Pop-Up Mini-Sessions nach dem Barcamp-Prinzip

Ich habe heute beim Sommerempfang des Landessportbundes Niedersachsen einen gut einstündigen interaktiven Impuls gestaltet. In diesem Beitrag teile ich Idee, Konzept und Learnings davon. (Über das übrige Konzept und den Hintergrund des Sommerempfangs habe ich hier ein bisschen etwas aufgeschrieben.)

Idee: Verändertes Lernen praktisch erleben!

Der Sommerempfang stand unter dem Motto ‚Achtung Bildung. Beziehung, Begleitung, Begeisterung!‘. Er war grundsätzlich als Dank- und Wertschätzungsveranstaltung für die Referent*innen des Landessportbundes Niedersachsen konzipiert. Inhaltlich ging es vor allem darum, Austauschmöglichkeiten und gemeinsames Lernen zu unterschiedlichen pädagogischen Herausforderungen zu ermöglichen und in diesem Sinne auch verändertes Lernen praktisch zu erfahren. Darum hatten wir uns in der Vorbereitung sehr bewusst gegen einen klassischen Vortrag zum Einstieg entschieden.

Meine individuelle Herausforderung war es, mich selbst inhaltlich auch ansonsten weitestgehend zurück zu nehmen (für inhaltliche Impulse war später an einer Lerninsel Zeit), sondern die Kolleg*innen als Expert*innen anzusprechen und ihnen einen Rahmen zu gestalten, in dem sie selbst aktiv werden konnten.

Konzept: Vorbereitete Pop-Up-Sessions mit anschließender Ideen-Sammlung

Wenn die Themen von den Teilnehmenden vor Ort vorgeschlagen und selbst durchgeführt werden, denke ich als erste Möglichkeit an ein Barcamp. Das hätte hier aber in der zur Verfügung stehenden Stunde höchstens als ‚Mini-Version‘ funktioniert. Und da es sich bei diesem Einstieg auch um den einzig ausführlichen Programmpunkt im Plenum während des Sommerempfangs handelte, sollte auch mehr Gemeinschaftsgefühl entstehen. Trotzdem habe ich mich vom Barcamp-Prinzip inspirieren lassen und den Schwerpunkt auf ‚Pop-Up-Sessions‘ gelegt.

Hier sind die Schritte, wie wir vorgegangen sind:

  • Wir starteten mit drei Runden Reden und Zuhören in Kleingruppen zur Frage: „Warum finde ich Beziehung, Begleitung und Begeisterung wichtig für gute Bildung?“
  • Mit diesem ersten Austausch und der Aktivierung von vielen Ideen im Kopf ging es im nächsten Schritt darum, genau einen Begriff oder einen Satz zunächst nur für sich selbst in einem ‚Silent Writing‘ auf einer Karte zu notieren, was einem für die Umsetzung von Beziehung, Begleitung und Begeisterung beim Lernen wichtig erscheint.
  • Mit dieser Karte in der Hand bewegten sich die Teilnehmenden dann durch den Raum und schlossen sich mit Menschen, die gleiche oder ähnliche Karten hatten zusammen. Wir nutzen dazu die Technik von 1-2-4-all. Das bedeutet: Zunächst fragte man eine erste Person, ob man ‚fusionieren‘ konnte. Wenn ja (= wir haben etwas aufgeschrieben, was gut zusammen gedacht werden kann) suchte man sich als Paar ein weiteres Paar. Wenn nein (= beide Aspekte sind uns beiden wichtig), suchte man sich eine andere Person.
  • Im Ergebnis bildeten sich Gruppen, die sich an Pinnwänden zusammen fanden: die Pop-Up-Sessions
  • Die Pinnwände waren mit den Fragen ‚What? So what? Now what?‘ etwas vorstrukturiert. Anhand dieser Frage konnte man dann das jeweilige Thema für 15 Minuten diskutieren.
Mitschrieb einer Gruppe
  • Nach der Diskussion war Zeit, um an die anderen Pinnwände auszuschwärmen. Dazu ‚erwürfelte‘ man sich zunächst eine Perspektive, die man bei diesem Ausschwärmen insbesondere einbringen wollte. Ich hatte dazu an jede Pinnwand diese Liste mit 6 Perspektiven und einen Würfel verteilt.
Eine Gruppe beim Auswürfeln ihrer Perspektive
  • Zum Abschluss konnte jede Person einen möglichen, nächsten Schritt aufschreiben, den sie für sich mitnimmt und als Idee mit anderen teilen will.
  • In Paargesprächen ermittelten wir die zehn in der Gruppe am höchsten bewerteten Ideen – und stellten sie im Plenum vor.

Learnings: Zu eng gedacht!

Das Konzept hat aus meiner Sicht grundsätzlich funktioniert, vor allem weil ich es mit sehr experimentierfreudigen und offenen Menschen zu tun hatte, die auch selbst pädagogisch tätig sind. Ich nehme aber zugleich einige Optimierungsmäglichkeiten mit:

  • Timeboxing finde ich grundsätzlich sehr sinnvoll, um konzentriert und intensiv miteinander in den Austausch zu kommen. In diesem Fall erschien mir der Ablauf aber zu eng getaktet. Es wirkte damit alles etwas gehetzt.
  • Die Gruppen der Pop-Up-Sessions waren insgesamt zu groß. Das lag auch daran, weil eine Pinnwand nur mit einer Person besetzt war und ich insgesamt mit 1-2 Pinnwänden mehr hätte planen sollen. Das führte dann dazu, dass einige sich in die Zuschauer-Position begaben bzw. begeben mussten.
  • Ich hätte die grundsätzliche Idee am Anfang etwas ausführlicher erklären müssen, um alle mitzunehmen.

Fazit & Danke!

Insgesamt finde ich das Konzept mit den erwähnten Optimierungen eine gute Sache, um eine Veranstaltung bewusst sehr ‚anti-frontal‘ im Plenum zu beginnen.

Besonders schön hat den Tag für mich das sehr freundliche Willkommen und die super professionelle Vorbereitung und Durchführung des Teams im Landessportbund Niedersachsen gemacht. Vielen Dank an Euch; sehr gerne wieder! :-)


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