Meine Edunautika-Session: Mit/ ohne/ für/ wie Maschinen lehren und lernen

Bei der Edunautika 2022 habe ich eine Session angeboten zum Thema: „Sollten wir als Pädagog*innen Lernenden etwas beibringen, das Maschinen besser können? Warum bzw. warum nicht und was bedeutet das konkret?“

Die Session-Idee schloss an Diskussionen von der allerersten Edunautika an, wo ich auf dieses Statement von Jack Ma beim Weltwirtschaftsforum in Davis aufmerksam wurde. Er beantwortete die Frage damals so, dass man eben nichts beibringen solle, was Maschinen besser können.

Ich selbst habe auf die Frage noch keine fertigen Antworten – aber bekomme immer wieder mit, dass die Frage sich sehr gut als Ausgangspunkt für Debatten in einer Kultur der Digitalität eignet. Mein Ziel mit der Session bei der Edunautika 2022 war es somit vor allem, einen Austauschraum zu bieten, der es durch gute Vorstrukturierung und beteiligungsorientierte Methoden allen Beteiligten ermöglichen sollte, an diesem Thema weiterzudenken.

Methode

Um möglichst viel Austausch sicherzustellen, wollte ich keine klasssche Runde mit kurzem Input und dann folgender Diskussion machen. Und auch nicht ganz offen diskutieren lassen. Stattdessen nutzte ich die Karten-Zuordnungs-Gruppenpuzzle-Methode.

Diese funktioniert folgendermaßen:

  • Jede Person bekommt einen Zettel mit einem kleinen Inhalt.
  • Alle gehen durch den Raum und kommen über die Inhalte der Zettel miteinander ins Gespräch.
  • Ich biete eine Struktur an mit möglichen Oberkategorien und platziere sie im Raum.
  • Ich lade dazu ein, die erhaltenen Zettel gemeinsam je einer Kategorie zuzuordnen (Es gibt dabei natürlich nicht eine richtige Lösung – aber bestimmt ganz viele Gespräche in wechselnder Zusammensetzung)
  • Jede Person wählt sich anschließend eine Kategorie aus. Die so gebildeten Gruppen vertiefen diese Kategorie für sich und halten Knackpunkte fest.
  • Es werden neue Gruppen als Gruppenpuzzle gebildet: Alle berichten dort aus ihren jeweiligen Gruppendiskussionen.
  • Jede Person hält für sich fest, was sie mitnehmen will – und teilt das gerne auch im Plenum.

Vom Ablauf her ist das Prinzip also sehr simpel – und das Gruppenpuzzle an sich auch alles andere als neu. Damit die Methode gut klappt ist die Vorbereitung aber sehr entscheidend: Sowohl die angebotene Kategorisierung muss offen, aber trotzdem klar genug sein, so dass sie allen einen Rahmen bietet. Und die verteilten ‚kleinen Inhalte‘ auf den Zettel müssen wirklich auf einen Blick verständlich sein – und trotzdem einen spannenden inhaltlichen Kern haben. Zweitens ist dann noch eine sehr stringente Moderation nötig.

Inhalte

Zum Thema des ‚Umgangs mit Maschinen‘ bei der Edunautika-Session hatte ich die folgenden kleinen Inhalte vorbereitet. (Ich hatte mich entschieden, diese aus Lernen-Perspektive als Zitat zu schreiben, denn Lehrende sind ja auch immer Lernende. Außerdem geht gute Pädagogik immer von den Lernenden aus.)

  • Ich schreibe einen Text und korrigiere die Rechtschreibfehler mithilfe eines Übersetzungsprogramms: erst ins Englische und dann wieder zurück ins Deutsche.
  • Von einem Tool für generative Kunst, das zufallsmäßig Käfer erstellt, wähle ich die für mich 10 schönsten aus und erstelle dazu ein Plakat für eine Veranstaltung.
  • Ich unterhalte mich mit Menschen in einem anderen Land mithilfe eines Übersetzungstools.
  • Ich recherchiere nach Informationen zu einer Herausforderung, vor der ich gerade stehe.
  • Ich lerne Englisch-Vokabeln, um mich frei auf Englisch unterhalten zu können.
  • Ich lerne das kleine und das große Einmaleins, damit ich schnell etwas im Kopf ausrechnen kann.
  • Ich lerne, wo sich welches Land in Europa befindet und wie die Hauptstädte heißen.
  • Ich beschäftige mich mit den wichtigsten Rechtschreibregeln, um möglichst fehlerfreie Texte schreiben zu können.
  • Ich baue mit der Lerngruppe ein Luft-Mess-Gerät, mit dem wir die Luftqualität bestimmen können.
  • Ich erstelle einen Blog, um darüber über meine Themen und Inhalte mit anderen kommunizieren zu können.
  • Ich entdecke einen Fehler in einer Software – und melde ihn.
  • Ich kaufe mir den Calliope, einen Mini-Computer, und schreibe ein erstes Programm.
  • Ich beobachte den Sternenhimmel – und staune über die Unendlichkeit des Universums.
  • Ich bin in einem Altenheim und spreche mit den Menschen dort über ihre Erlebnisse in ihrer Kindheit und Jugend.
  • Ich gehe an einen Fluß und baue einen Staudamm.
  • Ich gehe spazieren, beobachte die Natur – und schreibe meine Gedanken und Gefühle als Gedicht auf.

Als Kategorien habe ich die folgenden vier vorgeschlagen:

  1.  Maschinen nutzen und mit ihnen kooperieren
  2. Maschinen beherrschen und gestalten
  3. Maschinen imitieren
  4. Maschinen ignorieren und hinterfragen

Ergebnisse

Da es sich um eine Session mit dem Ziel des Austausches handelte, gibt es keine direkten Ergebnisse.

Einen Aspekt habe ich im Rahmen einer Zwischenmoderation noch inputmäßig beigesteuert – nämlich die Kunst des Sowohl-als-Auch-Denkens – wir haben das mit einem Seil visualisiert:

  • Wenn wir in jeder Gruppe, die an einer der Kategoren steht, ein Seilende in die Hand nehmen und uns daran gegenseitig hin- und herzerren, werden wir umpurzeln.
  • Wenn wir aber das Seil als gemeinsames Spannungsfeld sehen, das uns alle trägt, können wir gemeinsam gestalten. Genau das wollen wir nun versuchen.

Hier kommen noch ein paar Impressionen und Aha-Momente zur Session, die Teilgebende geteilt haben:

Und hier ist das Doku-Pad der Session, wo Teilgebende weitere Aspekte aus der Diskussion geteilt haben – und Du gerne auch Deine Überlegungen beisteuern kannst.


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