Rückblick auf OERcamp und OERcamp meets Hacks&Tools in Hamburg

Dieser Blogbeitrag ist eine Mischung aus zusammenfassender Überblick und persönlicher Merkzettel zum OERcamp und der anschließenden Kooperationsveranstaltung OERcamp meets Hacks & Tools in der zurückliegenden Woche in Hamburg. Ich teile Projekte, Methoden, Inspirationen, Tools und mehr, die während der beiden Veranstaltungen vorgestellt, diskutiert oder neu entwickelt wurden. Ich nutze dafür nicht nur meine Erinnerung, sondern vor allem den Sessionplan, in dem die einzelnen Sessions am Donnerstag und Freitag sehr gut dokumentiert wurden und dort nachgelesen werden können sowie den Hashtag #OERcamp, der über die gesamte Zeit im Einsatz war und den Hashtag #HoouitYourself, der bei Hacks&Tools dazu kam.

Themen

Der Sessionplan des Barcamps beinhaltet rund 60 dokumentierte Sessions mit einer wahrlich beeindruckenden Themenvielfalt. Wichtige, übergreifende Fragen waren zum Beispiel: Was sind OER? Wie kann ich mit OER lehren und lernen? Wie funktionieren OER in Bibliotheken, an Schulen, an Hochschulen, in der Erwachsenenbildung, für bildungsbenachteiligte Menschen…? Was braucht es politisch, dass OER noch besser genutzt werden können? Wie macht man Podcasts als OER? Wie gestaltet man OER im Kontext von VR, AR oder 3Druck? Wie funktionieren OER technisch, was sind Schnittstellen und Plattformen? Wie können wir OER barrierefrei(er) machen? Was sind gute Lernformate für OER? Die Sessions waren ein toller Mix aus konkreten Projektvorstellungen, Austausch zu bestimmten Themen, Feedback zu bereits entwickelten OER, Vernetzung, Einführungen sowie Ideen für gemeinsames Weiterdenken und -entwickeln.

Plattformen, Materialien und Projekte zum Nutzen

  • Das WB Web bietet OER (und Austausch dazu) zu Methoden, Tools und Themen der Erwachsenenbildung.
  • OER lässt sich zum Beispiel über die Plattform Gitlab einfach archivieren – und zugleich in unterschiedlichen Formaten zur Verfügung stellen und nachnutzbar machen. Wie das geht, zeigt Axel in diesem Gitlab Projekt, das zugleich eine Anleitung zum Nachmachen ist.
  • Arne arbeitet an einer Website für offenes, differenziertes Lernen. Erste Materialien sind verfügbar via Offenes-Lernen.de
  • Die Open Source Software H5P war Thema in vielen Sessions. Immer wieder genannte gute Links für den Einstieg sind die Website von H5P selbst, eine Übersicht mit Beispielen und Screencast zu jedem Inhaltstyp und Ideen zur Einsetzung, ein Test-Editor zur Erstellung von H5P-Inhalten (bleiben 12 Stunden gespeichert, d.h. Fokus liegt auf dem Ausprobieren) und Apps.Zum.de – die H5P-Sammlung der ZUM, wo man Materialien sowohl suchen, als auch selbst veröffentlichen kann. Und wer selbst bzw. wessen Organisation Geld hat: Oliver programmiert gerne weiter an H5P – nutzen können die entwickelten Lösungen dann später alle.
  • Die OER-Fachexperten sind ein Weiterbildungsprogramm für Menschen, die OER kennen lernen und in ihr Geschäftsmodell integrieren wollen. Die Teilnahme ist (bis auf die optionale Prüfung) offen und kostenfrei möglich.
  • Der Digitale Freischwimmer ist eine Übersicht von Online-Tools für die Lehre zu den Themen Gruppenarbeit gestalten, Studierende aktivieren, Prüfen & Feedback geben sowie Schreibprozess begleiten
  • Wer selbst ein Barcamp organisieren (oder andere Peer to Peer Lernmethoden ausprobieren) will, findet auf der Website Selbstlernen hilfreiche Anleitungen und Vorlagen – und findet dort auch das von Jöran geschriebene Barcamp Buch. Wer dazu professionelle Unterstützung nutzen will: die Agentur Jöran & Konsorten hat Barcamp-Konzeption, Organisation und Durchführung in ihrem Angebot (und auch mit den OERcamp mal wieder bewiesen, wie wunderbar sie das machen). Wer weitere Barcamps zu Bildung besuchen will, findet anstehende Barcamps in der Barcamp-Liste.
  • Das Digital Learning Lab aus Hamburg stellt skalierbare OER von und für Lehrkräfte zur Verfügung. Es können auch eigene OER eingereicht werden.
  • Wer sich neu mit dem Thema Pädagogische Architektur beschäftigen will, findet auf dieser Website der Montag Stiftung einen guten Einstieg. Viele weitere Links und Beispiele sind im Pad der Session zu diesem Thema dokumentiert.
  • Andere Menschen von OER überzeugen und einen einfachen Einstieg ermöglichen? Dazu kann man den OER Würfel nachbauen.
  • An Ansätzen zum Peer-to-Peer Lernen wurde unter anderem das Betriebssystem für lebenslanges Lernen LernOS vorgestellt und diskutiert. Außerdem der Ansatz Working Out Loud, zu dem sich hier ein Leitfaden findet
  • Mehrere Sessions (und bei Hacks and Tools auch einen erfolgreicher Pitch) gab es von den Loa Lernfreunden. Wer sich näher über den dahinter stehenden LOA Ansatz des ‘Lernen ohne Aufgaben’ informieren will, findet auf der Website Informationen und beispielhafte OER.
  • Einen Einstieg zu Open Access (wissenschaftliche Reflexionen offen publizieren) erhält man auf der Webite Open-Access.net.
  • Enen offenen Selbstlernkurs zur Frage, wie man Lehre und Lernen öffnen kann, gibt es an der Ruhr Universität Bochum. Viele Hinweise zu OER aus überwiegend rechtlicher Perspektive findet man in dieser als OER zum Download eingestellten Präsentation
  • Im Kontext einer Diskussion zu Barrierefreiheit und OER wurde das Padlet: Ideen, Tools und Materialien für Förderschule und Inklusion empfohlen.

