Dieser Artikel ist eine Dokumentation von meinem 14. Experiment bei Kreation 2.0 – meiner Kreativitäts-Challenge im Kontext von KI. Ich habe es am 25. Januar 2025 durchgeführt.
Idee
Ich habe mit dem Beltz-Verlag ein Buchprojekt begonnen. Es soll um veränderte Lerngestaltung basierend auf Lernfreude, Offenheit und Zusammenarbeit gehen. Geplant ist zunächst eine eher einordnende / orientierende Übersicht, warum das vor dem Hintergrund des digitalen Wandels bzw. im Kontext von KI wichtig ist. Danach werde ich aus meiner Praxis mehrere methodische Anregungen und Impulse vorstellen. Ich stehe noch relativ weit am Anfang des Schreibens.
Mein Anspruch beim Schreiben ist (wie immer in meiner Arbeit), dass ich das Rad nicht neu erfinden will, sondern auf bestehenden Arbeiten aufbauen und an diesen weiterdenken möchte. Gerade jetzt zu Beginn möchte ich auch gerne mein eigenes Denken öffnen. Denn natürlich habe ich schon selbst zu meinen Themen ganz viel im Kopf. Aber mir ist zugleich auch klar, dass es sicherlich noch ganz viel anderes gibt. Ich habe mir deshalb überlegt, wie KI-Tools mich in dieser Phase vielleicht besser als eine klassische Web- oder Literatursuche bzw. zusätlich dazu unterstützen können.
Prozess
Schritt 1: Ich habe schon eine Gliederung für das Buch entworfen. Die ist natürlich noch vorläufig, aber es ist eine gute Grundlage, um damit in Interaktion mit KI-Sprachmodellen zu gehen. Mein erster Versuch war es, relativ allgemein nachzufragen – mit diesem Prompt:
Hier ist eine Gliederung für ein Buch. Kannst du mir zu jedem Abschnitt drei kommentierte Links geben mit Websites, wo sich Menschen mit diesem Thema beschäftigen, auf die ich aufbauen könnte? [Gliederung einfügen]
Das Ergebnis war schon ganz in Ordnung. Allerdings erhielt ich sehr viele Websites, die übergreifende Plattformen und damit recht große Anbieter sind. Zum Beispiel das Deutsche Schulportal, der KI-Campus, wb-web … Das sind nun sicherlich alles sinnvolle Vorschläge, aber nichts, was für mich jetzt wirklich neu ist. Außerdem stehe ich dann wieder vor der Herausforderung, dass ich auf diesen Plattformen recherchieren müsste, was denn genau für mich passend wäre. Da ich die Plattformen schon kenne, hatte ich das ohnehin schon gemacht oder geplant.
Schritt 2: Es brauchte also weitere Kriterien und Eingrenzungen im Prompt. Erstens schien es mir wichtig, dass ich eher unbekannte Ressourcen angezeigt bekomme. Ich war mir hier unsicher, ob ChatGPT so etwas technisch beherrscht. In diesem Fall hilft es immer, das direkt nachzufragen. Mein Prompt war also, ob das Tool, den den Prompt ‚Finde möglichst unbekannte/ wenig frequentierte Websites‘ verstehen und korrekt ausführen kann und wie das technisch genau funktioniert. Die Antwort von ChatGPT schien mir plausibel, dass das von dem Modell in diesem Fall gewählte Vorgehen hilfreich sein kann. Hier kannst du es nachlesen.
In Kürze lautete die Antwort:
„Ja, ich kann den Prompt „Finde unbekannte/wenig frequentierte Websites“ umsetzen, indem ich gezielte Suchstrategien nutze, wie:
- Nischen-Suchanfragen: Verwende spezifische Keywords, seltene Begriffe oder Suchoperatoren wie site: und intitle:.
- Suchergebnisse jenseits der ersten Seite: Fokus auf tiefere Suchresultate abseits großer Marken.
- Nischenplattformen: Recherche in Foren, Reddit oder GitHub.
- Indikatoren für wenig Traffic: Schätzung durch Webseitenstruktur, Aktivität oder indirekte Tools.
- Long-Tail-Keywords: Suche mit komplexen, seltenen Phrasen.
