#10: Mich selbst hinterfragen!

Dieser Artikel ist eine Dokumentation von meinem zehnten Experiment bei Kreation 2.0 – meiner Kreativitäts-Challenge im Kontext von KI. Ich habe es am 3. Januar 2025 durchgeführt.


Idee

Ich habe heute Vormittag einen Blogbeitrag zum Thema ‚Prompting als Spiel‘ geschrieben. Nachdem ich ihn veröffentlicht hatte, fiel mir auf, dass ich selbst sehr dazu tendiere, von meinen Ideen und Ansätzen begeistert zu sein. Deshalb hinterfrage ich sie nur wenig. Ein kreatives Vorgehen wäre aber insbesondere, auch das eigene Denken immer wieder zu hinterfragen. Genau dazu wollte ich mir eine Vorgehensweise überlegen, bei der mir die Interaktion mit einem KI-Sprachmodell hilfreich sein kann.

Prozess

Schritt 1: Ich habe überlegt, was ich mir genau von einem KI-Sprachmodell wünschen würde, um diese Herausforderung angehen zu können. Heraus kam, dass es hilfreich wäre, wenn Abschnitt für Abschnitt an dem Text herum genörgelt würde – ohne direkt etwas zu ändern. Vielleicht könnten mich diese Sachen dann auf Überarbeitungsideen bringen. Am Ende könnte ich mich dann an eine Überarbeitung machen.

Schritt 2: Ich habe diese Wünsche in diesen ‚Spielregel-Prompt‘ übersetzt:

Wir spielen ein Spiel.
1. Ich gebe dir einen Text.
2. Du unterteilst den Text für dich in kleinere Abschnitte, die sinngemäß zusammen passen und gibst mir nacheinander einen Mini-Abschnitt nach dem anderen aus. Dabei nutzt du diese Form: [Der Absatz im Original] + [Eine Einschätzung dazu]. Die Einschätzung soll dabei immer widersprechend/ hinterfragend sein und gerne auch sehr kreativ bzw. von unterschiedlichen Perspektiven aus gedacht sein. Dabei kannst du zum Beispiel diese Satzanfänge nutzen: Das halte ich für Quatsch, weil ... Das finde ich inhaltlich falsch, weil ... Das finde ich nicht sinnvoll. Besser wäre ... 
3. Ich reagiere auf deine Anmerkung entweder zustimmend oder ablehnend.
4. Du reagierst nicht auf meine Erwiderung, sondern gibst den nächsten Abschnitt mit deiner Reaktion aus. Wieder folgt meine Reaktion darauf. 
5. Wenn wir am Ende des Textes angekommen sind, stellst du in einer kurzen Zusammenfassung dar, was offensichtlich wichtige Anmerkungen sind.

Okay?

Schritt 3: Ich habe meinen zuvor geschriebenen Text geteilt – und das Spiel startete. Ich fand es interessant, dass ich die Anmerkungen zwar oft nicht teilte, aber dass sie mich auf Ideen brachten, etwas in dem Text so zu ergänzen/ zu ändern, dass ich mich damit weniger angreifbar mache, weil ich etwas z.B. besser erkläre oder weniger schwarz-weiß formuliere. Ich merkte zudem, dass es sehr angenehm ist, reagieren zu müssen, aber dass darauf dann zunächst gar nicht weiter eingegangen wird.

Du kannst dir den vollständigen Chat hier durchlesen.

Ergebnis

Das Ergebnis des Experiments ist die zusammenfassende Liste, die ChatGPT mir ganz am Ende auf Basis meiner Rückmeldung zu den nörgelnden Einwänden generiert hat.

  • Vermenschlichung und Niederschwelligkeit: Die Vermenschlichung von KI und der potenziell naive Umgang mit Niederschwelligkeit wurden hinterfragt. Es wurde jedoch anerkannt, dass ein klarer Rahmen durch Regeln Offenheit und Lernprozesse fördern kann. Die Rolle von Regeln als „Rahmenbau“ sollte verdeutlicht werden.
  • Automatisierung vs. aktive Teilnahme: Der kontrastierende Fokus auf Automatisierung als negativ und Spiel als aktiv könnte durch eine differenzierte Betrachtung ergänzt werden. Automatisierung hat in spezifischen Kontexten Berechtigung, während der aktive Spielansatz in der Bildung transformative Lernprozesse unterstützt.
  • Prozessorientierung und Lernkultur: Der Fokus auf den Prozess im Spiel wurde als sinnvoll erkannt, insbesondere wenn er in der Bildung als Impuls zur Veränderung von produktorientierter hin zu prozessorientierter Lernkultur dient.
  • Intuitivität der Spielgestaltung: Die Fähigkeit, Spiele zu erfinden, wurde als grundlegend menschlich anerkannt. Es wurde vorgeschlagen, aufzuzeigen, wie KI-Modelle und einfache Ideen aus dem Erfahrungshintergrund den Einstieg erleichtern können.
  • Freude und Flexibilität im Spiel: Freude und Reflexion über Regeln wurden als pädagogische Herausforderungen identifiziert. Vorschläge zur Moderation und Peer-to-Peer-Reflexion könnten diese Herausforderungen adressieren.

Reflexion

Ich habe mich in diesem Fall gegen eine Überarbeitung des Textes entschieden, weil das Experiment dann nicht mehr so gut nachvollziehbar wäre. Für zukünftige Texte nehme ich mir aber vor, dieses Spiel vor Veröffentlichung zu spielen. Ich denke, dass sich Texte damit auf sehr lernförderliche Art und Weise qualitativ verbessern lassen. Im Kontext von Kreativität finde ich die Herangehensweise sinnvoll, weil ich immer wieder angeregt werde, mich selbst zu hinterfragen.


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