In 30 Minuten zur eigenen Website

Schon lange wolte ich ein niederschwelliges Tutorial dazu veröffentlichen, wie Du Dir eine eigene Website gestalten und zum Lehren und Lernen nutzen kannst. Nun nehme ich die aktuelle Corona-Krise zum Anlass, um in diesem Blogbeitrag zumindest einen ersten Überblick dazu zu veröffentlichen. Gedacht ist der Beitrag für Menschen, die bis jetzt noch keine eigene Website haben und auch keine besonderen technischen Vorkenntnisse mitbringen. Einiges wird wahrscheinlich dennoch erst einmal ungewohnt oder schwierig sein. Ich habe mich bemüht, möglichst einfach zu erklären und eine Anleitung zu schreiben, die Du selbstorganisiert und Schritt für Schritt durchgehen kannst. Wenn Du Fragen hast, dann melde Dich gerne bei mir.

Warum ist eine eigene Website eine gute Idee für lehrende (und lernende) Menschen?

Warum eine eigene Website sinnvoll ist, lässt sich verdeutlichen, wenn man Herausforderungen von Lehrenden während der Corona-Krise mit verfolgt. Immer wieder erreichen mich zum Beispiel diese oder ähnliche Fragen:

  • Wo und wie kann ich für meine Schülerinnen und Schüler Lerninhalte zur Verfügung stellen?
  • Wo und wie kann ich ein Blogprojekt mit Lernenden starten?
  • Wo kann ich H5P-Inhalte (d.h. interaktive Online-Bildungsmaterialien) erstellen und veröffentlichen?
  • Über welches Tool lässt sich Feedback von Lernenden erhalten?
  • Wie kann ich mit anderen Lehrenden in Austausch treten?
  • Wie kann ich datenschutzrechtliche Vorgaben beim Online-Lehren beachten?

Die Antwort auf diese und viele ähnliche Fragen könnte lauten: Mit/ dank / auf meiner eigenen Website. Wer keine eigene Website hat und diese Antwort demzufolge nicht geben kann, für den findet sich oft keine überzeugende Alternative. Man kann seine Inhalte nicht offen teilen, Inhalte stehen nicht längerfristig zur Verfügung, es fehlt an Transparenz zu Datenverwendung einer verwendeten Plattform, man muss Werbung auf der Seite akzeptieren …

Vor diesem Hintergrund dürfte es unstrittig sein, dass ein eigener Raum im Netz, über den man selbst bestimmen kann und der sich in Form einer eigenen Website gestalten lässt, gerade für Lehrende ein sinnvoller Schritt ist. Ist es aber auch ein Schritt, der leistbar ist, wenn man eigentlich schon mehr als ausgelastet ist?

Wie aufwändig ist die Einrichtung und Wartung einer eigenen Website?

Klar ist: Wer bislang noch keine eigene Website hat und sich technisch wenig auskennt, wird etwas Zeit investieren müssen, um sich zunächst grob einzuarbeiten und sich die Website zu gestalten. Meine Einschätzung ist allerdings, dass dies sehr gut investierte Zeit ist, die sich längerfristig auszahlt. Denn ohne eigene Website wirst Du immer wieder vor den oben genannten Herausforderungen stehen und musst kontinuierlich damit rechnen, dass eine Plattform, die Du aktuell nutzt ihr Geschäftsmodell ändert oder ganz den Dienst einstellt. Deine eigene Website gestaltest Du dagegen einmal und kannst sie dann zuverlässig für Deine gewünschten Aktivitäten nutzen. Es gibt zwar auch einen gewissen Wartungsaufwand, der sich aber bei der Wahl einer relativ intuitiven Software – in diesem Tutorial schlage ich WordPress vor – sehr in Grenzen hält.

Was muss ich besorgen, um meine eigene Website zu gestalten?

Für Deine eigene Website benötigst Du erstens eine URL (= eine Adresse/ ein Link), über die Du und andere sie im Internet erreichen können. Zweitens benötigst Du einen Server (= einen Platz im Internet, der mit dieser URL verknüpft ist und auf dem Du Deine gewünschten Inhalte speichern kannst.) und drittens benötigst Du eine Software, um Inhalte von Deinem Rechner auf Deinen Platz im Internet transferieren zu können. All das kannst Du Dir relativ einfach und zu sehr geringen Kosten besorgen.

