#16: Individuelle Spiegel-Personas gestalten und nutzen

Dieser Artikel ist eine Dokumentation von meinem 16. Experiment bei Kreation 2.0 – meiner Kreativitäts-Challenge im Kontext von KI. Ich habe es am 4. Februar 2025 aufgeschrieben.


Idee

In meinem letzten Experiment habe ich über die Generierung von Zufallsgeneratoren mit Unterstützung von künstlicher Intelligenz geschrieben, die dann als kreativer Impuls genutzt werden können. Daran anschließend war ich am Überlegen, ob es noch mehr Möglichkeiten gibt, Inhalte von KI generieren zu lassen, die dann zum Denken herausfordern. Da ich sehr gerne mit Personas und sehr gerne mit der Kopfstand-Methode arbeite, wollte ich etwas in diese Richtung entwickeln.

Prozess

Schritt 1: Meine erste Idee war, sich selbst als Persona zu gestalten – und dann daraus von KI eine ‚umgedrehte‘ Persona entwickeln zu lassen. Wenn man dann vor einer Herausforderung steht, könnte man ein KI-Modell immer fragen, was denn die ‚umgedrehte‘ Persona machen würde – und dann darauf aufbauend den Kopfstand zurück machen.

Schritt 2: Für die Umsetzung dieser Idee ging ich den bewährten Weg der Audio-Aufzeichnung mit anschließender Transkription. Ich sprach also ein, wer ich bin und was mir bei Bildung wichtig ist. Dieses Audio ließ ich transkripieren – und gab es dann an ein KI_Sprachmodell mit diesem Prompt:

Ich möchte dir gerne ein Transkript geben, in dem ich mich vorstelle. Du sollst das Transkript in eine möglichst detaillierte und umfassende Persona-taugliche Struktur umwandeln. Die Persona soll Nele heißen. Geht das?

Das ging natürlich – und ich erhielt im Ergebnis eine Persona von Nele – der transformativen Pädagogin. ;-)

Diese Persona-Beschreibung von mir selbst konnte ich dann kopieren und damit in einen nächsten Chat gehen – mit diesem Prompt:

Ich gebe dir eine ausführlich dargestellte pädagogische Persona. Du entwickelst daraus eine 'umgedrehte' Persona, also eine Persona, die den gleichen Beruf, wie meine Persona hat (= Pädagog*in in der Erwachsenenbildung), aber die sich von ihrem Hintergrund und der Art und Weise wie sie auf Bildung blickt sich sehr grundsätzlich von meiner geteilten Persona unterscheidet. Du darfst dir selbst einen Namen für die Persona ausdenken. Kann ich meine Persona mit dir teilen?

Auch das wurde bejaht – und so entstand als meine Kopfstand-Persona: Markus – Der strukturierte Wissensvermittler.

Schritt 3: Ich habe ein bisschen mit Markus als Kopfstand-Persona experimentiert. Mein Prompt war:

Ich möchte mit dir eine Persona teilen (= Markus) und dir dann verschiedene Fragen zu pädagogischen Herausforderungen stellen. Du beantwortest diese Fragen jeweils kurz und prägnant. Dabei sollst du immer die Rolle von Markus einnehmen. Hast du das verstanden? 

Ich fragte dann zum Beispiel zu künstlicher Intelligenz in der Bildung oder zur Gestaltung von Barcamps. Die Antworten waren aber sehr holzschnittartig/ vorhersehbar. Ich hatte nicht den Eindruck, dass mir solche Chats viel bringen würden.

Schritt 4: Ich habe überlegt, wie ich das Modell ausbauen könnte. Mein Einfall war, nicht nur eine klare Kopfstand-Persona von mir zu nutzen, sondern noch weitere Personas zu erstellen, die alle den Fokus auf etwas legen, was bei mir ansonsten vielleicht blinde Flecken sein könnten. Mit diesen vielfältigen ‚Spiegel-Personas‘ könnte ich dann einen vertieften Blick auf Herausforderungen bekommen. Mein Prompt war also:

Hast du noch eine weitere Idee für eine Persona, die anders als Nele und anders als Markus auf Bildung blickt? Bitte erstelle sie mir!

Diesen Prompt wiederholte ich einige Male und kam so zu einem großen ‚Perspektiven-Kabinett‘ mit mir selbst und vielen gespiegelten weiteren Perspektiven. Ich dokumentiere sie hier als H5P-Inhalt:

Schritt 5: Die Personas kopierte ich als Liste zusammen, so dass ich sie in einem Chat als Datei zur Verfügung stellen kann. Dazu kam dann der Prompt:

In diesem Chat frage ich dich nach pädagogischen Herausforderungen. Du antwortest jeweils in 7 verschiedenen Rollen - und zwar in den Rollen, der Personas, die du in der beiliegenden Datei findest. Damit strukturierst du deine Antworten immer so, dass du den Namen der Person an den Anfang setzt, dann einen Doppelpunkt, dann ihre Antwort. Im nächsten Abschnitt dann die nächste Persona.
Du lässt die Antworten der Personas unkommentiert stehen und schreibst auch kein Intro.

Als Fragen habe ich dann zum Beispiel ausprobiert, nach Verbesserungen für Barcamps zu fragen oder nach dem wichtigsten Punkt zu KI in der Bildung. Anders als nur mit einer Kontrastierung mit Markus erhielt ich nun jeweils ein vielfältigeres Bild. Ich kann mir gut vorstellen, dass ich diesen Chat zur eigenen Denköffnung und zur Identifizierung blinder Flecken bei mir nutze, wenn ich vor der Herausforderung einer pädagogischen Konzeption stehe.

Ergebnis

Als Ergebnis dieses Experiments ist erstens die Liste meiner Spiegel-Personas entstanden, die ich (wie oben dargestellt) in KI-Chats zur Denköffnung nutzen kann. Zweitens kann die oben beschriebene Anleitung zur Gestaltung solcher individuellen Spiegel-Personas gerne weiter genutzt werden. Das kann ich mir auch gut als ein Projekt in Workshops vorstellen.

Reflexion

Die Idee, sich mithilfe von KI ein ausdifferenziertes ‚Perspektiven-Kabinett‘ zu erstellen, was einen in seiner pädagogischen Praxis auf mögliche blinde Flecken aufmerksam macht und bei der Denköffnung unterstützt, finde ich sehr cool. Inwieweit sich das in der Praxis als gewinnbringend herausstellt, kann ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht einschätzen. Ich freue mich auf meine Erkundungen dazu!


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