#4: Lego und KI zur Ideenentwicklung

Dieser Artikel ist eine Dokumentation von meinem vierten Experiment bei Kreation 2.0 – meiner Kreativitäts-Challenge im Kontext von KI. Ich habe es am 18. Dezember 2024 durchgeführt.


Idee

Bei meinen bisherigen Experimenten ist mir aufgefallen, dass ich bis jetzt analoge Praxis noch gar nicht einbezogen hatte. Das wollte ich heute deshalb ganz bewusst versuchen. Inhaltlich habe ich mir überlegt, mich noch einmal auf die Suche zu machen, ob mir noch weitere wesentliche Aspekte für gutes Lernen in einer KI-geprägten Welt einfallen.

Prozess

Schritt 1: Ich wollte ja bewusst mit analoger Praxis starten. Meine Lieblingsvariante ist hier die Nutzung von Lego-Steinen: Man nimmt sich einen Beutel mit Legosteinen und eine Frage – und beginnt damit, ‚mit den Händen‘ zu denken. Dieses Mal war meine Frage: Wie sieht gutes Lernen in einer KI-geprägten Wekt aus? Wie bei jedem Lego-Bauen machte ich auch dieses Mal wieder die Erfahrung, dass ich sehr schnell (und in diesem Fall auch ganz allein, d.h. ohne Austausch mit anderen) zu einem intensiven Bauprozess mit vielen Ideen komme.

Hier ist mein entstandenes Bauwerk:

Schritt 2: In einem kollaborativen Prozess würde man sich als nächstes die Bauwerke gegenseitig vorstellen (oder direkt gemeinsam bauen) und dann daran weiterdenken. Ich habe stattdessen eine Sprachnachricht an mich selbst aufgenommen. Das mag ich als Methode inzwischen richtig gerne als Reflexionspraxis. Besonders hilfreich finde ich daran, dass ich dank Transkriptionstools dann daran weiter arbeiten kann. Somit habe ich auch dieses Mal mein Erzählen zu meinem gebauten Modell transkribieren lassen.

Hier ist das Ergebnis:

Schritt 3: Mit dem Transkript wollte ich nun weiterarbeiten. Dazu habe ich bewusst eine Abkürzung gewählt und ein KI-Sprachmodell meine Darstellung in der Form zusammen fassen lassen, dass ich eine Liste mit allen angesprochenen Aspekten erhielt. Diese Liste habe ich dann noch weiter komprimieren lassen. Und kam dann zu diesem Ergebnis, was aus meiner Sicht sehr passend und vollständig zu meinem Lego-Modell war:

  1. Offenheit und Vernetzung – Ein offener, vernetzter Lernraum, der physische und virtuelle Lernorte umfasst.
  2. Freie Bewegung und Vielfalt der Lernorte – Lernende bewegen sich frei zwischen vielfältigen Lernmöglichkeiten.
  3. Stärkenorientierung und Optimismus – Fokus auf individuelle Stärken mit einer zukunftsgestaltenden, optimistischen Perspektive.
  4. Zusammenarbeit und demokratische Gestaltung – Austausch und gemeinsame Gestaltung von Lernprozessen durch alle Beteiligten.
  5. Naturerleben und Weltbegeisterung – Lernen durch Erleben der Natur und Begeisterung für die Wunder der Welt.
  6. Technologisches und gesellschaftliches Verständnis – Verstehen von Technologie und der Gesellschaft als Grundlage für Mitgestaltung.
  7. Strukturierter Rahmen und offene Struktur – Eine klare, offene Struktur, die Orientierung im Lernprozess bietet.
  8. Vielfalt der Perspektiven – Einbringen und Wahrnehmen unterschiedlicher Perspektiven für ein umfassendes Lernen.
  9. Stärkenorientierter Lernprozess – Fokus auf Fortschritte, Erfolge und kontinuierliche Weiterentwicklung.
  10. Selbstwirksamkeit und Weiterentwicklung – Lernen als Möglichkeit zur Mitgestaltung und Erfahrung von Selbstwirksamkeit in einer sich bewegenden, dynamischen Umgebung.

Schritt 4: Nun stand ich vor der Herausforderung an dieser Liste weiterzuarbeiten. Normalerweise geht das im Design Thinking gut, indem man die Aspekte zu ‚Wie können wir …?‘-Fragen umformuliert. Aus Punkt 1 in meiner Liste wäre also geworden: Wie können wir einen offenen, vernetzten Lernraum gestalten, der physische und virtuelle Lernorte umfasst? Da es mir dieses Mal aber ja vor allem ums Weiterdenken ging, habe ich diesen Schritt an dieser Stelle verworfen, weil er mir nicht weiterführend genug war.