  1. Adresse (URL) überlegen: Bei der Wahl der URL solltest Du Dir überlegen, unter welcher Adresse Du im Netz gefunden werden willst: über deinen Namen (nele-hirsch.de), über Deine Aktivitäten (ebildungslabor.de) oder auch etwas ganz anderes. Hilfreich sind nicht zu lange und möglichst einfach schreib- und kommunizierbare Adressen. Du kannst neben dem Namen auch die Endung wählen, also z.B. .de oder .net oder .org – und auch viele weitere wie z.B. .rocks oder .io oder .xyz (Ich habe allerdings die Erfahrung gemacht, dass sich die meisten Menschen mit einfachen .de Endungen bei uns nach wie vor am leichtesten tun.) Am wichtigsten ist es sicherlich, dass Du eine für Dich passende URL wählst, die Du gerne kommunizierst.
  2. Serverpaket kaufen und Adresse registrieren: Um Deinen Platz im Internet zu mieten und dabei auch gleich Deine unter Punkt 1 überlegte Adresse zu registrieren, kannst Du die Dienste von Hosting-Anbietern in Anspruch nehmen. Es gibt davon eine schier unüberschaubare Vielfalt – und sicherlich wirst Du unterschiedliche Empfehlungen erhalten, wenn Du unterschiedliche Menschen fragst. Um es Dir einfacher zum machen: Wenn Du ‘nur’ eine einfache Website installieren willst, dann bieten Dir so gut wie alle Hosting-Anbieter in ihren Standard-Hosting-Paketen das an, was Du benötigst. Du musst also keine umfassende Recherche betreiben. Wichtig ist lediglich, dass zum einen in Deinem Hosting-Paket eine Datenbank (MySQL) enthalten ist (zumindest, wenn Du wie im folgenden vorgeschlagen WordPress installieren willst). Zum anderen solltest Du, falls es Dir wichtig ist, dass der Server Deiner Website in Deutschland steht, darauf ebenfalls achten. Ich selbst bin bei Hetzner und zufrieden. Ein einfaches und für die hier beschriebenen Zwecke gut ausreichendes Webhosting-Paket mit Datenbank und Serverstandort Deutschland kostet Dich dort 1,90 Euro/ Monat – hinzu kommt eine einmalige Einrichtungsgebühr von 9,90 Euro. Wenn Du das erste Mal bei Hetzner bestellst, musst Du Dir zunächst ein Kundenkonto anlegen, danach mit Deinen erhaltenen Zugangsdaten via KonsoleH anmelden und dort dann auf Neue Bestellung klicken, runterscrollen zu WebHosting und dort dann ein Level 1 Paket auswählen. Im nächsten Schritt kannst du dann Deine gewünschte Web-Adresse eingeben und es wird überprüft, ob sie noch verfügbar ist. Nachdem Du die Bestellung abgeschlossen hast, hast Du erst einmal etwas Pause: es kann bis zu 24 Stunden dauern bis Deine Adresse im Netz verfügbar ist und Du weiter arbeiten kannst. (Meiner Erfahrung nach ist es meist schon nach 2-3 Stunden soweit.)
  3. ‘Transfer’-Software installieren: In der Zwischenzeit kannst Du Dir noch die benötigte Transfer-Software installieren, um später Daten von Deinem Rechner zu Deinem jetzt gemieteten Raum im Netz übermitteln zu können. Ich nutze Filezilla (eine Open Source Software, die man kostenfrei installieren kann). Du benötigst den Filezilla Client, den Du Dir hier herunterladen kannst. Wir lernen unten, wie wir die Software praktisch nutzen. Wenn Du sie installierst hast, bist Du erst einmal fertig – und wartest ein paar Stunden, bis Deine URL im Netz erreichbar ist.

Welche weiteren Vorbereitungen muss ich treffen?

Du hast inzwischen einen Raum im Netz und dieser Raum ist erreichbar über eine von Dir gewählte Adresse. Wenn Du diese Adresse aufrufst, siehst Du (nachdem Du ein paar Stunden gewartet hast) erst einmal nur einen Coming Soon Begrüßungsbildschirm. Wenn Du bei Hetzner bist, dann sieht er ungefähr so aus wie auf diesem Bild. Wir möchten nun drei weitere Vorbereitungen dafür treffen, dass Du Deine Website gestalten kannst.

1. Sichere Datenübertragung aktivieren

Um verschlüsselte Datenübertragung zu aktivieren (was zum Standard einer Website gehört), loggst Du Dich bei Hetzner ein, wählst unter Bestellungen Deine Adresse aus und klickst dann im linken Menü auf Einstellungen und wählst dort unter Extras den Menü-Punkt SSL-Manager aus. Dort wählst du ‘kostenloses Basis Zertifikat’ aus, wartest ein paar Sekunden bis es installiert ist und stellst dann direkt darunter die https-Weiterleitung auf ein.

2. Filezilla einrichten:

Die Software Filezilla hast Du Dir oben schon heruntergeladen. Nun richten wir Dir eine Verbindung zwischen Deinem Rechner und Deinem Raum in Netz ein. Auf diese Weise kannst Du zukünftig ganz einfach Dateien hin- und herschieben – so wie Du das auf Deinem Rechner zwischen verschiedenen Ordnern machen würdest. Um diese Verbindung dauerhaft abrufbar zu haben, öffnest Du in Filezilla den Servermanager, wählst dort ‘neuer Server’ aus und trägst dann die Daten ein, die Du in Deinem Hetzner-Account unter Zugangsdetails -> Logindaten findest. Den Link zu Deinem Server selbst findest Du im linken Menü in der Übersicht.

