Buchnotizen: Wir Internetkinder

Ich habe das Buch ‚Wir Internetkinder‘ von Julia Peglow gelesen. Der Untertitel lautet: „Vom Surfen auf der Exponentialkurve der Digitalisierung und dem Riss in der Wirklichkeit einer Generation.“ Erschienen ist es im Verlag Hermann Schmidt.

Julia Peglow hat Gestaltung mit dem Fokus auf ‚Neue Medien‘ studiert, war dann mehrere Jahre in der Kreativbranche tätig, bevor sie 2017 kündigte und seitdem als Hochschuldozentin, Beraterin und Bloggerin arbeitet.

Ich habe das Buch sehr gerne gelesen. Das liegt vor allem daran, dass Julia Peglow sehr flüssig und erzählend schreibt. Immer wieder und mit vielen Rückblenden begleiten wir sie bei ihren Tätigkeiten, ihren Reisen und dabei vor allem bei ihrem Nachdenken. Außerdem ist das Buch sehr schön gestaltet. Ich finde, dass sich hier eine analoge Anschaffung lohnt.

Inhaltlich geht es um die Möglichkeiten von Wissen, Lernen und Gestalten im digitalen Wandel. Die Perspektive von Julia Peglow ist die eines ‚Internetkindes‘: Erst noch ganz analog aufgewachsen und dann im Studium mit der Gestaltung der aufkommenden Digitalisierung konfrontiert. Auch wenn sie wenige Jahre älter ist, als ich, konnte ich diesen Weg für mich biographisch ähnlich nachzeichnen.

Was mir vor allem im Kopf geblieben ist:

  • Es gibt einen ‚Riss in der Wirklichkeit‘ – je nachdem, ob man von der virtuellen oder der analogen Seite auf die Welt blickt.
  • Die analoge Seite legt den Fokus auf das Produkt, was feste Strukturen erfordert und wenig Raum für neues Gestalten ermöglicht. Auf der virtuellen Seite gab es die Hoffnung, dass sich das ändert und der Prozess mehr in den Fokus kommt. Angesichts einer zunehmenden Plattformlogik des Internets, was alles unter dem Gesichtspunkt von Daten betrachtet, funktioniert das aber auch nicht mehr.
  • Das Ideal wäre ‚fließendes Wissen‘. Hierzu muss man sehr widerständig sein und trotz Aufmerksamkeitsökonomie lernen, sich Raum zum selbst Denken zu nehmen.

Insbesondere vor dem Hintergrund des letzten Punktes bin ich aus der Lektüre mit viel Motivation für bewusstere Gestaltung meiner täglichen Routinen und meiner Arbeit rausgegangen. Außerdem auch mit einer ganzen Liste weiterer Buchempfehlungen – insbesondere von Tom Hodgkinson ‚Anleitung zum Müßiggang‘. Ich mochte den durchgängig kritisch-konstruktiven Blick und die Ehrlichkeit, dass es in diesem Bereich keine fertigen Antworten gibt. Es liegt an uns, eine gute Zukunft zu gestalten!

Das Buch ‚endet‘ mit der Corona-Pandemie, d.h. die aktuelle KI-Debatte spielt inhaltlich keine Rolle mehr. Gerade in diesem Kontext finde ich das Buch aber sehr relevant.


Beitrag merken & teilen

Hier kannst Du dir den Link zum Beitrag kopieren - beispielsweise um ihn für Dich zu speichern oder mit anderen zu teilen. Wenn Du den Link in den Suchschlitz im Fediverse einfügst, kannst Du den Beitrag von dort aus kommentieren. Die Kommentare erscheinen dann nach Freigabe hier auf der Website.

Beitrag weiternutzen

Der Beitrag steht unter der Lizenz CC BY 4.0. Du kannst ihn gerne unter Angabe des Lizenzhinweises offen weiternutzen.