Edumail #86: 👍 Mehr pädagogische Ernsthaftigkeit!

Hallo und willkommen zur ersten Edumail im Jahr 2025!

Für das neue Jahr habe ich einen wichtigen Wunsch und zugleich einen festen Vorsatz: Pädagogik mit mehr Ernsthaftigkeit zu betreiben! Damit meine ich natürlich nicht, dass ich Spielerei, Leichtigkeit und Freude ausschließen will – ganz im Gegenteil! Gerade in den aktuell politisch eher düsteren Zeiten brauchen wir diese Elemente mehr denn je. Mein Vorschlag zielt stattdessen darauf ab, unsere pädagogische Arbeit als bedeutsam und wertvoll zu begreifen – und deshalb entsprechend mit Ernsthaftigkeit zu gestalten. Denn die Frage, wie wir Bildung denken und umsetzen, ist letztlich die Frage, in welcher Gesellschaft wir leben wollen. Das ist super wichtig und alles andere als egal.

In diesem Sinne möchte ich mich in diesem Jahr seltener im Klein-Klein verlieren, sondern immer als ‚Nordstern‘ im Blick haben, worum es mir bei guter Bildung sehr grundsätzlich geht: Menschen zu ermächtigen, für sich und andere ein gutes Leben zu gestalten – jetzt und in Zukunft! Bildung, die auf diese Weise verstanden wird, schafft soziale, friedliche und demokratische Zukünfte. Dafür lohnt es sich, aktiv zu sein und sich jeden Tag aufs Neue mit ganz viel Motivation einzusetzen. Anstatt sich von Widerständen entmutigen zu lassen, können wir uns zusammen schließen, Banden bilden und gemeinsam gestalten. 🙂

Den Zeugnissen meiner Kinder ist immer ein Zitat vorangestellt. Auch dieses Mal im Halbjahr war dieses aus meiner Sicht sehr schön ausgewählt und ist sehr passend zu diesen einleitenden Gedanken. Es stammt von Anne Frank und lautet:
„Wie schön ist es doch, dass niemand nicht einmal eine Sekunde lang warten muss, bevor er anfängt, die Welt zu verbessern!“

In diesem Sinne wünsche ich dir ein schönes, lernfreudiges und solidarisches Jahr mit ganz viel pädagogischer Ernsthaftigkeit.

Herzliche Grüße
Nele Hirsch | eBildungslabor
🙂 Lernfreude als ‚Jahresmotto‘
Um meinem Anspruch nach mehr Ernsthaftigkeit in meiner pädagogischen Tätigkeit nachzukommen, kann ein Jahresmotto eine wertvolle Unterstützung sein. In diesem Jahr möchte ich das zumindest mal versuchen – und habe dafür Lernfreude gewählt. Ich finde Lernfreude sehr passend, weil sie ein Schlüsselbegriff für notwendige Veränderungen in der Bildung ist und in vielerlei Hinsicht das genaue Gegenteil unseres traditionellen Bildungssystems darstellt – mit seinem überholten Modell aus fremdbestimmter Stoffvermittlung und Schubladen-Bewertung. Lernfreude ist somit nicht nur pädagogisch bedeutsam und sinnvoll, sondern auch strategisch hilfreich. Ich will versuchen dieses Jahresmotto sowohl für mich selbst als Lernende als auch in der Gestaltung meiner Lernangebote, in Vorträgen, Blogbeiträgen und auf Veranstaltungen umzusetzen. Ich bin gespannt, wie es klappt! Vielleicht hilft dir Lernfreude ja ebenfalls als Antrieb und Orientierung – oder du entscheidest dich für ein anderes Jahresmotto, falls dir die grundsätzliche Idee zusagt. Mehr dazu in meinem Blog.
2025: Zeit für Lernfreude
📘 Sich ganz einbringen: Beispiel – Buchprojekt zum Mitverfolgen
Vielleicht kennst du das auch: Es gibt immer tausend Dinge, die man eigentlich tun könnte, sollte oder müsste … Schnell verzettelt man sich, kommt ins Lamentieren, bleibt aus Überforderung untätig – und wird unzufrieden. Mir hilft stattdessen, das, was ich mache, bewusst und mit Ernsthaftigkeit anzugehen. In meiner Arbeit bedeutet das zum Beispiel:

Ein Lernangebot nicht einfach „laufen zu lassen“, sondern es bewusst zu gestalten, vorzubereiten und meine Konzeption und entwickelte Inhalte dann auch offen zu teilen.
Bei Veranstaltungen mit ganz viel Präsenz dabei zu sein – frühzeitig anzureisen, sich Zeit für Austausch zu nehmen und auch selbst zu lernen.
Pädagogische Situationen mit einer offenen, neugierigen Haltung zu betreten: Was kann ich hier neu entdecken? Was könnte sich daraus entwickeln?

Ein aktuelles Beispiel: Ich schreibe gerade ein Buch beim Beltz-Verlag mit dem geplanten Titel Lerngestaltung weiterdenken. Impulse und Methoden für gutes Lernen im digitalen Wandel. Anfangs wollte ich es „nebenbei“ machen – also im wesentlichen bestehende Blogtexte überarbeiten. Doch ich merkte schnell: Das macht mich nicht glücklich und bringt auch anderen wenig. Deshalb habe ich mich für Ernsthaftigkeit entschieden – und stecke nun bewusst Zeit und Energie in den Schreibprozess und auch in die Absprachen Drumherum:

Es ist mir wichtig, dass das Buch als OER veröffentlicht wird.
Ich reflektiere intensiv, was für mich den Kern guter Lerngestaltung im digitalen Wandel ausmacht – und wie ich das gut erklären kann.
Ich experimentiere beim Schreiben mit generativer KI, um für mich in diesem Bereich neu zu lernen. …

Aus dieser Haltung heraus habe ich nun auch einen Blog eingerichtet, um den Prozess zu begleiten und zu reflektieren. Schaue ihn dir bei Interesse gerne an! Wichtiger als der Blog ist mir an dieser Stelle aber das Prinzip dahinter: Dinge nicht einfach irgendwie nebenbei machen und im Ergebnis nichts so wirklich richtig, sondern sich ganz einbringen, in das was man tut.
Vielleicht hilft es dir ja auch bei deinen Aktivitäten.
Zum Buchblog
💡 Die Rolle als Impulsgeber*in gut ausfüllen
Ich hadere häufig ein bisschen mit meiner Rolle als Impulsgeberin bei Veranstaltungen – denn anstatt Impulse zu geben, finde ich es oft viel wichtiger, einen guten Rahmen zu gestalten, in dem Teilnehmende von und miteinander lernen können. Wie so oft sind jedoch Impulse geben und einen guten Rahmen zum Lernen gestalten keine Gegensätze im Sinne eines Entweder-oder, sondern lassen sich gut miteinander verbinden. In meinem Blog habe ich darüber nachgedacht, wie ich die Rolle als Impulsgeberin sinnvoll ausfüllen kann.

Hilfreich erscheint mir vor allem:

Weniger fertige Erkenntnisse weiterzugeben, sondern mehr darüber zu berichten, wie ich zu ihnen gekommen bin. (= Impuls als Lernreise)
Den Fokus auf Ideen und Erfahrungen zu legen, dabei authentisch zu sein und auch darzustellen, was schiefgehen kann – und stets deutlich zu machen, dass ich nur meine Perspektive wiedergebe.
Explizit nach Widersprüchen und Ergänzungen zu fragen. (Dazu habe ich auch eine Kritzelvorlage zum Weiternutzen gestaltet.) Mehr dazu in meinem Blog.
Zum Blogbeitrag
🃏 Prompting als Spiel
Das Thema generative KI spielt in meiner Arbeit weiterhin eine große Rolle. Hier mit Ernsthaftigkeit heranzugehen bedeutet für mich unter anderem und vor allem, selbst Lernende zu sein und somit viel zu erkunden und auszuprobieren. Noch im letzten Jahr habe ich dazu die Experimenten-Reihe Kreation 2.0 gestartet, um die veränderte Interaktion zwischen Mensch und Maschine zu erforschen – und darin inzwischen 14 (Selbst-)Experimente durchgeführt.

