Edumail #84: Hier kommt Hoffnung! 💫

Hallo und willkommen zur Edumail Ende November!

Die gesamtgesellschaftliche und politische Lage ist alles andere als rosig. Da tut die Feststellung gut, dass sich trotz alledem an vielen Orten dank der Zusammenarbeit, der Motivation und Begeisterung von sehr vielen Menschen ganz vieles auch in eine gute Richtung bewegt. Sieben solcher ‚Lichtblicke‘ aus dem Bildungskontext stelle ich in dieser Mail vor. Es liegt an uns, das eine oder andere davon aufzugreifen, daran weiterzuarbeiten und auf diese Weise, dort wo wir gestalten können, die Bildung – und damit auch ein kleines Stück die Welt – besser zu machen. 🙂

Ich wünsche dir viel Freude beim Erkunden dieser Möglichkeiten und ein schönes erstes Adventswochenende.

Herzliche Grüße und alles Gute

Nele Hirsch | eBildungslabor

PS. Wer ganz konkrete Tipps, Methoden und Tools zur Weiternutzung sucht, um überhaupt erst einmal in ein gutes Gestalten zu kommen, findet am Ende dieser Mail dazu auch viele Ideen. 🙂
1. Schüler*innen entwickeln ihre Schule selbst!
Marina Weisband nennt die Situation, wie Kinder und Jugendliche in der Schule und auch viele Erwachsene später in der Erwachsenenbildung oder im Beruf darauf konditioniert werden, Anweisungen zu erhalten und diese dann auszuführen  ‚erlernte Hilflosigkeit‘. Auf solch einer Grundlage geht es dann nicht darum, eigene Ideen zu entwickeln, sich mit anderen dazu auszutauschen und zu einigen und in eine Umsetzung zu kommen. Genau das wäre aber die Grundlage für eine funktionierende Demokratie.  Im Bildungshaus Riesenklein in Halle (Saale) durfte ich bei einer Veranstaltung hospitieren, mit dem das genaue Gegenteil von ‚erlernter Hilflosigkeit‘ vorangebracht wurde. Lernende und Lehrende haben sich zwei Tage Zeit genommen, um gemeinsam über die Zukunft ihres Lernens zu beratschlagen. Ich habe das genutzte Konzept und meine Eindrücke dazu dokumentiert. Es steht zur Weiternutzung in meinem Blog zur Verfügung.
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2. Wir können die Zukunft gestalten!
Ein wichtiger Leitstern in meiner pädagogischen Arbeit wird von Reinhard Kahl sehr gut mit diesem Satz auf den Punkt gebracht: ‚Zukunft entsteht in radikaler Gegenwart‘. In meinen Worten: Wir sollten uns intensiv mit den aktuellen Gegebenheiten auseinanderzusetzen, uns von der Schönheit der Welt begeistern lassen, über Ungerechtigkeit und Hass empören, uns austauschen, uns gegenseitig stärken, viele Perspektiven berücksichtigen und dabei Schritt für Schritt auch gesellschaftliche Rahmenbedingungen verstehen, wo nötig hinterfragen und besser machen. Die Zukunft wird dann nicht mehr passiv erwartet, sondern aktiv durch unsere Gestaltung in der Gegenwart entwickelt. Viele dieser Gedanken finde ich im Ansatz des ‚Design Futuring‘ wieder. Es geht bei diesem Ansatz darum, ausgehend von der Gegenwart Zukunftsbilder zu entwickeln, die uns in der Gegenwart ins Handeln bringen. Beim OERcamp in Essen habe ich den Ansatz vorgestellt und wir haben gemeinsam drei konkrete Methoden dazu ausprobiert. Die Session ist zur Weiternutzung in meinem Blog dokumentiert. Ich denke, dass sich viele der Design Futuring Methoden für Leitbildprozesse im Bildungskontext eignen – oftmals deutlich besser, als beim Design Thinking, auf das ich bislang häufig einen Schwerpunkt gelegt habe.
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3. Es gibt gute Gründe zur Beschäftigung mit KI – und ein niederschwelliger Einstieg für dein Kollegium ist möglich!
Vielleicht hast du auch schon das Argument gehört, dass es wichtig sei, sich mit generativer KI zu beschäftigen, weil man sonst von KI (oder von einer anderen Person, die sich mit KI beschäftigt) ersetzt wird. Ich halte das für ein wenig emanzipatorisches Argument und Angst machen für keinen guten Motivator zur solidarischen Gestaltung der zunehmend digital-geprägten Welt. In meinem Blog stelle ich stattdessen 5 andere Gründe vor: Wir können mit dieser Technologie mehr erreichen, von dem was uns wichtig ist. Im pädagogischen Kontext ist eine Beschäftigung damit wichtig, damit die soziale Schere nicht noch weiter auseinander geht. Einfach laufen lassen, bedeutet, dass ohnehin privilegierte Lernende besonders profitieren und andere weiter abgehängt werden. Es kann auch – ganz banal – sehr viel Freude machen! Die grundsätzliche Idee bzw. das grundsätzliche Potential der Technologie – Wissen einfach zugänglich und verknüpfbar und weiter bearbeitbar zu machen – ist zu gut, als dass man es einfach so proprietären Anbietern überlassen könnte. Nötig ist eine gemeinwohlorientierte KI. Die Beschäftigung mit KI macht originär menschliche Werte bewusster. Insbesondere zum Beispiel den Wert von Empathie und Resonanz. In meinem Blog gibt es diese Gründe mitsamt meiner Kritzelpräsentation dazu zum Weiternutzen.