Einschränkungen: Kein direkter Zugang zu Traffic-Daten und subjektive Einschätzung von „unbekannt.““
Schritt 3: Als weiteres Kriterium wollte ich dann noch ergänzen, dass keine allgemeinen Übersichten/ Plattformen, sondern einzelne Impulse angezeigt werden. Außerdem wollte ich als drittes Kriterium betonen, dass eine möglichst gute inhaltliche Passung gegeben sein sollte. Ich hatte also insgesamt drei Kriterien, die ich im Prompt ergänzte:
- voraussichtlich gute inhaltliche Passung bzw. spannende Inspiration
- möglichst weniger bekannte/ frequentierte Websites
- keine allgemeinen Übersichten/ Plattformen, sondern einzelne Impulse
Ich testete den Prompt mehrmals aus. Zunächst erhielt ich leider immer wieder die gleichen Websites in den unterschiedlichen Abschnitten. Als ich das im Chat kritisierte und nach einer Änderung fragte, wurden mir nicht-existente Phantasie-Websites vorgeschlagen. ;-)
Ich habe den Prompt daraufhin noch einmal angepasst. So sieht er abschließend aus:
Hier ist eine Gliederung für ein Buch. Kannst du mir zu jedem Abschnitt drei kommentierte Links geben zu Internetressourcen, in denen sich Menschen mit dem jeweiligen Thema beschäftigt haben?
Stelle jeweils kurz dar, um was es in der gefundenen Ressource geht.
Kriterien zur Auswahl sind:
1. gute inhaltliche Passung
2. möglichst weniger bekannte/ frequentierte Websites
3. keine allgemeinen Übersichten/ Plattformen, sondern einzelne Impulse
4. keine Wiederholung von Websites, sondern für jeden Abschnitt andere Vorschläge
5. Die Websites müssen im Internet existieren und die Verlinkung muss korrekt sein.
[Gliederung einfügen]
Ergebnis
Das Ergebnis dieses Experiments ist erstens der oben dargestellte Prompt, der sich sicherlich sehr gut auch auf andere Projekte übertragen lässt und aus meiner Sicht gerade in der OER-Arbeit hilfreich sein kann. Wenn man den Prompt mit unterschiedlichen Modellen nutzt – ich habe es z.B. auch mit Perplexity gemacht – erhält man noch einmal viele weitere Inspirationen.
Zudem nehme ich für mein Buchprojekt eine umfangreiche Linkliste mit. Ich kann die Nützlichkeit der Links noch nicht bewerten, aber freue mich z.B. auf die Lektüre dieser Studie, warum Lernen Freude machen soll, diese Broschüe zu fächerverbindenen Prinzipien in der Grundschule oder dieser wissenschaftliche Text zu konstruktivistischen Lernprinzipien im Kontext von KI.
Reflexion
Natürlich ist dieses Vorgehen sehr vom Zufall inspiriert, aber genau daron liegt für mich in dieser frühen Phase des Schreibens der Reiz. Ich möchte ganz bewusst mein Denken öffnen und erst enmal ganz offen weitere Impulse einbeziehen. Daraus können sich dann viele weitere Erkundungsstränge ergeben.
Dadurch, dass diese Vorgehensweise nur eine Recherche von vielen ist, die ich durchführe und dadurch, dass ich mit meiner Gliederung die Inhalte vorgebe, habe ich auch nicht den Eindruck, dass ich in eine fremdbestimmte Kreation durch KI-Nutzung hinein schlittere.
Beitrag merken & teilen
Hier kannst Du dir den Link zum Beitrag kopieren - beispielsweise um ihn für Dich zu speichern oder mit anderen zu teilen. Wenn Du den Link in den Suchschlitz im Fediverse einfügst, kannst Du den Beitrag von dort aus kommentieren. Die Kommentare erscheinen dann nach Freigabe hier auf der Website.
Beitrag weiternutzen
Der Beitrag steht unter der Lizenz CC BY 4.0. Du kannst ihn gerne unter Angabe des Lizenzhinweises offen weiternutzen.
👉 Lust auf mehr?
Monatliche Impulse zu guter Bildung in einer zunehmend digital geprägten Welt erhältst du mit meiner Edumail, die du kostenfrei abonnieren kannst. Bei Interesse an einer Zusammenarbeit freue ich mich über deine Anfrage.