Die bisher wichtigste Erkenntnis ist aus meiner Sicht ein sehr hilfreicher Ansatz zum Prompting (= zur Art der Eingabeformulierung bei KI-Modellen): Prompting als Spiel! Dabei formuliere ich einen Prompt so, dass ich das KI-Sprachmodell zu einem Spiel auffordere. Welches Spiel genau, mit welchen Regeln und welchem Verlauf – das kann ich immer wieder neu und anders entscheiden. In meinem Blog habe ich den Ansatz ausführlich dargestellt – und insbesondere drei Beispiele für kreative Aufgaben geteilt, die du direkt weiter nutzen kannst.
Zum Blogbeitrag
🔓 Praxistipps und Materialien zum Weiternutzen
Bildung ernsthaft zu betreiben, heißt für mich vor allem auch, nicht (fast) nur für die Schublade zu arbeiten, sondern Inhalte, Konzepte, Ideen und Materialien offen zur Weiternutzung zu teilen. Hier kommt dazu eine Auswahl aus den letzten Wochen:

Seit dem Jahresbeginn experimentiere ich ein bisschen mit einer neuen Form von To Do-Listen: Ich gestalte mir einen übergreifenden Wochenplan, auf dessen Basis ich dann immer für jeden Tag einen genauen Plan erstelle. Für den Wochenplan habe ich mir eine Kritzelvorlage mit längeren Terminen, übergreifenden To Do’s und Platz für Ideen, Fokus und Freude entwickelt. Falls du diese Vorlage gebrauchen kannst, bitte sehr.

Für eine KI-Fortbildung habe ich in 5 Punkten ganz prägnant aufgeschrieben, wie KI-Nutzung weniger oder mehr lernförderlich gestaltet werden kann. Zum Weiternutzen gibt es das hier als H5P-Inhalt und in Textform.

Im Rahmen einer Fortbildungsreihe zu TikTok mit der Landesvereinigung kultureller Kinder- und Jugendarbeit in Schleswig-Holstein haben wir über die Ambivalenzen dieser Plattform reflektiert. Ich habe dazu 50 Widerspruchs-Aussagen aufgeschrieben, die auch mit der Methode Kartenaustausch genutzt werden können.

Passend zum Thema Social Media: In diesem Blogbeitrag denke ich laut und noch nicht abschließend über die Diskussion um Social Media Verbote nach.

Und noch ein Denkanstoß: Wie kann KI-Nutzung auf der Mikroebene regenerativ gestaltet werden? Drei Vorschläge auf der individuellen, sozialen und inhaltlichen Ebene.

Die Website EinstiegH5P ist wieder online – und von Fehlern (hoffentlich) befreit und stabil gebaut. Du hast darüber einen registrierungs- und kostenfreien Zugriff auf den H5P-Editor. Perfekt geeignet zum Testen & Lernen.

Im Rahmen eines Online-Kurses entstand dieser Zufallsgenerator zur Kultur des Teilens, den du gerne für dich anpassen und weiternutzen kannst.

Wenn du zu Beginn eines Vorhabens oder Schreibprojekts, weitere Impulse suchst, dann hilft dieser Prompt, um das Denken zu öffnen und das Rad nicht neu zu erfinden.

In diesem Blogbeitrag habe ich fünf Vorschläge aufgeschrieben, wie menschliche Zusammenarbeit im Kontext von KI gut gestaltet werden kann.

