor Ort, weil ein Programmpunkt ein World Café zu KI, Digitalität und Bildungsgerechtigkeit war, das ich moderiert habe.

Blick auf den Neckar in Tübingen: Da ich ganz in der Nähe aufgewachsen bin, war der Termin für mich ein bisschen wie nach Hause kommen.

Mir hat die Veranstaltung gut gefallen, und ich nehme viele Eindrücke mit.

KI ist so viel mehr als ChatGPT!

Vor Ort haben sich die 10 Finalisten-Projekte des Wettbewerbs vorgestellt. Es waren alles Projekte, die von Schülerinnen und Schülern gestaltet und eingereicht wurden. Spannend fand ich, dass dabei noch einmal sehr deutlich wurde, wie breit KI eigentlich ist und dass sie in jedem Fall so viel mehr als ChatGPT umfasst. Gut gefallen hat mir auch der bei den Projekten durchschimmernde Hacking-Ansatz: Es gibt ein Problem? Lass uns versuchen, eine Lösung zu basteln!

Eines der 10 Projekte: ein Bot, der Tischtennisbälle erkennt und aufsammelt.

Lernen trotz KI: Was willst du selbst können/machen?

Im World Café hat ein Lehrer ausgeführt, dass er die Frage „Was willst du selbst können/machen?“ für eine wichtige Frage bei KI hält. Also zum Beispiel: Natürlich kann auch ein Sprachmodell ein Gedicht schreiben (wobei man sich über die Qualität trefflich streiten kann). Es kann aber gute Gründe geben, warum ich gerne selbst Gedichte schreiben möchte. Vielleicht, weil ich damit mein Erleben ausdrücken kann, weil es mir Freude macht, weil ich mich damit mit etwas auseinandersetze … Ähnlich könnte man die Frage auch bei Fremdsprachen stellen: Ja, ein KI-Übersetzungstool kann etwas ins Französische übersetzen, aber vielleicht macht es mir Freude, das selbst zu tun – und dabei z. B. die Sprache zu erkunden …

Ich werde mir diese Argumentation und die Frage für weitere KI-Debatten merken.

Kultur des Misstrauens

Einen weiteren wichtigen Aspekt im World Café fand ich die Beobachtung einer Kultur des Misstrauens, die Schülerinnen und Schüler beklagt haben. Sie hätten oft das Gefühl, dass Lehrkräfte grundsätzlich fast immer davon ausgehen würden, dass sie mit KI-Tools tricksen. Gerade für weniger leistungsstarke Schüler sei das ein Problem. Wenn sie mit viel Zeit und Mühe etwas gestalten, bekommen sie oft die Reaktion: „So etwas kannst du doch gar nicht. Das war bestimmt ChatGPT!“

Werkzeug und Lerngegenstand lassen sich nicht trennen

Auf dem Panel haben die Diskutanten unter anderem die Verbindung zwischen Werkzeug und Lerngegenstand deutlich gemacht: Ich kann KI nur dann klug nutzen, wenn ich ungefähr verstehe, mit was ich es zu tun habe. Guter Vergleich dazu: Ich kann auch Autofahren, ohne dass ich ganz detailliert verstehe, wie ein Auto funktioniert. Ich muss aber schon wissen, dass es ein Fortbewegungsmittel im Straßenverkehr ist und kein Schwimm-Utensil.

Wunsch nach KI, die beim Lernen hilft

Immer wieder klang von den Schülerinnen und Schülern der Wunsch nach einer KI durch, die nicht fertige Antworten liefert, sondern sie beim Lernen unterstützt. So etwas ist unter anderem in intelligenten, tutoriellen Systemen angelegt, aber offensichtlich noch viel zu wenig an Schulen verbreitet.

Sonstiges

Sehr cool fand ich außerdem den wirklich perfekt ausgestatteten KI-Maker-Space in Tübingen. Und ich habe zum ersten Mal ein Hologramm von mir erstellen lassen:

Nele in echt vor der Kamera
Hologram-Nele in der Holo-Box


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