Zu den Gründen
Wenn du – egal ob allein oder mit deinem Kollegium oder Team – einen niederschwelligen Einstieg in die Technologie suchst, dann findest du in meinem Blog mein Konzept für Einstiegsfortbildungen zum direkten Weiternutzen.
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4. Wir sind unseren Gefühlen nicht ausgeliefert!
Wir reden und propagieren viel, dass Zusammenarbeit wichtig ist, dass wir uns für eine Kultur des Teilens einsetzen wollen oder dass wir mehr Wertschätzung gegenüber anderen zeigen wollen. In der Realität sind wir aber oft auch mit hässlichen und destruktiven Gefühlen konfrontiert. Mir geht das zumindest immer wieder so. Zu den hässlichen und destruktiven Gefühlen gehört zum Beispiel das Gefühl der Missgunst.Ich finde es wichtig, erstens über solche Realitäten offen zu sprechen. Zweitens finde ich es wichtig, zu erkennen, dass wir solchen Gefühlen nicht hilflos ausgeliefert sind, sondern sie bewusst bearbeiten können. In meinem Blog stelle ich vor diesem Hintergrund dar, wie ich versuche, mit Missgunst umzugehen und von Missgunst zu Mitfreude zu gelangen:
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In eine ähnliche Richtung lässt sich auch das Thema ‚Pädagogische Haltung‘ aufgreifen. Das ist dann nichts Abstraktes mehr, was man eben mitbringen muss, sondern eine gute pädagogische Haltung, lässt sich bewusst entwickeln. In Rostock war ich dazu an einem Fortbildungstag der EuSiB beteiligt, der hier dokumentiert ist. Vielleicht ist das auch ein Thema, an dem du an deiner Schule oder Bildungseinrichtung im nächsten Jahr mit Kolleg*innen weiter arbeiten willst. Dann könnt ihr davon sicherlich viele Ideen übernehmen.
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5. Gute Zusammenarbeit kann gestaltet werden!
In einer komplexen Welt braucht es vielfältige Perspektiven und gelingende Zusammenarbeit, um etwas entwickeln und gestalten zu können. Dazu muss man nicht alles selbst erfinden, sondern kann auf viele gute und unterstützende Methoden zurückgreifen. Für kleine Gruppen erlebe ich die Methode ‚Alles auf den Tisch‘ unter anderem als sehr hilfreich. Hier startet man ein Treffen mit einem Teilen im Blitzlicht von Fragen, Informationen, positiven oder negativen Erfahrungen, die die Beteiligten mitbringen. In meinem Blog beschrieben und sehr einfach, nachzumachen:
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Mit sehr vielen Ansätzen habe ich außerdem bei einem Methodenworkshop in Garching experimentiert. Die gesammelten Erfahrungen habe ich zum Weiternutzen aufbereitet. Ein Highlight daraus als Energizer: Schnick Schnack Schnuck mit Fanparade 🙃  
Zur Aufbereitung
Wenn du Lektüre zum Thema ‚digitale Zusammenarbeit‘ suchst, in der ein sehr hilfreicher Mittelweg zwischen super konkreter Anleitung für ein ganz spezifisches Kollaborationstool und allgemeinen Absichtserklärungen, wie ‚mehr Wertschätzung und Teilen!‘ eingeschlagen wird und es sehr viele Praxiseinblicke zur Zusammenarbeit in Teams gibt, dann könnten dir die beiden neuen Bücher von Jöran Muuß-Merholz zu digitaler Zusammenarbeit 4.0 helfen: Wer direkt beim Verlag bestellt, erhält die Bücher in der ‚Glitzeredition‘ 🦄
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💡 Zum Abschluss: 10 Praxistipps!
Wenn du bis hierher gelesen hast, sagst du dir vielleicht: Alles schön und gut, aber so ein bisschen handfeste Unterstützung im ganzen Alltagschaos und all den Anforderungen vor denen ich stehe, wäre eigentlich auch ganz nett … Hier kommen in diesem Sinne zehn niederschwellige Methoden, Tipps und Tools:
1. Eine sehr niederschwellige Form von Datenvisualisierung eignet sich perfekt zum Speed-Dating: Teilnehmende gestalten Blätter, bei denen Größe, Form und Farbe für bestimmte zu ihnen passende Ausprägungen stehen. Damit können sie sich anderen vorstellen – und am Ende werden alle Blätter an einem großen Baum gesammelt. Wir haben das bei einem OER-Werkstatt-Tag in Potsdam erprobt. Ideen sammeln und dann kollaborativ bewerten und das ohne Papier?

