Den heutigen Tag habe ich in Rostock verbracht und mit Kolleg*innen der Europäischen Stiftung für Innovative Bildung (EuSiB) über Künstliche Intelligenz (KI) in der Pädagogik reflektiert. Das Treffen war überwiegend als „Schreib- und Austauschwerkstatt“ angelegt, um gemeinsam zu einer Art Grundverständnis in Form einer lebendigen und weiterentwickelbaren „Handreichung“ zu kommen.
In diesem Blogbeitrag teile ich, wie wir dabei vorgegangen sind. Insbesondere die bereits in der Vorbereitung erstellten Fragen zur Strukturierung der Diskussion halte ich für sehr hilfreich und gut weiternutzbar.
Grundsätzliche Herangehensweise
Der heutige Tag unterschied sich stark von anderen KI-Lerntagen, die ich zurzeit gestalte. Denn es ging weniger um gemeinsames Lernen über KI, sondern vielmehr um die grundsätzliche Frage, wie sich KI strategisch in der Pädagogik aufgreifen und gestalten lässt.
Vor diesem Hintergrund waren folgende Aspekte als Rahmen wichtig:
- Prozessorientierung: Das heutige Treffen war nur eine Zwischenetappe auf dem bereits zuvor begonnenen Weg. Es gab bereits vielfältige Möglichkeiten zum gemeinsamen Lernen und Erkunden. Auch im Anschluss an den heutigen Tag wird der Prozess weitergehen. Für alle Beteiligten war zudem klar, dass man bis zu einem gewissen Grad „im Ungewissen“ diskutiert, da die weitere KI-Entwicklung nicht vollständig absehbar ist. Gerade deshalb ist es aber sinnvoll, nicht einfach abzuwarten, sondern sich mit einem gestaltenden Blick damit auseinander zu setzen.
- Partizipation: Die EuSiB gestaltet in und um Rostock mehrere Bildungseinrichtungen – von der Krippe über die Grundschule und den Zirkus bis hin zur beruflichen Bildung (siehe hier). Wichtig war vor diesem Hintergrund, alle Bildungseinrichtungen einzubinden und die Kolleg*innen zu beteiligen.
- Konkrete Betrachtung: Über KI lässt sich auf sehr unterschiedliche Weise reflektieren. Oft erlebe ich eine technologiegetriebene Diskussion, bei der pädagogische Fragen zum Teil in den Hintergrund geraten. Am heutigen Tag mochte ich besonders, dass sehr konkret an der Sache diskutiert wurde – und zugleich mit großer pädagogischer Ernsthaftigkeit.
- Fokussierung: Zu KI in der Bildung gehört natürlich auch die Frage nach der Nutzung von KI in der Verwaltung oder die Frage nach der Gestaltung einer sinnvollen KI-Infrastruktur. Ich habe es heute als sehr gelungen erlebt, dass zu Beginn anerkannt wurde, dass es diese Bausteine ebenfalls gibt und sie auch beraten werden müssen – der Fokus heute jedoch ein anderer war.
- Erkundung: Um in eine gute Reflexion zu kommen, starteten wir mit einer eigenen Erkundung zu KI. Diesen Teil hatte ich maßgeblich vorbereitet und dazu verschiedene KI-Interaktionsmöglichkeiten entwickelt, die ich grundsätzlich spannend und auch weiterführend finde. Zur Weiternutzung gibt es sie in diesem H5P-Inhalt:
Leitfrage: Wie gestalten wir als pädagogisch Verantwortliche die Begegnung von Lernenden mit KI?
Der Hauptteil des heutigen Tages war, wie bereits beschrieben, die gemeinsame Schreibwerkstatt zur geplanten „Handreichung“. Hierzu gab es eine sehr klare und konkrete Leitfrage:
Wie gestalten wir als pädagogisch Verantwortliche die Begegnung von Kindern und Jugendlichen mit KI?
Um diese Leitfrage gut reflektieren zu können, bildeten wir Reflexionsgruppen nach dem Alter der Lernenden – wir sortierten nach Krippe/Kita, Grundschule, weiterführender Schule sowie Berufsbildung/Erwachsenenbildung.
Für mich ist diese Leitfrage fast schon die wichtigste Erkenntnis des heutigen Tages, da sich darüber – wie ich feststellen konnte – sehr gut gemeinsam reflektieren lässt. Dies funktionierte vor allem deshalb so gut, weil die Leitfrage noch in vier Teilbereiche unterteilt war:
1. KI als Alltagsphänomen

