Design Thinking zum Ausprobieren, Reflektieren und Weiternutzen

In diesem Beitrag teile ich mein Konzept für einen Design Thinking Workshop im Bereich der Produktentwicklung für Bildungsmaterialien. Ziel des Workshops ist es erstens, durch praktische Anwendung von Design Thinking Ideen für innovative Produkte zu entwickeln. Zweitens sollen die Teilnehmenden die Methode des Design Thinking reflektieren und perspektivisch selbst nutzen können. Ich kann mir zahlreiche Übertragungen und Anpassungen dieses Workshopkonzepts im Bildungsbereich vorstellen. Zum Beispiel eine Nutzung für die Entwicklung von Projektideen, Lernkonzepten oder Unterrichtsideen. Darüber hinaus kann das Konzept auch für all jene hilfreich sein, die allgemein über die Methode des Design Thinking lernen wollen.

Folgende Materialien stehen Dir zur Weiternutzung unter Public Domain zur Verfügung. Du kannst sie ohne weitere Angaben weiter nutzen und beliebig für Deine Lernsituation anpassen:

  • ein Handout für die Teilnehmenden, gedacht als ‘Arbeitsmaterial’ zum Reinschreiben während des Workshops: als pdf zum Download oder als Googledoc zum Remix.
  • zusätzliche Materialien (werden als Inhalte für das Handout benötigt und dort eingefügt): Inspirationskarten zum Brainstorming und eine Vorlage zum ‘Brainwriting’. Außerdem wird eine Blanko-Postkarte benötigt. (Ich habe diese zusätzlichen Materialien in Briefumschläge gepackt und an den entsprechenden Stellen ins Hand-Out eingefügt)
  • Präsentation zur Nutzung während des Workshops (zugleich Erläuterung zu den Aktivitäten): als pdf zum Download oder als GoogleSlides zum Remix

Zusätzlich benötigst Du pro Kleingruppe ein Set ‘Trend Cards’. Diese sind kostenfrei erhältlich via Board Of Innovation.

Rahmen des Workshops

Der Workshop ist angelegt für einen Zeitraum von mindestens 4 Stunden zuzüglich Pausen. Wenn mehr Zeit zur Verfügung steht, lassen sich mehr Übungen integrieren oder mehr Zeit für die einzelnen Übungen zur Verfügung stellen. Durchgeführt wird der Workshop am besten in einem größeren Raum, der den Teilnehmenden die Möglichkeit bietet, an Tischen in Kleingruppen von 4-5 Personen zusammen zu arbeiten. Daneben wird eine Präsentationsmöglichkeit benötigt, um jeweils die nächsten Aufgaben vorstellen zu können. Insgesamt sollte die Teilnehmerzahl 20 Personen (entspricht 4 Gruppen mit 5 Personen) möglichst nicht überschreiten.

Benötigte Materialien

Je nachdem, welche Übungen im einzelnen ausgewählt werden, sind unterschiedliche Materialien erforderlich. Mindestens benötigt man Post-Its und einige ‘Bastelmaterialien’ wie Knete oder auch einfach Schere, Kleber buntes Papier zur Gestaltung der Prototypen. Mein Vorschlag beinhaltet außerdem eine Übung mit Lego und das praktische Gestalten einer Persona mit einer Holzfigur. Sollten diese Materialien nicht vorhanden sein, können hier aber Alternativen gefunden werden.

Hinzu kommen die oben verlinkten Print-Produkte (HandOut für die TN mit ‘Füllung’ und ein Set TrendCards pro Gruppe).

Inhalte und Schritte

Der Design Thinking Prozess wird allgemein in 5 Phasen unterteilt: Zunächst wird beobachtet und erkundet, um was es überhaupt geht. Darauf aufbauend kann zweitens die genaue Herausforderung definiert werden. Als dritte Phase schließt sich die Entwicklung von Ideen an, auf die die Gestaltung eines Prototypen folgt. Zum Abschluss wird der Prototyp vorgestellt und kann perspektivisch getestet werden. Für jede Phase gibt es mehrere Aktivitäten, die Teilnehmende in der Regel in ihrer Kleingruppe durchführen.

