Wenn du Lust auf eine alternative Form der Präsentation hast, könntest du es vielleicht einmal mit einer „Schnipsel-Präsentation“ versuchen. Dieses Prinzip habe ich mir heute für einen Online-Impuls zur Kultur des Teilens bei der Katholischen Erwachsenenbildung in Bayern überlegt und direkt ausprobiert.
Was ist eine Schnipsel-Präsentation?
Eine Schnipsel-Präsentation ist eine Präsentation, die während des Vortrags mit Schere und Papier gestaltet wird. Zu jeder These oder Aussage deines Impulses überlegst du dir ein möglichst einfaches Symbol, das du live in der Videokonferenz aus Papier ausschneidest und anschließend gut sichtbar in die Kamera hältst. Übersetzt in die Logik von PowerPoint würde jedes ausgeschnittene Symbol einer Folie entsprechen – mit dem Unterschied, dass live ausgeschnittene Symbole natürlich viel cooler sind als langweilige Folien! 😉
Mein Impuls bestand heute zum Beispiel aus diesen fünf Symbolen:
- Ein grünes Blatt für Nachhaltigkeit: Eine Kultur des Teilens bedeutet, dass Inhalte nicht immer wieder neu gestaltet werden müssen, sondern weiter genutzt werden können.
- Ein schwarzes Rad für Weiterentwicklung: Wenn Inhalte geteilt werden, gibt es die Möglichkeit für Feedback. Außerdem können sie von allen weiterentwickelt und an den jeweiligen Kontext angepasst werden.
- Ein rotes Herz für Sinn: Offenes Teilen bedeutet, dass ich nicht für die Schublade arbeite, sondern das gute Gefühl habe, Bildung für alle zugänglicher und besser zu machen.
- Ein blauer Geldschein für Marketing: Teilen muss nicht nur altruistisch motiviert sein. Es kann auch pragmatische Vorteile bringen, zum Beispiel indem Menschen und Organisationen auf mich aufmerksam werden. In meinem Fall als Freiberuflerin kann das zu neuen Aufträgen führen. Für angestellte Personen kann das Teilen von Wissen helfen, sich innerhalb einer Organisation einen Expert*innen-Status zu erarbeiten.
- Ein gelber Stern für Mission: Teilen verbessert nicht nur die Bildung, sondern Schritt für Schritt auch die Welt. denn mit dem Teilen geben wir Solidarität und Zusammenarbeit den Vorrang vor Konkurrenz und Einzelkämpfertum.

Wozu sollte eine Schnipsel-Präsentation gut sein?
Ich versuche in Online-Vorträgen immer ein wenig auf den Moment zu verzichten, an dem ich sage: „Ich teile dann jetzt mal meinen Bildschirm!“, um dann mit einer klassischen Präsentation zu beginnen. Denn ich kenne es auch von mir selbst, wenn ich nicht als Referentin, sondern als Teilnehmende dabei bin: Das ist oft der Moment, in dem man beginnt, nebenher Mails zu beantworten oder sich anderweitig abzulenken.
Natürlich ist das kein Automatismus, und deshalb halte ich auch viele ganz normale Präsentationen im Online-Kontext mit geteiltem Bildschirm. Gleichzeitig experimentiere ich aber sehr gerne mit Alternativen.
Diese fünf Punkte sprechen aus meiner Sicht ganz konkret für eine Schnipsel-Präsentation:
- Überraschungsmoment: Fast alle erwarten bei einem Online-Impuls eine klassische Präsentation. Stattdessen sehen sie Papier und Schere. Überraschend ist außerdem, welches Symbol jeweils ausgeschnitten wird.
- Merkbarkeit: Wenn die Präsentation aus einer überschaubaren Anzahl einfacher Symbole besteht, lassen sich diese leicht merken.
- Resonanz: Ich „verstecke“ mich nicht hinter meinem geteilten Bildschirm, sondern bin – soweit es im Online-Kontext eben möglich ist – mit den Teilnehmenden in direkter Resonanz.
- Begeisterung: Es macht Freude, mit Schnipsel-Präsentationen zu experimentieren. Und es kann leicht passieren, dass ein Symbol mal schief und krumm geschnitten wird – was alle miterleben. So zeigt sich spielerisch, dass Fehler nicht schlimm sind.
- Einfachheit und Haptik: Gerade im digitalen Kontext und angesichts immer mehr KI-generierter Hochglanz-Inhalte schätze ich sehr bodenständige, einfache und haptische Elemente.
Persönlich merke ich, dass eine solche Präsentation deutlich mehr freies Sprechen erfordert als eine klassische Präsentation – was für mich eine schöne Lernherausforderung darstellt. Da ich leicht dazu tendiere, zu schnell zu sprechen, wirkt das Schneiden zusätzlich wie eine natürliche Bremse.
Wie kann ich eine Schnipsel-Präsentation gestalten?
Im Prinzip habe ich das Vorgehen oben schon beschrieben:
- Überlege dir die wichtigsten Aussagen zu deinem Thema.
- Suche für jede Aussage ein möglichst einfaches Symbol.
- Nimm Papier und Schere – und übe vielleicht vorab, wie du die Symbole am besten ausschneidest.
- Achte bei der Präsentation darauf, dass du im Spotlight bist oder empfehle den Teilnehmenden zu Beginn, deine Videokachel groß zu stellen. Andernfalls kann es schwer sichtbar sein, was du vor der Kamera machst und zeigst.
- Und dann musst du nur noch losschnippeln – und dabei deine Aspekte erläutern.
Viel Freude beim Ausprobieren! 🙂

Beitrag merken & teilen
Hier kannst Du dir den Link zum Beitrag kopieren - beispielsweise um ihn für Dich zu speichern oder mit anderen zu teilen. Wenn Du den Link in den Suchschlitz im Fediverse einfügst, kannst Du den Beitrag von dort aus kommentieren. Die Kommentare erscheinen dann nach Freigabe hier auf der Website.
Beitrag weiternutzen
Der Beitrag steht unter der Lizenz CC BY 4.0. Du kannst ihn gerne unter Angabe des Lizenzhinweises offen weiternutzen.
👉 Lust auf mehr?
Monatliche Impulse zu guter Bildung in einer zunehmend digital geprägten Welt erhältst du mit meiner Edumail, die du kostenfrei abonnieren kannst. Bei Interesse an einer Zusammenarbeit freue ich mich über deine Anfrage.