2. Das funktioniert mit dem Tool Brainstormrank, das vor allem in etwas größeren Gruppen viel Freude macht und gute Ideen bringt. Es lässt sich einfach via Glitch remixen. In meinem Blog habe ich dazu eine Anleitung geschrieben.

3. Dokumentation von gesammelten Ideen in Kartenform von Pinnwänden oder vollgekritzelten Flipcharts funktioniert ausgezeichnet über den ‚Umweg‘ von Audio: Alle Inhalte kontextualisiert und mitdenkend einsprechen, transkribieren lassen und dann mithilfe eines Sprachmodells weiter bearbeiten. Eine genaue Anleitung steht in meinem Blog. KI-Sprachmodelle helfen auch ganz wunderbar bei der Weiternutzung von Chatgewittern: Bei einer Online-Konferenz eine Frage stellen, z.B. ‚Was wünscht du dir als weitere Aktivitäten?‘. Alle Ideen im Chat sammeln, den Chatverlauf kopieren, anonymisiert in ein KI-Sprachmodell eingeben mit dem Prompt: „Bitte fasse die genannten Ideen zusammen und clustere bei Bedarf. Achte auf Vollständigkeit, d.h. beziehe alle Nennungen ein!“ Ich habe das unter anderem bei einem Online-Barcamp mit der VHS als sehr hilfreich und nützlich zur Weiterarbeit erlebt.

4. Prompting bei generativer KI kann auch bewusst offen gestaltet sein und so zu recht kreativen Ergebnissen führen. In meinem Blog habe ich diese Form des Open Prompting beschrieben.

5. Im Auftrag der Agentur J&K als Träger der OERcamp habe ich gemeinsam mit Frank Homp zum OERcamp in Essen eine Community-Beratschlagung zum Thema OER und generative KI mit konzipiert. Wir haben dafür unter anderem Rollenkarten und Kreativitätsbooster-Karten entwickelt, die solch eine Beratung auflockern, spielerisch gestalten und das Denken öffnen können. Die entstandenen Karten können auch in anderen Kontexten weiter genutzt werden. Du findest sie in diesem Beitrag – inklusive einer Beschreibung unseres Konzepts.

6. Mit QR-Frame lassen sich richtig schöne QR-Codes mit Farbe und Muster erstellen. Und es lässt sich sogar ein Code-Editor für spezifische Anpassungen nutzen. Hier geht es zum Tool.

7. Mit Draw.Audio lassen sich – wie der Name vermuten lässt – Bilder zeichnen und dann als Musik abspielen. (Erstellte Inhalte sind laut Geschäftsbedingungen CC-lizenziert 🙂). Hier kannst du das Tool ausprobieren.

8. Gut funktionierende Vorträge, weil Menschen aktiv mit dabei sind, lassen sich mit einem ‚analogen Menti‘ erreichen. Dazu verteilt man vorher Karten in z.B. drei Farben auf den Stühlen und unterbricht dann immer wieder mit ‚Abstimmungen‘. In meinem Blog habe ich ein Beispiel konkreter und mit vielen Weiternutzungsmöglichkeiten beschrieben. Sollte fast gar keine Zeit für ‚Zwischendurch‘-Interaktion bei Vorträgen sein, habe ich in den letzten Wochen die ‚Kritzelpause‘ entdeckt. Dazu gibt es nah jedem inhaltlichen Impuls eine Transfer-Leitfrage – und alle können in einem ‚Silent Writing‘ ganz kurz ihre Notizen dazu festhalten.

9. In der kurz&mündig Reihe von Digitalcourage haben Jöran und ich ein Pixi-artiges Heft zum Thema Open Educational Resources (OER) geschrieben. Es ist sehr einstiegsorientiert geschrieben und eignet sich perfekt dafür, um es Kolleg*innen, die das Thema noch gar nicht kennen, in die Hand zu drücken. Hier gibt es weitere Informationen und eine Online-Version.

10. Ambiguitätstoleranz ist aus meiner Sicht eine Schlüsselkompetenz in einer komplexen Welt. Ich habe den Begriff in meiner 3-Minuten-Podcast-Reihe zum Weiternutzen erklärt. Ich nenne das auch ‚Shruggie-Haltung‘
¯\_(ツ)_/¯
👋 Tschüss bis zur nächsten Edumail!
Damit ist diese Edumail schon wieder zu Ende. Ich hoffe, du konntest die eine oder andere Inspiration daraus mitnehmen und ich wünsche dir einen schönen Dezember! Wie immer gilt: bei Fragen, Kritik, Feedback oder Interesse an Zusammenarbeit, antworte mir gerne direkt auf diese Mail.

Alles Gute
Nele
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