Schritt 5: Ich habe darüber nachgedacht, wie ich die Fähigkeit der Maschine, in einem bestimmten Wörter-Cluster verwandte und dazu passende Themen zu identifizieren, in diesem Fall klug nutzen könnte. Da viel mir ein wichtiger ‚blinder Fkeck‘ in meinen Reflexionen ein, der mir zugleich auch insgesamt in der Bildungs- und Digitalisierungsbubble zu oft ins Hintertreffen gerät. Das ist die Herausforderung nach mehr sozialer Gerechtigkeit im Bildungskontext. Mit dieser Idee konnte ich den folgenden Prompt zur Weiterarbeit formulieren:

Hier ist eine Liste mit 10 Asoekten, die im Kontext von KI in der Bildung wichtige werden. [Meine Liste]
Du bearbeitest diese Liste wie folgt: 

1. Du ersetzt jeden Aspekt in meiner Liste durch einen dazu passenden Aspekt, der insbesondere aus der Perspektive der sozialen Gerechtigkeit wichtig ist.
2. Du formulierst den neuen Aspekt sehr prägnant, konkret und verständlich.
3. Du gibst mir die abschließende Liste aus.

Anschließend habe ich mir die Liste noch in ‚Wie können wir‘-Fragen umformulieren lassen. Hier kannst du den Chat nachlesen.

Ergebnis

Das methodische Ergebnis dieses Experiments ist der oben formulierte Prompt, der eine verwandte Ideenentwicklung ausgehend von den eigenen Zielen ermöglicht.

Das inhaltliche Ergebnis sind die generierten ‚Wie können wir …‘-Fragen. Ich kann mir gut vorstellen, dass ich auf diese zur Weiterarbeit noch zurückkommen werde:

  1. Inklusion und Zugänglichkeit
    Wie können wir sicherstellen, dass alle Lernenden unabhängig von sozialen, wirtschaftlichen oder physischen Voraussetzungen Zugang zu Lernräumen haben?
  2. Gerechte Lernorte
    Wie können wir Lernumgebungen fördern, die bewusst Barrieren abbauen und marginalisierte Gruppen stärken?
  3. Förderung von Resilienz und Chancengleichheit
    Wie können wir individuelle Stärken unterstützen und gleichzeitig Ungleichheiten abbauen?
  4. Partizipation und Mitbestimmung
    Wie können wir alle Beteiligten, insbesondere benachteiligte Gruppen, in die Gestaltung von Lernprozessen einbeziehen?
  5. Kulturelle Wertschätzung
    Wie können wir Lernen so gestalten, dass verschiedene Kulturen und ihre Beiträge zur Gesellschaft gewürdigt werden?
  6. Kritische Auseinandersetzung mit Machtstrukturen
    Wie können wir Lernprozesse so gestalten, dass gesellschaftliche und technologische Machtverhältnisse verstanden und hinterfragt werden?
  7. Klare Orientierung für faire Teilhabe
    Wie können wir Lernprozesse strukturieren, um gezielt Benachteiligte zu unterstützen und Orientierung zu bieten?
  8. Förderung von Empathie und Perspektivwechsel
    Wie können wir marginalisierte Sichtweisen bewusst integrieren, um Empathie und soziale Verantwortung zu stärken?
  9. Anerkennung individueller Lebensrealitäten
    Wie können wir die spezifischen Herausforderungen und Bedürfnisse der Lernenden im Bildungsprozess berücksichtigen?
  10. Ermächtigung und soziale Verantwortung
    Wie können wir Selbstwirksamkeit fördern, um Lernende zu ermächtigen, gesellschaftliche Veränderungen hin zu mehr Gerechtigkeit aktiv zu gestalten?

Reflexion

Mit diesem Experiment bin ich zufrieden. Die Kombination aus analoger Praxis, Maschine, Analyse und Intuition war aus meiner Sicht wertvoll für eine kreative Entwicklung. Das entstandene Ergebnis ordne ich eher etwas weiter in Richtung Maschine ein, weil ich mich mit den generierten Fragen in diesem Experiment noch nicht weiter auseinander gesetzt habe. Das müsste ich noch machen, damit sie zu ‚meinen Fragen‘ werden.


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