Viel Freude beim Erkunden!
🗓️ Vorfreude auf den Februar!
Im Februar freue ich mich unter anderem auf die folgenden Veranstaltungen. Manche sind öffentlich, andere nicht. Ich teile sie vor allem, weil ich es so schön finde zu sehen, an wie vielen Stellen sich so vieles bewegt, entwickelt und mit ganz viel Ernsthaftigkeit vorangebracht wird – vielleicht macht dir das auch Mut!

In Nienburg/ Weser werden am 10. Februar ab 14.00 Uhr im Rahmen einer Messe die ‚Lernräume der Zukunft‚ des Kreismedienzentrums eröffnet. Dank einer Förderung des niedersächsischen Kultusministeriums gibt es dort ab dann jede Menge technische Spielerei zum Erkunden und Ausprobieren. Ich halte einen Impuls zu gutem Lernen im digitalen Wandel. Mehr zum Projekt.

In einem interaktiven Impuls geht es am 11. Februar, 9-11 Uhr beim Virtuellen Campus in Rheinland Pfalz um Kollaboration und KI. Ein sehr spannendes, weil vielfältiges Thema: angefangen von KI als Sparring-Partner, über KI als Unterstützer von menschlicher Zusammenarbeit bis hin zu bewusster Schwerpunktsetzung hin zu mehr Resonanz in menschlicher Zusammenarbeit in einer KI-geprägten Welt. Weitere Infos und Anmeldung.

Am 13. Februar findet in Berlin im Bundesministerium für Bildung und Forschung die Fachkonferenz ‚Mein Bildungsraum‘ statt. Ich bin sehr neugierig, einige der geförderten Projekte kennenzulernen. Und nehme dann noch an einer Podiumsdiskussion zu KI in der Bildung teil.

Mit der katholischen Erwachsenenbildung München und Freising habe ich einen Lernraum zum Thema Wissenstransfer entwickelt. Ab dem 18. Februar geht es mit einem Online-Impuls in die Umsetzung. Das bedeutet: Ich darf für eine Kultur des Teilens und OER begeistern. Eine sehr schöne Rolle! Der Lernraum ist ebenfalls OER und wird dann auch noch geteilt.

PROFiL ist die Einrichtung der Ludwig-Maximilians-Universität München zur Personalqualifikation von Lehrenden. Seit 25 Jahren setzt sich die Einrichtung für gute Lehre an Hochschulen ein. Das wird am 25. Februar ab 16 Uhr mit einer Veranstaltung gefeiert. Ich darf eine Keynote beisteuern mit dem Titel: Digital, vernetzt, komplex: Bildung neu denken!

Wenn du auch ein spannendes Bildungsprojekt gestalten willst und dazu Begleitung, konzeptionelle Unterstützung oder Impulse sucht, dann freue ich mich über deine Anfrage. 🙂
👋 Tschüß bis zur nächsten Edumail!
Der fast schon peinliche, weil aller banalste Tipp kommt ganz zum Ende: der Countdown-Start. Ich habe ihn in diesem Buch gefunden – und er geht so:
Sobald du mit irgend etwas hängst, dich nicht zu etwas überwinden kannst, was du eigentlich wichtig findest oder nicht ins Machen von etwas kommst, was du dir vorgenommen hast, zählst du einfach langsam einen Countdown runter: 5 – 4 – 3- 2. 1 – und Los! Das ‚Los‘ nimmst du wörtlich. Sobald du da angekommen bist, startest du dein Vorhaben.

Der Vorschlag klingt für dich vielleicht reichlich albern – und das ist er wohl auch. Trotzdem oder vielleicht auch gerade deswegen funktioniert er bei mir immer wieder erstaunlich gut. Vielleicht probierst du es also einfach aus:
👉 Wähle dir eine Sache aus dieser Edumail oder aus deinen sonstigen Vorhaben, die du machen, ausprobieren oder vertiefen willst – und dann zähle: 5-4-3-2-1 – und starte damit.🙂

Ich wünsche dir viel Freude und viel Erfolg.
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