In meiner Social-Media-Bubble bin ich Anfang 2024 auf die Idee gestoßen, sich für das neue Jahr eine Art ‚Motto‘ zu überlegen, an dem man die eigenen Aktivitäten ausrichtet. Jetzt ist Anfang 2025 und ich will das gerne auch für mich umsetzen. Ich habe für mich für das heute ganz neue Jahr 2025 das Motto ‚Lernfreude‘ gewählt.
Warum Lernfreude?
Lernfreude ist ein Schlüsselbegriff für notwendige Veränderungen in der Bildung, weil sie in vielen Bereichen das genaue Gegenteil unseres traditionellen Bildungssystems darstellt. Anstatt im Laufe der eigenen Bildungsbiografie immer neugieriger zu werden, mehr Fragen zu entwickeln und gemeinsam mit anderen nach Antworten zu suchen, wird Kindern spätestens in der Grundschule die Lernfreude oft systematisch ausgetrieben. Dieser Trend setzt sich auch in der weiterführenden Schule, in der Berufsbildung, an den Hochschulen und in der Erwachsenenbildung fort. Lernen ist für viele ein notwendiges Übel, aber ganz bestimmt keine Freude!
Wenn man das ändern will, muss man an den Grundsätzen des Bildungssystems rütteln. Hier steht immer noch das überholte System von Unterricht mit fremdbestimmter Stoffvermittlung und Schubladen-Bewertung im Fokus. Das ist nicht spannend, oft sehr demotivierend und kaum selbstwirksam. Viele – insbesondere reformpädagogisch orientierte – Schulen zeigen schon heute, dass Bildung auch ganz anders aussehen kann: ausgehend von den Lernenden, mit offenen Lernprozessen und authentischen Herausforderungen und viel Raum zum gemeinsamen Erkunden und Entwickeln.
Vor diesem Hintergrund finde ich die Forderung nach mehr Lernfreude nicht nur pädagogisch wichtig und sinnvoll, sondern auch strategisch sehr hilfreich. Denn sie legt genau an den richtigen Stellen den Finger in die Wunde und fordert Veränderungen ein. Meine Hoffnung ist, dass der Fokus auf Lernfreude etwas ist, hinter dem sich viele Menschen versammeln können, um gemeinsam mehr zu bewirken.
Zum Beispiel kann der Fokus auf Lernfreude im Kontext von Digitalisierung und aktuell insbesondere im Bereich Künstliche Intelligenz als gemeinsamer Nordstern wirken. Denn bei Lernfreude geht es vor allem darum, befähigt und motiviert zu werden, das Lernen selbst zu lernen. In einer zunehmend digitalisierten, komplexen und dynamischen Welt ist das die grundlegende Kompetenz für gesellschaftliche Handlungsfähigkeit. Ebenso ist Lernfreude ein Schlüssel für ein demokratischeres Bildungssystem. Auch die gesamtgesellschaftliche Herausforderung nach einer nachhaltigen Entwicklung lässt sich nicht bewältigen, wenn wir weiter bei fertigen Antworten, statt neuen Fragen stehen bleiben. Auch hierzu braucht es also mehr Lernfreude.
Wie lässt sich mehr Lernfreude realisieren?
Um meinen Beitrag zu mehr Lernfreude zu leisten, möchte ich auf drei Ebenen ansetzen:
1. Individuelle Ebene
Ich nehme mir vor, mich selbst immer wieder daran zu erinnern und mir Räume zu schaffen, selbst eine neugierige und lernfreudige Person zu sein bzw. noch besser zu werden. Im letzten Jahr habe ich es im Kontext von KI gemerkt, wie sehr eine gestaltende Perspektive entsteht, wenn ich mit Neugierde und dann mit ganz viel Ausprobieren an solche Themen herangehe. Solch ein Vorleben ist dann nicht nur für mich individuell sehr bereichernd, sondern (hoffentlich) auch ein gutes Vorbild für andere.
2. Gestaltung von Lernangeboten
Mein Schwerpunkt wird sicherlich die Umsetzung von mehr Lernfreude im Rahmen meiner eigenen Lernangebote sein. Ich habe es dabei sehr häufig mit Multiplikator*innen zu tun. Wenn diese Menschen erleben, wie Lernfreude funktioniert und was sie bewirken kann, werden sie überzeugt und befähigt, das auch in ihren eigenen Lernangeboten umzusetzen. Meine Leitfrage kann somit immer sein: Wie kann ich dazu beitragen, dass Lernende in von mir gestalteten Lernangeboten positive Lernerfahrungen machen, d.h. befähigt und motiviert werden, anschließend weiterzulernen und eine immer lernfreudigere Haltung zu entwickeln?
3. Gesamtgesellschaftliche Impulse
Ich gestalte nicht nur Bildung, sondern teile auch meine Gedanken und Impulse über Bildung und setze mich so für Veränderungen ein. Zum Teil mache ich das hier in meinem Blog, zum Teil nutze ich Social Media, zum Teil spreche ich bei Veranstaltungen oder auf Podiumsdiskussionen und zum (sicherlich wichtigsten) Teil verbünde ich mich mit anderen, um gemeinsam für gute Bildung aktiv zu sein. Meine Ausgangsbasis sind hier vor allem die Communities, die sich rund um OER, die OERcamps und die edunautika gebildet haben. Außerdem bin ich Mitglied im Bündnis Freie Bildung. Im Rahmen dieser Aktivitäten immer wieder zu mehr Lernfreude aufzurufen, die Hintergründe zu erläutern und Vorschläge zu formulieren, was es auf einer strukturellen Ebene dazu braucht, scheint mir ein wichtiges Unterfangen zu sein.
Fazit
Das war eine kurze Erläuterung und Begründung für mein Jahresmotto 2025. Ich bin gespannt, was sich daraus in den nächsten Monaten ergibt.
Vielleicht hast du beim Lesen Lust bekommen, einen pädagogischen Tag an deiner Schule oder eine Fortbildung in einer Bildungseinrichtung zu diesem Thema zu gestalten. Das fände ich sehr spannend! Vielleicht wählst du für 2025 auch ein ganz anderes Jahresmotto. Ich bin neugierig, davon zu erfahren!
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