Empfohlene Veranstaltungen

  • Immer empfehlenswert: die OERcamp – mindestens ein Barcamp und eine Werkstatt sind noch in diesem Jahr geplant. Informationen erhält man auf der OERcamp Website
  • Die Edunautika – ein Barcamp zu Reformpädagogik im/ trotz digitalem Wandel. In diesem Jahr bereits ausgebucht, aber über Hashtag #edunautika verfolgbar.
  • Das Educamp – ein Barcamp, bei dem generationenübergreifend (auch Kinder bieten Sessions an!) zu zeitgemäßer Bildung gelernt wird. Aktuell läuft die Anmeldung für das Educamp in Frankfurt im April.
  • In der Session Kunst- und Kulturunterricht in der Erwachsenenbildung wurde das Virtual Reality & Arts Festival empfohlen.

Podcasts

Für/ auf dem #OERcamp entwickelte Materialien zum Weiternutzen

Entwickelte Ideen und Vorhaben zum Mitmachen oder selbst Weiterdenken

  • An Open Source Software wie z.B. H5P können sich alle Menschen beteiligen, auch wenn sie nicht programmieren können. Einige Ideen hat Oliver in diesem Blogbeitrag vorgestellt, auf den mehrmals verwiesen wurde. Wer Interesse an einem regelmäßigen Austauschtreffen zu H5P hat, kann sich an Anne oder Frederik wenden, die so etwas gerne gestalten würden.
  • Das Bündnis Freie Bildung ist ein Zusammenschluss von Einzelpersonen und Organisationen, die sich als politisches Sprachrohr für offene Bildung verstehen. Auf dem OERcamp wurde gesammelt, vor welchen Herausforderungen wir stehen, und was getan werden müsste (in Bildungsinstitutionen/ in der Politik). Gesammelt sind die Überlegungen in diesem Spreadsheet. Wer sich mit an der Umsetzung dieser und der Entwicklung anderer Forderungen beteiligen will, nimmt am besten Kontakt zu Dominik (Koordinator des Bündnis freie Bildung) auf.
  • Florian und Stefan arbeiten an einer Tool-Übersicht und freuen sich über Menschen, die daran mitdenken und mitmachen wollen – gerne auch erst einmal nur mit einem Kommentar in dem von ihnen eingerichteten GoogleDoc
  • Es waren Kolleginnen von Verlagen der AAP Lehrerwelt da, mit denen wir gemeinsam überlegt haben, ein Barcamp zum Thema Potentiale und Grenzen bei der Kooperation von Verlagen und OER Community zu organisieren. Wiebke nimmt die Idee mit in den Verlag.
  • Noch eine Veranstaltungs-Idee ist eine ‘OERcamp Werkstatt Spezial’, bei der gezielt barrierefreie/ inklusive OER erstellt werden.
  • In einer Session haben wir über Peer to Peer Lernen mit Unterstützung von OER reflektiert. Wir wollen gemeinsam erarbeiten, welche Merkmale OER aufweisen sollten, so dass sie sich gut fürs P2P Lernen eignen. Dazu gibt es hier ein (noch leeres) Google Doc, an dem sich Interessierte gerne beteiligen können.
  • Weil es so toll, dass bei jedem OERcamp mindestens die Hälfte der anwesenden Menschen zum ersten Mal bei einem OERcamp dabei ist (in Hamburg meldeten sich bei der Abfrage im Plenum sogar rund zwei Drittel), wollen wir für zukünftige OERcamps eine Art ‘Spickzettel’ der häufigsten Begriffe zu OER und Barcamp gestalten. Ergänze in diesem GoogleDoc gerne die Begriffe, die aus Deiner Sicht dort erklärt werden sollten.

