Workshop-Konzept: Mehr Komposterde statt Zementmischer in der KI-Debatte in der Pädagogik!

Ich habe heute zwei Workshops beim 5. Marburger Forum für Unterrichts- und Schulentwicklung gestaltet. Dieses Forum ist meinem Eindruck nach eine sehr schöne Veranstaltung, die wichtige Impulse und viel Raum für Vernetzung bietet. Ich war zum ersten Mal dabei.

In meinen Workshops ging es um KI. Vormittags habe ich das Konzept Prompting als Spiel vorgestellt und wir haben dazu gemeinsam erkundet. Nachmittags war das Thema dann ‚KI und Bildung – tiefer gebohrt!‘. Grundlage dieses Workshops waren die Bilder von Zementmischer und Komposterde, über die ich schon vor einiger Zeit gebloggt habe und die deutlich machen, wie unterschiedlich wir die Bewegung, die durch KI in der Bildung aisgelöst wird, nutzen können:

  • als Zementmischer: Bestehendes wird verfestigt
  • als Komposterde: aus dem fruchtbaren Boden kann Neues wachsen.

Im folgenden stelle ich das Workshopkonzept zum Weiternutzen vor. Es setzt konsequent auf soziales Lernen und nutzt dazu einen klar strukturierten Rahmen, für den man ca. 90 Minuten einplanen sollte.

Intro: Shruggie und High Five

Der Workshop fand direkt nach der Mittagspause statt und die Teilnehmenden kannten sich untereinander nicht. Deshalb kombinierte ich einen inhaltlichen Einstieg mit Bewegung und Vorstellung. Dazu gab es zwei ‚Zeichen‘:

  • ein Schulterzucken im Shruggie-Stil: ¯\_(ツ)_/¯
  • ein High Five

Wir bewegten uns durch den Raum, wenn sich zwei Personen trafen, konnten sie sich für eines der beiden Zeichen entscheiden und sich dazu dann berichten, was sie (im ersten Fall) im KI-Kontext sehr widersprüchlich empfinden und wo sie viele Fragen haben. Oder was sie (im zweiten Fall) im KI-Kontext schon ausprobiert und für gut befunden haben.

Zementmischer-Lego: Baut eine pädagogische Situation, die Bestehendes verfestigt!

Im Anschluss an das schnelle Intro waren Tische mit Lego vorbereitet. Die Teilnehmenden fanden sich zu 4-6 Personen zusammen. Ich erläuterte die Bilder von Zementmischer und Komposterde. Die Aufgabe war darauf aufbauend dann, mit Lego eine pädagogische Situation zu bauen, in der KI als Zementmischer wirkt, d.h. Bestehendes verfestigt wird. Mit den Lego-Steinen funktioniert so etwas erfahrungsgemäß immer sehr gut, weil man mit den Händen ins Denken kommt.

Komposterde-Konzepte erschließen

Anschließend verteilte ich ‚Komposterde‘ – und zwar in Form von diesen 6 Begriffen:

  1. Selbstbestimmung
  2. Growth Mindset
  3. Soziales Lernen
  4. Prozessorientierung
  5. Partizipation
  6. Selbstwirksamkeit

Jeder Begriff wurde mehrmals verteilt. Alle mit dem gleichen Begriff fanden sich in einer Gruppe zusammen. Die Aufgabe war es nun, sich gemeinsam diesen Begriff zu erschließen. Als kleine Hilfestellung gab es dazu diese Anregungen, die die Teilnehmenden als QR-Code auf ihren Begriffszetteln aufgedruckt hatten.

Marktschreier-Gruppenpuzzle: Nimm meinen Begriff!

Anstatt ein klassisches Gruppenpuzzle zu machen, bei dem sich die Gruppen gegenseitig ihre Begriffe vorstellten, nutzten wir eine ‚Marktschreier‘-Version davon. Jede Person durfte sich für insgesamt drei der sechs Konzepte entscheiden und musste zugleich versuchen, das ‚eigene‘ Konzept an möglichst viele zu ‚verkaufen‘. Dabei ging es um eine möglichst überzeugende Argumentation, warum dieses Konzept sehr gut als Komposterde im Kontext von KI geeignet ist.

Komposterde-Lego: Baut die pädagogische Situation um!

Nachdem alle Beteiligten sich für drei Konzepte entschieden hatten, kamen sie wieder an den ursprünglichen Lego-Bautischen als Gruppe zusammen. Die Aufgabe war nun, die ursprünglich gebauten pädagogischen Situationen mit den mitgebrachten Konzepten so zu verändern, dass die Komposterde wirkt und der Zementmischer aufgebrochen wird.

Blitzlicht im Plenum

Den Abschluss des Workshops bildete ein schnelles Blitzlicht im Plenum mit Erkenntnissen, die man gerne mit allen teilen wollte. Bei mehr Zeit könnte man sicherlich auch die einzelnen Bauwerke und Transformationen davon genauer vorstellen.

Fazit

Der Workshop ist sehr niederschwellig umsetzbar und braucht außer einem Sack Lego und ein paar Begriffe-Karten keine Utensilien. Ich mochte daran vor allem drei Aspekte:

  1. Es gab sehr viel Austausch in immer wieder wechselnden Zusammensetzungen.
  2. Das Bauen mit Lego macht das Nachdenken über pädagogische Situationen sehr konkret.
  3. Die Herausforderung des ‚Umbauens‘ einer Zementmischer-Situation in eine Komposterde-Situation eröffnet eine sehr praktische Transformationsperspektive.

Einschränkend ist anzumerken, dass die Methode mit Menschen, die noch kaum Erfahrungen mit KI in der Bildung gesammelt oder dazu noch wenig reflektiert haben, wahrscheinlich schwieriger umsetzbar ist. Denn das Konzept baut sehr stark auf entsprechende Vorerfahrungen zumindest bei einem Teil der Teilnehmenden auf. Wenn das gegeben ist, dann kann ich das Konzept zur Weiternutzung sehr weiter empfehlen.


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