Raum für Transformation öffnen: ‚Kann weg!‘-Schneeballschlacht

Wenn wir Bildung verändern wollen, dann sind wir oft in bisherigen Routinen gefangen. Das erschwert es uns, neu und anders zu denken. Hinzu kommt, dass es dann auch ganz objektiv an Raum mangelt, dass etwas Neues entstehen kann. Mit der Methode ‚Kann weg!‘-Schneeballschlacht lässt sich diese Herausforderung spielerisch aufgreifen.

Vorgehen

Die Methode ist sehr einfach und kann in Workshops oder auch als Zwischen-Interaktion in Vorträgen gleichermaßen genutzt werden. So gehst du vor:

  1. Alle erhalten einen leeren DinA4-Zettel und notieren auf diesem Zettel einen Aspekt, der weg kann oder von dem es weniger braucht. Dabei können sie sich mit Nebensitzer*innen austauschen.
  2. Wenn ein Aspekt notiert ist, wird der Zettel zerknüllt und als Schneeball zu einer anderen Gruppe (oder auch einfach quer durch den Raum geworfen). Wer den Zettel auffängt oder findet, öffnet das Papier, liest was darauf notiert ist – und ergänzt einen weiteren Aspekt. Zusätzlich/ alternativ können auch die bisherigen Einträge unterstützt werden (= ein Herz oder Stern dazu malen, zustimmend kommentieren …)
  3. Danach wird der Zettel wieder zerknüllt und weiter geworfen.
  4. Zum Abschluss landen alle Schneebälle in einem großen Papierkorb.

Hintergrund

Das Spiel ist für alle Beteiligten gleichermaßen spannend und befreiend. Zugleich gelangt die Gruppe in Interaktion miteinander. Der gut gefüllte Papierkorb am Ende symbolisiert für alle Beteiligten ganz wunderbar: „Wow, so viel kann weg! Das ist toll. Dann haben wir jetzt ja Raum für neue Ideen!“ Vor diesem Hintergrund finde ich diese Methode optimal zum Einstieg in Workshops geeignet, wenn es um Transformation in der Bildung geht.

Mein Lieblingsbeispiel für die Tatsache, dass Transformation durch bestehende Routinen und Strukturen blockiert ist, ist die Veränderung der Lernkultur hin zu selbstbestimmten Lernen mit personalisierter Lernbegleitung. Vor dem Hintergrund von klassischem Unterricht ist hier sehr oft die Erwiderung von lehrenden Personen: „Das geht nicht. Dazu fehlt mir die Zeit!“. Diese Erwiderung ist stimmig, wenn es weiterhin dabei bleiben würde, dass die lehrende Person vor der Lerngruppe steht und unterrichtet. Wenn dagegen dieser klassische Unterricht und damit auch die frontalen Phasen zurückgedrängt oder ganz abgeschafft werden, ist plötzlich viel mehr Zeit für anderes da. Genau das kann allen Beteiligten durch eine einleitende ‚Kann weg‘-Schneeballschlacht bewusst werden.

Praxis: „Kann weg“-Schneeballschlacht als Vortrags-Murmelrunde

Ich habe die Methode heute im Rahmen eines Vortrags bei der Initiative Professionell in der Lehre (PROFiL) an der Ludwig Maximillians Universität München genutzt. Hier erfüllte die Methode den Sinn einer Murmelphase und hatte ansonsten inhaltlich das gleiche Ziel.

Ich habe mich für diese Methode aus mehreren Gründen entschieden:

  • Ich hoffe, dass alle Zuhörenden – auch wenn sie sich sonst vielleicht nicht an viel von dem Vortrag erinnern – das Bild mit den Schneebällen und dem gemeinsam gefüllten Papierkorb mitnehmen – und damit gut weiter vorankommen bei der Transformation von Lehre.
  • Es gab vor meinem Vortrag schon ein paar Grußworte. Deshalb dachte ich, dass ein Wachmacher schön sein könnte.
  • Der Raum war relativ eng bestuhlt, weshalb Bewegung (z.B. mit Kartenaustausch oder ähnlichem) nicht gut funktioniert hätte. Zugleich wollte ich gerne, dass die Kolleg*innen als gesamte Gruppe ein bisschen in den Austausch kommen.

Bei der Durchsicht von einigen ‚Scheebällen‘ fand ich besonders die Kommunikation auf den Zetteln sehr schön. Zum Teil wurde richtiggehend aufeinander aufgebaut:

Ansonsten auch sehr viel ‚geliked‘ …

… und kommentiert.

Fazit: große Empfehlung!

Ich hatte die Methode im Internet gefunden und für mich inhaltlich angepasst. Trotzdem war ich zunächst etwas zögerlich, ob sie nicht zu wild sein könnte. Doch auch in dem (bei mir) feierlichen, seriösen Rahmen einer universitären Festveranstaltung war der Impuls meines Eindrucks nach ganz genau richtig. Zudem braucht die Methode kaum Vorbereitung oder Materialien, sondern sie lässt sich sehr niederschwellig umsetzen.

In diesem Sinne deshalb: Viel Freude beim Ausprobieren!


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