Projekte für Inspiration / zum Ansehen & Ausprobieren (z.T. Beta-Versionen, z.T. Nicht-OER)

  • Das Pilotprojekt digitales Lernbüro wird seit 2016 im Education Innovation Lab gemeinsam mit der Montag Stiftung für Jugend und Gesellschaft sowie der Evangelischen Schule Berlin Zentrum durchgeführt. Erprobt wird, wie individualisiertes Lernen mit digitalisierten Werkzeugen unterstützt werden kann. Die Materialien sind oft nicht offen verfügbar, aber die Ideen werden auf der Website vorgestellt und reflektiert. Für einen ersten Einstieg gibt es dieses Video auf Vimeo.
  • In seinem Lab veröffentlicht Oliver Ideen und erste Prototypen für Neuentwicklungen im Bereich H5P.
  • Die am Hasso Plattner Institut entwickelte SchulCloud wurde in einer Session vorgestellt. Auf der Website kann man die Demoversion ausprobieren.
  • Das in der Beta Version befindliche OER Portal Niedersachsen wurde vorgestellt. Spannend für Menschen, die auch an der Frage ‘Wie stelle ich OER zur Verfügung und ermutige zum selbst Erstellen? überlegen.
  • Eine geplante OER Veröffentlichung ist General Solutions – das Escape Game, in dem sich Jugendliche und junge Erwachsene mit den Folgen der Digitalisierung für unsere Gesellschaft und für unsere Demokratie auseinandersetzen können.
  • Warum OER eine wunderbare Lösung für Lehren und Lernen im Kontext der Digitalisierung sind, wird einem deutlich, wenn man sich die Broschüre Urheberrecht in der Wissenschaft ansieht.

Buchempfehlungen & empfohlene Blogbeiträge

  • Hinter dem Begriff ‘Dual Coding’ verbirgt sich die These, dass Menschen Informationen besser speichern und abrufen können, wenn sie verbal und visuell zur Verfügung gestellt werden. Mehr lernen kann man dazu unter anderem im auf der dazu angeboteten OERcamp Session empfohlenen Buch Dual Coding with Teachers
  • Im Zusammenhang mit der Frage, wie man Teilen und trotzdem Geld verdienen kann wurde das Buch ‘Theory U’ von Otto Scharmer empfohlen. Mehr zur Theorie auf dieser Website
  • In einer Session wurde über VR/AR Lernanwendungen im Kontext OER diskutiert und zum Einstieg der Blogbeitrag Virtual Reality als Werkzeug fördert kreatives Denken empfohlen.

Worauf wir uns alle freuen dürfen (= eine Liste der geförderten Projektideen bei Hacks&Tools)

  • Eine OER-Bauanleitung wie man einen ausrangierten 3D Drucker in ein Musikinstrument verwandeln kann und wie man diese Möglichkeit zum Lehren und Lernen nutzen kann.
  • ein H5P-Inhaltstyp mit Augmented Reality (Idee: Packe Marker und 3D Modell in einen H5P-Inhalt – erhalte augmentierte Lernmaterialien, die Lernende ohne weitere App-Installation nutzen können)
  • Eine Einstiegswebsite, wie sich Lernende eine eigene Website erstellen können – aufbauend auf dem schon länger bestehenden aber bislang überwiegend nur englischsprachig veröffentlichten Projekt ‘Domain of Ones Own’
  • Ein Tool mit dem man ‘Noch Nicht OER’ einfach in OER verwandeln kann, indem einen die nicht offen lizenzierten Bilder angezeigt werden und man sie einfach mit CC lizenzierten Bildern ersetzen kann.
  • Eine Ausweitung des Projekts ‘ZUM DeutschLernen’ – Materialien zum Lernen von Deutsch als Fremd- oder Zweitsprache.
  • Ein Audio-Escape-Spiel zum Training des Hörverstehens
  • Ein Online-Lernangebot zu künstlicher Intelligenz: KISS – KI für Schüler*innen und Studierende
  • OER Materialien zum Bereich der globalen Bildung aus einer machtkritischen Perspektive
  • Die Umwandlung des Workshop-Konzepts ‘Don’t hate – Participate’ in ein offenes Bildungsprojekt
  • technische Unterstützung zur Gestaltung von Lernpfaden und weitere Materialien für den Lernansatz LOA – Lernen ohne Aufgaben
  • Materialien zur CO2 Messung im Klassenraum – mit interaktiver Erkundung in VR
  • ein Lernangebot zum Thema Energiewende 4.0

Das Wichtigste zum Schluss: Danke!!!

Das OERcamp meets Hacks& Tools war eine Kooperation der OERcamp in Verantwortung der Agentur J&K mit der HOOU in Verantwortung des HOOU@HAW Team. Beide Veranstaltungen waren großartig konzipiert, organisiert und durchgeführt. Das BMBF fördert die OERcamp finanziell, was toll ist! Vor allem war es wunderbar zu sehen und zu erleben, wie viele Menschen sich mit Session-Angeboten, Dokumentation oder auch einfach Fragen und Beiträgen beteiligt haben. Ich habe selten ein so lebendiges und vielfältiges Barcamp erlebt. Dankeschön!!!


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