Die genaue Einrichtung bei Filezilla zeige ich Dir in diesem Screencast:

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3. ‘Oberfläche’ für Deine Website wählen und herunterladen

Mit den Vorbereitungen, die Du bis jetzt getroffen hast, kannst Du ab sofort alle möglichen Dateien von Deinem Rechner in Deinen Online-Raum transferieren. Dazu musst Du nur eine Verbindung zwischen Deinem Rechner herstellen und die gewünschten Daten übertragen. Wenn Du z.B. ein pdf mit dem Dateinamen ‘aufgaben.pdf’ hochlädst, ist dieses unter deine-website.de/aufgaben.pdf abrufbar. Aber sicherlich ist das nicht das, was Du Dir als Website vorstellst. Stattdessen möchtest Du wohl eine richtige Oberfläche mit einer Navigation und ‘richtigen’ Online-Seiten. Dafür lohnt es sich eine Software auf Deiner Website zu installieren, die Dir genau das bietet. Ich empfehle Dir für den Einstieg die Open Source Software WordPress. (Nicht wordpress.com, sondern wordpress.org). Es ist die meist verbreitete Software, sie ist sehr einfach zu warten und vor allem kannst Du Dir dort für das Lernen nützliche Tools wie z.B. H5P installieren. Wenn Du diese Wahl für Dich sinnvoll findest, dann zeige ich Dir im nächsten Schritt die Installation. Dazu solltest Du Dir die Software hier herunterladen (der Link führt zur deutschsprachigfen WordPress-Installation).

Wie installiere ich WordPress?

Die schwierigsten Schritte hast Du jetzt schon hinter dir. Die Installation von WordPress benötigt nur wenige Minuten. Versprochen! So gehst Du vor:

  1. Du entpackst die von WordPress.org heruntergeladene Software auf Deinem Rechner.
  2. Du stellst eine Verbindung zwischen Deinem Rechner und Deinem Server in Filezilla her.
  3. Du überträgst alle Dateien, die sich in Deinem heruntergeladenen und entpackten WordPress Ordner befinden in den Ordner public_html auf Deinem Server.
  4. Bei Hetzner klickst Du unter Einstellungen, Datenbanken, MySQL auf ‘Hinzufügen’. Wir werden die generierten Angaben gleich benötigen.
  5. Wenn alles übertragen ist, dann rufst Du Deine Website auf – und Du wirst dort durch den Installationsvorgang geleitet. In diesem Installationsvorgang musst Du die Angaben der Datenbank von Punkt 1 eingeben.

In diesem Screencast zeige ich Dir zunächst Punkt 1-4.

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Und hier den abschließenden Punkt 5:

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Hurra, geschafft! Du hast eine funktionierende Website!

Was sind erste Schritte zur Gestaltung meiner Website?

Jetzt kommt der spannendere und schöne Teil: Du kannst Dir überlegen, wie Deine Website gestaltet sein soll und welche Inhalte man dort finden kann. Einrichten und gestalten kannst Du das alles über die Administrationsoberfläche Deiner WordPress-Installation auf Deiner Website.

Für den Einstieg empfehle ich dir:

  • Wähle unter ein Design eine Gestaltungsvorlage aus und richte sie Dir ein.
  • Gestalte unter Seiten Deine statischen Seiten, d.h. ein Impressum und die Datenschutzerklärung, die WordPress Dir im Entwurf schon zur Verfügung stellt.
  • Fange an unter Beiträge erste Beiträge zu veröffentlichen.

Unter Plugins kannst Du Dir Zusatzfunkionen installieren. Ein sehr hilfreiches Plugin ist H5P. Damit kannst du dann direkt auf Deiner Seite H5P-Inhalte erstellen, speichern und veröffentlichen.

In diesem Screencast erhältst Du eine erste Orientierung in Deiner neu installierten WordPress-Umgebung (Es ist nur sehr schnell aufgenommen, um Dir ganz grob zu zeigen, wo und wie Du beginnen kannst – und vor allem um Dir direkt zu zeigen, dass die Integtration von H5P ganz einfach ist. Für weitere Fragen und ausführliche Darstellungen findest Du im Netz jede Menge Angebote).

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Fazit: Viel Erfolg!

Wenn Du die Anleitung bis hier mitgemacht hast, besitzt Du eine eigene Website, auf der Du bloggen und Bildungsinhalte veröffentlichen kannst. Das erste Mal wird die Einrichtung für Dich wahrscheinlich ungewohnt gewesen sein. Ich hoffe aber, dass es dennoch gut geklappt hat. Wenn Du mit WordPress arbeitest, wirst Du Dich auch auf Deiner Website selbst, immer besser zurechtfinden und sie immer vielfältiger und gewinnbringender zum Lehren und Lernen nutzen können.


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