Da es im Workshop sowohl um das Ausprobieren als auch die Reflexion von Design Thinking geht, beinhaltet jede Aktivität einen Dreiklang:

  1. die Aktivität wird vorgestellt: Was ist zu tun? Wieviel Zeit steht zur Verfügung?
  2. die Aktivität wird gemacht, d.h. durch die Teilnehmenden gemacht/ ausprobiert.
  3. die Aktivität wird erklärt: Welchen methodischen Sinn hat sie? Mit welchem Ziel wurde sie ausgewählt?

Auf einer Meta-Ebene lassen sich im Design Thinking Prozess jeweils zwei gegensätzliche Denkbewegungen unterscheiden: Zum einen wird divergiert, das bedeutet möglichst breit, vielfältig und gerne auch verrückt gedacht. Zum anderen wird konvergiert, das bedeutet strukturiert, ausgewählt und weiter entwickelt. Teilnehmenden sollte klar sein, welche Denkbewegung in einer Übung jeweils gefragt ist.

Zeitlicher Ablauf

Der Workshop lässt sich gut in drei Zeitblöcken durchführen:

  • A. Einstieg und Herausforderung (beinhaltet Phase 1: Erkunden und beobachten und Phase 2: Herausforderung definieren) (90 min)
  • B. Brainstorming und Ideen-Entwicklung (beinhaltet Phase 3: Ideen entwickeln und startet die Phase 4 zur Prototyp-Gestaltung) (90 min)
  • C. Prototyp-Gestaltung und Vorstellung (beinhaltet Phase 4: Prototyp gestalten und Phase 5: Testen) (60 min)

Dazwischen sollte ausreichend Zeit für Pausen eingeplant werden.

Vorstellung einzelner Aktivitäten

Der Ablauf des Workshop ergibt sich aus der Präsentation und dem Hand-Out. Für Deinen eigenen Workshop kannst Du hier einfach Aktivitäten ergänzen, streichen oder abwandeln.

Die Aktivitäten sind bewusst vielfältig gewählt, um den Teilnehmenden ein möglichst breites Methoden-Repertoire zur späteren eigenen Gestaltung von Design Thinking Workshops an die Hand zu geben. Unter anderem sind die folgenden Aktivitäten enthalten:

  • Lego bauen, um komplexe Probleme zu veranschaulichen/ zu verstehen. Entscheidend ist hier den Teilnehmenden das metaphorische Bauen (z.B. ein Windrad als Symbol für ‘viel Bewegung’) zu erläutern.
  • Personas gestalten, um sich in die Bedürfnisse von Nutzenden besser hinein versetzen zu können.
  • Kollaboratives Brainwriting als eine hilfreiche Form eines strukturierten Brainstormings
  • Konzept des ‘Golden Circle’, um von einer Idee zunächst das ‘Warum?’ und nicht das ‘Was?’ zu erläutern.
  • Brainstorming mit zusätzlichen Inspirationskarten: Wem nichts mehr einfällt, kann eine Karte ziehen, um Ideen wieder in Fluß zu bringen.

Es ist wichtig, für die vorgesehenen Aktivitäten der Teilnehmenden jeweils eine klare Zeitangabe vorzugeben. So entsteht ein spielerisches Element und durch die tendenzielle Knappheit der Zeit kommen Teilnehmende direkt zur Sache.

Fazit: Ausprobieren!

Ich freue mich über Feedback zu Erfahrungen und Modifikationen. Gerne auch als Reply auf diesen Tweet oder per Mail


Beitrag merken & teilen

Hier kannst Du dir den Link zum Beitrag kopieren - beispielsweise um ihn für Dich zu speichern oder mit anderen zu teilen. Wenn Du den Link in den Suchschlitz im Fediverse einfügst, kannst Du den Beitrag von dort aus kommentieren. Die Kommentare erscheinen dann nach Freigabe hier auf der Website.