In diesem Bereich ging es konkret um folgende Fragen: Wie gestalten wir die Begegnung mit KI als Alltagsphänomen in unseren Bildungseinrichtungen? Wie greifen wir die Alltagserfahrungen der Kinder und Jugendlichen auf? Was wollen wir vorleben?
Ausgangspunkt waren somit die durch KI veränderten Lebensrealitäten von Kindern und Jugendlichen und der gewünschte pädagogische Umgang damit.
Um die Diskussion gezielt anzuregen, gab es unterstützende Hilfsfragen, auf die bei Bedarf – also falls die Diskussion stockte – zurückgegriffen werden konnte:
- In welcher Gestalt begegnet Kindern KI?
- In welcher Form interagiert KI mit Kindern?
- In welcher Konstellation aus Schüler*innen, Lehrpersonen und KI wollen wir dem Alltagsphänomen KI begegnen, das sich jeweils alters- und entwicklungsabhängig unterschiedlich zeigt?
- Wenn wir das in Bildungsinteraktionen tun, was wollen wir dabei beachten?
2. KI-Nutzung von lehrenden Personen

In diesem Bereich lautete die Frage: Wie nutzen und reflektieren wir KI als Arbeitswerkzeug für Lehrpersonen/ Erzieher*innen, Schulbegleiter*innen?
Die beteiligten Personen brachten hier schon zahlreiche Erfahrungen mit und es war auch viel Raum für Austausch.
Auch in diesem Bereich waren ‚Hilfsfragen‘ formuliert:
- Welche Nutzung von KI kann ich mir in meiner Arbeit vorstellen?
- Wie erkläre ich einem Kind/ einer Jugendlichen, dass ich für meine Arbeit KI-Werkzeuge nutze?
- Wie möchte ich mich entscheiden, wann ich KI als Werkzeug nutze – und wann nicht?
- Was möchte ich von meinen Kolleg*innen, wann sie KI als Werkzeug nutzen – und wann nicht?
Meine Lieblingsfrage ist hieraus übrigens die Frage, ob ich meine KI-Nutzung als Pädagogin überzeugend einer lernenden Person begründen kann. Diese Frage lässt sich auch sehr gut als individueller KI-Check für sich nutzen – unabhängig von den anderen Fragen.
3. KI als Lernwerkzeug von Lernenden

Genau wie lehrende Personen KI als Werkzeug nutzen, können das auch Lernende – womit sich natürlich die Frage nach pädagogischer Begleitung stellt. Hierzu lautete die Frage: Wie gestalten wir die Begegnung mit KI als Lernwerkzeug für Lernende?
Es gab dazu diese ‚Hilfsfragen‘:
- Welche Konstellation aus Schüler*in oder Schüler*innen, Lehrperson/en und KI-Werkzeug ist am sinnvollsten, um die jeweiligen Ziele zu erreichen? (Hier gingen wir von den bestehenden Lernformaten an der EuSiB aus. An Bildungseinrichtungen, die sich noch wenig vom klassischen Unterrichtskonzept gelöst haben, würde ich offener herangehen)
- Welche Rolle hat die Lehrperson jeweils inne?
- Wo ist der sinnvollste Lernort?
4. Verstehende Begegnung mit KI

Der letzte Bereich war schließlich noch KI als Lerngegenstand. Die Frage lautete: Wie gestalten wir, dass Kinder und Jugendliche sich KI als Phänomen erschließen können?
Es ging hier also sowohl um die Entwicklung eines technischen Verständnisses, als auch um die Reflexion der gesamtgesellschaftlichen Rahmenbedingungen bzw. insgesamt eine Orientierung auf Gestaltbarkeit von KI.
Fazit: Danke!
Ich freue mich sehr, dass ich im Vorfeld und heute mitdenken durfte und bin gespannt auf den weiteren Prozess! Zugleich hoffe ich, dass die Dokumentation des Vorgehens und insbesondere der Fragen auch für andere Bildungseinrichtungen hilfreich sein kann, die sich zu KI pädagogisch orientieren wollen.
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